Samstag, Februar 05, 2011

neue töne (930): emily arin

das ist ein komisches ding. ambivalent und gefühlsduselig. zwischenzeitlich ertappe ich mich gar, wie ich insgeheim imaginäre butterblumenblätter abzupfe und vor mich hinflüstere, ich mag dich, ich mag dich nicht, ich mag dich... mit emily arin kam mir eine songwriterin in die quere, die alles hat, was eine große künstlerin ausmacht. sie schreibt excellente lieder, hat ein gespür für die unvergesslichen momente, singt nuancenreich und mit spürbarer emotion und authenzität, pickt ihre gitarre wie gott sein wolkenschwert am ersten tag geschwungen haben muss, und zudem hat sie begleiter, die für ausgewogene, ornamentierende, nie blümerante arrangements sorgen. alles in allem also kein grund zur beschwerde. und es gibt keine beschwerde, eher handelt es sich um ein gefühl. eines, das mich zuweilen auch bei den letzten alben von laura veirs beschlich oder bei alela diane, als sie die kargheit aufgab und uns "to be still" schenkte. ein gefühl, das sich der reinheit verwehrt, das dem schönklang nicht gänzlich verfallen will, das immer wieder einen vorschlag parat hat, womit man das vermeintlich unfertige ergänzen, anreichern, aufpolieren sollte. und allem liegt ein zögern inne. weil es dann doch so vollmundig ist, weil es sich anbietet wie landschaft, die man sieht oder nicht, die sich auf ihre weise ändert, anpasst und dem betrachter dauerhaft geschenke macht. musik wie landschaft. einerseits ungeschlacht und andererseits einzigartig und wunderbar.
emily arins leben war in den vergangenen jahren von einer ruhelosigkeit gezeichnet, wie sie die neugierigen bewohnt. trips durch südamerika und europa, umzüge, von ihrer heimatstadt los angeles in die nähe new yorks zum beispiel, ereignisse, voller trauer beim tödlichen unglücks eines freundes, freudige, wie zum beispiel die begegnung mit sergio diaz von os mutantes, der zum fan ihrer musik wurde bis hin zur wahrnehmung öffentlicher meinung, u.a. in no depression, wo emily als eine der fünf besten unbekannten künstler erwähnung fand. mittlerweile sei sie in philadelphia angekommen, um von hier aus touren und auftritte zu planen, wieder etwas offener zu sein für die freuden urbanen lebens. der zuvor notwendige rückzug verhalf u.a. zur besinnung auf das debutalbum "patch of land" (vorab erschien mit "time and space" ein selbstproduzierter, erster erlass). gemeinsam mit greg weeks (espers, language of stone) sowie mit hilfe von jon low und brian mctear hat sie das 11track aufgenommen und uns einen stilmix geschenkt. die beimischungen zum munteren americana sind country, folk und blues. so ist "say" ein leichter stomp, der von emilys hellem organ, dem backgroundgesang von david zug thompson und der schwelgerischen slide (joe novelli) lebt. nicht weniger anteil daran haben tommy bendel an den drums, david hartley am bass und stephen maglio an der electric guitar. herrlich aufgeräumt und auf den punkt gebracht: "it burns through the past / to something that’s vast / where love has been given a name / and you led me here / so lend me your ear / these words I want to say". "waltz for spalding gray" erinnert an den narrativen gesang alela dianes, die ebenso wie emily arin durch melodische winkelzüge aufmerksamkeit heischt und betonungen setzt. "hidden flame", forcierter und rhythmusbetonter, "when you knew me when" ist ein cello unterlegtes liebeslied, wunderschön an der e-gitarre geschlendert, "on a rainy night in memphis" ist ein schunkler und "ptach of land" schimmert wie frisch geputztes perlmutt. emily hat nicht das auffallenste, aber ein schönes gesangsorgan, ihre stärken sind die einfache wie wirkungsvolle lyrik, das gitarrespiel, das nicht nur der untermalung dient, sondern fester bestandteil eines songdienlichen vorwärts ist und die melodische ungebundenheit und sorgsame aufbereitung ihrer lieder. und so bleibe ich in fanpose verhaften und besinne mich darauf zu geniessen und die mäkelei bleiben zu lassen. würde mich freuen, wenn auch Ihr neugierig seid.
emily arin - when you knew me when
emily arin - say

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