Dienstag, Januar 14, 2014

konzert: innen: welt. festival 2014


bei großveranstaltungen neige ich nicht zur krittelei. zu viele unwägbarkeiten, zu viele unwahrscheinlichkeiten, zu viele zufälle, die ein gut organisiertes event durcheinander geraten lassen können. die basis ist entscheidend, die grundlage, das fundament, auf dem man die gerüste seines engagements aufbaut. und die sind wohlgelitten, wenn man an die kumpanei der innen.außen.raum mannschaft denkt. junge münchner, die im ehrenamt aufzugehen scheinen, planen, führen durch und werten aus. in aller selbständigkeit und selbstverständlichkeit und vor allem in einer art und weise, die gewese und bohei außen vorlässt. sehr sympathisch, geerdet und dennoch mit viel, viel anspruch. der setzt sich bekanntlich durch, beharrlichkeit, die zum ziele führt. mit der vierten ausgabe des innen:welt festivals erfährt man nicht zuletzt etwas von der hingabe zum projekt, der liebe zur musik, der glaubhaftigkeit des unternehmens und vor allem der geübten hand der organisatoren. es war eine rundum gelungene veranstaltung, die da am samstag, dem 11. januar 2014, durch die flure des kafe kult in oberföhring rauschte. neben den erstklassigen acts fielen vor allem die interessierten und begeisterungsfähigen zuschauer auf. offenbar hatte sich auch hier die spreu vom weizen getrennt. das musste man in vorjahren schon anders erleben. weniger eventhopper als affinicados des außergewöhnlichen musikalischen ausdrucks fanden nun zugang zum früh ausverkauften festival. auch ein erfolg. ein großer.
wenn ich einen verbesserungsvorschlag unterbreiten müsste, bäte ich um eine zweite bar. die tüchtigen mitarbeiter hinter dem einen tresen gaben ihr bestes, waren zuweilen aber mit dem ansturm überfordert. meine trockenzeiten wusste ich aber bestens in unterhaltungen oder besonderer aufmerksamkeit den künstlern gegenüber zu erschlagen. mein kopf dankte es mir spätestens am nächsten morgen. so hat das beklagte eine auch sein gutes gehabt.



ein wenig hatten wir vom früh begonnenen programm verpasst, so stiegen wir mit cat stash aus regensburg ein. das duo spielte im kleineren veranstaltungsraum, dem cafe, auf. eine besetzung aus gitarre/gesang und schlagzeugarbeit. jenes war kein trommelschmeicheln, kein bezirzen oder besonnenes beschlagen, kein finessieren oder perkussieren. hier wurde getrieben, angeheizt, zur not vorwärts gepeitscht. stets auf der höhe, um die richtungswechsel mitzutragen oder einzuleiten. melanie an den drums wirkte dabei hinter ihrer kleinen trommelgarde weniger wie ein drummingungeheuer als eine schlagzeuglady, die aber allen hoffnungsträgern schnell den garaus machte, indem sie betonte, dass knutschen heute nicht mehr möglich wäre, und sprach zudem die empfehlung aus, man möge doch das von ihr mit herpes verseuchte mikro nach dem auftritt verbrennen. sicher ist sicher. humor am rande einer vorstellung, die nicht weniger ungeschlacht sein könnte. da tat sich andreas hervor, der sänger und gitarrist, der seinen liedern zunder gab, sie mit einem ordentlichen drive versorgte und sie mit einer angekickten stimme versah, die manchmal ganz zart und leise tönte, oder die er anderenorts wieder, mit verve versehen, über die schwierigen noten lockte. die paarung an sich stellt nichts ungewöhnliches dar, aber die verquickung von folk- mit rockelementen hat ein besonderes. als tönten die pole, leicht verrückt, in pulsierender nähe. eine verständigung auf augenhöhe, die man hier mit leidenschaft versehen gerne sah. lieblingssong: "among you mammals".




