Wer kann, sollte stets ausblenden, dass
der intime Blick in die eigene Häuslichkeit etwas Besonderes ist.
Atmosphäre, das Loslösen vom Alltag, wenn es gelingt, die dicht
gesponnenen Fäden der hier lebenden Persönlichkeiten, das Streitbare und
der Frieden, die Behauptungen und die Beschlüsse. Wer kann, sollte dem
Gewinn einen Augenblick gönnen, dem Gewinn an Freizügigkeit, an
Begegnung, an Mut. Der Mut des Gegenübers sich zu präsentieren, der Mut
jener, die sich in die Lebenswelt anderer begeben, um Anteil zu nehmenn.
Das sind von Zeit zu Zeit mal mehr, mal
weniger. Aber stets eine illustre, immer wieder sich neu aufstellende
Schar Neugieriger. Das wechselnde Publikum unserer Hauskonzerte
offeriert, wie lebendig solch eine Unternehmung sein kann.
Innerhalb kürzester Zeit durften wir Ryan Lee Crosby,
den stets sehr jugendlich wirkenden Bostoner Musiker in unseren vier
Wänden begrüßen. Dass ihn diesmal eine Band begleiten sollte, machte das
freudige Ereignis geradezu aufregend. Im März hatte er noch den
Schweden Peter Thisell an seiner Seite gewusst, der jedoch ein eigenes
Set zu spielen gedachte. Diesmal säumten den bärtigen Bluesbarden die
beiden Musiker Jay Scheffler und Grant Smith.
Während Grant am Boden sitzend die
Kalabash „bediente“, verdingte sich Jay an der Mundharmonika. Zu dritt
brachten sie eine Musikalie an den Mann, die sich zwischen Blues und
afrikanischen Rhythmen und Klängen einen Weg zu bahnen wusste. Ryan und
Jay beschäftigten sich konzentriert mit den drei Akkorden über zwölf
Takte, nur Grant driftete immer wieder in eine eigene Welt ab. Sein
stampfender Beat oder sein finessenreiches Spiel auf der
aufgeschnittenen Gemüseschale belebten das Ensemblespiel ungemein.
Hinzufügte sich der unaufgeregte, leicht gutturale Gesang Ryans, der uns
schon so vertraut ist. Seine Lieder sind Fächer, die an heißen
Sommertagen Kühle versprechen.
Doch irgendwie ist das alles auch mehr.
Über das Konzert hinaus. Über die Lieder, die eigenen, die gecoverten
Songs hinaus. Über die erste und zweite Begegnung hinaus. Es ist dieses
Aufeinandertreffen zunächst fremder, sich später immer näher kommender
Welten. Es sind die Gespräche, die Verquickung von Gedanken, das
schnelle Einigen auf Werte und die Verabredung zu einer Gemeinsamkeit.
Das ist so einfach und so wertvoll und so unwiederbringlich bestärkend.
Man wollte multiplizieren. Und kann es dann doch nur immer wieder tun
und dieser Welt etwas davon zutragen.
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