Dienstag, Januar 29, 2019

hicks!: h-burns

das album "midlife" ist für ende märz zu erwarten, vorab gibt es das formidable "crazy ones", zu welchem es sich easy tanzen lässt: h-burns (infos: elf jahre alt):

Montag, Januar 28, 2019

kitty solaris - cold city (2019)


eine zeile macht noch keinen sommer. die vergleiche hinken. sprichtwörter sind zum anlehnen dar. in berlin macht alles einen sinn. wo läge der unterschied? makel drängen sich auf. nichts, was man offensiv begutachtete. auseinandersetzung allerorten.
das treffen vor dem fenstersims nimmt gesichtslose gestalten auf, all die fremden im geviert. sind nicht neu. das war so, bleibt. und doch ist da bewegung. bedeutungen für heimat buchstabieren. ein leichtes. redundanzen vermeiden.

ein blick auf die stadt, auf sich in der stadt und die stadt in einem. im vexirbild des tränenreichen exzerpts eine buntheit, diversität, die zum stillen tanz einlädt. das verlassen ist ein ankommen. neu ist nur der gedanke daran. hilfe naht, wenn man sie ruft.
"cold city" ist bildstark und energisch, ist voller seele und vermittelt das hin- und hergerissen sein im bombastisch ruinösem. die verzweiflung ist längst kanalisiert und muss doch nicht im zynismus ertränkt werden.

kitty solaris brilliert mit gestochener unaufgeregtheit und ward selten ernsthafter. die selfmade attitüde ist gedämpft, die sideparts viel zu stark. steffen schlosser (drums, guitar), lucio capese (klarinette), roderick miller (keys).
saftiges gitarrenspiel, eindeutigkeit im drumming, das umfeld bewegt sich sacht cholorierend, die solaris singt mit verve und drängt doch mehr das thematische in den vordergrund als das eigene hübsche köpfchen. wenn vergleiche dann das ruppige des lou reed, die feierlichkeit einer patti smith, das unromantisch-politisierende eines billy bragg. doch das hier ist:
heimatsound!

"cold city" erscheint am 22. februar auf solaris empire.
 

Sonntag, Januar 27, 2019

hicks!: chris cohen

schöne nachricht: chris cohen legt ende märz nach, "green eyes" ist der erste hinweis auf das selbstbetitelte neue album:

Samstag, Januar 05, 2019

Hauskonzert – Ryan Lee Crosby & Band, 05.11.18

Wer kann, sollte stets ausblenden, dass der intime Blick in die eigene Häuslichkeit etwas Besonderes ist. Atmosphäre, das Loslösen vom Alltag, wenn es gelingt, die dicht gesponnenen Fäden der hier lebenden Persönlichkeiten, das Streitbare und der Frieden, die Behauptungen und die Beschlüsse. Wer kann, sollte dem Gewinn einen Augenblick gönnen, dem Gewinn an Freizügigkeit, an Begegnung, an Mut. Der Mut des Gegenübers sich zu präsentieren, der Mut jener, die sich in die Lebenswelt anderer begeben, um Anteil zu nehmenn.
Das sind von Zeit zu Zeit mal mehr, mal weniger. Aber stets eine illustre, immer wieder sich neu aufstellende Schar Neugieriger. Das wechselnde Publikum unserer Hauskonzerte offeriert, wie lebendig solch eine Unternehmung sein kann.

Innerhalb kürzester Zeit durften wir Ryan Lee Crosby, den stets sehr jugendlich wirkenden Bostoner Musiker in unseren vier Wänden begrüßen. Dass ihn diesmal eine Band begleiten sollte, machte das freudige Ereignis geradezu aufregend. Im März hatte er noch den Schweden Peter Thisell an seiner Seite gewusst, der jedoch ein eigenes Set zu spielen gedachte. Diesmal säumten den bärtigen Bluesbarden die beiden Musiker Jay Scheffler und Grant Smith.

