Dienstag, Mai 31, 2016

eingestreut (939): konzerte münchen juni 2016


die livepräsenz von bands bzw. künstlern hat an bedeutung gewonnen. dem wollen wir gern rechnung tragen, indem wir immer mal wieder etwas deutlicher hinweise auf entsprechende veranstaltungen geben. das können tourdaten einzelner künstler sein, aber auch wie heute übersichten nur für eine stadt. dass uns münchen dabei am herzen liegt, dürfte auf der hand liegen. gleichsam bemühen wir uns nicht um einen kompletten überblick, sondern picken uns die perlen heraus. wenn Ihr etwas ergänzt haben wollt, gebt bescheid oder nutzt die kommentarfunktion. (und bitte, verlasst Euch nicht auf die angaben hier, sondern lasst sie Euch vom veranstalter vorab bestätigen, danke!)

01.06. human abfall / friends of gas, sunny red
01.06. the kings of dubrock, unter deck
02.06. andreas dombert trio, unterfahrt
02.06. wiebke puls & ivica vukelic, bar gabanyi
02.06. simon & jan, milla 
03.06. carl oesterhelt & johannes emder, import export
03.06. naked superhero, kranhalle
03.06. empirical, unterfahrt
03.06. lautyodeln, volkstheater
03.06. dan patlansky / florian lohoff, milla
03.06. the charles, strom
04.06. kiddo kat, orangehouse
04.06. fred hersch trio, unterfahrt
04.06. br symphonieorch., david robertson, steve reich, herkulessaal
05.06. piano particles, milla
05.06. br symphonieorch., david robertson, steve reich, br funkhaus 
05.06. captain chaos / gerd dembowski, kafe kult
06.06. the uptown jazz orchestra, unterfahrt
06.06. white fence, milla (soundbsp.)
06.06. three trapped tigers, unter deck
06.06. julien baker, hauskonzerte
07.06. le gros tube, import export
07.06. lou shields, unter deck (soundbsp.)
07.06. lions head, milla
08.06. the bam bam clan, import export
08.06. loop grid, schwere reiter
08.06. electric litany, unter deck
08.06. chris brown, olympiahalle
09.06. turd sandwich u.a., sunny red
09.06. issac roosevelt trio, bar gabanyi
09.06. imam baildi, strom
09.06. attwenger, milla (soundbsp.)
09.06. liann, kap37
09.06. wayne escoffery quartet, unterfahrt
10.06. sommerfest, sunny red
10.06. sven faller, unterfahrt
10.06. paul mccartney, olympiastadion
10.06. quartett ny batteri, milla
10.06. pennywise u.a., backstage werk
10.06. joseph arthur, strom
11.06. totem skin / off.deaf, kafe kult
11.06. the razorblades, import export
11.06. organic trio, unterfahrt
12.06. marc cohn, gasteig
14.06. anna-lena schnabel quartett, unterfahrt
14.06. audacity / brave young years, kafe kult
14.06. cypress hill, zenith
15.06. teho teardo & blixa bargeld, muffathalle (soundbsp.)
15.06. piano interrupted, einstein kultur 
16.06. protein, import export
16.06. boysetsfire u.a., sunny red
16.06. claeng, rationaltheater
16.06. g.rag/zelig implosions / the irrigators, glockenbachwerkstatt
17.06. schatten & helden, ampere
17.06. fly - turner/grenadier/ballard, unterfahrt
17.06. minoranza di uno u.a., kafe marat
17.06. ami, milla
17.06. bruce springsteen, olympiastadion
17.06. mgnm 20, schwere reiter
18.06. mgnm 20, schwere reiter
18.06. milla walky talky, milla
18.06. carolyn breuer & band, unterfahrt
18.06. heartbeatz festival, muffathalle
18.06. nick woodland, lustspielhaus
19.06. milla walky talky, milla
19.06. lucinda williams, circus krone
20.06. i have a tribe, milla
20.06. urushi, glockenbachwerkstatt
22.06. turnstile u.a., kranhalle
22.06. atreyu, strom
23.06. fred raspail & g.rag/zelig implosion feat. micha acher, import export
23.06. henri texier hope quartet, unterfahrt
23.06. wasted / the wulffs, kafe marat
23.06. olivia trummer, bar gabanyi
24.06. cherry bandora, import export
24.06. munich rocks!, ampere
24.06. peter cudek trio, unterfahrt
25.06. sommerfest radio münchen, import export
25.06. skrei u.a., sunny red
27.06. supersuckers, strom
28.06. shearwater, strom
28.06. jacques palminger, milla
28.06. three wise men, unterfahrt
28.06. karl hector & the malcouns, unter deck
29.06. schlaass, import export
29.06. kerretta, sunny red
29.06. ed motta, unterfahrt
29.06. st. paul & the broken bones, strom
30.06. trio xamego, import export
30.06. silverstein u.a., hansa 39
30.06. ducan woods, bar gabanyi

Montag, Mai 30, 2016

neue töne (1635): richard ginns


die kultur des tapes ist eine, die keine wirkliche unterbrechung erfuhr. dem empfinden nach schon, weil sie zwischen vinyl und vor allem cd lange zeit keine existenzberechtigung erfuhr. doch da war sie immer. die seit jahren anhaltene wiederbelebung eines kassettenkults schreibt wunderbare kapitel. eines kann man mit dem ghenter label dauw aufschlagen. dort wird neben der zu veröffentlichenden musik auch großer wert auf die gestaltung des objekts gelegt. mit femke strijbol hat man eine erstklassige grafikerin in den eigenen reihen.

das frischeste produkt aus dieser schmiede heißt "a beautiful memory shaped in the stars" und stammt von richard ginns, einem musiker, der in manchester lebt und an der uni huddersfield sowohl musik als technologie studiert hat. seine traumwandlerisch schönen expertisen suchen keine klangmalerischen wahrheiten, sondern sie schaffen sie. wir hatten vor zwei jahren bereits eine seiner vielfachen veröffentlichungen ins auge gefasst: klick. acht tracks vereint sein neues tape, auf denen er neben dem technischen gerät auch einiges an instrumenten zu bedienen hat, u.a. eine lap harp, synthesizer, piano, elektrische gitarre, aber auch kalimba oder diverse haushaltsobjekte. die aufnahmen wurden auf ein tascam 4track tape gezogen.

