der fünfte teil und wir befinden uns, rein zeitlich gesehen, noch am samstag abend. bevor wir wieder ins konzertgeschehen einsteigen ein paar randbeobachtungen. der wdr hat gefilmt, unter der flagge rockpalast wird ausgestrahlt. ich meine, es war vom 31. juli die rede, ein obs special. die jungs mit den kameras waren wirklich fit, schlichen fast unbemerkt durch die reihen, respekt.
mit slim cessna's auto club galt es kurz vor der dämmerung eine band zu feiern, die sich zwischen rockabilly, gothic und alternative country verorten lässt. die mischung daraus ist so rasant wie belebend, aufgedreht und in sensationeller geschwindigkeit wieder herunter gespult. zu sechst boten die jungs aus denver, colorado eine mitreissende show ab. zuvorderst seien die sideparts erwähnt. bass und schlagwerk arbeiteten nicht nur konstant am steten beat, sondern setzten durchaus bemerkenswerte akzente, vor allem der standup bass drängelte sich immer wieder in den vordergrund. eine orgel, deren bedienung man von weiter hinten leider nicht sehen konnte, dengelte hervorragend harmonien in die suppe des wüsten ensembles. am rechten flügel agierte schließlich noch der gitarrist mit seiner zweiflügeligen, die etwas anachronistisch anmutete, aber nicht reizarm war. die allerdings auffälligsten figuren in dieser inszenierung waren die beiden prediger slim cessna und munly munly, die wie zwei muntere häschen, um im bild des festivals zu bleiben, die bühne besprangen. zuweilen sah man sie am bühnenrand sitzen oder sich mit diversen kindern auf der bühne tummeln.
ihre moritaten aus religiösen anleihen, trinkerstories und gewaltexzessen wurden predigern gleich vorgetragen, mit erhobenem zeigefinger, ausladenen gesten und blitzenden blicken ins weite rund. aggressives drumming nebst kraftvollem bass durchwirkte durch den garten, malmte sich einen weg auch in die hinteren reihen, eine e-gitarre versägte das komplott und teilte es für die sänger auf, die, begleitet von einer schlingernden orgel, zum gebet/gebot anhoben. eine lustvolle wie schauspielerisch glanzvolle nummer. vor allem slim cessna und munly munly boten immer wieder grund zum schmunzeln. hier hatte man die eigentliche headliner des samstags gesehen.
slim cessna's auto club - jesus is in my body: my body has let me down
slim cessna's auto club - three bloodhounds, two shepherds, one fila brasileiro
der prominenteste platz des samstags stand allerdings gisbert wilhelm enno freiherr zu innhausen und knyphausen zu. unter großem jubel wurde der rheinhesse begrüßt, seine lieder wurden teilweise frenetisch begleitet, es wurde mitgesungen und auch der abgang kam nicht ohne jubel aus. ich sah einige mädels, die ihren kopf an die schulter des liebsten lehnten und mit großen augen auf die bühne sahen. hätte ich nicht ertragen, wäre ich nicht allein da gestanden. das aufgebot sah einen weiteren gitarristen vor, einen basser und den drummer. gemeinsam dressierten sie die gisbertschen songs, mal mit drive und ausreichend power und manchmal sachlich und gezügelt, je nach ausrichtung, je nach stimmung.
"wer ich wirklich bin" war mein persönlicher höhepunkt, ein element of crime cover. was gab es noch? als ungeübter knyphausen hörer kann ich mich noch an "wer kann sich schon entscheiden?" oder an "gute nachrichten" erinnern. mir sind viele lieder des songbarden nicht vertraut und ich kriege auch nach kontakt keine nähe hergestellt. die bilder, die gisbert erstellt, sind mir nicht geheuer, sie klingen nach geschenkter melancholie, nach geklauter verzehrtheit, in anlehnung an ihn: ich bin kein freund von klischees und funkelnden sternen, sorry.
der sonntag brach sich kein bein aus, aber er legte sonne nach. die gesichter waren nicht frischer als am samstag, aber ebenso neugierig. talking to turtels wollten uns das mittag versüssen. claudia göhler und florian sievers, die beiden hauptakteure, hatten sich begleiter gesucht und konnten in dieser schlicht aufgemotzten besetzung wahrlich begeistern. da war einiges an überraschung abzulesen. im publikum, das die darbietung wahrhaft goutierte, und im nachhinein in den gesprächen. mit übersichtlichen mitteln gelang talking to turtels genau das, was auch ihre tondokumente auszeichnet, ein immer neu beginnendes klangabenteuer, bei dem sich aus singulären elementen ein einzigartiger kosmos, frei für entdeckungen, ergibt. hier ein xylophon, dort eine strecke akkordeon, eine elektronische einspielung, ein fruchtbarer bass, aufmerksamkeit schürend, der blick der zuhörer auf die akteure geheftet. die gitarre florians drängelt voran, das drumming unterstützt ihn und doch wohnt der musik etwas bremsendes inne, als wollte sie auf die finessen aufmerksam machen, als wollte sie den hörer auffordern, etwas genauer hinzuhören.
machte man auch gerne! es war eine freude, gerade auch das paar beim wirken zu beobachten, wie sie sich mit blicken herzten, zuweilen ungezwungen scherzten und sich bälle zuwarfen. auch im späteren beisammensein (unsere ticketgewinner hatten neben der hausführung auch ein meet & greet mit den turtels gewonnen) zeigten sie sich offen und erzählfreudig. so bekamen wir raus, dass sich florians hochtönender gesang u.a. auf windmill bezieht, einen jungen engländer, der im klienicum bereits einen kleinen ehrenplatz inne hat, und dass das neue album im august erscheinenen wird (devilduck records). "beam me up scotty" und "stones through thin glass" waren für mich die aufmerker des konzerts. hier der drive und die power und dort die melodicaline, die nach meinem herz schnappte. oder "monster's teeth" oder oder oder. eine tolle darbietung, die satt nach applaus verlangte und sichtlich zufriedene protagonisten von der bühne entliess.
so, morgen gehts hier dann weiter mit dem rest des festivals. ich hoffe, Ihr haltet durch!
so, morgen gehts hier dann weiter mit dem rest des festivals. ich hoffe, Ihr haltet durch!
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen