get well soon wurden selbstverständlich euphorisch von rembert stiewe zum abschließenden samstagnachtkonzert angekündigt. schließlich verband die band und das veranstaltende glitterhouse unternehmen eine geschichte. und die war geprägt von gegenseitiger achtung, von liebe. so prangten zurecht vier große buchstaben im hintergrund, die herr stiewe noch vor dem antritt der band entfacht sehen wollte. alsbald prangte in leuchtenden lettern 'love' im hintergrund der bühne. dem eigentlichen auftritt vorgegriffen und natürlich das aktuelle album der band beschreibend. die enterte dann ohne groll die bühne und brachte sich etwas zittrig in stellung, denn die kühle des tages hatte sich bereits zu unangenehmer kälte entwickelt. doch das set wurde mit warmem herzen absolviert. das eingespielte kollektiv setzte auf ein forsches, popinfiziertes set, das einmal mehr bewies, zu welch grandiosem songwriting gerade frontmann konstantin gropper in der lage ist. doch erst im zusammenspiel offenbarten sich die stärken von get well soon, wenn die höhen und tiefen, die tempi und die harmonienwechsel beherrscht, wenn den melodien beine gemacht wurden. zwei davon intonierte man gemeinsam mit dem berliner kneipenchor, der sich das festival über an unterschiedlichen orten verdient gemacht hatte, hier nun aber beispielsweise schmissig "love" in die runde warf. das war eine bemerkenswerte und irgendwie liebenswürdige aktion der etablierten gegenüber der noch jungen sangesgemeinde. nicht weniger auffällig war an diesem abend die brisanz, die herrn gropper gepackt zu haben schien. er fuhrwerkte mit seiner gitarre mehrmals fulminant über die bühne, dass man froh sein konnte, wenn er keine verletzungen, schäden, opfer zurückgelassen hatte. hatte er nicht. dafür aber einige neue fans, ganz sicher.
der dritte festivaltag startete
wie in den vergangenen jahren üblich mit einem surprice act. hatte sich
früher häufig schon herumgesprochen, wer den sonntag beginnen würde,
hielten sich heuer lediglich gerüchte ob möglicher kandidaten. dass mit torpus and the art directors dauergäste des festivals, die seit etlichen
jahren zu pfingsten den zeltplatz mitbevölkern, antreten würden, konnte
man sich aus der fülle der spekulationen kaum herausgepickt haben. der
empfang der fünf nordlichter war mehr als freundlich und diese dankten
es mit einem enthusiastischen set stampfenden euphoriefolks. noch hielt
der himmel und die launigen ansagen des frontmanns trafen das
erwartungsfrohe runde bei bester laune. lacher schallten von der
industrie bebauten einfriedung zurück, sei es wegen der flachsereien
über die rührend besorgte mutter, die sich fragt, ob die truppe sich
denn auch verstünde, wenn sie so lange auf reise ist, oder wenn das
publikum parlierte und aufmerksamkeit bewies. mit zwei neu
interpretierten covern trafen torpus und co. neben dem eigenen
repertoire auch den geschmack der runde. eilig wurden erste exemplare
des frisch gepressten vinyls, das sich mit fünf coverversionen von von
der band heiß geliebten songs bestückt zeigte, noch während des konzerts
gekauft. so bedurfte es des zwischenzeitlichen aufrufs an eine
bandgehilfin für nachschub zu sorgen. die orgel wimmerte, das schlagwerk
trieb voran, die akustische belebte, die elektrische gitarre
akzentuierte und im gemeinsamen gesang gelang das verweben der
freimütigen art mit den wehmütigen, seegetauchten melodien.
randnotiz: mit gabor bertholini mischte sich ein musiker unter die norddeutsche schar, den man in den vergangenen jahren auf dem obs nicht nur als camper entdecken konnte, sondern in so manchem bandgefüge auch. hier an der trompete mit optimalem einsatz.
poem for a friend / known, seen, judged / from holding your hands / i can decide that by myself / secret / sleeping on the back burner / dog / time to pretend (mgmt) / big jet plane (angus and julia stone) / fall in love / in hushed tones / roll it up again
wow,
was war das für ein auftritt. chantal acda hätte vorab gar nicht in die
charmeoffensive gehen und erzählen müssen, dass sie bereits von vielen
kollegen gehört hätte, dass dieses festival ein besonderes sei. ihre
musik allein hätte genügt, um das publikum für sich einzunehmen. die
stets strahlende künstlerin spiegelte in ihrem gesicht die emfindungen
ihres gegenübers komplett wieder. und dabei war das gar nicht so
einfache kost, die sie da mit ihren mitstreitern präsentierte. verwobene
klangkunstwerke, die sich rein äußerlich durchaus an songstrukturen
schmiegten, aber auszuufern pflegten, sich nach allen seiten raum
erarbeitend, jeden musiker ins boot nehmend. am vorderen äußeren rand
etwa den gitarristen gaetan vandewoude mit seinen konzertanten ausflüchten, den tubaspieler niels van heertum mit seinem hochgesteckten haar, der zuweilen ordentlich den
marsch blies, manchmal nur untermalte oder kontrastierte, abgesehen von
einem fast schon aufsehen erregenden solo, oder den drummer eric thielemans, dessen
diffiziles spiel in erinnerung blieb, weil es ein wesentlicher
bestandteil des kollektiven miteinanders war.
nicht zuletzt fügte sich
der basser alan gevaert ein, der wirklich sehr beweglich war. ein abgegriffenes bild
vielleicht, aber das ebenso behandelte instrument erzählte von einem
wendigen und virtuosen, selten offensiveren spiel des einem haudegen
gleich aussehenden burschen. die frau in der front, wo blieb sie?
chanctal acda zog die fäden, sie verknüpfte jedes zu jedem. mit der
gitarre in leuchtendem rot gab sie vor, mit ihrem weichen, zarten
gesang, der doch nie ohne widerstandskraft war, zog sie nach. langsam
entfächerten sich dabei die songs, gaben positionen frei, an denen nach
und nach die fünf im bunde andockten. das war einfach nur wunderschön und wie aus einer anderen welt.
das nahe ende dieser leider etwas umfänglich gewordenen berichterstattung nutze ich, um meine versäumnise aufzuzählen. am sonntag nachmittag entzog ich mich, entzogen wir uns dem festivaltreiben zu einer ausgiebigen brotzeit und sahen lediglich den rasanten beginn des love a sets sowie das ende des fesselnden xixa vortrags.
beide hinterließen in der kürze einen sehr guten eindruck. hier druck und entfesselte leidenschaft, dort latin-charme. sorry. gilt auch für die minibühnen acts, die ich lediglich aus der ferne vernahm. unter anderem deshalb, weil die kleine location stets sehr gut besucht war. da finden sich woanders sicher ein paar eindrückliche reviews.
morgen dann der letzte teil inkl. sternevergabe.
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