"incolors" ist ein prägnantes beispiel dieser elektroakustischen verwebung. es besitzt einen stabilen gleichklang, um den herum sich strukturelles gebahren beweist. ein stetes an- und abschwellen, nachgiebiger, unnachgiebig. einige verzerrte einschübe. kaum mehr passiert. und dennoch sucht sich eine formvollendete tonale schönheit einen weg ans ohr des hörers. meditativ, intensiv, blass und doch mit (wenigstens) pastellen farben spielend.
wie es überhaupt auf diesem release keine aufreger gibt. alles befindet sich in einem steten fluß. nachstehend eine preview. was den kauf der kassette anbelangt, da sollte man sich echt beeilen.

Sonntag, Mai 29, 2016

eingestreut (938): young people


erlaubt sei an dieser stelle der kurze hinweis auf den kassettenrelease des selbstbetitelten debütalbums von young people. ursprünglich 2002 auf 5 rue christine erschienen, legt kill rock stars dieses raue wunderding noch einmal auf. die vorbestellungen für den juni release laufen wohl blendend, jedenfalls sind via bandcamp gerade mal nur noch eine handvoll kassetten erhältlich.
das los angeles trio aus katie eastburn, jeff rosenberg und jarrett silberman hatte sowohl ein exzellentes gespür für melodien, als auch für eine handfeste umsetzung derselben. dafür brauchte es meist nicht sehr viel. eine eiernde gitarre, perkussiven einsatz und dieses weibliche organ, das ständig seine grenzen testete. das klang oft willkürlich und war doch nicht um liebreiz verlegen. tonale beispiele, der rest ist eh für Euch!

Samstag, Mai 28, 2016

neue töne (1634): crystal soda cream


spröde. distanziert. die musik von crystal soda cream ist eine, die sich zunächst nur mit verschränkten armen bemustern lässt. erst in der folge wird man ihrer innewohnenden menschlichkeit gewahr, die sich unterm stumpfen drill von einer gitarre in permanenter schräglage, dem dengelnden bass und einem pulsorientierten schlagwerk nur schwerlich entdecken lässt.

nah an der schauerkante, an der sich anfang der achtziger bereits einige nackenknochen brachen, wagnisbefeuert im wehrhaften militärschritt, martialisch das idiom, abseits regionalen abschätzens. unterm scheitel der gierige blick nach aufmerksamkeit.

seziert werden die orientierungslosigkeit, die belanglosigkeit des alltags, die leben frisst, die einsamkeit, unerkannt, das siechen im gemeinschaftstrott, die zeichen, die blendenden, nicht übersetzt. selbst im deutschen deutungszweifel.

die gitarren plieren im düsterverhang, das schlagwerken ist mehr grollen denn ordnungsgemäßer anschlag, wie aus weichem wollverhang dringt das kollektive intonieren. musik wie ein gift, das nur nach und nach wirkung entfaltet. endlich übergibt sich an der geräuschefront der kältestau.

das wiener postpunkensemble bleibt weiterhin im trio: theresa adamski (schlagzeug/synthesizer), philip forthuber (gitarre/vocals) und sebastian ploier (bass). im april brachten sie mit "work and velocity" ihr zweites full length auf den markt. herausgegeben wurde es in treue auf totally wired records, selbstverständlich auf vinyl.

jede zeit hat ihre musik. jeder ort hat seine musik. nicht immer ist es so, dass zeit und ort die selbe wahl treffen. dann aber bewegen wir uns im maßstab einer revolutionären situation. und wann, wenn nicht heute, hätte wir genau diese konstellation. alles schreit nach veränderung. und wenn sie bedeutete, dass wir zum alten zurückkehrten? etwas mehr behaglichkeit? etwas mehr bequemlichkeit? was hätte das mit crystal soda cream zu tun? nichts!

"ein saurer hauch weht durch das ganze land / die angst geht um / was wird denn nun aus uns?" (aus "saurer hauch", crystal soda cream, 2016)

Freitag, Mai 27, 2016

neue töne (1633): fortressless


vier tracks aufgeplustert auf schließlich zwölf inklusive-remix-nummern, die die doppel-10" in vinyl formvollendet zieren. kann man ja mal machen. erst recht, wenn das ausgangsmaterial so begabt klingt. verantwortlich zeichnen dafür mit fortressless der hamburger fabian tormin und der züricher christian keller. das elektrofizierte popgebahren der beiden künstler sucht neben stilverwobener sicherheit einen klärenden klang. offenheit und diskussiongrundlage, um sich auf ewig vom apologetentum zu befreien. gelingt. wenngleich durch den refrenztunnel eine menge gestalten gejagt wurden.
"let alone the sequence" hat das zeug zum hit, mäandernd zwischen scritti politti überdrehtheit und der konsequenz der pet shop boys. den sprechgesang diktiert sich der vitale beat. das flirrende beiwerk nimmt man lobend in kauf. der titeltrack "neoteny" wirbt energischer, notiert aber auch die anne clark gedächtnisadresse, ins ungewisse schießend das synthiegewerk. im refrain hormoneller austausch. flächig das ansinnen, alabastern die schau. "hale and hearty" ist die luftigere ausgabe mit steigerungspotential. wer sich zu früh freut, den überfährt der überraschungseffekt. "smoke bomb blisters" grient aus dem orgelweichen, belebt unter klaviernoten, flüstert und singsangt und gefällt sich in aller sanftheit.
im folgenden beherrschen unter anderem oval, serengeti oder clue to kalo die szenerie mit ihren jeweiligen bearbeitungen der einführenden nummern. daneben gibt es ein treffliches "neoteny" cover von sonmoon.
wir empfehlen dieses vinylkunstwerk, welches heute auf insular veröffentlicht wird.


Donnerstag, Mai 26, 2016

glotzt nicht so romantisch (690): cate le bon


braucht der feiertag noch eine art feierliche untermalung? aus dem aktuellen album "crab day" von cate le bon darf man mit "love is not love" zitieren. der wunderbare track wurde zudem szenisch ins bild gerückt. da halten sich wohl die tänzer und die sängerin im funkhaus an der nalepastraße auf. die musik hat denn auch etwas klassisches, könnte gut aus den mittsiebzigern entnommen sein. schlicht, aber kleidsam.

eingestreut (937): weaves


vielleicht ist es das, aber sicher eines der am sehnlichsten erwarteten alben des nächsten quartals. weaves, das sind jasmyn burke, morgan waters, spencer cole und zach bines veröffentlichen am 17. juni auf kanine (us), buzz records (can) bzw. memphis industries ihr debütalbum, welches sie seit geraumer zeit bewerben. wir hatten an gegebener stelle, sprich in mp3-(p)fündern, stets die einzelnen singles mit vorfreude dargeboten. mit "coo coo" gibt es nun die nächste runde zu bejubeln. der hookverliebte track ist ein wenig crazy und dabei alles andere als beliebig. die jungen menschen machen auf jeden fall alles richtig. schön muss es sein, fällt mir ein.

Mittwoch, Mai 25, 2016

glotzt nicht so romantisch (689): blue house


einen schönen song bietet uns da das londoner duo blue house an. mit "simple song" führen james howard und ursula russell die zweite single nach "hot air ballonns" und der b-seite "confessional" auf. veröffentlicht wurde der aktuelle track mitte märz auf arp cleveland bzw. whipped cream records, das ebenfalls noch frisch am start ist. das label möchte, so der hehre anspruch, vor allem einheimische, englische künstler unterstützt sehen, die qualitätslyrics, aber auch ein beeindruckendes songwriting anbieten. das sollte in diesem fall gelungen sein. blue house wollen noch ende des jahres ihr erstes full length vorlegen. bis dahin dreht Euch im kreis des psychodelischen videos!


Dienstag, Mai 24, 2016

ein (p)fund mp3 (530), teil 2

extravaganz in gewählter ausprägung, die band aus barcelona übertreibt es nicht und lässt noch neugier übrig, der vierer veröffentlicht das album "second two: chapter home" anfang juni auf naim records: seward:


das melbourner trio hier geht die geschichte etwas entspannter und weniger aufgeregt an, deutlich weniger, das debütalbum (deaf ambitions) lässt auch noch auf sich warten, allerdings darf die debütsingle begrüßt werden und die hat mehr als nur ein bisserl charme: pure moods:


was für meine romantische seele: sie geht ihr debütalbum an, vorschusslorbeeren sind erwünscht, die erste singleauskopplung ist aber auch zu schön, "hold your mind" wird dann das schmuckstück in voller länge heißen und auf bullnose hoops records anfang juli erscheinen: bess attwell:


mehr shoegaze als americana bietet diese truppe aus austin auf, mit "canelo" dürfen wir in das neue werk "aguas frescas part II" hineinhören, das sich das durchaus lohnt, werdet Ihr feststellen, mit: wildfires:


spencer krug geht wieder in die offensive, am 03. juni wird das neue album "my best human face" auf jagjaguwar erwartet, "them call themselves old punks" ist der einstieg in diese wüsten synthiekonstrukte,aufgenommen mit den finnischen kollegen: moonface and siinai:


auf quite scientific bereitet man sich auf einen neuen tonträger der amerikanischen band vor, die mit "ultimate oceans" endlich einen "coastlines" nachfolger an den start bringt, "galaxies" ist die erste single aus dem juni release: fawnn:

ein (p)fund mp3 (530)

ihr solo debütalbum wird "postcards from" heißen und am 03. juni auf bella union erscheinen, die junge und mehr als talentierte multiinstrumentalistin aus dem uk lässt sich mit "dallas" bereits einmal in die karten gucken: fiona brice:


das junge funkpop kollektiv aus australien, das mittlerweile in berlin lebt, hat jüngst auf maison kitsune veröffentlicht, die debüt ep enthält unter anderem "herefore", das wir hier einbinden, demnächst sind die fünf auch hierzulande auf konzerten zu bewundern: parcels:


"the figures of enormous grey and the patterns of fraud" hieß ihr vorgänger aus 2011, nun legen die griechen nach, mit "quantum unknown" beweisen sie erneut erstaunliche fähigkeiten in sachen cinematoskopisches soundgemälde, auf inner ear: gravitysays_i:


nicht weniger beeindruckend offeriert sich das album "tooth", welches am 10. juni auf blackest ever black erscheinen wird, den hörer erwartet eine mischung aus dub-techno, garage/grime and post-hardcore rock, konstruiert vom londoner duo joe andrews und tom halstead: raime:


etwas ungebundener geht es bei dieser band aus pittsburgh zu, die es mittlerweile seit 2011 gibt, ihr aktuelles werk "blood // sugar // secs // traffic" erscheint am 10. juni auf sub pop und ist einen ausschnitt wert: the gotobeds:


hier hätte ich gern die ersten assoziationen mit Euch geteilt, aber ich schmeisse einfach die wild beasts in den raum, die neue single der liverpooler junggang kicken wir hier mitten hinein: trudy and the romance:

Montag, Mai 23, 2016

neue töne (1632): wilder adkins


wie man vernehmen darf, stammt wilder adkins aus marietta, ga, lebt aber mittlerweile in brimingham, al. in seiner jugend bekam er es mit einem vater zu tun, der neily young und van morrison songs in eigenwilligen variationen auf einer alten guild jambo akustik gitarre zum besten gab. später verbrachte er einige zeit in indien, wo er seinen melodischen sinn schulte und hindi erlernte. dass seine lieder vom glauben und vom zweifeln daran erzählen, erscheint nicht ungewöhnlich.

seine musik hat eine melancholische grundstimmung, die sich fast konsequent durch alle seine sechs bisherigen veröffentlichungen zieht. etwas klagendes wohnt seiner stimme inne, etwas sinnliches stets, durchaus eine stärke, eine erzählerische, den hörer bindende qualität. nicht anders auf dem aktuellen werk "hope & sorrow", das anfang april erschienen war. den liquiden gitarrenfügungen gilt es dabei hinterher zu eilen, seiner an akzenten reichen stimme ebenfalls. ihr einfall gleicht einer sinnlichen berührung, sie ist dunkelfarben, ausdrucksstark und freudig am wandel. während also die schraffierten saiten den rhythmus geben, einige klavierakkorde bemustern, streifen überirdisch gemahnende melodien aus der kehle adkins an dein gehör. allein der opener "dreamer" ist eine erwähnung wert. erst recht wenn er sich im refrain in hall und gegengesang versteigt. himmlisch.

adkins hat für die aufnahmen eine unmenge an hilfe erhalten. mehr als ein dutzend musiker nahmen hie und da ein instrument in die hand, um es in den reigen der zwölf lieder einzufügen. wir treffen auf molly parden oder stephen collins, auf candace phillips oder bill wittmeier. wir bekommen cello und violine, balafon oder synth-bass zu hören. wenngleich so vielzählig, wirkt dieses aufkommen nie erstickend. im gegenteil lediglich kontrastierend.
im vordergrund steht jeweils der song, gesungen von diesem fantastischen jungen künstler. mit einem gespür für momente, mit einer unbeschreiblichen balance und zartheit im ausdruck. ohne sich die blöße zu geben, ohne dem selbstmitleid zu frönen. irre.


