wenn worte der ausgangspunkt zu cinematographischen erfahrungen sind, die sich tonal konsequent durch die hirnwandungen werkeln. wenn dies erfolgreich gelingt, dann ist häufig halma am werk. halma ist ein quartett aus anna bertermann, thorsten carstens, fiona mckenzie und andreas voß, das gerade mit "dissolved solids" sein fünftes album vorlegt. das gefüge ist fest, wenngleich die entfernungen zueinander mit den jahren zugenommen haben. ein natürlicher vorgang, der im jahrtausend der neuen gewohnheiten kaum malaisen aufkommen lässt. was sich anfangs wie rock anfühlte, wurde schnell beargwöhnt und abgeschafft zugunsten von liquideren strukturen, zugunsten von betonungen, die sich auf einzelnen töne ausruhen dürfen, zugunsten von experimenten, die am ende nicht wie experimente klingen. denn der fluß ist der weg, die bewegung, die statik vortäuscht, das ziel.
gitarren erreichen alle ziele. sie steuern und bremsen, sie fallen und stehen wieder auf. sie geben den noten eine form, die von sehnsucht zeugt und die heimstatt vorgibt. gitarren treten schabend auf, grassierend, von weite tönend und sich forsch anbietend. sie erhöhen den puls und zeigen sich vor. lapsteel und bass treten zur seite. das vorwärts erfolgt im genüsslichen kriechgang. wer noch etwas vorhat, sollte sich beeilen, an den perkussiven einschlüssen, subtilen momenten, die erinnerungen gleich schnell verblassen und nur im nachhall, neu gedacht, wie vom hörer selbst eingefügt, niederschlag im kargen arrangement erhalten, vorbei schieben.
"mimizan", der erste von sieben tracks des mit einer dreiviertelstunde belebten tonträgers, zirkuliert über etliche minuten hinweg an transparenter rhythmik, einem beat, dem man nachspüren muss, an einer losen soundwelle, die den hintergrund aufbereitet, an einem willfähigen bass, der sich um präsenz bewirbt, einer elektrischen, die korrespondiert. die themen kommen und gehen, einem sanften drill unterlegen. dass ich an ein westfälisches lied aus dem frühen neunzehnten jahrhundert erinnert werde, bedeutet was? "soft shill" wirbt mit einer ähnlich zarten melodie, wenngleich sie am geschliffenen stahl zu vergehen droht. was über drei minuten vorbereitung ertrug, entläd sich zur weiteren freien interpretation in gelöstheit.
titel, die die richtung aussteuern. ein versuch. mitten in "silver", während zunächst western, kühl und berechnend angeschlagen, vorübergezogen waren und danach minen betreten wurden, um das wertvolle metall zu schlagen, entsagen die assoziationen der kontrolle und entweichen.
das kopfkino erhält futter, ohne sich an gewohnter schnitthäufung reiben zu müssen. im gegenteil gehen die sequenzen sorgsam ineinander über, die erzählerische stärke entspringt einem sanften gleiten. die phantasie erhält anregungen und keine überzeugungen. der trackname zählt als vorgabe nämlich nur wenig, ob "hamlet, princess", einem verdreher, dem man angeregt folgen kann oder auch nicht, oder "saint tropez" oder "massif central", die vollständigkeit ergibt sich erst aus eigenem zutun.
mir gefallen die herbstenen farben, das warme licht, das durch das album flutet, breit und gewichtig, als wüsste es um seine magische wirkung. die musik ist organisch und hat trotzdem ein jenseitiges fluidum. und: alles bleibt auch für ein neuerliches hören offen.
"dissolved solids" erschien am 18.11. auf sunday service.
gitarren erreichen alle ziele. sie steuern und bremsen, sie fallen und stehen wieder auf. sie geben den noten eine form, die von sehnsucht zeugt und die heimstatt vorgibt. gitarren treten schabend auf, grassierend, von weite tönend und sich forsch anbietend. sie erhöhen den puls und zeigen sich vor. lapsteel und bass treten zur seite. das vorwärts erfolgt im genüsslichen kriechgang. wer noch etwas vorhat, sollte sich beeilen, an den perkussiven einschlüssen, subtilen momenten, die erinnerungen gleich schnell verblassen und nur im nachhall, neu gedacht, wie vom hörer selbst eingefügt, niederschlag im kargen arrangement erhalten, vorbei schieben.
"mimizan", der erste von sieben tracks des mit einer dreiviertelstunde belebten tonträgers, zirkuliert über etliche minuten hinweg an transparenter rhythmik, einem beat, dem man nachspüren muss, an einer losen soundwelle, die den hintergrund aufbereitet, an einem willfähigen bass, der sich um präsenz bewirbt, einer elektrischen, die korrespondiert. die themen kommen und gehen, einem sanften drill unterlegen. dass ich an ein westfälisches lied aus dem frühen neunzehnten jahrhundert erinnert werde, bedeutet was? "soft shill" wirbt mit einer ähnlich zarten melodie, wenngleich sie am geschliffenen stahl zu vergehen droht. was über drei minuten vorbereitung ertrug, entläd sich zur weiteren freien interpretation in gelöstheit.
titel, die die richtung aussteuern. ein versuch. mitten in "silver", während zunächst western, kühl und berechnend angeschlagen, vorübergezogen waren und danach minen betreten wurden, um das wertvolle metall zu schlagen, entsagen die assoziationen der kontrolle und entweichen.
das kopfkino erhält futter, ohne sich an gewohnter schnitthäufung reiben zu müssen. im gegenteil gehen die sequenzen sorgsam ineinander über, die erzählerische stärke entspringt einem sanften gleiten. die phantasie erhält anregungen und keine überzeugungen. der trackname zählt als vorgabe nämlich nur wenig, ob "hamlet, princess", einem verdreher, dem man angeregt folgen kann oder auch nicht, oder "saint tropez" oder "massif central", die vollständigkeit ergibt sich erst aus eigenem zutun.
mir gefallen die herbstenen farben, das warme licht, das durch das album flutet, breit und gewichtig, als wüsste es um seine magische wirkung. die musik ist organisch und hat trotzdem ein jenseitiges fluidum. und: alles bleibt auch für ein neuerliches hören offen.
"dissolved solids" erschien am 18.11. auf sunday service.
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