talking to turtles auftritt wurde zu einem ganz besonderen highlight. vielleicht weil die erwartungen beider seiten nicht so hoch waren. hier das publikum, das mit einem neuen headliner zurecht kommen musste, nachdem sehr kurzfristig eine absage zu verdauen war. dort die band, die erst zwei tage zuvor von ihrer einladung erfuhr. claudia und florian mutmaßten zudem eingeschränkte begeisterungsfähigkeit beim münchner auditorium, nicht von ungefähr. so mancher künstler konnte in der bajuwarischen hauptstadt davon berichten, gegen eine stumme mauer aus mauen gesichtern und trägen leibern aufgelaufen zu sein. doch diesmal war alles anders. nicht nur dass sich die anwesenden zu den oft leisen liedern selbst still verhielten, auch den nachfolgend gebenden apllaus ließen sie gewaltig branden. so fanden sich die beiden protagonisten flink in ihre neue münchner rolle ein. nämlich abzuheben, sich gehen zu lassen, den wunderbaren songs freien lauf zu gewähren. hier wird die gitarre angeschlagen, dort das tastenwerk bewegt, hier wird angesungen, dort fortgetragen. hier erzählt, dort gesummt. miniaturen, die von pausen getragen, alltägliches bebildern und zu etwas besonderem machen. in der interaktion der künstler besticht die vertrautheit, die mehr und mehr zu zugewandtheit wird. das terrain ist erobert, das publikum eingenommen. jetzt darf es auch vitaler werden, geschrammelt, geklopft und gebalkt. denn leisetreter sind die beiden nun wirklich nicht. auch wenn es scheinbar auf jede note, jeden ton ankommt. ausformuliertes, in der bedachtheit zum kleinod gezüchtet. harmonien, die wie eine wärmende hand unter den pullover kriechen. wärme macht sich breit. die einen entkleiden sich, die anderen öffnen die herzen. was sie in 2014 fabrizieren wollen, davon haben talking to turtles noch nichts verraten, was in der vergangenheit bereits gelang, daran durften alle teilnehmenden im wahrsten sinne teilhaben. bis zum abschließenden "beam me up scotty", welches man zumindest in teilen gemeinsam sang.  

(hier befanden sich ein paar feine schnappschnüsse der nachstehend beleuchteten band zelf. sie bat darum, die fotos vom blog zu nehmen. es wäre cool, schreiben sie, wenn man mitentscheiden kann, wer von wem welche bilder ins netz stellt. klasse, gell? ist mir auch noch nicht passiert. hoffe nach wie vor, dass die truppe mehr zuspruch erhält. bin gespannt, wie sie dann das netz nach unliebsamen fotos durchforsten wird bzw. jeweils versucht, berechtigung zur veröffentlichung zu geben.)

die erst seit kurzem gemeinsam aufspielende berliner band zelf stellte dagegen ihr licht immer wieder zu sehr unter den scheffel. denn das vortrefflich aufeinander eingestimmte quartett brachte alles mit, was der abend brauchte. in dicken schichten ausgelegte power, die nicht nur blind nach vorne stobte, sondern die bei den zügeln gepackt, die beherrscht wurde. was sich postrockig gerierte, erwies sich als leidenschaftliche und wohl austarierte musikalie. neben einer sich schwer zu beherrschenden rhyhtmusfraktion aus bass und schießbude glänzten der gitarrist mit glitzerblitzen und eine sängerin (lisa von billerbeck), die bei aller zur schau gestellten schüchternheit ins mikro arbeitete wie eine routinierte. die melange aus diesen versatzstücken ergab ein allen erschütterungen trotzendes gerüst, durch das feine linien gezogen wurden, auf denen memorable melodien tanzten. vorgetragen mit einer mutigen 90iger attitüde und dem charme des hauptstädtischen untergrundes. dazu passten ganz natürlich jene missgeschicke, die sich gern zur nervosität gesellen. erst zerhieb es den stuhl des schlagzeugers, so dass er während des konzerts beurlaubt und durch einen neuen ersetzt werden musste. dann konnte der leadgitarre kein störungsfreier ton mehr entrinnen, weil ein anschluss sponn. abschließend wollte die gemeinschaft die band gern zu einer zugabe einladen. der vierer konnte dem leider nicht nachkommen, weil alle lieder gespielt waren. eigentlich ein sehr schöner zustand. des auftritts wird man sich auch so gern erinnern. die sich drehende welt, innerhalb der stillstand geübt wird, das hat was. echt.

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