Sonntag, Mai 22, 2016

konzert: the wood brothers, 19.05.16


von der musikalischen feingliedrigkeit des amerikanischen roots- ensembles the wood brothers zu schwärmen, wäre wie eulen nach athen zu tragen. eng mit den namen der beiden brüder oliver und chris wood sowie ihrem kompagnon jano rix sind herzergreifender folkrock, handfester americana, steineerweichender blues verbunden. da beisst die maus keinen faden ab. sowohl auf platte als auch auf der bühne werden sie ihrem ruf, handwerksmeister und emotionale berührer zu sein, gerecht. auch in münchen letzten donnerstag.
wenn "the muse" durch das fast ausverkaufte ampere zog, wurde wohl ein jeder einer gänsehaut gewahr. die verflochtenen stimmen zum harmoniegsang im trio, das einfache, aber kunstvoll getrimmte zusammenspiel. oder wenn man im walzertakt zu "mary anna" mit dem nebenmann schunkeln konnte, ohne dass sich schamesröte ausbreiten musste. denn hier stand man mit gleichgesinnten. das rund war mit mittelsemestrigen, vorwiegend, bestückt, die teilweise textsicher waren. spätestens bei "the luckiest man" gab oliver wood den gesangspart an sein gegenüber ab. alles schön und gut. wenn da nicht die zwischenrufer, die johler und pfeiffer gewesen wären. nicht dass ich etwas gegen einen kommunikativen anteil auf seiten des publikums hätte. mitnichten. doch wenn er so ins beliebige, immerwiederkehrende verfällt, wie an jenem abend geschehen, ist es beschämend, fast schon ein wenig peinlich. jede kleine geste des trios wurde bepfiffen, jedes angestimmte solo bejubelt,  als gäbe es kein morgen mehr. so griff der groove nur jeweils für maximal eine nummer, so konnte kein wirklicher flow entstehen. die band wurde dieses störfaktors selbstverständlich gewahr und reagierte sensibel, aber bestimmt. das hielt die unentwegten natürlich nicht von ihrem oberflächlichen gebahren ab.


wer dennoch ausharrte, konnte eine band entdecken, die trotz ihrer unzähligen liveaktivitäten spaß und spielfreude an den tag legte. es war wunderbar einem chris wood zuzusehen, wie er seinen abgegriffenen stand-up bass malträtierte, gar zu jazzinfizierten finessen bereit war, wie er kleine tanzeinlagen anbot, die mundharmonika virtuos bediente und seine stimme dem kollektiven reigen zur verfügung stellte. oder man wendete den blick zu seinem älteren bruder oliver, der seine stromgitarre auf diverse weise zu spielen wusste, gern etwas rauer ankickte, aber sie auch in den dienst der truppe zu stellte. sein gesang dominierte natürlich. er besitzt eine helle farbe und ist dabei kraftvoll und dynamisch. zu guter letzt sollte auf keinen fall jano rix übersehen werden. seine multiinstrumentalen fähigkeiten sind atemberaubend. wenn er nicht gerade schlagzeug und orgel gemeinsam bediente, verdingte er sich als backgroundsänger oder traktierte seine shuitar, einen zwitter aus perkussionsgerät und gitarre. es war ein leider etwas belegter abend, aber beileibe kein schlechter.
hört Euch nur mal einen track wie "never and always" an. er stammt vom aktuellen album "paradise" und vereint alles, was man an dieser band lieben kann. er wurde übrigens auch in münchen gespielt.

konzert: motorpsycho, 12.05.16


münchen, backstage.

BOOM!

big black dog / tuesday morning / blueberry daydream / flick of the wrist / sleepwalking /  lacuna/sunrise / running with scissors / the bomb-proof roll and beyond (for arnie hassle) / upstairs-downstairs / cloudwalker (a darker blue) / superstooge / i.m.s. / spin, spin, spin (terry callier cover) /  through the veil / feedtime / encore: here be monsters

Samstag, Mai 21, 2016

eingestreut (936): stephen steinbrink


einige gedanken um stephen steinbrink findet der geneigte leser hier. immer wieder sind wir in der jüngeren und auch länger zurückliegenden vergangenheit auf den aus olympia stammenden amerikaner gestossen. auch den schritt vom selfrelease zum originären tonträger sind wir mitgegangen, nachdem sich vor einigen jahren melodic records entschieden hatte, steinbrink hinsichtlich seiner vergangenen, aktuellen und zukünftigen veröffentlichungen zu unterstützen. feine sache. die beiden parteien blieben beeinander und präsentieren nun den "arranged waves" nachfolger, nämlich das "anagrams" getaufte neue album, welches anfang juli erscheinen wird. reinhören ist möglich und das ist alles andere als eine enttäuschung. versprochen!
neben den zwei abgebildeten tracks wird es zehn weitere auf dem album zu hören geben, bei welchem steinbrink u.a. von andrew dorsett, danah olivetree und anderen mehr unterstützung erhielt. vorfreude!

Freitag, Mai 20, 2016

konzert: orange blossom special festival 20, teil 7


der letzte festivaltag, der sonntag verfing sich am späten nachmittag noch einmal in ein paar sonnenstrahlen. weiter ging es mit spidergawd. manche auftritte wollte man nur mit einem wort beschreiben. hier wäre es vielleicht ein bumm in versalien. schon der aufbau des sets wies deutlich darauf hin, dass hier etwas anders laufen sollte, als sonst üblich. das schlagzeug stellte man in die front, daneben baute sich ein saxophon ähnliches gerät auf, das die üblichen dimensionen des instruments deutlich übertraf. als die vier musiker von spidergawd die bühne betraten, konnte man mit der zuordnung beginnen. im hintergrund baute sich der jungenhafte, doch langmähnige basser auf, den es aber dort nicht lange hielt. oft stiess er nach vorne und berauschte sich in kollektiver leistungsschau. mal mit dem rechts positionierten saxophonisten rolf martin snustad - der nicht nur für farbige einsprengsel sorgte, sondern konstant damit beschäftigt war, die musikalisch hoch brisante chose zu befeuern, den schub kann ich Euch nicht malen, zu welchem der typ in der lage war - mal gesellte er sich zum frontmann per borten, der den linken flügel bewachte, wo er alles andere als wachsig in die saiten seiner senfgelben gitarre griffig. mitsamt seines zuweilen schrillen, giftigen gesangs und der bombastrock gemahnenden saitenarbeit bot sich auf dieser seite der bühne ein heavy grinsendes monster. mittig wie beschrieben stand die schießbude. der feurige kerl kenneth kapstad dahinter hatte alle hände voll zu tun, aber alles im griff.


