Dienstag, August 16, 2011

konzert: folk im park, 14.08.11

die folk im park kooperative hat großes vor. das folk im park festival soll von heuer an jährlich stattfinden! so nicht nur wage in den statuten verbrieft, sondern nun auch offiziell kundgetan. denn nachdem die letzten künstler am sonntag abend die bühne verließen, trauten sich die veranstalter den nächsten schritt: nächstes jahr sind wir wieder am start, hieß es! und das ist gut so. denn im, einem lustgarten ähnlich amutenden marienbergpark, am rande der stadt nürnberg, gelang ein vorzüglich organisiertes wie musikalisch ausgezeichnet bestücktes kleines event, das sich mit veranstaltungen ähnlicher art leicht messen kann. das karree eine kurzgeschnittene wiese, auf der sich auch platzregen breit machen kann, die stände in ausreichender anzahl mit gaumenfreuden jeglicher art, die organisatoren in bewegung, aber stets freundlich und zur hand gehend, die bestuhlungsmöglichkeit hevorragend, schutzzelte vor sonne und nass in angemessener anzahl und das alles zu einem preis, der eher fragen nach der refinanzierung erweckt, als dass man sich beklagen wollte. alles in allem ein schlichtweg hervorragendes fundament, auf dem sich die zu mehreren hunderten angetretenen zuhörer einem programm ausgewählter güte widmen konnten.
aufgrund des genusses eines frisch zubereiteten frikassees beim guten freund v. verzögerte sich die anreise zum fest um einiges. jedenfalls war das konzert von bricks mit durchschreiten des eingangs beendet. ein ärgernis, das ich noch eine geraume weile mit mir herumschleppen sollte, da ich mich besonders auf die lokalmatadoren gefreut hatte. ich hoffe, es ergibt sich in naher zukunft ein blick auf die gestandenen größen der nürnberger musikszene. stimmen verhießen mir, es war eine sehr gute halbe stunde.

nun denn, es galt für uns zunächst mit den äußeren bedingungen klar zu kommen. sonne, hitze! die dreißiger marke wurde locker übertroffen, sie konnte nur mit bier - wenigstens gefühlt - herunter getrieben werden. gesagt, getan. so ließ es sich mit heimischem gerstensaft prima auf den nächsten act warten. monta stand an. hinter dem griffigen moniker steckt tobias kuhn, der miles- sänger, der sich mit hütchen bedeckt und von sir simon begleitet auf eine kleine einführungsreise in die monta- welt (mehr konnte es für all diejenigen nicht sein, die ihn bis dato nicht kannten) begab, schaffte es kurzerhand, mich in eine art festvialfeeling zu beamen. der couragierte auftritt der beiden herren glänzte vor allem mit einer art inbrunst, die man zu dieser tageszeit, es war heller nachmittag, nicht jedem abnimmt. aber wer mit so viel leidenschaft ein "wonderful live" cover darbietet, hat einen dicken stein im brett.

bei mir und den anderen besuchern von folk im park. die hockten entspannt auf den mitgebrachten decken, ließen sich die lang ersehnte sonne auf den schädel brennen und genossen sir simon, der mit anhängsel battle auch selbst solo sein unwesen treibt, und monta, der unter anderem "chosen one" darbot, einen smog song ("julius caesar") und, wenn ich mich richtig erinnere u.a. auch "good morning stranger" vom album "the brilliant masses". das zusammenspiel der beiden musiker war nicht immer auf den takt genau, aber schweißtreibend. tobias nimmt man ab, was er zu erzählen hat, er ist ein typ, den bühnen gern beherbergen. die leisen töne schlingern noch durch die massen, da stampft der kerl schon energisch auf. hallo- wach- effekt. ich bin neugieriger denn je.

die isbells sind zum spielen bereit, die band um gaëtan vandewoude bauten zügig auf, während über dem rund immer mehr dunkle wolken kreisten. der masterband der belgier verrät seinen tip, mitten im set wird es zu regnen beginnen. der start ist verhalten, die strukturen der warmfolkigen musik müssen sich erst erstellen lassen. banjo hier, mandoline dort, akustische gitarre und xylophon, dazu soundwebendes keyboard. die harmoniegesänge sind durch die bank gekonnt und legen sich über die stücke wie heimeliger saum.

doch die blicke aller gehen immer wieder in den himmel, der schon bald nicht mehr auf sich warten lässt, er schickt die befürchtete regenüberraschung. so plötzlich, so intensiv, dass alles unter die zelte flüchtet, sich mit kostenfrei zur verfügung gestellten capes bewaffnet und sorge dafür trägt, halbwegs trocken zu bleiben. die wunderbaren isbells spielen note umd note, können alsbald aber nicht dem aufkommenden sturm trotzen und müssen das konzert abbrechen. ein jammer! denn hier finden kraftvoller antritt und die besonnenheit handgemachter musik aufs feinste zueinander. ich hätte den vieren gern noch länger zugehört.