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Während Grant am Boden sitzend die Kalabash „bediente“, verdingte sich Jay an der Mundharmonika. Zu dritt brachten sie eine Musikalie an den Mann, die sich zwischen Blues und afrikanischen Rhythmen und Klängen einen Weg zu bahnen wusste. Ryan und Jay beschäftigten sich konzentriert mit den drei Akkorden über zwölf Takte, nur Grant driftete immer wieder in eine eigene Welt ab. Sein stampfender Beat oder sein finessenreiches Spiel auf der aufgeschnittenen Gemüseschale belebten das Ensemblespiel ungemein. Hinzufügte sich der unaufgeregte, leicht gutturale Gesang Ryans, der uns schon so vertraut ist. Seine Lieder sind Fächer, die an heißen Sommertagen Kühle versprechen.

Doch irgendwie ist das alles auch mehr. Über das Konzert hinaus. Über die Lieder, die eigenen, die gecoverten Songs hinaus. Über die erste und zweite Begegnung hinaus. Es ist dieses Aufeinandertreffen zunächst fremder, sich später immer näher kommender Welten. Es sind die Gespräche, die Verquickung von Gedanken, das schnelle Einigen auf Werte und die Verabredung zu einer Gemeinsamkeit. Das ist so einfach und so wertvoll und so unwiederbringlich bestärkend. Man wollte multiplizieren. Und kann es dann doch nur immer wieder tun und dieser Welt etwas davon zutragen.

Hauskonzert – Cup & Wolf, 21.09.18

Sie sagen, ihre Texte seien vollkommen unpolitisch. Sie handeln von der Familie, von Freunden, von all jenen, die ihnen wichtig sind. Hier entspringen die Geschichten. Ganz einfach. Und doch emotional, nahe bei, wie man so sagt. Sei freundlich, das ist die Botschaft. Wenn das nicht politisch ist, sage ich. Gerade in diesen Zeiten. Dass sie in Chemnitz gespielt haben, als sie gerufen wurden, war selbstverständlich. In unserem Wohnzimmer? Ja, auch diesem Ruf sind Cup & Wolf aus Schweden gefolgt. How to keep caring.

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Hausshows sind fragile Angelegenheiten, von so vielen Indikatoren abhängig. Die Intimität, das Momentum, wenn die Musiker den Kontakt zum Publikum wagen, die Biersorte. Das Komödiantische ist jeglichem Versuch die Nähe zu überwinden immanent. Hier gilt es auszuhalten. Wer es wagt, gewinnt nur. Nur zu wagen, genügt aber auch nicht. Man muss sich einbringen, zwangsläufig. Dann bildet sich Gemeinschaft, schnell und auf Dauer angelegt. Wie eine Art Zwangsehe. Sobald der Funke springt, so lehrten es die letzten Veranstaltungen, gibt es kein Halten mehr. Die Musiker übten eine Stunde Beziehungslehre. Griffig die Ansprache, griffiger das Tasten unter der Haut. Obwohl die Noten brachen, die Rhythmik hieb- und stichfest war, die Gitarren munter lichterten, ging es uns an. Weil da die Worte Nähe zeugten und ein Talent entwarfen, Momenten einen Namen zu geben, das wir nur zögerlich empfangen könnten.

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Das erste Album wurde feierlich begangen und dem neuen schwer gehuldigt. Wie man es auch tun durfte. Finden sich doch Popmomente, an denen sich auch dauerhafter knabbern ließe. Weil sie Nehmerqualitäten haben, weil sie der Kritik trotzen, allzu wohlgeformt zu sein. Nein, mitnichten sind sie das. Sie sind energisch und wechselhaft, sind im Widerstreit des Kollektivs erwachsen und längst ein Zeugnis mannigfacher Erosion, gewappnet für den Dauereinsatz. Mittanzen wollte man, wenn es zwangloser wäre, mitsingen, wäre man der Worte mächtig gewesen. So sprangen lediglich die Noten von Mann zu Mann, das strahlende Lächeln, ausgetauscht auf hellen Gesichtern, ein Vergnügen in der Mitte des Seins.
Die Nacht war längst über uns, die Biere getrunken, die Gespräche noch im Gange, da leerten sich die Gedanken abschließend. Ein solcher Abend braucht kein Fazit. Aber er zieht die Lehren wie Motten das Licht. Seid freundlich.