trotz einsetzenden regens hielt es die zuschauer nicht ab, die spannungsgeladene show zu verfolgen. hier hatten sich einige fans und szenekundige eingefunden, darüber hinaus aber weitere zuschauer, die sich der neuentdeckung dieser norwegischen band nicht verweigerten.


es gibt so bands, denen schaust du mehr als eine stunde zu und am ende bleibt echt nur sehr wenig hängen. bei vita bergen ist es mir so ergangen. dabei haben die jungspunde aus schweden doch einiges dafür getan, dass man sie in erinnerung behalten könnte. da waren zunächst die beiden frontmänner william hellström und robert jallinder, die sich in sachen gesangsparts immer mal wieder den ball zuwarfen. während der eine dies in stillstand übte, hüpfte der andere in unkontrollierter weise ständig die bühne auf und ab. zur seite standen dem duo weitere vier burschen. der gitarrist andreas jallinder, der drummer gustaf gunér, daneben ein basser und ein weiterer musiker am keyboard bzw. xylophon. so gelang ein durchaus flotter vortrag, der sich aber nicht so recht festsetzen wollte. zwischendurch spielten die jungs einen älteren track, bei welchem man eine neil young signatur vermuten mochte. die sehr stille, langsam nummer war vielleicht die beste. ich meine, es war "pictures". vielleicht klappts beim nächsten mal mit uns.


die beiden sheehy brüder sah man kurze zeit vor ihrem auftritt noch sehr entspannt vor der bühne stehen, wo sie interessiert kollegen verfolgten. dass sie sich wenige minuten später in diese vernarrten bluesfiebrigen gitarrenkiller verwandeln sollten, konnte nur erahnen, wer die engländer in manch zurückliegendem jahr auf den bühnen des festivals erlebt hatte. dass ihre brisante fuhre unter dem neuen vorzeichen - miraculous mule - auch auf der großen bühne funktionieren sollte, daran hegten sicher nur die kleinmütigster geister zweifel. dieses knochige gerüst aus schlagzeug und zwei straff gespannten e-gitarren rüstete im verlauf des konzerts auf, als läge es eine schicht nach der anderen auf das zunächst noch nackte skelett. während von hinten dank hervorragendem timing und mit gelassener virtuosität für stabiliät gesorgt wurde, sägten vorn die brüder mit ineinander verzahnter gitarrenwehr. das hatte kraft, ohne sich aufzuplustern, hatte groove, ohne sich in der taktung zu verfransen, das hatte eine bissigkeit, die nie die leichtigkeit verlor, um der mixtur aus blues und rock und wie der moderator dem trio bescheinigte mardi grass nicht doch noch das geheimnis zu entlocken. so ließ bruder eins zur linken den melodien freien lauf, während bruder zwei ihnen beine machte. das set bestückte sich auszugsweise aus der aktuellen "blues uzi" ep sowie dem 2013er album "deep fried" bzw. dem debüt-minialbum aus dem jahr 2011.


down bound train / they cut, we bleed / i'm a soldier / dangerous blues / wayfaring stranger / country circuit preacher / evil on my mind / blues uzi / holy fever / caravan rock / prettiest train / shave 'em dry.


während in den jahren zuvor das festival häufig mit sehr melancholischen acts abschloss, setzte der veranstalter in 2016 auf eine band, die sich zwar auch in elegische träumereien versteigen kann, die aber vor allem auf ein hochwertiges songwriting setzt. mit dem namengebenden kopf hat das einar stray orchestra kaum zu übertreffendes kapital. der blondschopf mit der großen schwarzen brille, der so bemitleidend hinter dem kleinen e-piano platz nahm, erschloss sich flink die herzen seines publikums. diese luftigen kleinen songs, die dabei so gewichtig konstruiert, so flink und munter waren, dass man meinte sie in händen zu halten und doch schon wieder verschwunden, entwischt waren, schlugen hier eine kapriole, machten dort einen schwenker, ließen sich vor dem inneren auge, auch dank wunderbarer titelgebung, phantasievoll bestücken und waren durch eine wohltemperierte orchestrierung leidenschatlich ausstaffiert. neben der zackigen klaviernote begeisterten die streichsequenzen an cello und geige. sehnsuchtsvoll die harmoniegesänge der kompletten crew unterstreichend oder nur saiten angetippt, um dem dramaturgischen konzept gerecht zu werden. dieses belebte miteinander, dieses förderliche aufeinander abgestimmt sein trug ansteckungsgefahr in sich. man wollte etwas abhaben von der freundlichkeit, der fröhlichkeit, die von der bühne strahlten. man wollte nur ein quentchen dieses talents, das einar offenbarte. was verspult scheinte, war kunstvoll eingedreht, es ließ sich leicht wieder entspinnen. was vertrackt anmutete, war mehr als launische manie. dieses kleine ensemble, das mit schlagzeug und bass auf ein bewegliches rhythmuskorsett zurückgreifen konnte, bewies, dass popsongs auch außerhalb ausgetreter pfade ein höchstmaß an unterhaltung und spannung aufbieten können, und dass so ein feines festival wie das obs mit ihnen einen grandiosen schlußakkord setzen konnte.
thrasymachus / penny for your thoughts / caravelle / envelope / honey / pockets full of holes / dear bigotry / chiaroscuro / caressed / montreal / we were the core seeds



fini! bleibt noch mein herzlicher dank an die veranstalter! das war wieder ein mal ganz großes kino!

