Mittwoch, Februar 09, 2011

neue töne (931): sacred harp

einige posts liegen immer schon geraume zeit auf halde und harren der dinge. worauf sie genau warten, weiß ich oft gar nicht. manchmal bedarf es eines intials. wie im falle von sacred harp. mit der norwegischen formation, die sich anfänglich aber aus einem finnen - juhani silvola - einem norweger - Øystein skar - und einer holländerin - nämlich jessica sligter - zusammensetzte, beschäftigte ich mich bereits im vorletzten jahr, als ihr selftitled debut erschien (perfect hoax).
unter normalen umständen hätte man sofort einige formeln parat, hinter denen man die musik von sacred harp verstecken kann. doch die umstände sind nicht normal, die parameter verweisen auf unbekannte und ungelöste und verschlungene, auf fehlende und bislang mißachtete. zu verschlungen, zu verworren, zu freudig dissonant, dass sich konstanten finden ließen. die diskussion ist genau in dem moment eröffnet, da die erste note schlingert. schnell hat man die fußnote freak folk, weird folk etc. zur hand. und möchte fortan bejahend nicken. das silberne pfeifen, die rasseln, die dumpfe perkussion, ja!, das ferne singen, das unheimliche nahen. und dann kommt man doch nicht umhin und fragt sich, in wie weit solcherart benannte band etwas mit dem zu tun hat, was sich gleichfalls sacred harp nennt und und wobei es sich um einen religiösen, ja spirituellen a capella gesang der weißen handelt. es sägt und wetzt und die seele wird teuer verkauft. das ringen nach den festen schlingen, wie sie gen himmel führen, ist hier wie dort ein ehrliches, ein unmißverständliches und vergeistigtes. kein pfad, der irre führt. auch nicht, wenn er mit electronica beschrieben ist, wenn er drone in den wegweiser schnitzt, wenn dem blues eine schneise geschlagen wird. islaja, kemialliset ystävät, charalambides, andere mehr könnten hier des wanderers stab halten. flinke gitarrenspuren, glissandierend, zuspitzend, verlaufend. irrend.
nun fügte es sich, dass jessica sligter unter dem moniker jae in paris unterwegs war, wo sie der bloggerkollege oliver auflas und bei auftritten begleitete. ob in solo oder mit unterstützung, auch die junge dame strotzt vor diversität und zeigt unterschiedlichste gesichter. von der anmutigen ballade über psychfolkanleihen bis hin zur radikalkur in form von operndiva artigen gesängen ist alles drin. ihr solo album kommt im februar. aber zurück zur band.
gespenstisch, mystisch, urvertraut. dringlich, energisch, depressiv. entflammend. und gar nicht so rückwärtig und verbrämt. im gegenteil, offen und zugewandt, immer mit freundlicher fratze. elektrisch, weniger akustisch, perkussiv, weniger beat. der ep aus 2009 wird nun ein full length folgen, "window's a fall" (trust me records) steht in den startlöchern und wird seit dem januar als preorder behandelt. das trio wurde mittlerweile um andreas lønmo knudsrød ergänzt, der die bis dahin vernachlässigten drums übernahm. diese hinzunahme fördert das vehemente moment und erhöht die dringlichkeit.
bitte nicht verwechseln mit dem ebenfalls sacred harp benannten projekt von daniel bachmann aus virginia, sehr empfehlenswert im übrigen.
sacred harp - elevator endeløs (from: "s/t", 2009)
sacred harp - silent/holy/calm/bright (from: "alternativ julekalender 2009")

2 Kommentare:

Oliver Peel hat gesagt…

Verflixt, ich finde keinen Konzerttermin für Sacred Harp in Paris Anfang März.

Was hälst Du von Jae? Hattest Du Zeit, dich mit ihr zu beschäftigen?

E. hat gesagt…

ich fand das schon sehr spannend, was sie solo betreibt. aber für eine intensive beschäftigung hat es noch nicht gelangt.