Freitag, Juli 15, 2011

small sur - tones (2011)


so sanft wie sich der longplayer "tones" von small sur gibt, so gemächlich hat er auch mich erobert. die zögerliche notation einer gewissheit von kunstfertigkeit, die aus geschliffenem handwerk und etwas mut und innovation hervorgeht. sie hat sich an mich herangeschlichen und nach für nach eine beziehung entstehen lassen, die mich zum nutzniesser ihrer ausprägungen macht. einer musik, die so introspektiv wie notenbedacht aktuell eher selten anzutreffen ist. sun kil moon, red house painters sind mögliche vergleiche, downtempo, slowcore, und schielt man auf aktuellen folk, müsste man die unvermeidlichen fleet foxes nennen, wenn sie die rauschefahrt kurzzeitig einstellen, vetiver, okkervil river vielleicht.

small sur ist der musikalische ausdruck des in south dakota geborenen und mittlerweile in baltimore lebenden songschreibers bob keal und dessen kungelei mit austin stahl und andy below. die drei arbeiten seit 2005 gemeinsam und brachten zunächst eine selftitled ep heraus, damals hausten sie noch im südlichen kalifornien, bevor sie nach baltimore übersiedelten und in 2008 ihr erstes full length markierten: "we live in houses made of wood". es folgte zwei jahre später eine weitere ep ("bare black") und heuer nun, erscheinungstermin für den selfrelease war der 28. juni, der zweite longplayer "tones". auf dem erhielten die drei unterstützung von wye oak, beach house und lower dens mitgliedern sowie weiteren kollegen. aufgenommen wurde über das gesamte jahre 2010, wobei ein großteil des materials live eingespielt wurde.


der geist, der "tones" umweht, ist einer, der aus der vergangenheit stammt, der uns wie stiller wind berührt. die stete lap steel, die einfügungen von cello und alto sax, die muster, die sie zwischen die von der akustischen gitarre formulierten harmonien setzen, bilden einen flickenteppich, der für blumenkinder räkelwiese werden sollte. doch die musik von small sur ist geerdet und frei von jubelarien, von traumdeutungen, von rücksichtsloser buntheit. sie ist gegründet auf einer friedfertigen rhythmussektion, die in ihrer unscheinbarkeit erst entdeckt werden muss. die songs formen sich wie seifenblasen, die aus dem sie produzierenden ring herausdrängen, die welt spiegeln je nach blickwinkel, nach größe, nach konsinstenz.

wer sich bei aller zurückhaltung luft verschafft ist bob keal, der sänger, dessen stimme so fraulich angehaucht einen weichen kern offeriert, im falsett deliriert, die sich rundungen traut, wo andere zögern, die sich brechungen wagt, die die meisten vermeiden. die schleichende bewegung der musik small surs bekommt so einen dirigenten. dem die gitarren den teppich ausrollen und alle anderen instrumente für kleine vögelchen, für ein paar sonnenstrahlen, für ein mildes licht zu sorgen haben.

"the sand" ist ein opener im chamber folk, der unmittelbar heilung verspricht und sofort auf jegliche ungewöhnlichkeit dieses tonträgers verweist, "the woods" spricht die naturthematik direkt an und glänzt mit einer sich - in aller bescheidenheit - öffnenden e-gitarre, "elder days" hat einen irischen kreisel, "three haiku" klingt wie ein gebet, "saint" wie ein licht, das am ende des tunnels angezündet wurde, "under trees" flirrt munterer als alles dagewesene und "the darkest parts" beendet einen 11tracker auf ergreifende weise, in aller kürze und mit einer attitüde der besonnenheit.

"tones" wird sich in meinen jahrescharts sehr weit vorn platzieren. es ist ein album der genügsamkeit und dabei so reichlich ausschenkend. die gefühlsgemengelage, in die es mich bringt, entsteht erst nach dem hörvergnügen. das album reisst löcher. es verwundet. und wenn du nach heilsamen suchst, legst du es wieder auf.
small sur - the woods
small sur - pretty boy

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