an my baby sollten sich die geister scheiden, glaubte ich. war wohl aber nicht so, denn das fast einhellig positive feedback musste mich eines besseren belehren. der niederländische dreier trat mit volldampf an. er brachte dazu eine schießbude an den start, hinter der sich ein bunter vogel verschanzt hatte, um fortan auf sein instrument einzuhieben. joost (sheik) van dyck heizte quasi vor. das nahm in der front daniel (da freez) johnston zum anlass, um sich neben einer selbstgebastelten aus einer reihe weitere e-gitarren die passende auszuwählen, um schließlich hypnotisch puslierende spuren zu hinterlassen. alsbald hatte sich auch cato van dyck den beiden angeschlossen. die nicht weniger bunt gewandete junge dame schnappte sich ebenfalls eine sechssaitige und vollendete die kollektivleistung in instrumentaler hinsicht. so ergab sich ein ganz eigenwilliger klangkosmos aus rhythmusdrill, schrillen, strittigen, gleißenden gitarrenaufschreien und vokalakrobatik. denn cato ließ es sich nicht nehmen, töneformungen beizubringen. denn wenn sie nicht gerade die nur wenigen textzeilen ausformulierte, dehnte sie und zerrte an 'oohs' und 'aahs', die wie weissagunen in die runde fegten. das penetrante knallen des amsterdamer trios, das von entschlossenen perkussiven abenteuern durchbrochen wurde oder von feinspinnigen gitarrensoli, hatte etwas atemloses und ließ sich als bewegung infizierendes monster unter der tanzwilligen meute nieder. dass die band am ende einen haufen ihrer mitgebrachten cds verkaufen konnte, beweist den publikumserfolg und vor allem meine fehleinschätzung.
mit pleasant grove traten alte haudegen des das festival ausstattenden labels auf. die freude sowohl seitens der künstler als auch des publikums war groß. und sie wurde gleichermaßen nicht enttäuscht. fast schon zustimmend nickte das am bühnengiebel befestigte skelett eines hirschkopfes ab (und musste wenig später von einem wagemutigen glitterhouse mitarbeiter wieder gerichtet werden), was tony hormillosa am bass, chris mayes an der slide, gitarre bzw. orgel, jeff ryan an den drums sowie bret egner und marcus striplin, die sich gitarren- und gesangsparts teilten, zu bieten hatten. der rückgriff auf alte songs ('der schönste, den wir je geschrieben haben') war ein gefundenes fressen für die americana freunde im publikum, von denen es bekanntlich eine menge gibt. darüber hinaus scheute sich der fünfer jedoch nicht, einige neue pretiosen in die runde zu werfen. der sämige sound brauchte nur wenige sekunden, um ein ungebrochenes echo zu empfangen. das konzert war nicht zuletzt von einigen wetterkapriolen illustriert.
mehrfach wurden auf der bühne beschwörend die hände gen himmel gehoben. der stete wechsel von regen und sonnenschein hielt die truppe ordentlich in schach. aber auch das publikum. und beide blieben standhaft. auf der bühne fegte der wind von links in die parade, so dass sich bspw. mayes schützend über seine instrumente legen bzw. diese später vom wasser befreien musste. vor der bühne aber wurden capes übergeworfen oder schirme gespannt. kaum einer fand sich in der runde, der nicht auf das kühle nasse von oben vorbereitet war. so konnte sich ein "lava" dennoch ungehindert ausbreiten und mit seiner blümeranten note das herz eines jeden anwesenden fassen. dass die band in strahlendem sonnenschein die bühne verließ, nicht ohne sich ausgiebig bei ihrem standhaften gegenüber zu bedanken, ist ausdruck für ein irgendwie befreiendes konzert, für ein neuerliches zusammenrücken.
why did you butcher your father? / albatross / lava / atoms / disintegration / the heart contortionists (3song suite) / pleasing you / nothing this beautiful could ever last
why did you butcher your father? / albatross / lava / atoms / disintegration / the heart contortionists (3song suite) / pleasing you / nothing this beautiful could ever last
kurz vor dem "hauptact" des zweiten festivaltages traten die nerven auf den plan. irgendwie gern mit trümmer in einem zug genannt, nicht von ungefähr, weil es doch parallelen gibt, räumten die drei gleich mal ordentlich mit jeglichem missverständnis auf. da, wo trümmer noch nach worten suchten, waren julian knoth, max rieger und kevin kuhn längst enteilt. ihr krachender rock und giftiger punk hatten eine fleischigkeit, die man selbst anpacken wollte. das war so handfest und auch verwegen, das war schneidend und kapital, das war schon ein wenig drüber, weil die gesten voller lässigkeit waren, einem aplomb, der dem publikum den letzten nerv raubte. und doch war die attitüde berechtigt, die selbstsicherheit dem gebahren immanent. das zügellose set kam über einen wie ein orkan, auf den man nicht vorbereitet sein konnte. und doch hätte man ahnen können, was der stuttgarter dreier abziehen würde, denn das lob ob seiner livetauglichkeit ging ihm längst voraus.
dass die band zudem polarsieren dürfte, war dem veranstalter sicher klar. viele besucher wünschen sich die gediegeneren acts und zeigen annäherungsprobleme, wenn es um noise und distortion geht. doch unter aller verwegenheit lassen sich eben auch fertigkeiten ausmachen, das sollte auch der größte zweifler erkennen. das, was die nerven zeigten, machten sie mit hingabe und mit einem besonderen verständnis für eine ungebrochene kollektivleistung. dafür höchsten respekt. und: hatte man an diesem abend den ersten crowdsurfer auf dem orange blossom special festival zu beverungen gesehen? hatte man?
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen