Sonntag, Juni 10, 2012

eingestreut (398): julia holter

im september 2009 berichtete das klienicum erstmals über julia holter. in der öffentlichen wahrnehmung fand sie da eigentlich noch nicht statt. wir schrieben: "julia studierte komposition an der uni von michigan und machte ihren master schließlich am california institute of the arts. in 2006 begann sie sich am label human ear music zu beteiligen und wurde schließlich auch festes führungsmitglied. so konnte sie ihr interesse an promotion und distribution gut auf die eigene musikalische karriere und praxis umsetzen. human ear music kümmert sich neben nite jewel und julia holter u.a. auch um jason grier, gary wilson, ariel rosenberg usw.
die musik julias zu fassen, ist ein kaum lösbares unterfangen, zumal sie sich in den vergangenen jahren immer wieder sehr wandelbar zeigte. hatte sie anfangs noch mehr auf soundexperimente gesetzt mit sehr individueller lautmalerei und unübersetzbarer lyrik, so wendete sie sich fortan songdienlicheren strukturen zu, ohne sich von ihnen beherrschen zu lassen. holter setzt auf die möglichkeiten, die sich aus ihrem häuslichen reich ergeben - modifizierte synthies, perkussion und loops - und ergänzt sie durch ihr kristallenes organ. auf human ear music kann man lesen, dass sich ihre musik mal nach barock, mal nach französischem bubble-gum pop oder auch nach kate bush anhören kann. alles richtig, wenngleich ich solche vergleiche gern auf das simpelste heruntergebrochen sehe, auf die essenz, an der sich auch eine julia holter versucht. dass am ende doch komplexe strukturen entstehen, ist teil des entstehungsprozesses. "eating the stars" aus 2007 sollte man sich in seine musiksammlung holen."
zwei jahre später erscheint "tragedy" und das forderte uns dergestalt heraus: "mit "tragedy" gelingt der jungen frau aus los angeles nun der erste longplayer. er erschien vor kurzem auf leaving records und man muss konstatieren, dass die auf 300 stück limitierte 40-minütige, erste auflage bereits als ausverkauft gilt. nicht verwunderlich angesichts der musikalischen qualität, dennoch aufregend, wie ein kleines sternchen strahlen kann. der esoterisch verbrämte sound, der die 80iger anrempelt, als gäbe es keine negativschlagzeilen und die jean-michel jarre attitüde mögen auf den ersten höreindruck erschrecken, verzaubern aber spätestens, wenn julia holter ihren aufgeräumten gesang beimengt bzw. wenn der nächste song beginnt. julias neoklassik ruht nicht aus und sucht nach immer wieder sich selbst negierenden ausdrücken. narration neben perkussionsgewittern. synthieschwof neben liebfrauenwucht. verhaltene schräglage neben offensiver kunde. was hier geht, freunde, was hier geht!"
mit "ekstasis", im frühjahr erschienen, ist der jungen musikerin ein weiteres enormes album gelungen (siehe auch das frische video unten), in dessen liveumsetzung die spannung vor allem zwischen songwritertum und komposition, zwischen ambient und pop zu suchen ist. das ist wirklich spannend, herausragend zuweilen, in jedem fall aufregend und auch ein wenig neu. also, gehet hin zu den konzerten der noch so jungen künstlerin! die nächsten tag geben was her!

June 10th, 2012 Berghain Kantine, Berlin, Germany
June 12th, 2012 Across @Neues Museum, Nuernberg
June 14th, 2012 Kong, Munich
July 03rd, 2012 King Ludwig @Museum Ludwig, Cologne
July 04th, 2012 Thalia Kino, Dresden
July 05th, 2012 HBC, Berlin

why sad song? by julia holter

me and guigemar by julia holter

4 Kommentare:

Oliver Peel hat gesagt…

Stimmt, ihr wart früh dran bei Julia! Und ich habe sie kürzlich in Paris verpasst, war ja an dem Tag bei Beach House...

E. hat gesagt…

schlechte wahl. ;-)

Oliver Peel hat gesagt…

Hahahahaha! Wie gut ich dich inzwischen kenne!! Ich habe extra diesen Köder ausgelegt, um diese Antwort, die ich genauso erwartet hatte, zu bekommen. Großes Tennis, hahahahaha!!

E. hat gesagt…

:-)