wie üblich die gesehenen konzerte in sternen:
aidan knight ****1/2
chantal acda ****
einar stray orcestra ****
hugo race & the true spirit ***1/2-****
pleasant grove ***1/2-****
spidergawd ***1/2-****
die nerven ***1/2-****
miraculous mule ***1/2
lúisa ***1/2
get well soon ***1/2
josefin öhrn & the liberation ***1/2
heimatt ***1/2
torpus & the art directors ***-***1/2
the loranes ***-***1/2
shook twins ***-***1/2
the buttshakers ***-***1/2
my baby **1/2-***
trümmer **1/2-***
vita bergen **1/2

Donnerstag, Mai 19, 2016

konzert: orange blossom special festival 20, teil 6


get well soon wurden selbstverständlich euphorisch von rembert stiewe zum abschließenden samstagnachtkonzert angekündigt. schließlich verband die band und das veranstaltende glitterhouse unternehmen eine geschichte. und die war geprägt von gegenseitiger achtung, von liebe. so prangten zurecht vier große buchstaben im hintergrund, die herr stiewe noch vor dem antritt der band entfacht sehen wollte. alsbald prangte in leuchtenden lettern 'love' im hintergrund der bühne. dem eigentlichen auftritt vorgegriffen und natürlich das aktuelle album der band beschreibend. die enterte dann ohne groll die bühne und brachte sich etwas zittrig in stellung, denn die kühle des tages hatte sich bereits zu unangenehmer kälte entwickelt. doch das set wurde mit warmem herzen absolviert. das eingespielte kollektiv setzte auf ein forsches, popinfiziertes set, das einmal mehr bewies, zu welch grandiosem songwriting gerade frontmann konstantin gropper in der lage ist. doch erst im zusammenspiel offenbarten sich die stärken von get well soon, wenn die höhen und tiefen, die tempi und die harmonienwechsel beherrscht, wenn den melodien beine gemacht wurden. zwei davon intonierte man gemeinsam mit dem berliner kneipenchor, der sich das festival über an unterschiedlichen orten verdient gemacht hatte, hier nun aber beispielsweise schmissig "love" in die runde warf. das war eine bemerkenswerte und irgendwie liebenswürdige aktion der etablierten gegenüber der noch jungen sangesgemeinde. nicht weniger auffällig war an diesem abend die brisanz, die herrn gropper gepackt zu haben schien. er fuhrwerkte mit seiner gitarre mehrmals fulminant über die bühne, dass man froh sein konnte, wenn er keine verletzungen, schäden, opfer zurückgelassen hatte. hatte er nicht. dafür aber einige neue fans, ganz sicher.


der dritte festivaltag startete wie in den vergangenen jahren üblich mit einem surprice act. hatte sich früher häufig schon herumgesprochen, wer den sonntag beginnen würde, hielten sich heuer lediglich gerüchte ob möglicher kandidaten. dass mit torpus and the art directors dauergäste des festivals, die seit etlichen jahren zu pfingsten den zeltplatz mitbevölkern, antreten würden, konnte man sich aus der fülle der spekulationen kaum herausgepickt haben. der empfang der fünf nordlichter war mehr als freundlich und diese dankten es mit einem enthusiastischen set stampfenden euphoriefolks. noch hielt der himmel und die launigen ansagen des frontmanns trafen das erwartungsfrohe runde bei bester laune. lacher schallten von der industrie bebauten einfriedung zurück, sei es wegen der flachsereien über die rührend besorgte mutter, die sich fragt, ob die truppe sich denn auch verstünde, wenn sie so lange auf reise ist, oder wenn das publikum parlierte und aufmerksamkeit bewies. mit zwei neu interpretierten covern trafen torpus und co. neben dem eigenen repertoire auch den geschmack der runde. eilig wurden erste exemplare des frisch gepressten vinyls, das sich mit fünf coverversionen von von der band heiß geliebten songs bestückt zeigte, noch während des konzerts gekauft. so bedurfte es des zwischenzeitlichen aufrufs an eine bandgehilfin für nachschub zu sorgen. die orgel wimmerte, das schlagwerk trieb voran, die  akustische belebte, die elektrische gitarre akzentuierte und im gemeinsamen gesang gelang das verweben der freimütigen art mit den wehmütigen, seegetauchten melodien. 


randnotiz: mit gabor bertholini mischte sich ein musiker unter die norddeutsche schar, den man in den vergangenen jahren auf dem obs nicht nur als camper entdecken konnte, sondern in so manchem bandgefüge auch. hier an der trompete mit optimalem einsatz.
poem for a friend / known, seen, judged / from holding your hands / i can decide that by myself / secret / sleeping on the back burner / dog / time to pretend (mgmt) / big jet plane (angus and julia stone) / fall in love / in hushed tones / roll it up again


wow, was war das für ein auftritt. chantal acda hätte vorab gar nicht in die charmeoffensive gehen und erzählen müssen, dass sie bereits von vielen kollegen gehört hätte, dass dieses festival ein besonderes sei. ihre musik allein hätte genügt, um das publikum für sich einzunehmen. die stets strahlende künstlerin spiegelte in ihrem gesicht die emfindungen ihres gegenübers komplett wieder. und dabei war das gar nicht so einfache kost, die sie da mit ihren mitstreitern präsentierte. verwobene klangkunstwerke, die sich rein äußerlich durchaus an songstrukturen schmiegten, aber auszuufern pflegten, sich nach allen seiten raum erarbeitend, jeden musiker ins boot nehmend. am vorderen äußeren rand etwa den gitarristen gaetan vandewoude mit seinen konzertanten ausflüchten, den tubaspieler niels van heertum mit seinem hochgesteckten haar, der zuweilen ordentlich den marsch blies, manchmal nur untermalte oder kontrastierte, abgesehen von einem fast schon aufsehen erregenden solo, oder den drummer eric thielemans, dessen diffiziles spiel in erinnerung blieb, weil es ein wesentlicher bestandteil des kollektiven miteinanders war. 


nicht zuletzt fügte sich der basser alan gevaert ein, der wirklich sehr beweglich war. ein abgegriffenes bild vielleicht, aber das ebenso behandelte instrument erzählte von einem wendigen und virtuosen, selten offensiveren spiel des einem haudegen gleich aussehenden burschen. die frau in der front, wo blieb sie? chanctal acda zog die fäden, sie verknüpfte jedes zu jedem. mit der gitarre in leuchtendem rot gab sie vor, mit ihrem weichen, zarten gesang, der doch nie ohne widerstandskraft war, zog sie nach. langsam entfächerten sich dabei die songs, gaben positionen frei, an denen nach und nach die fünf im bunde andockten. das war einfach nur wunderschön und wie aus einer anderen welt.




das nahe ende dieser leider etwas umfänglich gewordenen berichterstattung nutze ich, um meine versäumnise aufzuzählen. am sonntag nachmittag entzog ich mich, entzogen wir uns dem festivaltreiben zu einer ausgiebigen brotzeit und sahen lediglich den rasanten beginn des love a sets sowie das ende des fesselnden xixa vortrags. 


beide hinterließen in der kürze einen sehr guten eindruck. hier druck und entfesselte leidenschaft, dort latin-charme. sorry. gilt auch für die minibühnen acts, die ich lediglich aus der ferne vernahm. unter anderem deshalb, weil die kleine location stets sehr gut besucht war. da finden sich woanders sicher ein paar eindrückliche reviews. 

morgen dann der letzte teil inkl. sternevergabe.

konzert: orange blossom special festival 20, teil 5


an my baby sollten sich die geister scheiden, glaubte ich. war wohl aber nicht so, denn das fast einhellig positive feedback musste mich eines besseren belehren. der niederländische dreier trat mit volldampf an. er brachte dazu eine schießbude an den start, hinter der sich ein bunter vogel verschanzt hatte, um fortan auf sein instrument einzuhieben. joost (sheik) van dyck heizte quasi vor. das nahm in der front daniel (da freez) johnston zum anlass, um sich neben einer selbstgebastelten aus einer reihe weitere e-gitarren die passende auszuwählen, um schließlich hypnotisch puslierende spuren zu hinterlassen. alsbald hatte sich auch cato van dyck den beiden angeschlossen. die nicht weniger bunt gewandete junge dame schnappte sich ebenfalls eine sechssaitige und vollendete die kollektivleistung in instrumentaler hinsicht. so ergab sich ein ganz eigenwilliger klangkosmos aus rhythmusdrill, schrillen, strittigen, gleißenden gitarrenaufschreien und vokalakrobatik. denn cato ließ es sich nicht nehmen, töneformungen beizubringen. denn wenn sie nicht gerade die nur wenigen textzeilen ausformulierte, dehnte sie und zerrte an 'oohs' und 'aahs', die wie weissagunen in die runde fegten. das penetrante knallen des amsterdamer trios, das von entschlossenen perkussiven abenteuern durchbrochen wurde oder von feinspinnigen gitarrensoli, hatte etwas atemloses und ließ sich als bewegung infizierendes monster unter der tanzwilligen meute nieder. dass die band am ende einen haufen ihrer mitgebrachten cds verkaufen konnte, beweist den publikumserfolg und vor allem meine fehleinschätzung.


mit pleasant grove traten alte haudegen des das festival ausstattenden labels auf. die freude sowohl seitens der künstler als auch des publikums war groß. und sie wurde gleichermaßen nicht enttäuscht. fast schon zustimmend nickte das am bühnengiebel befestigte skelett eines hirschkopfes ab (und musste wenig später von einem wagemutigen glitterhouse mitarbeiter wieder gerichtet werden), was tony hormillosa am bass, chris mayes an der slide, gitarre bzw. orgel, jeff ryan an den drums sowie bret egner und marcus striplin, die sich gitarren- und gesangsparts teilten, zu bieten hatten. der rückgriff auf alte songs ('der schönste, den wir je geschrieben haben') war ein gefundenes fressen für die americana freunde im publikum, von denen es bekanntlich eine menge gibt. darüber hinaus scheute sich der fünfer jedoch nicht, einige neue pretiosen in die runde zu werfen. der sämige sound brauchte nur wenige sekunden, um ein ungebrochenes echo zu empfangen. das konzert war nicht zuletzt von einigen wetterkapriolen illustriert. 


mehrfach wurden auf der bühne beschwörend die hände gen himmel gehoben. der stete wechsel von regen und sonnenschein hielt die truppe ordentlich in schach. aber auch das publikum. und beide blieben standhaft. auf der bühne fegte der wind von links in die parade, so dass sich bspw. mayes schützend über seine instrumente legen bzw. diese später vom wasser befreien musste. vor der bühne aber wurden capes übergeworfen oder schirme gespannt. kaum einer fand sich in der runde, der nicht auf das kühle nasse von oben vorbereitet war. so konnte sich ein "lava" dennoch ungehindert ausbreiten und mit seiner blümeranten note das herz eines jeden anwesenden fassen. dass die band in strahlendem sonnenschein die bühne verließ, nicht ohne sich ausgiebig bei ihrem standhaften gegenüber zu bedanken, ist ausdruck für ein irgendwie befreiendes konzert, für ein neuerliches zusammenrücken.
why did you butcher your father? / albatross / lava / atoms / disintegration / the heart contortionists (3song suite) / pleasing you / nothing this beautiful could ever last




kurz vor dem "hauptact" des zweiten festivaltages traten die nerven auf den plan. irgendwie gern mit trümmer in einem zug genannt, nicht von ungefähr, weil es doch parallelen gibt, räumten die drei gleich mal ordentlich mit jeglichem missverständnis auf. da, wo trümmer noch nach worten suchten, waren julian knoth, max rieger und kevin kuhn längst enteilt. ihr krachender rock und giftiger punk hatten eine fleischigkeit, die man selbst anpacken wollte. das war so handfest und auch verwegen, das war schneidend und kapital, das war schon ein wenig drüber, weil die gesten voller lässigkeit waren, einem aplomb, der dem publikum den letzten nerv raubte. und doch war die attitüde berechtigt, die selbstsicherheit dem gebahren immanent. das zügellose set kam über einen wie ein orkan, auf den man nicht vorbereitet sein konnte. und doch hätte man ahnen können, was der stuttgarter dreier abziehen würde, denn das lob ob seiner livetauglichkeit ging ihm längst voraus.
dass die band zudem polarsieren dürfte, war dem veranstalter sicher klar. viele besucher wünschen sich die gediegeneren acts und zeigen annäherungsprobleme, wenn es um noise und distortion geht. doch unter aller verwegenheit lassen sich eben auch fertigkeiten ausmachen, das sollte auch der größte zweifler erkennen. das, was die nerven zeigten, machten sie mit hingabe und mit einem besonderen verständnis für eine ungebrochene kollektivleistung. dafür höchsten respekt. und: hatte man an diesem abend den ersten crowdsurfer auf dem orange blossom special festival zu beverungen gesehen? hatte man?

