Sonntag, September 12, 2010

the green apple sea - nothern sky-southern sky (2010)

was verlangt man denn von musik? dass sie bewegt, verstört, animiert, zu großen gefühlen verleitet, den eben frisch geliehenen? oder dass sie begleitet, eine heimstatt bietet? so dass man sich angstfrei auf den tonträger zubewegen kann. dass die zielorientierung mit dem erwartbaren und das ergebnis mit dem anvisierten zustand übereinstimmen wird. das ist nicht viel verlangt. und doch viel mehr, als uns die meisten künstler zu geben gewillt sind. bei stefan prange und seiner band the green apple sea glaubt man dagegen immer wieder, dass er es genau darauf anlegt. schmiegsame kopfkissen für einen wohligen traum zu bieten. seine musik ist so elastisch, dass sie sich sämtlichen emotionalen herausforderungen stellen kann. dem trauernden öffnet sie türen, den glücklichen erdet sie, den bekümmerten belebt sie. druckvoll und doch gedungen, erregt und doch gezügelt, ausdrucksstark und doch eher pastellen. the green apple sea drängen sich nicht auf, sie bestreiten keine neuen wege, sie erregen vielleicht deshalb auch kaum öffentliches interesse. wer aber dieses an ihnen zeigt, wird mit einfachen, klaren, frei atmenden kompositionen belohnt.
mit "northern sky - southern sky" liegt ein aktuelles erzeugnis der bemühungen von prange und co. vor, dass sich auf subversive, geradezu verschlagene weise deiner annimmt. es macht süchtig. mit jeder neuen umrundung wird die spanne zum wiederholten hören hin kürzer. die ingredienzien dieses an suchtmitteln reichen werkes sind fürderhin die polyrhythmik, entsprungen zweier schlagwerke, die sich gegenseitig mutig befeuern, die mehrstimmigen gesänge, bei denen neben des mittlerweile in nürnberg lebenden sängers warmen organ vor allem die mädels glänzen und die kristallenen, prismen gleichen, vielfach strahlenden arrangements. addiert man das ganze mit dem fast durchgängig beschwingten element, das wie oben beschrieben in einer habacht stellung ausbrecher bewacht und dem variablen umgang mit stilen - die frühen folk- und countryambitionen, das kulminierte americanagefröne weicht längst zu pop auf, als lichte sich unentschiedenheit - dann erhält man so unterschiedliches songwerk wie ein "golden morning", das liebe beteuert, auch wenn sie schmerzen bereitet und des abschieds schwere verstärkt (wundervoller wechselgesang, ausdrucksstarkes schlingern der gefühle), ein kritisches "whale watching", das sich hymnisch im refrain fängt, die angeschlagene akustische zum mann/frau gesang, den anmutigen opener "northern sky" mit brillierender gitarre, das stabil pochende und seelenvolle "nightmares" mit banjo und einer melodie, die dem schokobonbon den schmelz stiehlt oder das im shuffle gefangene und weite evozierende "satellite wings" mit pedal steel und flügeln.
mehr noch, ja, das fünfte werk von the green apple sea, zählt man alle vorherigen alben zusammen ("forever sounds great", 2007, "how else can we escape?", 2007, "by the time we get to phoenix", split mit missouri, 2001, "all over the place", 2000), enthält zehn tracks atmosphärischer genialität, weil aus wenig (karger einsatz) so verdammt viel gemacht wurde, weil aus viel (klasse songwriting) nichts überbordendes wurde. an bord dabei: the green apple sea: frank theismann (bass/kontrabass), christian ebert (piano/keyboards), stefan prange (gesang/gitarre), frank mollena (gitarre/gesang/drums) und lena dobler (gesang) wurden unterstützt von red hübner (gesang/gitarre), nina kränsel (gesang/bass), oliver stangl (pedal/gitarre) und patrick göbel (gesang/drums). "northern sky- southern sky" erscheint im oktober auf k&f records.



12. Sep 2010 20:00 Babylon Fürth
12. Oct 2010 20:30 Motoki Wohnzimmer Cologne
13. Oct 2010 20:00 Hasenschaukel w/Garda Hamburg
14. Oct 2010 20:00 Schokoladen w/Garda Berlin
15. Oct 2010 20:00 AZ Conni Dresden
16. Oct 2010 20:00 Muz-Club w/Garda + Mocha + interference.here Nürnberg,
18. Oct 2010 20:00 Cafe Nun Karlsruhe
19. Oct 2010 20:00 STEINBRUCH Duisburg

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