der regen prasselt und prasselt. die ersten flüchten das rund. aber viele bleiben besonnen und hoffen gemeinsam mit den veranstaltern auf eine fortsetzung der konzerte. unter unserem großraumschirm entstehen freundschaften, einladungen werden verteilt, um bei etwaigen naturkatastrophen nicht allein dazustehen, gelebte solidarität allenthalben, bloggerkollegen werden erkannt und ausgefragt, klamotten ausgewrungen und weiterhin fleißig dem guten bier gefrönt. dan mangan wird angesagt, die himmel lichten sich, die hoffnung wird belohnt.
nur zwei konzerte standen auf der kurztournee dieser tage, die kanadier spielten haldern und folk im park. wer gab hier wem die ehre? hunderte augenpaare gierten richtung bühne und hingen am mund des so freundlichen endzwanzigers. und der und seine, man kann es nur immer wieder hervorheben, exzellenten mitmusiker enttäuschten in keiner phase des gut anderthalbstündigen auftritts. von "oh fortune", "the indie queens are waiting", "you silly git" über "basket", "rows of houses" bis hin zu "leaves, trees, forest" und dem unvermeidlichen "robots" gab es vollprogramm aus dem ersten album "nice, nice, very nice" sowie dem im september erscheinenden "oh, fortune". es ist eine sich immer wiederholende wohltat, dem burschen beim musizieren und singen zusehen zu dürfen.

diese freundliche, spitzbübische art, das zuweilen linkische und stets auftretende überraschende grinsen, als hielte er die ausgelöste begeisterung für nicht möglich, machen ihn zum heißesten kandidaten für den thron des symapthischsten barden. er singt, verzögert, lockt den hörer heran, um fürderhin zu deklamieren, zu beklagen oder zu beschreiben. seine geschichten haben einen sog, der sich aus verständnis und nachvollziehbarkeit speist. abgehobenes ist fremd, die große nummer beleiht nur sein kongenialer sidepart an der gitarre. gordon grdina spielt so facettenreich, dass eine beschreibung seiner kunst viel raum benötigte. er treibt die melodien vorwärts, er harmoniert mit dem spiel mangans, er rhythmisiert und schlägt neue pulse an. er bewegt sich auf der bühne wie ein flinkes raubtier und seine finger flitzen dabei über die tabulatur in kaum verfolgbarer geschwindigkeit. er gibt der musik von dan mangan einen meisterlichen schliff. doch die augen der umstehenden sind immer nur auf dan gerichtet. ich höre mädelherzen schlagen. er trägt dem rechnung, lässt sich mitten im publikum blicken und wird dann, oh undank, von einem typen auf die stirn geküsst. letztlich, klar, ein toller auftritt!

a choir singing robots need love too live @folkfestival nuremberg

mit moddi stiess als letzte darbietung im schatten aufziehender dämmerung pål knudsen und seine vierköpfige band zu uns. man wollte den blondgelockten kerl gern verstehen, der seine jungbübische stimme kunstvoll moduliert, dessen gesang manisch verschwiegen oder entsetzt laut klingen kann, aber des norwegischen nicht mächtig oder aber, wenn er in englisch sang, der filigranen musik folgend, jedenfalls blieb thematisch nichts greifbares für mich. doch selbst pål gab an, manchmal nicht ganz zu verstehen, wovon seine lieder handelten und zudem bot das ensemble ein so aufregendes spiel, dass das lyrische moment, das wie flirrendes zwie gegeben war, auf die zweitrangigkeit verwiesen wurde. hier ein cello, das von katrine gestrichen oder gezupft wurde, hier als teil des klanggemäldes, dort als pointierter teil des ganzen, dort ein keyboard, aktivierend, energien freisetzend, hier eine perkussion, die so diebisch um die ecke schielte, wohltat an knochen, glöckchen und tamborines und dort ein bassist, der dem beat genauso frönte wie er komplementäre soundfetzen zu generieren wusste. dazu der kleine herr moddi, mittig platziert, der sein akkordeon mit zuhilfenahme seines rechten fusses stemmen musste, der so mutig sang, der betonte und feierte, der teilte und mitteilte.

die ihn umschwirrende musik changiert zwischen freischwingender konzentration und energetischer ambition und hat, wie der treue begleiter v. wusste, progressives potential, wenn sie dem trotzen der instrumente nachgibt und anschwillt auf ein großer etwas, das bleiern über den köpfen hängen bleibt, um sich in wohlgefallen aufzulösen, während hunderte schmetterlinge auseinander stoben.
moddi - rubbles
tausend dank an die bands und an die veranstalter (danke, stefan!) für ein gelungenes, wetterfestes event.

5 Kommentare:

Mona Ring hat gesagt…

Schöne Beschreibung von Dan Mangan! Da kann man nur zustimmen.

E. hat gesagt…

freut mich sehr! wie auch der besuch deiner seite ein fest war, tolle bilder! (da möchte man glatt..., ähm, abwegig...)

Mona Ring hat gesagt…

Danke, das freut mich auch sehr!
Da möchte man glatt...?

E. hat gesagt…

es kam mir die spontante idee eines gezeichneten logos bzw. banners usw. ...

Oliver Peel hat gesagt…

Klingt nach einem sehr entspannten, sympathischen Festival. Und das Line Up konnte sich wirklich sehen lassen! 30 Grad ° hatte es bei euch? Da waren wir in Haldern weit von entfernt, wenngleich es auch am Niederrhein regnete.

Wunderbarer Bericht, wie immer!