Freitag, Dezember 31, 2010

listenterror: beste alben 2010 1 - 10

platz 1 - 10 schön säuberlich aufgereiht. doch ganz so einfach gehts eben nicht. hier sind stimmungsmonster darunter, manches werk taugt für manche tageszeit, für manchen moment ganz und gar nicht. und doch stehen sie für sich und sind die erheller eines insgesamt durchschnittlichen musikjahres. mit out like lambs findet sich eine nummer eins, die wonnen schafft abseits geschäftiger ideen, die vielmehr in der ebene grast, wo das grün satt und satter ist. joanna newsom wurde sich gerecht und frontier ruckus legten gar noch eine schippe drauf. ein dreier, der jedem jahr, jedem jahrzehnt gerecht würde.

****1/2
1. out like lambs – not so winter waltz
2. joanna newsom – have one on me
3. frontier ruckus – deadmalls & nightfalls

****-****1/2
4. breathe owl breathe – magic central

****
5. horse feathers – thistled spring
6. michael hurley – blue hills
7. nina nastasia – outlaster
8. phosphorescent – here’s to taking it easy
9. jack rose – luck in the valley
10. emily jane white – ode to sentience

12 Kommentare:

SomeVapourTrails hat gesagt…

Wieder so eine Liste, die mich ratlos zurück lässt. Ich höre wirklich nicht wenig Alben an, und kenne doch allein von deinen 40 höchstens 5. Ich meine das nun wirklich nicht abwertend, wenn ich sage, dass ich irgendwie vom Gefühl beschlichen werde, es gäbe nur 3 Arten Blogger. Mainstream-Blogger, Indie-Mainstreamer oder Underdog-Verfechter. Und all die diversen Bestenlisten spiegeln diese bewusste oder unbewusste Festlegung wider. Wie ich mir das beste aus allen 3 Schienen extrahiere, wird mir hoffentlich 2011 klar werden. Komisch übrigens, die Musiker, die ich 2010 bei dir entdeckte, zB einen Eric Chenaux, finde ich deinem Rückblick nicht wieder. Geschmäcker und Eindrücke bleiben halt sehr verschieden.

E. hat gesagt…

du bist des öfteren auf der suche nach plausibilität und stringenz. du versuchst hinter vorhänge zu schauen, wo es keine gibt. das werten und bemustern halte ich auf diese weise für schwierig. glaube dem listenersteller und gestehe ihm ein persönliches urteil zu. so unterschiedlich wie listen ausfallen mögen, so verschieden sind die menschen.
ich glaube, dass meine liste schon auch widerspiegelt, was in diesem blog stattfindet. zum gros der top ten alben gab es eine ausführliche rezension. joanna newsoms zauberwerk bekam ich zeitnah nicht in worte verpackt, gleiches gilt für jack rose, wobei mich hier eher der zusammenhang zwischen tod und erscheinungstermin post mortem scheitern ließ.
weitere beispiele außer eric chenaux würde mich interessieren. er ist leider einer jener künstler, die durch in mystisches loch fallen: vergessen, übersehen, nicht sofort gelistet etc. es gibt angesichts der vielzu großen menge an gehörtem immer wieder alben, die ich wirklich übersehe. gerade bei ihm tut mir das leid. nachträglich werde ich sicher nachbessern. mir fielen noch andere ein: strand of oaks oder balmorhea zum beispiel. bewertung setzt aber immer auch eine für meine augen rechtschaffene beurteilung voraus. die ist nicht immer möglich.

E. hat gesagt…

nachtrag zu deinen bloggerisierung. ich höre bestimmte alben nicht. vieles, was als mainstream geführt wird, interessiert mich nicht. ergo komme ich nicht in die verlegenheit, es bewerten zu müssen. die abgrenzung erfolgt nicht, um abgegrenzt zu sein, sondern ergibt sich aus meiner musikalischen ausrichtung.

Mukkel hat gesagt…

In der Top Ten haben wir viele Überschneidungen. Joanna Newsom, Breathe Owl Breathe, Jack Rose und Michael Hurley haben sich dort auch bei mit ihre Plätze gesichert. Insofern bin ich sehr gespannt auf das Hören des Out Like Lambs-Albums, die einzelnen Tracks, die ich kenne, schüren die Vorfreude.

Bei Phosphorescent scheiden sich bei und ein wenig die Geschmäcker. Ich empfand das neue Album zu glatt und seine Musik hat durch das Einfügen in konventionellere Americana-Klangfarben viel an Wirkung, Nachdruck und Atmosphäre verloren. Für mich besser als seine Willie Nelson-Hommage, aber doch meist weit von der Magie der frühen Alben entfernt, lediglich vereinzelt in Stücken wie Los Angeles schimmert's noch.

