die natürlichkeit, der fehlende vorwitz, die gründlichkeit, das wenig manische, der mangel an beliebigkeit, die souveränität, die polarität, zuweilen auch das genre. mir fielen einige merkmale und gründe ein, warum ich das album so mag. keine zweifel, keine unentschiedenheit. schon wenn die ersten töne erschallen, bin ich eingelullt und wie von engelssscharen umzingelt. das lautere und einnehmende, das charakterstarke und vollendet unvollendete, das prioritäten setzende und das so vielfach belebte erheben mich als höhrer in eine sphäre aus dankbarkeit und warmmut. als würden diese lieder über jegliche unwägbarkeit hinüber helfen, über jeden unfrieden hinweg. entwaffnend nicht nur für einen selbst, sondern für jeden anderen, der wenigstens temporär bar kognitiver regung ist. musik, die an einen jungen erinnert, der fröhlich über die die allee spiegelnden pfützen hüpft, der eine ausgelassenheit an den tag legt, die man ausgerechnet von ihm nicht gewohnt ist. etwas, irgendetwas hat ihn angeregt, ein fingerzeig nur, als lugten zwischen den wolken die gütigen augen gottvaters, ein beobachteter moment, der diese beiden zueinander führte. hier die erinnerung an unbeschwerte tage, dort der verweis, dass nicht alles umsonst war.
das dritte full length des alt. country künstlers aus toronto fällt mit einem warmen, organischen sound auf, aus dem heraus sich der seelenvolle bariton schält. und während die arrangements einheimeln und warm umbetten, bleiben sie dennoch sparsam und auf gänzlich unaufgeregte weise elegant. als würde absichtlich verschwiegen, wie viel anstrengung sie gekostet haben. so schwelgen die songs mehr in einer kammermusikalischen anmutung, als dass sie sich in bekannten pop- oder rocksphären aufhielten. auch die anleihen zu besagtem country oder folk sind nur dezent. dafür setzt doug paisley auf gefühl, auf bedacht- und behutsamkeit.
"radio girl" etwa ist ein brillanter einstieg, ausdruck des innigen verhältnisses zwischen musik, musikern und den menschen, die sie zu hören gewillt sind. neben dem auftriebigen und munter traulichen sound hellt paisleys gesang das gemüt. unerschrockenheit und optimismus strahlt er aus und sonnt sich in der verzücktheit der willigen rhythmusfraktion, des unbedarften klaviers und der stets bereiten gitarre, einen solistischen ausdruck hinzulegen. das arrangement ist auf rührende weise schlicht und vollendet. "song my love can sing" fiebert an der pianoausfahrt und dem manischen drumming. flink folgen der sänger und sein gefolge an sechssaitiger und bass. die erinnerung in worte gekleidet, in melodiöses gewandet, zum ausdruck gebracht. "it's not to late (to say goodbye)" wirbt bereits mit den ersten memorablen noten um die gunst des hörers. der stimme die stärke versagt, nimmt paisley dennoch den auftrag an, worte an weitere worte zu fügen. die straffheit der kompostion im gegensatz zur gesprengten stimme. gemeinsam mit der wunderbaren mary margaret o'hara angelt er sich durch den beleibten refrain.
neben o'hara sorgen musikerkollegen wie emmett kelly von the cairo gang, bazil donovan, gary craig oder garth hudson von the band für den gediegenen, doch nie altbackenen sound. "our love" zum beispiel, wie es ans metronom gefesselt um fassung ringt. oder "what's up is down", das sich bleiern erweist, nur nie ermüdet, sei es dank des duetts von paisley und o'hara, sei es dank der pianotupfer, dank der ernsthaftigkeit, des muts, momente momente sein zu lassen und sie nicht blindwütigem aktionismus auszusetzen. die sentenzen an harmonie federn wie von allein. fast schon ein wenig edel, ohne diesen begriff in poliertem mahagonie abgerundet zu sehen. "old times" fliesst, "growing souls" wirkt, "to and fro" groovt, "where the light takes you" markiert. und "because i love you" schließt hoffnungsschwanger ab.
an manchen stellen erinnert doug paisley an einen aus dem ruder geratenen van morrison. der kontrolleur, dem für augenblicke die kontrolle verloren geht. dessen arrangements sich der zementenen hülle entledigen und den augenblick der freiheit geniessen. und dennoch ist vieles sehr rund, sehr auf den punkt, sehr gut.
"strong feelings" erschien am 24. januar auf no quarter. tracklist: radio girl / song my love can sing / it's not to late (to say goodbye) / our love / what's up is down / old times / growing souls / to and fro / where the light takes you / because i love you
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