Mittwoch, Mai 18, 2016

konzert: orange blossom special festival 20, teil 4


für die abgegriffene beschreibung 'keine gefangenen machen' pfeffern wir diesmal gern einen heiermann ins phrasenschwein. denn auf the loranes trifft sie zu wie die faust aufs auge. oder in den magen. denn dahin ging die show der dreiköpfigen kapelle aus berlin. saftig, scheppernd, großkariert. das war echt amtlich. krachledern, bluesig, garagig, trefflicher rock wars, was da von der bühne herunter blutete. anfangs noch ohne großen schnack zogen die jungs eine nummer nach der anderen durch. mit zunehmender songanzahl wurden die burschen, vielmehr frontmann pat etwas gesprächiger. am ende wusste man bei ihm nicht, ob er die rocker- oder die schwiegersohnnummer schieben wollte (irgendwo unter den ganz vorne stehenden fans hatte er sich einen herausgepickt, dem er nicht nur eine flasche wasser rüberschmiss, sondern später noch sein plektrum). eine ruhige kugel garantiert nicht. aus seiner gitarre holte er das letzte heraus, am mikro stand er seinen ganzen mann. nicht weniger seine kollegen. gleich neben pat postierte sich mammut. der ex-kadavar-basser griff nicht nur wieselflink sein brett ab und schob an, sondern sang ebenso energisch wie sein frontmann mit. jede zeile, jeden refrain, abgestimmt auf tempo und diktion. nur ohne mikro. das war schon fantastisch anzuschauen. nicht weniger, was der felleklopfer so drauf hatte. fast gänzlich beschränkt auf die snare erklang aus dem hintergrund ein handfestes scheppern, das sich zugleich wendig und different zeigte.


wer zum frühen nachmittag noch nicht vollends in den wachzustand gefunden hatte, sollte zumindest zu diesem zeitpunkt im zweiten festivaltag angekommen sein. die performance, abgeliefert ohne großes bohei, heruntergebrochen auf das gerüst einer gemeinen rockband, zündete und lieferte mal wieder den beweis dafür, wie wenig für gute unterhaltung reicht. spruch des tages: gestern noch vor, heute schon auf der bühne.
black cat white cat / servant of fear / easy / dead end road / suicide leaders / lonely girl / hey (you said!) /breath in / bore me to death / she ain't you



die nächsten im bunde waren zum frühen nachmittag josefin öhrn and the liberation. die schweden mussten schon etwas mit den winden kämpfen, aber ihre musik passte sich dem leicht verwehten charakter des tages an. ihr set fühlte sich an, als würde ein einzelner song mit kurzen pausen durchgespielt, so fügte sich lied an lied und ließ die homogenität des materials des sky gazing ensembles erahnen. josefin öhrn bewegte sich in der front leicht im takt, gab ihren haaren freien lauf und hauchte mehr denn als sie sang und brachte ihre stimme so als einen bestandteil in den kollektiven reigen ein. wenn sie später selbst zur gitarre griff, waren derer drei aufeinander abzustimmen, dazu ein synthesizer, bass und schlagzeug. doch der runde, fein austarierte klangkosmos, den die band anbot, schien von fehlern, aber auch von zweifeln frei. hier wurde nicht auf effekte gesetzt, hier wurden noten mit bedacht gesetzt. der sich mählich ausbreitende zauberreigen fasste das geviert und ließ die menschen darin in bewegung versetzen. 


wenn dann zwischendurch auch noch die sonne durch die wolken lugte, breitete sich eine leicht magisch zu nennende stimmung aus. die gitarren webten, die orgelklänge erklommen lichte höhen, ein fügsames sausen dann doch, während das überragende drumming grundierendes einwarf, gravitätisch tätig war. "anything so bright" wird in erinnerung bleiben mit seiner inwändigkeit, mit seiner kalkuliertheit, der majestätischen getragenheit, aus der heraus sich ein irres zusammenspiel entwickelte, zu dem alle bandmitglieder zu gleichen teilen beizutragen hatten. mit dem verweis auf "free" beende ich den kurzen blick auf dieses konzert. der song bewies auch die rockqualitäten von josefin und co., die gitarren durften jubilieren, die schießbude knattern und sogar die sängerin kam etwas aus sich heraus. 
dunes, sunny afternoon, sanity, free, anything so bright, take me beyond, talk, green blue fields


an dieser stelle kann ich es vorwegnehmen. aidan knight bot das beste konzert des festivals. dabei sind die erstaunlichkeit und die größe des kanadiers und seiner band kaum zu fassen. diese belegte stimmung, diese fast schüchterne zurückhaltung und dann doch diese durchdringende begehrlichkeit, die nach dem hörer fasste. wenn sich die songs, diese sperrigen, abgewandten dinger, feingliedrig und ausgemustert offenlegten, dann nur um dich irre zu führen, wenn sich diese lieder in ihrer verwobenheit diebisch zeigten, weil sie dir deine seele klauten. meine berührtheit habe ich definitiv geteilt, das bewies der blick in die runde. mit stoischer gelassenheit trotzten sowohl das publikum als auch die band den wettern, vor allem dem wind und den düsteren wolken. das käme wohl einem kanadischen sommer gleich, meinte der frontmann gelassen. als zu "each other" wenigstens für einen augenblick die sonne die szenerie einfasste, musste sich zwangsläufig magisches wiederspiegeln. trompeten von rechts, die der klärung dienten, wie sich das diesjährige festival überhaupt sehr bläseraffin offerierte, unterlegt von e-pianoklängen nebst einiger elektronischer soundfinessen, dazu eine griffige rhythmusmannschaft und die sämige stimme aidan knights. 


das blieb ohne ausgewählte höhepunkte, weil sich das set insgesamt zu einem höhepunkt hochpulste. weil man nach und nach in diesen kreisel sorgsamen und bedachten musizierens hineingezogen wurde. die füsse nahmen den beat auf, die knie bewegten sich mit, aus der hüfte kam das melodische beisammensein und der kopf begriff die stimmung und vielleicht auch ein wenig von dem, was uns mitgegeben werden sollte. was sich auf dem aktuellen album der truppe im wahrsten sinne des wortes so einsichtig zeigt, bewies sich im konzert schließlich als eine möglichkeit des offensiveren teilens. wunderbar.
you are not here / the arp / each other / all clear / the funeral singers / what light never goes dim  / master's call / altar boys / a mirror / you will see the good in everyone