wer sich noch an for stars erinnert, tut sich leichter. dem wird carlos forster ein begriff sein. alle anderen verweisen wir auf matt ward, mit dem ist forster nämlich eng befreundet, das gemeinsame college sei dank. trotzdem die wege auseinander gingen, blieb man in kontakt und traf sich regelmäßig an den wochenenden. musste ja nicht immer schwimmen, konnte auch gemeinsames musizieren sein. für "duet for guitars #2" engagierte der eine, ward, noch den anderen, forster, für schwelgerischen backgroundgesang. für dessen debutalbum "family tree" geschah es anders herum. zwischen den späten neunzigern und 2002 brachte die in san francisco beheimatete band for stars drei alben heraus, später beschäftigte sich forster mit psychoanalyse und arbeitete in einer privaten praxis und für öffentliche organisationen. doch seit 2003 trieb er auch sein soloprojekt voran. hierfür traf er sich mehrmals mit ward in portland, wo sie in mike coykendalls blue rooms studio die songs für das am 19. juli auf hush records veröffentlichte album aufnahmen. darauf enthalten sind einige ältere lieder, gar von ward und den gemeinsamen studententagen beeinflusst, andere entstanden aber auch erst während des arbeitsprozesses. unterstützung gab es u.a. von rachel blumberg (m ward, bright eyes, the decemberists, mirah, jolie holland) und jonathan richman. die arbeit am album dauerte täglich oft nicht unter zwölf stunden. forster überraschte sich am abend bei bier und tacos und ward zugleich erschrocken ob der verstrichenen zeit. doch es musste eine schöne gewesen sein, mit coykendall, dem vertrauten aus for stars zeiten, mit dem alten kumpel ward und schließlich auch mit tim mooney, dem american music club heroen, mit dem forster in dessen closer studio das finishing vornahm. ich komme kaum dazu, etwas zur musikalie zu sagen. die hat es aber durchaus in sich und ist nichts für grobherzige. manchmal agiert sie karibisch, dann wieder liegt brasilianischer samt über ihr. forsters gesang ist irgendwo im alt angesiedelt, das instrumentale drumherum erholsam spärlich. perkussive finessen neben flirrender keyboardaktion, romantische gitarrenschwinger sind carlos unterlegen. wer sich an brian wilson erinnert fühlt, trifft wohl auch bei forster selbst auf wohlgefallen. inklusive der mäandernden, wie vor sich hinträumenden sechssaitigen, die man sich schlicht rundernd vorstellen muss. das album ist alles andere als stringent, dafür umso vergnüglicher und abwechslungsreicher. 1. i walk i talk / 2. family tree / 3. travel round the world / 4. campfire songs / 5. slouching toward reality / 6. africa / 7. space / 8. back of motorcycle / 9. walking away / 10. if i could be / 11. this time
den text zum feinen album "whatwave" findet Ihr hier, die single "world gone global" reichen wir aber gern noch einmal an, weil, ja, weil die band daten im hier und jetzt anzubieten hat, siehe unten, hingehen, bitte: the dead trees:
einen remix der besonderen art hat gianluca licciardi aus rom kreiert, nicht nur dass er sich mit den generationals einen ganz heißen act vorgeknöpft hat, er hat den track auch zu neuen ufern geführt, höret: schlock!, mehr davon gibts auf seiner bandcamp seite:
frisches signing bei thrill jockey, das album "big bells and dime songs" ist für den 07. november angekündigt, die vorausschau ist auf angenehmste (folk-) weise nur schön, freut Euch auf: luke roberts' debut, wenn Ihr es nicht bereits von der ecstatic peace version (2010) kennt:
ruppig und unbeugsam, energisch und intuitiv, neues album auf broth ira, "légs" erscheint am 26. juli, ich bin dabei, wenn das brooklyner duo mit powerpop antritt: noxious foxes:
das trio wollen auch wir erwähnt wissen, "belgotronics" erschien auf crammed disc und enthält musik, die auf selbstgebauten instrumenten erzeugt wurde, bitte überraschen lassen von: hoquets:
die schwestern taraka und nimai larson treffen schon seit geraumer zeit meinen geschmack, also freue ich mich auch auf die "trust now" ep, die am 04. oktober auf paw tracks erscheinen wird, einen vorgeschmack auf: prince rama:
eine farbenfrohe produktion ist da matthew embree und lisa papineau gelungen, sie wird am 09. august unter "chez raymond" auf sargent house veröffentlicht:
es wird langsam zeit, dass sie aus dem schatten des backgroundsängerindaseins (u.a. für sufjan stevens und sharon van etten) heraustritt, vielleicht nicht mehr im herbst, aber für den winter kann man auf ein fantastisches album von ihr hoffen, ich sehr: cat martino:
the dead trees 12.09. Köln (D) - Blue Shell 13.09. Frankfurt (D) - Ponyhof 14.09. Berlin (D) - Privatclub 15.09. Hamburg (D) - Uebel & Gefährlich 16.09. Schorndorf (D) - Manufaktur
golden kanine 30/07 D - Dortmund - Juicy Beats 04/08 D - Jena - Kulturarena 05/08 D -Traben-Trabach - Lott - Festival 06/08 D - Hamburg - Knust Open Air 07/08 D - Bad Windsheim - Weinturm Open Air 12/08 D - Haldern - Haldern-Pop Festival 13/08 D - Hamburg - Dockville Festival
die große karriere ist ihr bereits seit längerem vorausgesagt. doch der durchbruch muss noch etwas warten. brüche sind eh ein gutes stichwort bei therese aune aus norwegen. die aus oslo stammende junge musikerin hat ein griffiges organ, es ist variabel und kann stimmungen zeugen, sie benutzt es wie andere auf instrumenten agieren. dabei ziert sie sich nicht vor dem überbordendem, vor dem kratzigen ausstoss, vor dem kippen, gibt jeglichen gefühlen nach und sucht beständig nach dem passenden ausdruck. am piano, das sie früh erlernte, gelingen ihr die weniger waghalsigen figuren, die für stabilität sorgen. wenn man hanna hukkelberg und regina spektor vereinte, käme man unweigerlich auf therese aune, die aktuell an ihrem debut full length arbeitet. im herbst kann man vorsichtig damit rechnen. ich habe mich sofort in ihre modulationsreiche vortragsart verliebt, die gründe ihrer stimme sind schattenreich und trauerlastig, die höhen gelingen ihr erwachsen und ausdauernd. in deutschland spielte sie bereits auf, trat dabei mit einem kleinen bandaufgebot an und blieb nachhaltig in erinnerung. ich habe für Euch ein paar songs, einige videos gesammelt, dabei mit ihr Euch ein bild machen könnt von einer ausdrucksstarken künstlerin, von der man hoffentlich bald mehr hören wird. es kursiert bisher lediglich eine 4track scheibe, die demos von therese enthält, sie hat sie vor einiger zeit handgefertigt und in umlauf gebracht. schaut Euch um, auch als download hier und da zu finden.