Da du weiter unten auf die Black Twig Pickers hinwiest: Ist ihr Album mit Charlie Parr durch deinen Raster geschlüpft? Ich hätte es recht weit oben bei dir erwartet.

E. hat gesagt…

danke fürs feedback, thorsten.
wie stehts um frontier ruckus und horse feathers?
dass du nina nastasia und emily jane white nicht so hoch bewertest, kann ich erinnern.
phosphorescent begeistert mich mit dem neuen album gerade wegen der geradlinigkeit, der offenen, einsehbaren struktur. es ist zum hineinlümmeln, atmosphärisch stark. ich mag es gar nicht in vergleich setzen zu älteren werken.
parr und die black twig pickers habe ich leider noch nicht in gänze gehört. sehr gute tunes allerdings.

SomeVapourTrails hat gesagt…

Ach, chacun à son goût, ich kann mit unterschiedlichen Geschmäckern gut leben, speziell dann wenn man ureigene, quer gebürstete Vorlieben sein Eigen nennt. Solch eigenständige Attitüde schätze ich sehr. Dass die Liste das forciert, was über das Jahr Erwähnung findet, macht ja auch Sinn. Ich wollte der Aufstellung keine Sinnfrage aufbürden. Als weiteres Beispiel, was mir nicht in deiner Zusammenstellung aufgefallen wäre, würde ich zB noch Goldmund nennen.

Zu der Kategorisierung von Blogs. Dass mein Universalanspruch aufgrund der schieren Masse von Musik nicht bewältigbar ist, dessen bin ich mir durchaus bewusst.

Mukkel hat gesagt…

Oh, Nina Nastasia und Emily Jane White hatte ich vergessen aufzuzählen, die sind natürlich auch in der Top Ten (Nina bewerte ich mit ****-****1/2 sogar ein bißchen besser als du). Die Horse Feathers und Frontier Ruckus sind auch bei mir hoch vertreten, allerdings knapp nicht in der Top Ten sondern ein klein wenig weiter unten. Dafür steht Alasdair Roberts bei mir höher im Kurs und Nalle tummelt sich dort auch noch (auch eine Band, die ich erwartet hätte bei dir hoch vertreten zu sehen - du mochtest meine ich die Vorgänger sehr gern, oder?).

Einspruch muß ich natürlich nochmal erheben gegen die Aussage, Warpaint seien eher ein Hype gewesen. Das glaube ich nach dem Live-Konzert nicht, denn die Stärke der Band liegt in den losen Strukturen, daß kein Teil besonders hervorsticht, sondern ein gemeinsames Geflecht gesponnen wird. Wobei, Bassistin und Schlagzeugerin stechen schon hervor, weil die das Herz und der Puls der Musik sind und das lockere Gespinst zusammenhalten. Ich finde schon, daß sie eine recht eigene Form gefunden haben, traditionelle - insbesondere in den 80ern aufgegabelte - Elemente aufzunehmen und umzuwandeln. Das Album (***1/2-****) wird auch bei mir nicht in der Top 20 stehen, aber sollten sie die Energie, die sie live haben, und das eher Improvisierte, viel Luft atmende des Zusammenspiels in Zukunft adäquat auf einem Album einfangen können, dann werden sie auch bei mir hoch im Kurs stehen. In jedem Fall mehr als Hype.

E. hat gesagt…

ja, @svt, goldmund fehlen auch und richtig, thorsten, von nalle habe ich in diesem jahr nur ausschnittweise was gehört, dabei sind die vorgängeralben ganz mein fall. sollten sich noch mehr löcher auftun, springe ich rein.

mit warpaint hast du nicht unrecht, lieber thorsten, aber ich fand den mangel größer als die idee. vielleicht war es für mich nicht die richtige musik zur zeit. das liveerlebnis fehlt zudem.

Oliver Peel hat gesagt…

"Indie-Mainstream" ist ein herrlich absurder Ausdruck. Er wird nicht nur von SomeVaporTrails, sondern auch von vielen anderen im Munde geführt. Daran sieht man, daß der Ausdruck "indie" inflationär verwendet wird. Bands wie The National, Arcade Fire oder Mumford & Sons sind nun einmal Mainstream und nicht die Bohne indie. Schade, daß die meisten Musikblogs nicht in der Lage sind, sich frei vom Medien-und Marketingrummel der Musikindustrie zu entwickeln. Die Bestenliste bei Top- of The Blogs unterstreicht dies deutlich.Da werden diejenigen zu Siegern gekürt, die in den Printmedien mit dem größten Getöse beworben wurden. Fast brainwashing das Ganze.Kann mir doch keiner erzählen, daß die gekünstelte Kacke eines LCD Soundsystem toll und innovativ sein soll, oder das recht fade Album von The National spannend und weltbewegend.

