1976 veröffentlichte r. stevie moore sein erstes album. "phonography" wurde zum ausgangspunkt einer anwährenden exkursion durch die bewegungsfreudige lofi- landschaft, die sich einer one-man-band in den heimischen gefilden darbietet. die vielseitigkeit im umgang mit verschiedensten instrumenten, vom bass über gitarre bis hin zur perkussion, sowie der gekonnte zugriff zugriff auf aufnahmegeräten aller art versetzte moore in die lage, sich die welt von zuhause zu erobern. dies tat er, indem er seine anhänger zunächst via kassette, später via des "r. stevie moore cdr club" an sich band und schaufelweise releases auf die welt losließ. ob unter eigener flagge oder, eher selten, unter der "offizieller" labels, moore ließ nicht locker. legendär machte ihn letztlich neben seiner musikalischen ausbeute und deren einfacher wie genialischer qualität, dem abwechslungsreichen genremix, auch seine scheu. zum touren hat ihn nur selten jemand bewegt, es mangelte immer wieder vor allem am geld. seinen lebensunterhalt verdiente sich der d.i.y. veteran als angestellter im plattenladen, was ihm wenigstens eine ansehnliche vinyl sammlung einbrachte. doch heuer war es so weit. den seltenen europabesuchen in den achtzigern sollte endlich eine kleine konzerttour folgen. die führte ihn auch am unwetter geschädigten dienstag abend ins import export in die goethestraße nach münchen.
der über einen seiteneingang zu erreichende ehemalige laden bot sich als perfektes ambiente für eine musikalie dieser art dar, zumal mit tropical ooze eine vorkapelle einheizte, die die verbindung zwischen zerschossener location und einer punk infizierten, lustvollen rotzeinlage aufs unbeliebigste herstellte. und dabei war die vierköpfige brooklyner band um den durchaus charismatischen sänger jr keineswegs nur laut oder aggressiv, sondern bot eine eklektische vorstellung, die sich zielsicher den weg durch eine melange aus postrockistischen, (gar reggae nahen), new waveigen und experimentellen elementen, man bedenke nur die wüsten soundspielereien zwischen keyboard und e-gitarre, und hochtoneinlagen, die an den zahnfüllungen nagten, bahnten. das war mehr als unterhaltsam, ließ die hüfte in gang bringen und ward ebenso von den rund siebzig gästen goutiert. drei viertel der band nahmen sich denn auch zeit, um noch einmal mit r. stevie moore die bretter der kleinen, aber ausreichend großen bühne des dämmerigen schuppens zu erobern. der altmeister fand sich pünktlich ein, setzte sich aber zunächst einmal auf den hosenboden, um soundtechnische vorbereitungen anzustellen.
später baute er sein pult auf, steckte die leselampe ein und rückte sich sein notenheftchen nebst texteintragungen zurecht. fertig. von einem moment auf den anderen rockte die vier mann truppe los. zunächst kapuzt, später das haupt nur noch unter einem basecap versteckt, drehte stevie das mit einem großen 'r' verzierte schmuckstück um 180° und stürmte weiter durch sein attraktives set. denn das bot so einiges, was des fans herz höherschlagen lassen konnte. erwähnt sei vor allem das aus dem ersten album extrahierte "i've begun to fall in love", welches stevie solo vortrug, und das schließlich auch deutlich sein grenzgängerisches gesangsorgan darbot, das gern zu kippen wagt, das sich an melodielinien orientiert, aber nicht knechtisch ausrichtet.
oder das aus dem jahr 1975 stammende "the winner", das im bandoutfit deutlich mehr nachdruck erhielt, zumal die drei neukollegen saftig einstiegen, mit drumsolo und fetzigen gitarrenläufen glänzen konnten. "the winner" wies zudem deutlich auf die brillanz des veteranen moore hin, die strukturelle simplizität, die lyrische naivität und deren kopplung mit blitzeinlagen. dazu das augenrollen und die grimassen des in die jahre gekommenen internetfetischisten und das schauspiel gerät zu einer perfekten nostalgiegefärbten und irgendwie unwirklichen adaption an die bekannten vielzähligen videoaufnahmen. "carmen is coming" oder "mason jar" gerieten zu wuchtigen, fordernden einlagen, die sich der fragilität manches vortrags von moore vollständig entledigt sahen und den vierer in trauter eintracht offerierten. mit mehrstimmigem gesang, stevies poetischem bassspiel, dem hochgeschwindigkeitsdrumming und den zwei fleischigen gitarren zeichnete sich das an jahren und erfahrungen so weit auseinander driftende quartett als stimmige einheit. mit einer guten stunde spielzeit blieb moore etwas hinter den erwartungen zurück, auch die fehlende zugabe trotz des wenigstens kurzzeit brandenden applaus hatte etwas schalen beigeschmack. doch spätestens wenn man sich dem merchandising stand zugewendet hatte, schoss einem angesichts der selbstgebrannten und handbeschriebenen cdrs ein lächeln ins gesicht. es hielt an. bis nach hause.
als bonus gibts für Euch ein video des hits "i like to stay home", den stevie ebenfalls live spielte, hier in einer eigenwilligen videoperformance. (ach ja, einige aktuelle einspielungen der kombi moore mit tropical ooze gibt es hier, sehr lohnend!)
r. stevie moore - california rhythmals bonus gibts für Euch ein video des hits "i like to stay home", den stevie ebenfalls live spielte, hier in einer eigenwilligen videoperformance. (ach ja, einige aktuelle einspielungen der kombi moore mit tropical ooze gibt es hier, sehr lohnend!)
r. stevie moore - play myself some music
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