wenn jemand wie laurel brauns, die mittlerweile die alben "closed for the season" (2007), "periphery, red trail music" (2003) und "swimming" (2001) auf dem buckel hat, von sich sagt, dass sie müde sei, dann sollte all jenen die alarmglocke angehen, die irgendwo im indie- bereich ihren finger drauf haben. die songwriterin aus dem kleinen bend in oregon bekam bislang trotz ihres inspirierenden folkrocks keinen fuß in die tür. das erste album noch gänzlich im selfrelease herausgebracht, erhielt sie für "periphery, red trail music" unterstützung durch larry crane von den jackpot! studios bei aufnahme und koproduktion sowie jeff saltzmann, dem stephen malkmus produzenten, beim mastering. die engagierte folkpop variante blieb nicht gänzlich ungehört. so ist es schließlich auch nicht. aber dass sich laurel hätte zurücklehnen können, dafür langte es bei weitem nicht. so spult sie jahr für jahr etliche meilen herunter, um aufzutreten und ihre beobachtungen mitzuteilen. nicht umsonst spricht sie immer wieder von kerouacschen einblicken, die sie auf ihr heimatland nehmen konnte. ihre bilder gleichen verschmierten fotografien, deren abbildungen man sich erst ein wenig freirubbeln muss. darunter liegen neben den düsternissen auch die heiterkeiten. bei allem unmut, den die branche mit sich bringt, verliert laurel dennoch nicht die hoffnung. ihr drittes album "closed for the season" brachte sie nach eineinhalb jahren arbeit heraus. mit jon nolan fand sie einen partner im geiste, der songwriter produzierte das album. noch heute kann man ihre zeit in belfast, als sie sich unter anderem als straßenmusikerin verdingte, gut durchhören. ihr leben ist und war eh arg belebt, ob sie nun in verschiedenen kapellen, zum beispiel im trio queens anne's lace mit anna fritz und erica mcgee oder aktuell auch im duo sweet harlots, spielte oder kleine musikunternehmungen veranstaltete, immer offerierte sie ein lebendiges, zugewandtes wesen. aus allem spriesst eben der samen der hoffnung. nicht zuletzt aktuell, wenn sie daran glaubt, dass sich für das frisch eingespielte album "house of snow" ein label findet. doug jenkins vom portland cello projekt produzierte das neue werk, auf dem laurel so frisch und jugendlich klingt, wie sie auf obigem bild aussieht. da dies aber etwas älter ist, muss man sich eine an der zeit geriebene songwirterin dazu vorstellen. schwierig, weil die stimme so gefestigt und ernsthaft, so willentlich und mutig klingt. eine frau, die sich die butter nicht vom brot nehmen lässt, die aber auch der unbill nicht so verletzte, dass sie sarkastisch wird oder zynische bilder entwirft. hoffen wir, dass "house of snow" wie geplant in der mitte des laufenden sommers erscheinen kann. bis dahin könnt Ihr Euch mit ein paar höreindrücken vergnügen, "anywhere" ist neu und hat die unterstützung von sam cooper erhalten, ein weiterer track vom neuen album, der titeltrack, wurde ins videoformat übertragen. bis dann.
ein auf den ersten blick wüstes duo sind you won't. doch der schein trügt, was hier zunächst arg lofi und spontan daherkommt, hat spätestens nach dem zweiten augenaufschlag strukturelles und sauber sortiertes zu bieten. denn das songwriting ist bei aller instrumentellen monstrosität einwandfrei. melodienverliebt sind die beiden aus massachusetts stammenden freunde josh arnoudse und raky sastri auf jeden fall. fast lustvoll muss man ihre harmonien nennen, die sich stufen nehmend gern hymnischem nähern. doch keine angst, sie scheuen sich vor der glanzvollen nummer, schrubben sich lieber vorher einen auf einer kindergitarre ab. doch ab- oder aufgedreht sind die nummern der beiden auch nicht. nee, kontrolliert in gewissen maße, ausbruchgesteuert. immerhin treiben sie sich bereits seit mehr als zwölf jahren gemeinsam in künstlerischen kreisen herum. zunächst wurde es mit musik probiert, später auch mit filmen. visionen hatten sie stets, verwirklicht sahen sie nicht wirklich viel. die jahre füllten sie mit packen an bespielten cdrs an, über das internet steuerten sie ihre zähe karriere. seit 2008 gingen sie ihre musikalische unternehmung neu an, zunächst in der garage folkband nohow on, ab 2010 dann unter der pseudonymisierung you won't. das projekt basiert fast ausschließlich auf den kompositionen von raky, denen die jungs in den wäldern von littleton das gewisse etwas entlocken konnten. spitzfindig wird jedes arrangement unter die lupe genommen, um ihm eine ganz spezielle, individuelle note zu verleihen. stilen sind you won't untreu, leiten lassen sie sich vom song. der kann zu einer satten rockveranstaltung geraten, zu einem gospel, kann sich in einem luftigen country outfit zeigen oder eine poperinnerung imitieren. "realize" ist ein großartiger americana mit driftendem akkordeon und polterndem drumming, mit verwehtem gesang und krischeliger gitarre, der refrain gereicht zu mehr. "old idea" ist ein mutiger weird folk schwinger. auf "skeptic goodbye", ihrem erstling bieten die beiden zwölf versionen songwriterischer beholfenheit. manchmal erinnern mich you won't an they might be giants, anderenorts an the galactic heroes. nachzuhören ist das ganze via bandcamp, auf dem sich seit april diesen jahres das album finden resp. hören lässt.
eine schöne entdeckung machte ich neulich auf dem preservation label. das debutalbum des aus sydney stammenden musikers kell derrig-hall wurde im juni veröffentlicht und besticht mit einer offenherzigen und ungeschützten klarheit, wie sie in dieser reinheit nur den wenigsten gelingt. "routine and war" heißt das album, es erscheint unter dem moniker the singing skies, und vereint neben dem warmen und manchmal leicht souligen gesang kells einige feine instrumentale wie vokale darbietungen. der hauptakteur stiftet zunächst sein narratives gitarrespiel, daneben wirkt lia tsamoglou mit ergänzendem, verhuschtem gesang und keyboardschleifen (beide sind zudem als duo moonmilk bekannt), biddy connor zeichnet für die ausgesuchten streicherarrangements verantwortlich, laura jean unterstützt am piano und jen sholakis fügt einige perkussive elemente bei. ein flirrendes, ungezügeltes etwas entsteht, das sich wie eine müde fliege scheinbar einfach schnappen ließe. doch die angefolkte musikalie ist wendiger, als du zunächst zu glauben wagtest. wie sich unter die leiernde gitarre eine bluesnummer schiebt beispielsweise, ist wie der ungeschminkte versuch doppelbödigkeit zu entwerfen - unter den augen der betrachter. oder wie sich die streicher in "acting fine" verlieren und scheinbar am melodiefaden vorbei eigene tänze schieben und doch lediglich nur für eine ereignisreiche grundierung sorgen, ist nicht weniger anmutig und zugleich rau schabend, denn man verliert etwas von seiner unschuld. "routine and war" wurde von simon grounds in melbourne aufgenommen, der unter anderem schon für underground lovers, grand salvo und laura jean tätig wurde. es ist ein intimes album, mit ein-, aber auch ausblicken auf sich selbst, denn gänzlich unbeteiligt bleibt man hier nicht.
irre, irre, irre. ich bin hin und weg von diesem jungen menschen namens tamara lindeman. die stimme, die ausdruckskraft, das weise und unscheinbar schillernde, transparente wesen. ich hätte es früher kennen können, denn mit "the line" hat tamara im bandoutfit the weather station 2009 ein erstes album eingespielt. das echo auf den kargen appalachen folk war gemeinhin wohl. das sollte sich auch zukünftig nicht ändern, nämlich wenn im august auf you've changed records der zweitling erscheinen wird. "all of it was mine" kommt am 16. des sonnenmonats im labeltypischen gewand. wenn the weather station gern mit bon iver verglichen wird, dann wollte ich dem vielmehr hinzufügen. natürlich ist die art und weise eine ähnliche, wie man sich dem lied an sich nähert, seine essenz freizulegen sucht. aber vielleicht ist es auch nur ein ding der zeit, dass man parallelen im vertrauten folk zu suchen pflegt. ich höre joni mitchell. der erzählende anstrich, die muntere beweglichkeit der stimme, das fröhlich forcierte picking. das warme timbre, die lichten höhen, lindeman hat alles, was mich schwindeln macht. dazu das raue und statische moment der über die zeiten geretteten folklore. die gewänder können verschieden sein, solo, mit bandkollegen, am ende bleibt etwas zeitlos schönes. das neue album zierte sich jedoch etwas. gelang auf dem ersten alles irgendwie spielerisch, verdichtete sich wie von selbst, wollten die neuen lieder nicht sofort in szene gesetzt werden. vielleicht wollte tamara aber auch zu viel. erst mit der hilfe von daniel romano gelang es, das wesentliche frei zu spielen, die erwartungen abzulegen und neue hoffnungen zu hegen. erst als sich lindeman vom druck und den persönlichen ambitionen befreit hatte, liefen auch die aufnahmen. also, bitte, probieren!
eine videorunde heute mit einigen mir bis dato unbekannten künstlern. allen ist gemein, dass sie auf der grünen couch platz nahmen. dabei handelt es sich um eine kanadische serie - green couch sessions - , bei der die künstler in unterschiedlichster landschaft musizieren dürfen und dabei aufgenommen werden.
zunächst hätten wir da christopher arruda, einen kanadischen singer/songwriter, der sich zunächst in band outfits versuchte, aber seinen ausdruck schließlich in der solonummer fand. meist höchst emotional:
dann möchte ich Euch auch auf adrian glynn aus vancouver aufmerksam machen, der die emotionen etwas bedeckter hält, aber nicht weniger stark aufspielt. er nutzt neben akustischer und lap steel zuweilen auch schon mal die balalaika:
als duo funktionieren the never surprise aus british columbia, es handelt sich dabei um das ausgesprochen gut aufeinander eingestimme ensemble aus david gaudet und nick eakins, die aktuell eine ganz feine ep am start haben, klick:
redgy blackout sind der sänger und multiinstrumentalist scott perrie und sein kongenialer partner, der gitarrist und banjo picker jeremy breaks, gemeinsam haben die kanadier bereits einige tonträger auf den weg gebracht:
die webseite der green couch sessions bietet noch einige weitere wunderbare einblicke in die kanadische musikszene, abseits der bekannten, aber auch davon ein paar. viel spaß damit!
könnte ich jetzt gar nicht mehr erinnern. ob nämlich lawry joseph tilbury in diesem blog bereits thema war. die worte knalle ich in die tastatur im rhyhtmus eines seiner neuen tracks, "phantom limbo". nun könnt Ihr entscheiden, ob ich ein flinker auf der schreibmaschine bin oder eher 'ne lahme tüte. aber he, ich wollte ja mal gucken gehen, moment... nö, nichts gefunden im "klienicum". also denn, aufrollen, von vorn beginnen. der unter dem moniker birdengine agierende anfang dreißiger stammt aus winterbourne steepleton, dorset und veröffentlichte in der jüngeren und mittelfristig zurückliegenden vergangenheit ein ums andere werk. in 2008 zum beispiel ein sehr attraktives gemeinsam mit clara kindle, songminiaturen, andeutungen, wisperungen, feinheiten, schöne läufe, oder die feine "s/t ep" aus 2005, die man unter freak folktronica subsumierte, warum auch immer, sie geht eigene wege, vermischt die motorsäge mit dem piano und suchte auch ansonsten nach neuen mustern. "i fed thee rabbit water" bezeichnete man zwei jahre später als pastorales meisterwerk. akustische gitarre nebst gesang, in wunderbaren schlaufen.
mit dem neuen album "the crooked mile" geht birdengine einen schritt weiter, zeigt sich gelehrig in sachen arrangement und songwriting. die fülle seiner instrumentalen einfälle sprengt noch lange nicht das zu beackernde feld, sorgt aber für auflockerungen in den nach wie vor fragilen songs. die melodien sind geschärft, treten deutlicher hervor, die stimmungen sind sichtlich aufgelockert, wenngleich die tragik immer die selbe bleibt. mich erinnert birdengine immer wieder an eine mischung aus scott matthew (innigkeit, verstiegenheit) und david thomas broughton (falsett, schleifen, wendungen, markierungen). nicht die schlechtesten referenzen, wie ich meine. das neue album, auf dem l.j. tilbury von david ringland und thomas marsh unterstützt wurde, erschien in diesem juli auf bleeding heart recordings, die schon für mute swimmer oder king james verantwortlich zeichneten. "the crooked mile" ist das erste full lenght des briten und macht somit auch über das format fest, was sich an neuem offeriert. gefestigter, konsequenter der auftritt. vereint im steten wandel mit den dunklen gestalten aus seinen lyrics und einem fleischigeren klangbild. gut so! hört nur die beiden appetizer, sie sind an schimmerigem wohlklang kaum zu überbieten. die bühne teilte birdengine im übrigen bereits mit josephine foster, danielson, shearwater und anderen mehr. tracklist: 1 phantom limb / 2 i, dancing bear / 3 no arms and no friends / 4 and accidents fell from the sky / 5 ghost club / 6 scarecrow and the longpig / 7 music at court / 8 the experiments of dr. sarconi / 9 hoof / 10 make happy
the incredible moonband kommt und alle sind da! unglaublicher auflauf an einem freitagabend in münchen. während im hansa 39 und im orangehouse auf dem feierwerk gelände der bär steppt, platzt zusätzlich die kranhalle aus allen nähten. freunde, bekannte, förderer, familie, arbeitskollegen, fans, alles, was beine hatte, stellte sich dem freundlichen fünfer zu füssen, um dabei zu sein, wenn der release des neuen albums "the significance of denavigation" gemeinsam gefeiert werden sollte. die überraschung ob der überwältigenden resonanz stand der band den kompletten abend über im gesicht geschrieben, das sprichtwörtliche dauergrinsen. es war der gerechte lohn für eine mühevolle arbeit an einem album, bei dem man nichts dem zufall überließ, das akribie vor spontane entscheidungen stellte, das neue zeichen setzt, das dem gedanken einer steten weiterentwicklung tribut zollt. eine lose zählung, mehr noch ein überschlag ergab ca. 400 gäste, die stürmisch applaudierten, tanzten, schrien, pfiffen, kommentierten, die sich begeistert zeigten von einer band, die sich nach für nach in ihrer heimatstadt einen namen macht, die herzen erobert wie bienen im sommer blumenblüten. der vom pop getriebene, melodieselige und harmonieentzückte folk, der sich den zwei gitarren, der mandoline und der rhythmusfraktion aus wuchtigem standup bass und schlagzeug ergibt, wie sich eine geliebte zu einem auserwählten legt, geriet zum animiermuster für alle an diesem abend anwesenden. denn das aufspielende ensemble ist ein dem liedgut verfallenes, es lebt die sekunde des einzelnen songs mit jeder pore, macht überzeugend glauben, dass hier gesungen und beteuert wird, was teil des persönlichen gencodes ist. diese bewegung übertrug es ohne zögern, ohne zweifel in das empfangsbereite auditorium.
das wurde umzingelt von drei videoleinwänden, auf denen die motive des neuen albums zu sehen waren nebst kleiner einspielungen: monde, planeten, raketen, sonden, die vorüberflogen. darunter agierten eugen mondbasis, der sich charismatisch und gesanglich ohne tadel zeigte, der dank gitarre und bouzouki tempi vorgab und mancher melodie zum richtigen drall verhalf, chris houston, gitarrist, partner beim lieder schreiben und ebenfalls ein sänger, dem man schnell verfallen ist, katerina kirková, deren mandoline- (und glockenspiel-) spiel stempelprägungen hinterließ und die mit ihrem zurückhaltenden gesang stimmungen akzentuierte, andy armstrong am bass, ziel- und griffsicher, beständig und mit munterem witz sowie die agile elena rakete hinter ihre kleinen, aber wirkungsvollen schießbude, variabel mit und an den stöcken. das gebotene programm umschloss (neben bob dylan und waterboys cover) selbstverständlich die lieder ihres neuen werks, das man aufgrund seiner hohen qualitativen konstanz und inneren stabilität nicht genug loben kann. das muntere "photosynthesis" mit mundharmonikabegleitung, das verzückende "midsummer field", das die band an aktuelle größen wie mumford & sons ganz nah heranführt, mit seligem refrain und einem die richtung vorgebenden banjo, das feierende "joaenne", das den ersten stomp feiert, mein persönliches highlight, weil ich es auch songwriterisch zu den besten songs zähle, "the temptation of superman", wie es sacht angetrieben wird, fahrt aufnimmt und dem höhepunkt entgegensteuert, das gelang live ebenso erfolgreich wie auf platte, usw., ein reigen, der die stundenlänge längst gebrochen sah. zwei zugabenteile mussten die fünf mit unterstützung von thomas glück an der fidel geben, bis das "aufgebrachte" publikum sie entließ. in der abschließenden aufstellung am bühnenrand ließen sich auch die fotografin, der covergestalter, der ton- und technikmann finden und erhielten berechtigten applaus für eine leistung, die das gesamtkunstwerk moonband vollenden half.
dank auch von mir noch einmal in aller form an the moonband! erinnert sei an dieser stelle an das vor ein paar tagen veröffentlichte interview mit 2/5 der band, klick.
ein kurzer hinweis auf das neue album der roadside graves sei erlaubt, nebst dank an b. für den informierenden hinweis. autumn tone records hatte ich bereits an anderer stelle mehrfach gewürdigt, in sachen futurebirds, happy hollows oder the henry clay people berichteten wir deshalb einzeilig bis ausführlich. dank rich zilg, jeremy benson, mike deblasio, dave jones, john gleason, colin ryan und johnny piatkowski kann das rührige label musik veröffentlichen, die ursprünglich in metuchen, nj beheimatet war, mittlerweile aber in new york ihre zelte aufgeschlagen hat, und die in allen belangen für großes tauglich ist. americana im besten sinne, aber mehr noch zeitlose soundmalerei, die sich zwar der üblichen werkzeuge bedient, daraus jedoch etwas ganz eigenes kreiert. das aktuelle album "we can take care of ourselves" nimmt bezug auf s.e. hintons roman "the outsiders". john gleason, seines zeichens lehrer, wie seine frau, erschien die allabendliche unterhaltung beim abendessen neuartig, als sein weib über die reaktionen der studenten auf eben jenes buch berichtete. die hervorgerufene neugier war ebenso überraschend wie die auseinandersetzung auf dieser ebene mit etwas zweifellos authentischem. solcherart inspiriert machten sich roadside graves daran, diesem buch nachzustellen, aber eben nicht die handlungsabläufe nachzuvollziehen, sondern lediglich nuancierte anspielungen auf charaktere, ort und wenige szenen aufzuwerfen. ein moderner sound sollte das werk ins hier und jetzt führen, mit elf songs, die vom popsong über das folkliedchen bis zur hymne alles drauf haben, was man benötigt, wenn man geschichten erzählen will. die vertrautheit mit "the outsiders" sei aber keine voraussetzung, so die musiker, um dem album zu folgen, vielmehr entstünde so eine neue aufbereitung des buchs. das album dazu erschien am 19. juli. zum kennenlernen gibt es nachfolgend neben den tracks vom aktuellen album auch weitere aus den vorherigen werken. es lohnt!
die vinyl version von "hall music" wird es nur in 300er stückzahl geben, da ist polyvinyl records streng, das neue album des schweden emil svanangen erscheint am 04. oktober und hält sicher auch cd und mp3 versionen bereit:
eingeschoben sei an dieser stelle der neue release von kevin c. smith und alina simone, die ihre digitale 7" auf everything is chemical veröffentlichen werden, im august erscheinen die drei tracks, darunter zwei adaptionen von shoegaze klassikern: the artificial sea:
via bureau b erscheint das erste album des kreidler drummers, thomas klein zeigt sich mit ähnlichen zutaten ausgerüstet wie im bandgefüge, trommelt sich dann aber sacht, aber energisch richtung "tribal daub krautrock": solyst:
22 tracks aus alben der jahre 2008 bis 2011 stellt labrador records zur verfügung, die chose nennt sich dann "stockholm belongs to us - a labrador records compilation" und beinhaltet brecher wie the radio dept., the legends, sambassadeur, club 8, acid house kings, pelle carlberg und viele andere mehr, download (.zip) direkt hier oder mit tracklist hier.
einer meiner liebsten nick drake songs wurde von dieser künstlerin durch den fleischw..., nee, durch die persönliche bearbeitungsrolle gedreht, gefällt: aiva:
einen ersten ausschnitt aus dem am 30. september erscheinenden album "zig zaj" dürfen wir bereits einmal vorhören, es erscheint via lex records / cooperative music und gibt sich lustvoll vertrackt, mutig verbogen: boom bip:
"again and again" habe ich bereits gehört und kann es nur wärmstens ans herz legen, am 19. juli auf slumberland erschienen, bieten die drei damen von brilliant colors zehn infektiöse songs, hier der neue appetithappen:
catchy ist die richtige vokabel für den vorschmeckler auf "go fly" (kommt am 25. juli), das debut und selfrelease der vier amerikaner giuseppe ponti, darvin jones, beth puorro und chris mietus alias:
mitte juli erschien ihre neue single "bob" (sinnbus records), aus der wir einen track vorstellen dürfen, im september treiben sich die drei däninnen, wieder auf tour, auch in deutschland herum, nicht verpassen: my bubba and mi:
sie kommen bald, reden auch mit uns und stellen vor allem ihr neues album "oh, the good life" vor, zu welchem es auch hier demnächst die eine oder andere aussage mehr geben wird, bis dahin:
einen neuen song gibt es zum freien download, ansonsten steht noch das 2010er album "maybe we could be holy" auf dem plan, das sicher bald ergänzung findet, sowie fleißiges touren des fünfers aus edmonton:
eine der nachfolgend aufgeführten bands hat kein einziges mädel im lineup, trotz oder gerade wegen des namens, die andere kapelle kommt eben nicht auf samtenen pfoten, sondern beisst dann doch eher, gemeinsam fabrizierten die aus edinburgh bzw. glasgow stammenden truppen eine split 7", die auf gerry loves records veröffentlicht wird, ausschnitte hier: zunächst lady north, darauf paws:
brainlove records veröffentlicht am 18. juli die "chalon valley" ep und wir wollen Euch etwas auf den achter aus oxford, brighton und london vorbereiten: we aeronauts:
so, nun langt es aber langsam, abschließend der hinweis auf das trio aus brooklyn, welches neuerdings unter der barsuk fahne aufläuft und am 16. august "the mistress" veröffentlichen wird:
talking to turtles 24.07.11 Oerlinghausen // Sommerfest 05.08.11 Friedland // Jenseits von Millionen 06.08.11 Beelen // Krach Am Bach 19.08.11 Hamburg // Instore "Michelle Records" 24.08.11 Darmstadt // Bedroomdisco - show 07.09.11 Leipzig // Nato 14.09.11 Erfurt // Stadtgarten 15.09.11 Erlangen // E-Werk 16.09.11 Karlsruhe // Nun 17.09.11 Münster // AMP 19.09.11 Hildesheim // Kufa 21.09.11 Köln // Tsunami 22.09.11 Oberhausen // Druckluft 23.09.11 Hamburg // Prinzenbar 24.09.11 Berlin // Comet 25.09.11 Rostock // Peter-Weiss-Haus 27.09.11 Dresden // Societätstheater 28.09.11 Chemnitz // Beta Bar 30.09.11 Jena // Theatercafé 01.10.11 Osnabrück // Glanz & Gloria jeffrey lewis & the junkyard 22.07. WETZLAR - Café Vinyl 23.07. BERLIN - Down By The River Festival 24.07. HAMBURG - Soulkitchen Halle 26.07. LEIPZIG - Kafič 27.07. DRESDEN - Blaue Fabrik 28.07. BREMEN - Spedition 29.07. DARMSTADT - Oetinger Villa
johnny houx 23.07. BERLIN - Down By The River Festival 25.07. BAMBERG - Live Club 26.07. HEIDELBERG - Café Gegendruck 27.07. MAINZ - Pengland 28.07. MANNHEIM - Bock 29.07. MÜNCHEN - Rationaltheater 30.07. DRESDEN - Buchbar 31.07. BERLIN - Gallery 129 02.08. BERLIN - Fourtrack on Stage im Madame Claude 03.08. HAMBURG - Hasenschaukel 04.08. BREMEN - tba 05.08. DRESDEN - Kunsthof Gohlis
1976 veröffentlichte r. stevie moore sein erstes album. "phonography" wurde zum ausgangspunkt einer anwährenden exkursion durch die bewegungsfreudige lofi- landschaft, die sich einer one-man-band in den heimischen gefilden darbietet. die vielseitigkeit im umgang mit verschiedensten instrumenten, vom bass über gitarre bis hin zur perkussion, sowie der gekonnte zugriff zugriff auf aufnahmegeräten aller art versetzte moore in die lage, sich die welt von zuhause zu erobern. dies tat er, indem er seine anhänger zunächst via kassette, später via des "r. stevie moore cdr club" an sich band und schaufelweise releases auf die welt losließ. ob unter eigener flagge oder, eher selten, unter der "offizieller" labels, moore ließ nicht locker. legendär machte ihn letztlich neben seiner musikalischen ausbeute und deren einfacher wie genialischer qualität, dem abwechslungsreichen genremix, auch seine scheu. zum touren hat ihn nur selten jemand bewegt, es mangelte immer wieder vor allem am geld. seinen lebensunterhalt verdiente sich der d.i.y. veteran als angestellter im plattenladen, was ihm wenigstens eine ansehnliche vinyl sammlung einbrachte. doch heuer war es so weit. den seltenen europabesuchen in den achtzigern sollte endlich eine kleine konzerttour folgen. die führte ihn auch am unwetter geschädigten dienstag abend ins import export in die goethestraße nach münchen.
der über einen seiteneingang zu erreichende ehemalige laden bot sich als perfektes ambiente für eine musikalie dieser art dar, zumal mit tropical ooze eine vorkapelle einheizte, die die verbindung zwischen zerschossener location und einer punk infizierten, lustvollen rotzeinlage aufs unbeliebigste herstellte. und dabei war die vierköpfige brooklyner band um den durchaus charismatischen sänger jr keineswegs nur laut oder aggressiv, sondern bot eine eklektische vorstellung, die sich zielsicher den weg durch eine melange aus postrockistischen, (gar reggae nahen), new waveigen und experimentellen elementen, man bedenke nur die wüsten soundspielereien zwischen keyboard und e-gitarre, und hochtoneinlagen, die an den zahnfüllungen nagten, bahnten. das war mehr als unterhaltsam, ließ die hüfte in gang bringen und ward ebenso von den rund siebzig gästen goutiert. drei viertel der band nahmen sich denn auch zeit, um noch einmal mit r. stevie moore die bretter der kleinen, aber ausreichend großen bühne des dämmerigen schuppens zu erobern. der altmeister fand sich pünktlich ein, setzte sich aber zunächst einmal auf den hosenboden, um soundtechnische vorbereitungen anzustellen.
später baute er sein pult auf, steckte die leselampe ein und rückte sich sein notenheftchen nebst texteintragungen zurecht. fertig. von einem moment auf den anderen rockte die vier mann truppe los. zunächst kapuzt, später das haupt nur noch unter einem basecap versteckt, drehte stevie das mit einem großen 'r' verzierte schmuckstück um 180° und stürmte weiter durch sein attraktives set. denn das bot so einiges, was des fans herz höherschlagen lassen konnte. erwähnt sei vor allem das aus dem ersten album extrahierte "i've begun to fall in love", welches stevie solo vortrug, und das schließlich auch deutlich sein grenzgängerisches gesangsorgan darbot, das gern zu kippen wagt, das sich an melodielinien orientiert, aber nicht knechtisch ausrichtet.
oder das aus dem jahr 1975 stammende "the winner", das im bandoutfit deutlich mehr nachdruck erhielt, zumal die drei neukollegen saftig einstiegen, mit drumsolo und fetzigen gitarrenläufen glänzen konnten. "the winner" wies zudem deutlich auf die brillanz des veteranen moore hin, die strukturelle simplizität, die lyrische naivität und deren kopplung mit blitzeinlagen. dazu das augenrollen und die grimassen des in die jahre gekommenen internetfetischisten und das schauspiel gerät zu einer perfekten nostalgiegefärbten und irgendwie unwirklichen adaption an die bekannten vielzähligen videoaufnahmen. "carmen is coming" oder "mason jar" gerieten zu wuchtigen, fordernden einlagen, die sich der fragilität manches vortrags von moore vollständig entledigt sahen und den vierer in trauter eintracht offerierten. mit mehrstimmigem gesang, stevies poetischem bassspiel, dem hochgeschwindigkeitsdrumming und den zwei fleischigen gitarren zeichnete sich das an jahren und erfahrungen so weit auseinander driftende quartett als stimmige einheit. mit einer guten stunde spielzeit blieb moore etwas hinter den erwartungen zurück, auch die fehlende zugabe trotz des wenigstens kurzzeit brandenden applaus hatte etwas schalen beigeschmack. doch spätestens wenn man sich dem merchandising stand zugewendet hatte, schoss einem angesichts der selbstgebrannten und handbeschriebenen cdrs ein lächeln ins gesicht. es hielt an. bis nach hause. als bonus gibts für Euch ein video des hits "i like to stay home", den stevie ebenfalls live spielte, hier in einer eigenwilligen videoperformance. (ach ja, einige aktuelle einspielungen der kombi moore mit tropical ooze gibt es hier, sehr lohnend!)
die münchner the moonband veröffentlicht offiziell am 26. august ihr zweites album. mit "the significance of denavigation" schwingen sie sich auf eine neue umlaufbahn. um im bild zu bleiben. dass sich für derartiges geschehen ein größeres event geziemt, weiß auch die bayerische folkband. so wird am 22. juli bei der releaseparty im feierwerk (einlass 20:00 uhr, ab 20:30 clemens techmer (mit marvpaul)), auf der es das neue werk auch zu kaufen geben wird,ausgelassen auf den putz gehauen. obwohl, das haben die fünfe gar nicht nötig, sie wissen allein durch ihren auftritt zu überzeugen. da es bis zum 22. 07. noch etwas hin ist, überbrücken wir die gegebene zeit mit ein paar einblicken in die moonband welt und ausblicken auf das neue album, denn katrin und eugen waren auskunftsfreudig und antworteten mir beflissen auf einige fragen rund um das "moonband- universum".
das klienicum: ein paar einstiegsfragen zunächst. woher stammt der name "the moonband"? was war die idee dahinter? katrin: mit dem namen kann man einfach schön spielen - sowohl visuell als auch inhaltlich. außerdem verbindet uns tatsächlich eine gewisse faszination für den mond, das universum und all so ein zeugs - und douglas adams, seinen humor und seine philosophie.
das klienicum: wen findet man unter dem dach "the moonband"? stellt Euch doch einmal kurz vor! wie kamt Ihr zueinander? katrin: da wären zunächst die beiden songwriter (der meisten songs) chris "houston" begusch und eugen "mondbasis" kern-emden. die beiden kennen sich vom studium des kommunikationsdesigns, ebenso war andy "armstrong" henningsen (kontrabass) ein kommilitone. die 3 waren schon freunde, als sie anfingen, ihre gemeinsamen leidenschaft, das songschreiben und musizieren am küchentisch, zu teilen und einander ihre neuesten songs auf der gitarre vorzuspielen. das ist schon mehrere jahre her. 2006 kam ich dazu - geradezu schicksalshaft. ich hatte die 3 zufällig an einem abend im cobbler's irish pub in germering erlebt und war auf der stelle für alle entflammt (unter anderen highlights hatte chris "strawberry wine" von ryan adams so herzzerreißend schön gesungen...) - die drei hatten sich sofort in meine seele musiziert. ich hatte damals seit einer weile meine liebe zum folk und zum gesang entdeckt - und wie es der zufall wollte, brachte uns eine gemeinsame freundin zusammen an den musikalischen küchentisch. voilà! seitdem sind wir unzertrennlich. wir fingen an, gemeinsam songs zu entwickeln, erweiterten unser musikalisches spektrum um einige neue instrumente und wurden zur "moonband", zunächst noch aus purer leidenschaft zum musik machen. elena "rakete" tschaffon kam zu den aufnahmen für "open space" im sommer 2009 dazu - sie ist eine freundin der familie kern-emden. eugen: unsere väter spielten zwischen 1981 und ca. 2001 zusammen in der irish folk band "fairytale".
das klienicum: Ihr seid, wenn ich das richtig überreisse, seit längerer zeit konstant besetzt. was ist das geheimnis Eurer übereinkunft? katrin: wir sind einfach so wunderbar zusammen gewachsen und verstehen uns sowohl menschlich als auch musikalisch so gut - so etwas sucht man lange. abgesehen davon, dass wir uns immer über gäste freuen, und auch gerne mit anderen musikern jammen, fühlen wir uns komplett. eugen: außerdem arbeiten wir intensiv an unserer streitkultur.
das klienicum: was treibt Ihr im "wirklichen leben", gibt es jobs, studentenleben, aushalten bei mutti? und welche pläne habt Ihr in dieser hinsicht? soll musik einmal einen, den wichtigsten platz einnehmen können? katrin: die 3 jungs sind im bereich kommunikationsdesign selbstständig tätig, elena ist angehende studentin (ebenfalls infiziert vom kommunikationsdesign), und ich arbeite seit über 20 jahren am theater im kostümbereich. wir haben also alle unsere dayjobs, und gerade im moment merken wir verstärkt, dass es gar nicht so einfach ist, alles unter einen hut zu bekommen. der traum wäre in der tat, nur noch musik zu machen und davon leben zu können. zur zeit ist das noch nicht drin - aber wer weiß? das universum ist voll von möglichkeiten und wahrscheinlichkeiten...
das klienicum: wie muss man sich das song- schreiben bei Euch vorstellen? gibt es einen 'produzenten' und alle anderen ziehen mit, oder läuft es gänzlich anders? katrin: meistens läuft es so, dass einer der beiden songwriter mit einer songidee in die bandprobe kommt und wir gemeinsam daran weiter entwickeln. in der regel ist der urheber des songs immer offen für vorschläge und beiträge der anderen. es ist sogar schon des öfteren vorgekommen, dass auch texte collagenartig von mehreren bandmitgliedern zusammen gepuzzelt wurden. eugen: oft zeigen wir uns grobe skizzen für das erste feedback, dann geht es nochmal eine runde ins labor.
das klienicum: Ihr legt ein sehr professionelles design vor. Eure homepage, die covergestaltung des ersten albums sind formvollendet und mit viel liebe erstellt. ist dies ausdruck Eures anspruchs, dass das 'produkt' "the moonband" aus allen richtungen betrachtet ein hochwertiges sein muss, oder legt Ihr es schon ein wenig darauf an, mehr beachtung zu finden, einer breiteren masse bekannt zu werden? katrin: wir alle sind nicht nur musiker, sondern auch sehr "visuelle" menschen. dabei interessiert uns nicht die masse, sondern wir selbst wollen glücklich sein mit der gestaltung unseres öffentlichen auftritts. und gottlob sind 4 von uns selbst gestalter, und in unserem freundeskreis gibt es menschen, die das können, was wir selbst nicht können, darunter an erster stelle chris dreher (der für das artwork beider alben verantwortlich ist) und anna-lena zintel, fotografin und enge freundin der moonband. eugen: als designer freut man sich, wenn man endlich alles so machen darf wie man es seinen kunden auch vorgeschlagen hätte.
das klienicum: das "bekannt werden" ist ein aufwändiger und stressiger, oft steiniger und meist nur mit glück und gewichtigen partnern verbundener prozess.wie habt Ihr ihn erlebt, wenn man voraussetzt, dass Ihr zumindest keine newcomer mehr seid, und einen platz in der münchner musikszene eingenommen habt? eugen: - wenn man davon mal ausgeht, denn aus unserer sicht ist es schwer zu beurteilen wie "bekannt" wir sind. wir wollen vor allem musik machen, und uns dabei wohl fühlen. das ist zugegeben nicht immer einfach. oft muss man sehr dafür kämpfen einfach nur musik machen zu können. die administrative arbeit um die musik hat sich in der letzten zeit vervielfacht. wir erfahren aber auch immer mehr resonanz, das ist natürlich wunderbar.
das klienicum: wie beurteilt Ihr münchen als musikalischen standort? kommt er Euch entgegen, gibt es förderung, genügend auftrittsorte und dankbares publikum? wie steht es mit projekten und zusammenarbeit mit anderen münchner bands/künstlern? katrin: münchen ist, was folk angeht, eine ziemliche einöde, wenn man es mit dem kleinsten pub in irland vergleichen möchte... was aber nicht nur von nachteil sein muss. wenn man die resonanz auf unsere liveauftritte betrachtet, so könnte man fast meinen, dass es einen gewissen hunger nach folk zu geben scheint. und die "konkurrenz" ist hier in der tat nicht sehr groß. da hätten wir es in irland oder gar den usa wohl sehr viel schwerer, beachtung zu finden. bemerkenswert ist, dass wir uns um gigs nie wirklich kümmern mussten - die anfragen kamen stets von der veranstalterseite. trotzdem wollen wir mehr außerhalb von münchen spielen. eugen: münchen ist ein miserabler standort für subkultur. da spielen sehr viele aspekte mit hinein, z.b. mietpreise. aber es gibt ein paar feine menschen, musiker und orte. und die in münchen zu finden ist eben etwas besonderes.
das klienicum: mit "songs we like to listen to while traveling through open space" erschien in 2009 Euer erstes album. wart Ihr mit dem echo zufrieden? katrin: das echo überstieg unsere erwartungen - wobei man dazu sagen muss, dass wir das album zwar ernsthaft, aber nicht mit dem anspruch aufgenommen haben, es massenhaft zu verkaufen. es war eher als dokumentation dessen gedacht, was wir bisher so geschaffen hatten. außerdem wollten wir etwas in der hand haben, das wir den menschen mitgeben könnten, die uns live sehen. dass ein plattenlabel sich dafür interessieren könnte, das hatten wir ursprünglich gar nicht einkalkuliert. die dann folgende promoaktion hat dafür gesorgt, dass das album auch überregional angehört wurde - und es ist schon ein irres gefühl, dass unsere musik auch auf der anderen seite der erde gehört wird, und wir mit künstlern wie calexico, bonnie "prince" billy und bon iver in einem atemzug genannt werden... zufrieden wäre also gelinde ausgedrückt.
das klienicum: das zweite album habt Ihr mit martin hermann aufgenommen, kein unbekannter in münchen. wie gestaltete sich die zusammenarbeit, was war anders als bei den aufnahmen zum erstling? katrin: gerade gestern habe ich noch gesagt, was für ein segen martin ist. er ist letzten sommer spontan in die bresche gesprungen, und das war das beste, was uns passieren konnte. er ist nicht nur ein mensch mit ohren wie ein luchs - er hat durchaus auch kreativ an den songs mitgearbeitet. folk war für ihn zwar damals noch neuland (er kommt eher aus der indie-ecke), doch er hat schnell erspürt, wo wir hinwollen und welche stimmung wir transportieren wollen. abgesehen von seiner unbezahlbaren arbeit am album, die einen riesen spaß gemacht hat, ist er inzwischen ein nicht wegzudenkender freund der band, der uns auch live immer begleitet und besten sound zaubert.
das klienicum: mit david curry (willard grant conspiracy) und thomas glück (fairytale) hattet Ihr zudem prominente unterstützung. erzählt doch kurz, wie es dazu kam und welche parts die beiden übernahmen! katrin: letzten oktober hatten wir die ehre, zum wiederholten mal den support für willard grant conspiracy zu spielen (à propos: wir werden im november wohl auch wieder dabei sein - wir sind nämlich robert fishers "favourite happy band"!), und ich hatte die spontane idee, dave curry anzusprechen: "we want you on our album, dave! you're so great!" - und er war verrückt genug, sofort zuzusagen... - tom glück wiederum ist ein alter freund, violinist der band "fairytale", der auf la gomera lebt, wo die moonjungs im februar einige gigs hatten. er wird auch beim release dabei sein! dave spielt seine wunderbare, typisch schräge viola auf einem song, und tom seine irisch inspirierte violine auf einem anderen. wunderschön!
das klienicum: Eure plattenfirma rockville war sehr angetan von der bisherigen resonanz und hat die mittel etwas augestockt. was bedeutete das konkret, was wurde dadurch möglich, was Ihr Euch vielleicht vorher nicht habt erlauben können? katrin: wie oben schon erwähnt: promotion und vertrieb bringen die moonband im wahrsten sinne weiter. durch manfred plötz's (rockville) zahlreiche kontakte haben wir überregional aufmerksamkeit erregt, was ohne ihn nicht so einfach wäre, da unsere möglichkeiten, dem album "hinterher zu spielen", d. h. viel zu touren, beschränkt sind - ich bin mutter und festangestellte und dadurch (zumindest gegenwärtig) recht gebunden an münchen.
das klienicum: Ihr frönt dem folk. war das von anfang an der musikalische stil, auf den Ihr Euch festlegen wolltet/konntet, wenn man artverwandtes wie americana mit beinhaltet weiß? katrin: eigentlich ja. obwohl wir alle aus unterschiedlichen musikalischen ecken kommen, so verband uns doch von anfang an die liebe zu schönen melodien, zum singen, zu saiteninstrumenten und zum geschichten erzählen. und das mündet dann wohl im folk, im weitesten sinne. das hat etwas klassisch-zeitloses. dass folk jetzt scheinbar im trend liegt, war uns damals ziemlich egal bzw. nicht bewusst. eugen: ich habe (wie wahrscheinlich jeder gitarrist) früher in einer punkband und dann in einer rockband (the ruby sea) gepielt. es wurde zunehmend folkiger. und jetzt wo wir endlich beim folk sind, da fühle ich mich musikalisch so wohl und zu hause, dass ich gar nicht mehr sagen kann, wie es jemals anders hätte sein können.
das klienicum: was sind die wesentlichen aspekte, die Eure musik beschreiben? ist es das akustische moment, die harmoniegesänge, die stories, die zu erzählen sind, der publikumskontakt, die persönliche befriedigung am (gemeinsamen) musizieren? katrin: das hast du ziemlich gut zusammengefasst! dem ist nichts hinzuzufügen...
das klienicum: mir gefällt besonders, dass einzelne instrumente, die mandoline bspw., viel raum zugestanden bekommen. überhaupt wirkt Eure musik luftig, frei atmend. verzichtet Ihr bewusst auf "dichteren sound"? katrin: du wirst auf dem neuen album hören, dass sich der sound hier und da verdichtet hat, und doch mögen wir es, wenn man einzelne instrumente heraus hören kann. wenn sie halt auch so schön klingen wie zum beispiel eine irish bouzouki (die wir auf dem neuen album neu einführen), dann soll man sie auch erkennen und genießen dürfen. (es gibt meines wissens übrigens nur eine band, die die mandoline ähnlich einsetzt wie wir: kamikaze hearts - die habe ich aber erst vor kurzem bei last.fm entdeckt...)
das klienicum: nennt doch mal Eure musikalischen referenzen, wo lehnt Ihr Euch gern mal an? katrin: es gibt musik, die uns schon länger begleitet, wie die von bob dylan oder ryan adams, auch wenn wir nicht versuchen zu klingen wie.... - und doch bewundern wir natürlich große künstler und bands wie wilco, die fleet foxes, bonnie "prince" billy, arcade fire... aber nicht nur folkiges, auch elektronischeres wie radiohead zum beispiel, solange es ein gewisses gefühl transportiert, das wir teilen. (sehr beeindruckt hat mich übrigens ein konzert von the acorn letzten herbst - das nur am rande.)
das klienicum: welches sind die cover, die Ihr am liebsten spielt? katrin: immer wieder gerne: "you ain't goin' nowhere" von bob dylan (wobei wir uns selbst an einem cover von the swell season anlehnen) - da singt das publikum immer so schön mit -, "when in rome" von nickel creek, "long ride home" von patty griffin, "one great city" von den weakerthans, und wenn es etwas ruhiger zugehen darf und der rahmen intimer ist, dann spielen wir gern auch mal den einen oder anderen balladesken ryan adams. wenn es der rahmen zulässt, dann stöpseln wir uns zum schluss gerne aus und spielen "proof" von i am kloot, bis wir die stecknadel fallen hören.
das klienicum: für das neue album seid Ihr erneut in die ferne gezogen? wohin genau? und wie muss man sich das vorstellen: Ihr beim songschreiben? katrin: wie beim letzten mal haben wir uns letzten august für zwei wochen nach chřibská in der böhmischen schweiz zurück gezogen, wo meine familie ein altes haus hat, wo man viel platz und seine ruhe hat, und zusätzlich von einer lieblichen landschaft und einem plätschernden bächlein umgeben ist. die songs standen damals schon, und wir kamen wohlgeprobt an - da wurde nicht mehr viel arrangiert. wir haben dort die instrumente live eingespielt, d.h. gemeinsam, und die gesänge und ein paar overdubs dann hier den winter über in germering aufgenommen. geschrieben werden die songs, zumindest die ersten skizzen, überwiegend von eugen und chris alleine im stübchen zuhause. der rest passiert dann mit der band, wie gesagt, im bandraum oder, wie damals, am küchentisch.
das klienicum: was ist von den ersten ideen, songs und vorstellungen am ende übrig geblieben, was ist letztlich davon tatsächlich auf dem aktuellen album gelandet? katrin: einige wenige songs sind schon mehrere jahre alt und wurden zum teil recht stark verändert, andere waren erst kurz vorher entstanden. ich glaube, wir haben ursprünglich mit 14 songs gerechnet - 2 haben es nicht aufs album geschafft. sie sind aber nicht von der erdoberfläche verschwunden - sie brauchen nur noch ein wenig mehr reifezeit. der eine oder andere song hat mit neuen instrumenten, effekten, chören usw. durchaus auch mal einen neuen drall bekommen.
das klienicum: nachdem ich Euer album nun hören durfte, lasst mich ein paar ergänzende fragen stellen! vielleicht für die leser ein erster hinweis auf bzw. eine erläuterung des im booklet erwähnten trilli-o-graphen!? katrin: der trilli-o-graph ist eine wunderbare erfindung. es ist, wenn man es so ausdrücken möchte, eine antenne, die einen irgendwohin steuert (also denavigiert) - ganz im gegensatz zu einem "herkömmlichen" navigationsgerät. und das ist der witz: sich am ende an einem ort zu wähnen, den man nicht wirklich selbst bewusst gewählt hat, an dem es aber wunderschön sein kann. da steckt eine menge philosophie dahinter. und die gefällt uns.
das klienicum: zum anderen gibt es eine deutliche veränderung im sound, Ihr hattet es bereits erwähnt, ich finde: viel weiter, weniger gedungen, offenes feld, freier blick. schön, wie sich manches instrument anschleichen kann, um seinen platz zu finden. eine verdichtung ja, aber eben auch mit viel raumklang, liveatmosphäre. richtig? eugen: richtig. martin hat sich sehr darum bemüht, die raumatmosphäre in tschechien einzufangen. gleichzeitig hat er den sound so geschickt aufgenommen, dass es ihm im nachhinein noch möglich war, die instrumente klanglich zu trennen.
das klienicum: wie schwer war es, die arrangements zu treffen, den (neuen, zusätzlichen) möglichkeiten aber letztlich nicht unendlich nachzugeben? eugen: gar nicht so schwer. die arrangements standen ja größtenteils schon. ab und zu muss man allerdings schon aufpassen, dass der studio-gaul nicht mit einem durchgeht.
das klienicum: insgesamt scheint mir die schale rauher zu sein, der gesang, vor allem die männliche stimme kräftiger; die dringlichkeit einzelner songs betonter. trotzdem die melodieseligkeit nicht verloren ging, offeriert sich ein rhythmusorientierterer, "schwerlastigerer" auftritt. war das ziel, mehr die dielen denn das parkett zu bearbeiten? katrin: gut gesagt! ja, das ziel war, bei aller neigung zur melancholie, ein wenig mehr entscheidungskraft und optimismus zu transportieren, energischer zu sein. vielleicht auch selbstbewusster, eindeutiger. das schlägt sich nicht nur in der stimme, sondern auch im rhythmus nieder, ja. und aufs hochglanzparkett haben wir noch nie besonders gut gepasst...
das klienicum: tausend dank, Euch beiden, für die zeit und die ausführlichkeit! ich freue mich auf den 22.07. im feierwerk, wenn wir es krachen lassen!