Mittwoch, Juni 15, 2011

konzert: orange blossom special 15, teil 2

der einstieg in ein festvial muss wagnis und glück beinhalten. der kessel kann hochgehen oder nur ein laues lüftchen produzieren. wallis bird, als opener für drei tage musik am stück, konnte besser nicht gewählt sein.

der junge irische wirbelwind ließ kein zaudern zu und begeisterte von der ersten minute an. ihre erfrischende und offene art, der juvenile optimismus, der ihr aus jeder pore zu schießen scheint, zog an und machte staunen und riss mit und übertrug sich sofort auf das publikum. das, kaum angekommen im glitterhouse gartenrund, musste sich sofort engagieren, denn der groove der poplastigen, emotionalen und kraftvoll vorgetragenen lieder musste in bewegungsenergie umgesetzt werden. erinnert sei an das hibbelige "travelling bird", das mit schraffierter gitarre vorangetrieben wurde oder das soulige "lala land", dessen leichtfüssiger refrain von klatschenden händen begrüßt wurde oder das midtempo stück "an idea about mary", bei dem wallis birds raue, bluesgetränkte stimme so wunderbar zu geltung kommt. überhaupt kann man die mittlerweile in london lebende wallis nur in superlativen beschreiben. sie ist kommunikativ und wusste das rund mit launigen ansagen zu unterhalten, sie ist herzlich und ihr leuchtendes lachen ansteckend, sie spielte die akustische wie die elektrische gitarre unter einsatz all ihrer kräfte und zog ihre vier mitstreiter enthusiastisch mit.

deren zusammenspiel war bestens aufeinander abgestimmt, von der stabilen rhythmusfraktion über die stets lächelnde und mit sensationeller stimme ausgestattete backgroundsängerin bis hin zum keyboarder, der immer wieder auch mit mundgeblasener melodica akzente setzte. und so spielte sich die band in einen kleinen rausch, wallis hüpfte und sprang auf der bühne flumigleich umher und ließ ihrer freude freien lauf. es war ein fest, diesem mädel beim musizieren zusehen, zuhören zu dürfen. den abgang gab es nur gegen tosenden applaus! die setlist spiegelte im übrigen ihre karriere wider. sie entlehnte tracks aus ihrer "branches untangle" ep sowie ihren alben "spoons" und "new boots" und liest sich wie folgt: acoustic introduction / encore, come back / travelling bird / meal of convenience / lala land / an idea about mary / the circle / ghosts of memories / blossoms in the street / to my bones

hellsingland underground ließen im anschluss erst gar nicht die idee aufkommen, dass man der aufgeheizten stimmung, die wallis bird und co. hinterließen, nicht herr werden könnte. es ging jedoch nicht darum, einen drauf zu setzen, sondern gänzlich neue akzente zu setzen. denn die posenreichen schweden spielten einen kraftvollen wie melodiösen northern rock, dass es eine freude war. die blitzsauberen harmonien wurden aus den gitarren geschraubt und wie bindegewebe über die menschenmenge gelegt. die bewegte sich zunehmend engagierter und ließ sich von den sechs in schwarz gewandeten herren allzu gern mitnehmen. mitnehmen auf eine musikalische reise an die gestade des blues und des rocks. selten fand sich die verquickung von animalischem energieschub und melodieseligem zauber so gelungen vor wie bei hellsingland underground.

während sänger charlie granberg, mit tinte unter den augen und pussierlichem hütchen auf dem kopf, mit charme geschwängerter stimme seelenvoll seine lieder sang, fetzte seine kapelle voran, als gäbe es kein halten mehr. insbesondere mats ollson und peter henriksson rissen ungeduldig an ihren sechssaitigen und wechselten sich lediglich in sachen rhythmus und lead ab, hatten sonst aber nur ein ziel: vorwärts! an ihrer seite bzw. munter von hinten: der rauschebärtige basser martin karlsson, der schlagwerker patrik jansson und der nicht ganz unwichtige, was die stimmung betraf, mathias stenson am keyboard.

der vortrag, der sich gerecht aus den beiden alben "s/t" und "madness & grace" speiste, war angereichert mit highlights: schon der einstieg mit "ill wind" war groß, ein song, der spunghaft wie voller power war und der zugleich afuzeigte, wohin die reise gehen sollte, dazu das hook geladene "stickin' with you", das genauso von seiner gitarren forcierten, hell glitzernden melodyline lebte wie von den pianoeinsprengseln, dem groove der gesammten mannschaft, dem belebten gesang des vorstands. oder das agile "debauchery" oder das hitverdächtige "northern country boy", dessen mitsingqualitäten unter beweis gestellt wurden. die sympathischen schweden hatten ihren spaß, so viel stand fest, das tribut zollende auditorium aber ebenso!
setlist: ill wind / forever damned / slippin' / church bells / stickin' with you / blue mountain blues / vera / hard falls / debauchery / northern country boy / spark that never dies / child

2 Kommentare:

coolmik hat gesagt…

Uii, mit Wallis Bird scheine ich ja was verpasst zu haben. Liest sich ja recht spektakulär. Auf Platte finde ich die ja eher sterbenslangweilig...

Wir konnten nicht hin, weil wir einen 'unserer Helden' abholen mussten.

E. hat gesagt…

es war tatsächlich ein rasanter auftakt, die junge dame liess nichts anbrennen. im gegenteil hatte sie ein feuer, das sich sofort auf das publikum übertrug.