Insofern gibt es für mich nur zwei Arten von Bloggern (freilich mit Nuancen und Schattierungen): Uninspirierte Mitläufer, die von der Musikindustrie gesetzte Trends verstärken und neugierige Individualisten, die sich dem Herdentrieb entziehen und sich jeden Tag unbeschwert aufs Neue auf die Suche nach Entdeckenswertem machen. Das Klienicum gehört zur zweiten Kategorie und deshalb mag ich es auch so gerne. Und eine bewußte und krampfhafte Abgrenzung vom Mainstream sehe ich auch nicht, denn in den letzten Jahren tauchten hier mit Portishead, Fleet Foxes unnd Joanna Newsom Namen weit oben auf, die zu Recht großes Medieninteresse erfuhren.

SomeVapourTrails hat gesagt…

Das Prädikat Indie lässt sich mit dem Bio-Siegel vergleichen. Und so wie auch Bio-Produkte industriell hergestellt (Stichwort: Bionade) und nicht nur vom Ökö-Bauern auf dem Wochenmarkt bezogen werden, so penetriert auch manch Indie-Attitüde breite Schichten, verkauft viele Alben. Das mag man nun als Verrat am Indie sehen, so wird ja im Bio-Bereich argumentiert. Natürlich hat Indie eine Begriffsunschärfe, keine klaren Kriterien, die Indie vom Mainstream abgrenzen. Deshalb gleich zu negieren, dass es Indie-Mainstream gibt, halte ich für gewagt.

Dass Top of the Blogs 2010 einen begrenzten Musikhorizont der meisten Teilnehmer offenbart, unterschreibe ich sofort. Aber da mit Beiträgen über angesagte Bands wohl auch mehr Klickzahlen zu generieren sind und diese wiederum das Ego vieler Blogger streicheln, werden sich Marketing-Hypes auch weiter in der Blogosphäre fortpflanzen. Warum auch sollen Blogger einen signifikant besseren Geschmack beweisen als altgediente Musikjournalisten.

Zuletzt: Meine vorherigen Kommentare sollten das Schürfen in musikalischen Untiefen keinesfalls gering schätzen. Dieser Blog leistet gute Arbeit.

E. hat gesagt…

blogger sollten unabhängigkeit beweisen, denn sie sind zum musikjournalismus komplementär (für alles andere fehlen dem amateur die mittel). insofern ist die frage nach integrität eine obligate (und eine chance). zugleich aber auch eine nach abgrenzung. wem es gelingt, der muss zugleich den hype hinterfragen und andererseits alternativen bieten. das bedeutet nicht per se ablehnung dessen, was auf der chartswelle schwimmt, aber eine deutliche positionierung.
ob das nun indie mainstream heißt oder nicht, egal. genauso egal übrigens, ob man sich edelblogger tauft oder nicht oder sich gar so nennen lässt. die aktuelle diskussion darum finde ich schlichtweg zum kotzen. sie zeugt von der irrigen vorstellung von wichtigkeit, von hochwertigkeit und der tatsächlichen annahme in konkurrenz zu etablierten medien stehen zu können.

SomeVapourTrails hat gesagt…

Jaja, die Edel-Blogger-Debatte. Zu diesem Prädikat kam mein Blog sprichwörtlich wie die Mutter zum Kind. Prinzipiell glaube ich nicht, dass sich ein Blogger vom Musikjournalisten unterscheidet. Ob jemand Musik in Worten gerecht wird, hängt nicht damit zusammen, ob er oder sie für Spex schreibt oder nen kleinen Blog mit 200 täglichen Besuchern führt. Der Unterschied besteht höchstens darin, ob man für das Schreiben eines Beitrags Geld bekommt oder dies als Hobby betreibt. Die eigene Wichtigkeit oder Hochwertigkeit definiert sich auch nicht zwangsläufig über die Anzahl der Leser, weder im journalistischen Bereich und natürlich gar nicht bei Blogs. Die Konkurrenzsituation mit sogenannten etablierten Medien ist durch die Fülle an Blogs längst schon gegeben. Sie wird nicht vom einzelnen Blogger geschaffen.

Natürlich ist die Unabhängigkeit ein Trumpf der bloggenden Zunft. Und freilich droht eine Vereinnahmung durch Labels oder Promo-Firmen, die mit Goodies locken. Die Frage der Integrität muss dabei jeder für sich selbst beantworten. Wer Integrität und klare Positionen aufbietet, der wird früher oder später auch mal mit Qualitätssiegeln bedacht, welche letztlich doch nur Schall und Rauch sind. Wer jedoch nach Popularität giert, muss es den Massen besorgen, da werden Konturen schnell glatt geschmirgelt.