Montag, Oktober 31, 2011

neue töne (1061): james blackshaw

lediglich 200 kopien gibt es von der "holly ep", die james blackshaw jüngst auf important records veröffentlicht hat. eine schande, wenn man zugleich lesen muss, dass es sich bei diesem kurzen longplayer um eine seiner besten aufnahmen handeln soll. "all is falling", sein achtes album, war gerade erschienen, james hatte eine längere tour hinter sich, da spielte er die beiden auf "holly" enthaltenen arrangements ein. der titeltrack beginnt mit einem sparsam gezupften motiv, woraufhin es munter zu rollen beginnt, begleitet von pianotupfern entwickelt er einen steten sog, der fruchtig ornamentiert wird, leichte ausfallschritte, crescendi, sprudelndes, verwirbelungen, tänzelndes. tiefe erreicht die überaus ansprechende komposition durch die einfügungen von streichern und dem erwähnten piano, die beide dem zu kaskadeskem neigenden gitarrespiel mit einer gewissen trägheit entgegen stehen. das klassisch anmutende konzept wird nicht zuletzt durch die verwendung von nylon saiten unterstrichen, die blackshaw erstmals für eine seiner aufnahmen nutzt. das grenzland, in dem sich virtuosität und die idee zu einem fast 13- minütigen andauernden ausflug treffen, wird in voller länge und breite erobert, und doch in keiner sekunde überschritten. das intime momente verschließt nicht, die introspektive wird gleichzeitig zur projektionsfläche, auf der sich empfindsamkeiten sammeln, die den tönen gleich, sich munter und dynamisch zeigend, eingefangen werden wollen. das aufnahmevermögen des hörers wird ständig gereizt, aber nie überfordert. "boo, forever" wirkt körperlicher, dichter. nicht zuletzt der umstand, dass mehrere spuren übereinander gestapelt wurden, sorgt für dieses empfinden. die melodielinie ist noch präsenter und geprägt durch die ergänzenden instrumente wie klarinette, flöte und violine. ein sanftes zusammenspiel, das nicht zu unrecht mit den französischen impressionisten in verbindung gebracht wird (important records schreibt von satie, debussy und ravel). eine arbeit, die tiefe und kompositorische strenge vermittelt, aber gleichzeitig durch leichtigkeit glänzt, wie sie vom konzentrierten und handwerklich überragenden spiel nie abzuleiten wäre.
james blackshaw - boo, forever

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