Freitag, Januar 31, 2014

eingestreut (609): hiss golden messenger (tour)


photo by harlan campbell

live wohl eben auch ein knaller. oft genug tummelt sich mc taylor dabei in solo. wie im studio, wo er sein heil in den liedern sucht. mit scott hirsch hat er immer wieder einen partner, ansonsten ist er allein. hiss golden messenger. wir schrieben im november, dass das album "debt" eine wiederauferstehung erfährt. daran anschließt sich eine tour. auch bei uns. zuhause. hiss golden messenger. empfangt ihn gebührend.

03.02. münster, pension schmidt
05.02. berlin, monarch
06.02. hamburg, hasenschaukel
07.02. köln, theater der wohngemeinschaft

eingestreut (608): damien jurado (tour)


dass damien jurado hervorragende alben abgibt, steht außer frage. erst vor knapp zwei jahren überzeugte er mit "maraqopa", dem "saint bartlett" nachfolger. wir schrieben u.a.. "seine songs sind stille wunder. miniaturen, die sich auf das wesentliche beschränken. eine melodie, ein lyrisches raunen, umweht vom odem der düsternen leichtigkeit eines freigeists." deshalb gut nachvollziehbar die fast abschließenden worte: "vielleicht hat die musik etwas cinematographisches, doch sie legt sich nicht fest. zeigt sich hier orientiert, dort wieder unaufgeräumt, irrend. hier klar und eindeutig, dort redundant. hier brüderlich, dort egoman. mal verspielt, mal simplifiziert. tausend gesichter, die kaum zu diesem vierschrötigen kerl passen wollen. doch. doch, das ist alles damien jurado."
mit "brothers and sisters of the eternal son" (17. januar, secretly canadian) geht der stets zu wenig beachtete künstler nun konsequent seinen weg weiter. ein wenig mehr echoisiertes, etwas mehr flächige psychedelika, synthetisierung, wo sich weitläufige gedanken ansonsten an viel zu fader kulisse die schädel einschlügen. dabei hat alles seinen grund, sein fundament. die songwriterischen qualitäten jurados sind eh unbenommen. mit richard swift vollendete der amerikaner sein elftes werk und das dritte dieser potenten zusammenarbeit. abzutauchen gilt es in einen ganz eigenen kosmos, der nun auch die weite aufzeigt, die ihn längst auszeichnet.
damien jurado hält auf der tour zum album auch in hiesigen konzerttempeln einzug und sollte von Euch mit besuchen belohnt werden. dass es sich lohnt...



20.02.2014 Hamburg, Kampnagel
22.02.2014 Berlin, Heimathafen Neukölln
23.02.2014 Köln, Gebäude 9
25.02.2014 München, Milla
support bei allen shows: courtney marie andrews

Donnerstag, Januar 30, 2014

eingestreut (607): konzerte münchen februar 2014


die livepräsenz von bands bzw. künstlern hat an bedeutung gewonnen. dem wollen wir gern rechnung tragen, indem wir immer mal wieder etwas deutlicher hinweise auf entsprechende veranstaltungen geben. das können tourdaten einzelner künstler sein, aber auch wie heute übersichten nur für eine stadt. dass uns münchen dabei am herzen liegt, dürfte auf der hand liegen. gleichsam bemühen wir uns nicht um einen kompletten überblick, sondern picken uns die perlen heraus. wenn Ihr etwas ergänzt haben wollt, gebt bescheid oder nutzt die kommentarfunktion. (und bitte, verlasst Euch nicht auf die angaben hier, sondern lasst sie Euch vom veranstalter vorab bestätigen, danke!)

01.02. solare fake, backstage club
01.02. triska / talking pets u.a., hansa 39
02.02. caspian / defeater u.a., hansa 39
02.02. blitzkids mvt., ampere
03.02. to kill a king / spring offensive, orangehouse
03.02. ezra furman, atomic 
03.02. sophie jamieson, hauskonzerte.com
03.02. the movements, backstage club
03.02. maria mena, muffathalle
04.02. simcock and goloubev duo, unterfahrt 
05.02. deer tick, ampere
05.02. jaune troujours, kranhalle
05.02. funeral suits / charlie barnes, milla 
05.02. catherine and wind duo, unterfahrt
05.02. mogwai, backstage werk
05.02. ash my love, glockenbachwerkstatt
06.02. empire escape, milla
06.02. the peacocks, backstage club
06.02. adam green, ampere (ausverkauft)
06.02. aivery / atatakakatta, glockenbachwerkstatt
06.02. anthony strong, unterfahrt
07.02. new dog / red on band, kafe kult
07.02. black opera, hansa 39
07.02. kapnorth, galerie kullukcu
07.02. die höchste eisenbahn / desiree klaeukens, kranhalle
07.02. the moonband, freiheiz
08.02. sepultura u.a., backstage werk
08.02. ellie goulding, zenith
08.02. volxtanz, glockenbachwerkstatt
08.02. john marshall quartet, unterfahrt
08.02. limpe fuchs, kulturjurte
09.02. the soft moon, ampere
09.02. klaus hoffmann, lustspielhaus
09.02. primal fear u.a., hansa 39
10.02. the estranged / catholic guilt, kafe kult
10.02. ja, panik, strom
10.02. berthold seliger (lies), kranhalle
10.02. ready, set, fall, sunny red
11.02. pui / viza, hansa 39
11.02. heated land, glockenbachwerkstatt (soundbeispiel)
11.02. annenmaykantereit, ampere
11.02. suzanne vega, freiheizhalle
11.02. knoxville morning, südstadt
11.02. reut regev r*time, unterfahrt
12.02. pegasus, kranhalle
12.02. james arthur, backstage werk
12.02. jeff ballard trio, unterfahrt
12.02. manel, ampere
13.02. samy danger, kranhalle
13.02. rigna folk, glockenbachwerkstatt
13.02. jack is king / the mammoths u.a., hansa 39
13.02. stephan crump rosetta trio, unterfahrt
14.02. rapid / chilonyah u.a., hansa 39
14.02. die nerven, unter deck (soundbeispiel) 
15.02. ganjaman u.a., kranhalle
15.02. liquid meat, südstadt
15.02. subtone, unterfahrt
15.02. miss stereochemistry, kulturjurte
15.02. solander, milla
16.02. bill callahan, freiheiz
16.02. bombay bicycle club, backstage halle
16.02. click click decker / petula, kranhalle
17.02. autistic youth / haute couture, kafe kult
17.02. uk subs / tv smith, hansa 39
17.02. we invented paris, strom
17.02. milky chance, atomic (ausverkauft)
17.02. samaris, milla
17.02. brother and bones, ampere
17.02. kilians, backstage club
17.02. long distance calling u.a., backstage halle
18.02. balthazar, strom
18.02. maximo park, theaterfabrik
18.02. milky chance, atomic (ausverkauft)
19.02. nathaniel rateliff
19.02. satellite stories, kranhalle
19.02. emma sunset u.a., hansa 39
19.02. die krupps, backstage werk
19.02. natalie elwood band, unterfahrt
19.02. fenster / aloa input, milla
20.02. ici ensemble munich and peter brötzmann, ampere
20.02. flo kenner / jason serious, kulturjurte
20.02. wooden shjips, strom (soundbeispiel)
20.02. lisa bassenge, unterfahrt
21.02. the connectors, südstadt
22.02. the offenders, kranhalle
22.02. tosca, strom
22.02. the busters, backstage halle
23.02. cosmo jarvis, orangehouse
23.02. entertainment for the braindead / rowan coupland, waagenhallen maria einsiedel
23.02. christian kjellvander, milla
23.02. young fathers, hansa 39
23.02. dee dee bridgewater, unterfahrt
24.02. birdpen, kranhalle
24.02. birdy, muffathalle
25.02. damien jurado, mila
25.02. apollo brown & ugly heroes, kranhalle
25.02. warpaint, strom
26.02. william fitzsimmons, hansa 39
27.02. genepool, sunny red
27.02. tom wu, unter deck
27.02. the head and the heart, strom
27.02. of montreal, kranhalle
28.02. thee silver mt zion memorial orchestra, hansa 39
28.02. fanfarlo, ampere (soundbeispiel)
28.02. ben taylor, milla
28.02. old man coyote, südstadt
28.02. frustration, orangehouse
28.02. matt elliott, provisorium
28.02. kari ikonen trio, unterfahrt

Mittwoch, Januar 29, 2014

doug paisley - strong feelings (2014)


die natürlichkeit, der fehlende vorwitz, die gründlichkeit, das wenig manische, der mangel an beliebigkeit, die souveränität, die polarität, zuweilen auch das genre. mir fielen einige merkmale und gründe ein, warum ich das album so mag. keine zweifel, keine unentschiedenheit. schon wenn die ersten töne erschallen, bin ich eingelullt und wie von engelssscharen umzingelt. das lautere und einnehmende, das charakterstarke und vollendet unvollendete, das prioritäten setzende und das so vielfach belebte erheben mich als höhrer in eine sphäre aus dankbarkeit und warmmut. als würden diese lieder über jegliche unwägbarkeit hinüber helfen, über jeden unfrieden hinweg. entwaffnend nicht nur für einen selbst, sondern für jeden anderen, der wenigstens temporär bar kognitiver regung ist. musik, die an einen jungen erinnert, der fröhlich über die die allee spiegelnden pfützen hüpft, der eine ausgelassenheit an den tag legt, die man ausgerechnet von ihm nicht gewohnt ist. etwas, irgendetwas hat ihn angeregt, ein fingerzeig nur, als lugten zwischen den wolken die gütigen augen gottvaters, ein beobachteter moment, der diese beiden zueinander führte. hier die erinnerung an unbeschwerte tage, dort der verweis, dass nicht alles umsonst war.

das dritte full length des alt. country künstlers aus toronto fällt mit einem warmen, organischen sound auf, aus dem heraus sich der seelenvolle bariton schält. und während die arrangements einheimeln und warm umbetten, bleiben sie dennoch sparsam und auf gänzlich unaufgeregte weise elegant. als würde absichtlich verschwiegen, wie viel anstrengung sie gekostet haben. so schwelgen die songs mehr in einer kammermusikalischen anmutung, als dass sie sich in bekannten pop- oder rocksphären aufhielten. auch die anleihen zu besagtem country oder folk sind nur dezent. dafür setzt doug paisley auf gefühl, auf bedacht- und behutsamkeit.  

"radio girl" etwa ist ein brillanter einstieg, ausdruck des innigen verhältnisses zwischen musik, musikern und den menschen, die sie zu hören gewillt sind. neben dem auftriebigen und munter traulichen sound hellt paisleys gesang das gemüt. unerschrockenheit und optimismus strahlt er aus und sonnt sich in der verzücktheit der willigen rhythmusfraktion, des unbedarften klaviers und der stets bereiten gitarre, einen solistischen ausdruck hinzulegen. das arrangement ist auf rührende weise schlicht und vollendet. "song my love can sing" fiebert an der pianoausfahrt und dem manischen drumming. flink folgen der sänger und sein gefolge an sechssaitiger und bass. die erinnerung in worte gekleidet, in melodiöses gewandet, zum ausdruck gebracht. "it's not to late (to say goodbye)" wirbt bereits mit den ersten memorablen noten um die gunst des hörers. der stimme die stärke versagt, nimmt paisley dennoch den auftrag an, worte an weitere worte zu fügen. die straffheit der kompostion im gegensatz zur gesprengten stimme. gemeinsam mit der wunderbaren mary margaret o'hara angelt er sich durch den beleibten refrain.

neben o'hara sorgen musikerkollegen wie emmett kelly von the cairo gang, bazil donovan, gary craig oder garth hudson von the band für den gediegenen, doch nie altbackenen sound. "our love" zum beispiel, wie es ans metronom gefesselt um fassung ringt. oder "what's up is down", das sich bleiern erweist, nur nie ermüdet, sei es dank des duetts von paisley und o'hara, sei es dank der pianotupfer, dank der ernsthaftigkeit, des muts, momente momente sein zu lassen und sie nicht blindwütigem aktionismus auszusetzen. die sentenzen an harmonie federn wie von allein. fast schon ein wenig edel, ohne diesen begriff in poliertem mahagonie abgerundet zu sehen. "old times" fliesst, "growing souls" wirkt, "to and fro" groovt, "where the light takes you" markiert. und "because i love you" schließt hoffnungsschwanger ab.

an manchen stellen erinnert doug paisley an einen aus dem ruder geratenen van morrison. der kontrolleur, dem für augenblicke die kontrolle verloren geht. dessen arrangements sich der zementenen hülle entledigen und den augenblick der freiheit geniessen. und dennoch ist vieles sehr rund, sehr auf den punkt, sehr gut.

"strong feelings" erschien am 24. januar auf no quarter. tracklist: radio girl / song my love can sing / it's not to late (to say goodbye) / our love / what's up is down / old times / growing souls / to and fro / where the light takes you / because i love you

Dienstag, Januar 28, 2014

ein (p)fund mp3 (463), teil 2

teil zwei starten wir mit einer akustikversion von "marybelle", das von der debüt ep "crush" stammt und in dieser nachstehenden variante auf einem mixtape von left turn 4 records wiederbelebt wurde, viel freude mit: star horse:


mitte april wird ihr debütalbum erscheinen, "rituals, trances & ecstasies for humans in face of the collapse" erblickt das licht der interessierten musikwelt via pesanta urfolk und wird glanz über die och schmale hütte der seattler band bringen: kithkin:


recht pünktlich zur anstehenden nordamerika tour bringen sie ein minialbum namens "portico" heraus, welches wir mit einem track vorstellen dürfen, der lautet korrekt "silence is a gun": the mary onettes:


sie kommen nicht umsonst auf das berliner psych fest im april, knapp zwei monate zuvor werden sie ihr debütalbum "balloon age" via beyond beyond is beyond records veröffentlicht haben, fortan haben wir spaß mit diesem uk psychpop quartett: new electric ride:


eine neue single zum bereits erschienen album auf innovative leisure, hören wir mit der notwendigen gelassenheit bei "black don't glow" hinein und spenden allein dem bandnamen reputation: bass drum of death:

ein (p)fund mp3 (463)

sie haben beschlossen, dass die pause von siebzehn jahren ausreichend ist, um endlich eine neues album nachzulegen, zeitloser pop war stets ihr ziel, mit "breaking news" (ab 24. februar auf luxury) werden sie nichts anderes verfolgen: red sleeping beauty:


in eine deutlich andere richtung bewegt sich dieser musiker aus austin, der als one man band durch die szenerie zieht, sein mittlerweile neuntes album wird am 28. februar auf bloodshot records erscheinen, titel: "nothin' but blood": scott h. biram:


vier kids aus brisbane schultern sich den sound der alten tage, belegen ihn mit leicht gewürzter lyrikkost und harren der dinge, eine ep wird demnächst erscheinen, glaubt man dem terminus early 2014, angesichts des appetizers lohnt das warten aber: the good sports:


es handelt sich um die erste vinylausgabe der demoaufnahmen aus dem jahr 1981, die dazugehörigen ex young marble giants namen sollten begehrlichkeiten wecken: alison statton, spike williams, simon booth, ab 03. märz auf blackest ever black: weekend:


in der wiederholung dreht sich die wahrheit, die londonder werden noch von sich reden machen, "death in the evening" erscheint nun am 10. februar, es ist das debütalbum mit "all the pretty flowers" in der front: whales in cubicles:

"turning rocks" wird am 07. april auf secret city records erscheinen, mit "as long as we try a little" gelingt der einstieg des schwedisch- kanadischen duos aus simon und erika angell, mehr dann ab dem frühjahr: thus owls:

Montag, Januar 27, 2014

neue töne (1340): vorschau orange blossom special 18


der jahresreigen hat sich längst verschoben. abseits von frühling, sommer, herbst.... oder des gewands aus aufeinander folgenden monaten bebildert sich der 365 tage umfassende zyklus aus obs- fernen oder -nahen zeiten. da letztere deutlich ins hintertreffen geraten, konzentriert man sich in ihnen auf die beschreibung und hoffnungsschwangere umrahmung des eigentlichen moments: des orange blossom special festivals auf der grünen wiese im schlummernden beverungen im vielleicht unbestimmtesten teil deutschlands. die 18. ausgabe steht an und will ausreichend beleuchtet und unter die lupe genommen werden. mehr als zwanzig bands wollen vorgestellt und auf herz und nieren geprüft werden. bei aller kritischen auseinandersetzung mit den auftretenden künstlern verlässt man sich im weserbergländischen längst auf die spitze- finger- auswahl rembert stiewes, der diesen job jahr für jahr mit akribie, höchstem persönlichen einsatz und fachlichkeit und weitsicht verübt. wer noch im vorfeld zu meckern hatte, war spätestens überzeugt, wenn er dargeboten bekam, was über den glitterhouse records eigenen garten erschallen durfte. auch heuer wird dies nicht anders sein.
bis zum heutigen tag sind etwa 15 künstler verpflichtet. weitere zusagen werden in kürze verkündigt, denn bis zum event ist es nicht mehr allzu weit. unter dem motto "hingabe" wird gefestivalt von freitag, dem 06. bis sonntag, dem 08. juni. tickets gibt es übrigens über die offiziellen verkaufsstellen nicht mehr, ausverkauft. dennoch lohnt es sich immer wieder auf die von glitterhouse betriebenen seiten zu schauen, auf denen zum teil karten angeboten werden.


im sommer prophezeiten wir bereits, dass es diese band an die gestade des obs schaffen wird. nicht dass wir uns für die voraussage rühmen wollten, mehr noch stehen wir auf das konzept des festivals, genau solche bands zu verpflichten. den holländischen vierer mozes and the firstborn charakterisierten wir im sommer so: "neben burger records zeichnet für das umland siluh records verantwortlich und kickt die selbstbetitelte debüt-lp am 20. september unters volk. das wird sich mit einigen feinen bluesrockblendern abgeben dürfen, mit schwitzigen riffs, groovig passagerem, mit engagiertem killigen gesang und einer abgewetzten 60ies und 70ies romantik, die sich bis ins heimische wohnzimmer durchschlägt. nicht ganz die überspanntheit von the flying eyes, aber immer in der selben haudrauf attitüde agierend. und dennoch nie die melodiefäden aus den feuchten händen flitzen lassen, das ist die eigentliche kunst. dazu ein paar mitklatschfinessen, fertig." zu welcher zeit, an welchem tag, heute treiben uns nur noch diese fragen um, wie bei jeder anderen kapelle, auf die wir einen fingerzeig werfen werden.




einer unserer obs 15 nachträge galt golden kanine und las sich so: "die heimlichen lieblinge des vergangenen obs sind nun festes mitglied im glitterhouse stall und legten heuer mit "oh woe!" ein knalleralbum vor, das alle qualitäten der schweden aufs feinste abbildete. die folknote, die wert legt auf das gegründete und das geerdete, auf das natürliche und aufmerksame moment, das detail, hinzugefügt das rockige element, das überraschende, überbordende, der knalleffekt in der steigerung und schließlich das diffizile, unergründliche, die magie des zusammenspiels, des blinden verständnisses, des gemeinsamen feuers. all dies war an diesem abend, in dieser nacht zu spüren." und wir schlossen unsere eindrücke mit diesen sätzen: "mit einigen bläsern aufgewertet, nachdem man das an der posaune bekannte gesicht marcus leider vermissen ließ, hielten golden kanine an, um erneut einen siegeszug anzutreten. ande und linus ließen es sich zunächst nicht nehmen, "arkham" mit aller gebührenden innigkeit zum besten zu geben. der rest des programms war spiegel einer von lebensfreude übersprudelnden band. die mittels banjo und akustischer gitarre befeuerten leidenschaftlichen lieder erhielten dank eines cellos den hymnischen beifall, dank des bläserensembles die himmlischen weihen. micke an den drums und dante am bass sorgten für stabilität, ansonsten hätten sich die kollegen wohl im wahrsten sinne des wortes verflüchtet. die nacht brach ein und die vielen lichter umschlossen das bewegte, angeregte rund. mehr noch als im vorjahr rockte die chose, der nachdruck durch trompete und co. tat dabei sein übriges, und fand seine fortsetzung in einem tanzenden publikum. meine schönsten erinnerungen gehen dann aber an die ruhigeren nummern, da sich das gespür für stimmungen zeigt, da sich gänsehaut breit macht, die gefühle flirren. da man in die nacht entlassen wurde in der gewissheit, etwas besonderes gesehen, erlebt zu haben. danke, golden kanine!" 

die vielleicht zum heimlichen headliner mutierte band legte erst kürzlich mit "we were wrong, right?" einen neuen longplayer vor (04.10.13, glitterhouse records). das dritte album der schweden ist nicht weniger euphorisch und folkartistisch wie die vorgänger. doch der mut zum risiko ist deutlich höher. die konsistenz schwerer zu durchdringen, das packende schwerer in worte zu fassen. die kunstfertigkeit des gemeinsamen tuns ergibt sich in liquide wie ausufernd instrumentierte und herausfordernd anmutige songs. schwankend zwischen den polen ist die stete quintessenz die freude am leben, die unverzagtheit im umgang mit unbill und den tagtäglichen katastrophen. kraftvoll und zuweilen unbehauen, emotional und dabei nie befremdlich, als wäre man in der gunst, einem klugen freund beim fabulieren zuhören zu dürfen. mehr anfang juni dann. und hier sind wir sicher: die sonne wird zu diesem augenblick bereits verschwunden sein.




einen noch, um die neugierg zu kitzeln? claudius pratt und justin moses gunn zog es von new york nach kopenhagen. wem das eigentümlich erscheinen mag, der sollte sich erst einmal die musik anhören, die diese beiden mit ihren kompagnons martin ollivierre und matthias klein kreieren. der bluesinfizierte auftritt ist eine schweisstreibende wie aufreibende angelegenheit. als hörer hat man beständig das gefühl zwischen sprichwörtliche reibeisen geraten zu sein. nicht nur stimmlich wirkt diese assoziation, auch die waidwunde aggressivtät springt einem herausfordernd entgegen. als führte man alsbald selbst die mundharmonika, müsste die saiten eines basses dehnen oder auf flaschen einklöppeln, um teil dieses ungewöhnlichen ensembles zu sein. die kombination aus swing, rocksteady und rhythm & blues geht unmittelbar unter den hosenaufschlag, bewirkt ein knieverdrehen und großes augenrollen. reverend shine snake oil co. polarisiert, mutmasst zwischen tom waits und slim cessna's auto club, eine wilderei, die nie prekär wird, weil der eigene ausdruck zu geschult, zu treffend ist. dumpfe schwere im rhythmus, die sich jederzeit athletisch gerieren kann, dazu die jammernde hammond, die strebsame gitarrenarbeit und der wild gesang. aussagekräftig mustert man das leben, die neugier und die wunderlichkeiten. dazu wird live eine genauso gradlinige show geboten, wie es der vierer musikalisch durchzieht. muskulär, ohne fettansatz.



in bälde mehr zu weiteren bands, die uns auf dem obs 18 beehren werden. vorfreude!

Sonntag, Januar 26, 2014

eingestreut (606): the good graces


wem kim ware noch kein begriff ist, dem sei die dame aus atlanta wärmstens ans herz gelegt. ihr minimalistischer folk hat eine tauglichkeit, die ihresgleichen sucht. ich wäre versucht, vergleiche mit karl blau, rozi plain und ähnlichen kalibern herzustellen. mit the good graces verfolgt die künstlerin seit 2007 ein bandprojekt, das sich vor allem durch die wechselnden mitmusiker auszeichnet. u.a. waren john mcnicholas, jim combs, donna riley und michelle friedman an bord. ganz aktuell ist die vorbereitung auf den valentinstag. denn am 14. februar soll eine neue single erscheinen. "befor you go" b/w "from a to f" ist dabei eine kollaboration zwischen den labels potluck und pretty new songs und enthält ein geschenk an den ehemann, ein jahrestagpräsent quasi, sowie ein weiteres schmuckstück aus der unermüdlichen songschmiede. es ist zwar noch ein wenig hin, aber "before you go" möchte ich Euch nicht länger vorenthalten, ein wundervoller track, eine liebesbezeichnung der besonderen art.

Samstag, Januar 25, 2014

eingestreut (605): angel olsen (tour)


am 17. november blieb leider noch eine frage offen: "ein feiner erster track namens "forgiven/forgotten", eine redewendung, die ich übrigens sehr mag, die aber zu selten anwendung findet, weist auf das kommende album von angel olsen hin. "burn your fire for no witness" erscheint am 18. februar auf jagjaguwar und klingt sehr roh und unbelassen. schließlich blickt die junge dame, die mit ihrer ep "stange cacti" und dem erstling "half way home" ordentlich beeindruckt hatte, auf ein jahr aus "herzschmerz, reisen und wandel" zurück. mich erinnert der erste höreindruck an den karrieresprung einer rose kemp. was denkt Ihr?"

zu beantworten ist sie leider noch nicht, denn bis zur veröffentlichung des neuen albums ist es noch etwas hin. nicht aber zu lange, um nicht bereits jetzt auf die anstehenden tourdaten hinzuweisen, siehe unten. wen darf man dort erwarten? abseits der bekannten konservenausdünstung bleibt das abbild einer künstlerin zurück, die facettenreich und konsequent zugleich ist. die ernsthaftigkeit mit selbstironie zu spicken weiß, die sich selbstsicher und zugleich anmutig zeigt. [anmerkung 1]: angel olsen hat sich ganz bewusst für jagjaguwar entschieden. einen wechsel von bathetic erst ein jahr nach anfrage befürwortet. so erkannte sie, dass das begehren nach ihr und ihrer musik ernst gemeint war. [anmerkung 2]: angel olsen stammt aus st. louis, wo sie sich von der noiserock szene begeistert zeigte, aber nciht lange genug, um sie selbst zu beeinflussen. sie zog nach chicago. dort arbeitete sie in einem cafe. [anmerkung 3]: angel olsen ist nicht immer glücklich mit ihrer stimme und versucht an ihr zu arbeiten. gleichzeitig hat sie angst, die befähigung zum singen zu verlieren. doch sie weiß, es kommt nicht immer darauf an, den richtigen ton zu treffen, vielmehr auf das, was man zu sagen hat. [anmerkung 4]: angel olsen ist scott tuma fan.

28.03. Köln, King Georg
29.03. Berlin, Hebbel am Ufer (Hau1)
03.04. Hamburg, Haus 73 / Kleiner Donner

Freitag, Januar 24, 2014

neue töne (1379): jana horn / reservations


photo by daniel cavazos

mit jana horn treffen wir auf eine von vielen und doch eine besondere künstlerin. sie ist zunächst und vor allem singer/songwriterin, mittlerweile aber auch nur teil einer band. das nur in allen erdenklichen einschränkungen. zunächst startete sie als solokünstlerin, schrieb songs, bearbeitete sie an der gitarre ihres vaters und suchte den intimen und introspektiven ausdruck des folks, um nicht leonard cohen zu schreiben. doch dieser muss als ihre hauptinspirationsquelle herhalten, spätestens als die ersten eigenen lieder gestalt annahmen. sie trat einige jahre allein auf, bemerkte aber recht schnell die begrenztheit dieses tuns bzw. das mehr an möglichkeiten, als sie sich mit paul price (good field, brazos) und jason baczynski (tacks, the boy disaster) zusammentat, um den sound zu erweitern. mit paul hatte sie bereits im sommer 2012 zusammengearbeitet. das ergebnis war eine ep, die im heimischen austin, texas aufgenommen wurde. gemeinsam mit jason bildete man nun ein trio, unter dem bandnamen reservations veröffentlichten sie die selbstbetitelte ep im april 2013 noch einmal.

dieses junge und fast unscheinbare ding wird als musikerin gehandelt, die austins musikszene im sturm nehmen wird. ausgezeichnet mit diesem merkmal wurden neben ihr gerade mal drei weitere damen unter einem ganz sack voll künstlerinnen, die zur wahl stünden. so geschehen durch das örtliche kulturmagazin. also, irgendwas muss dran sein. dass sie mit ihrer band gerade am debüt full length bastelt, passt ganz gut ins bild. voraussichtlich wird sie mit diesem ausdauernderen tonträger die herzen nicht nur ihrer heimatstadt erobern. denn die stimme setzt auf distanzlosigkeit, hat eine weichheit, in der man nicht verlorenheit, eine härte, die einen nicht abspeist. die variabilität wirkt nie fremd, doch belebt und vital. das musikalischen mutßmaßen ist eher ein küngeln, denn ein sich ausbreiten. so als würde man in eine bettstatt geladen, die platz für dutzende hat.

wir teilen hier sowohl reservations tracks als auch solonummern. am ende wird man sich immer mit frau horn beschäftigen müssen. sie betritt die szenerie und zieht die wahrnehmung fast komplett auf sich. mit "fog" findet sich ein song, der besticht, wie ich meine. seine innere beständigkeit, trotz der mageren bewirtung, hat etwas hoffnungsfrohes, das sich am grellen spiel der gitarren, an der bleichen perkussion, im fahlen hall spiegelt.

Donnerstag, Januar 23, 2014

in eigener sache (75): the hidden cameras verlosung


die losfee zog durchs klienicum und spuckte dreimal in die ausgestreckte. heraus kamen zwei namen, die wir hiermit bekanntgeben. st. st. und m. str. stehen auf der gästeliste der milla- veranstaltung. eine email ging an Euch raus. wir gratulieren und hoffen, dass jene, die nicht gewonnen haben, uns trotzdem wieder beehren, um beim nächsten mal mehr glück zu haben. viel spaß bei the hidden cameras! 

neue töne (1378): jimmy tait


nach dem namen jimmy tait wird man lange suche müssen, er hat lediglich einen symbolhaften charakter für die australische band. der fünfer hat ihn sich als eine art hommage an den verstorbenen großvater der sängerin sarah retallick verpasst. nicht zuletzt schützt das pseudonym davor, in irgendeine femme fatale ecke gesteckt zu werden, die so wenig mit der band zu tun hätte wie schnee mit dem fünften kontinent. einfühlsam, bedacht und mit subtilem druck kommen jimmy tait daher. denen steht unumwunden sara retallick vor. ihre songs suchen nach der melodischen tragweite auch einen dynamischen ausdruck. der wird schließlich seitens ihrer mitstreiter erstellt, die sich u.a. bei the gin club oder the orphanage verdingten und somit eine menge erfahrung in das projekt einbrachten. seit mittlerweile mehr als sechs jahren arbeitet man zusammen. die melbourner szene entgegnete mit reputation für ein erstes album, für ausgedehnte touren in europa im zweijahresabstand, für auftritte mit lisa gerrard und graveyard train. die arbeiten am zweiten full length waren im letzten sommer abgeschlossen, alsbald, um genau zu sein am 04. oktober erschien "golden" auf spunk records. um den melancholischen gesang, die angetrauerte stimme bildet sich ein gewerk aus bleichem schlagwerk, verzückten gitarrenwelten, aus vibraphon, orgel und wachen trommeln. und damit ein sadcore ambiente, das sich schätzen lässt. war der vorgänger noch sehr auf singer/songwriter strukturen bedacht, hebt der neuling in unbedachtere gefilde. entschwebt zuweilen und blendet aus den soundnebeln. mit "all my friends" findet sich gar ein song, der überdauern könnte.

Mittwoch, Januar 22, 2014

ein (p)fund mp3 (462), teil 2

tapete records gibt an, dass "50% of your love" die erste single aus dem kommenden album "are you thinking of me every minute of every day" sei, wir nehmen es ihnen ab und ergänzen um den 24. januar als veröffentlichungstermin: lacrosse:


vielleicht ist entwicklung absehbar, jedenfalls wird uns mit dem track "hands like silk" eine gänzlich neue kapelle vorgestellt, ein fünfer aus falmouth, der wohl seinen weg gehen wird, wenn man den ersten klängen trauen darf: pastel colours:


weiter gehts mit hamburgern, diese truppe legt mit "televangelist" eine erste nummer aus ihrem zweiten album "foam" vor, welches am 25. april erscheinen wird: electric ocean people:


schleudern wir elektronisches hinterher, aus schweden kommt dieser "4 minutes electronic wall of sound", wie labrador schreibt, weiter: "death-disco with sparkling pop melodies", die debütsingle "head" gibt es zum 28. jenner: eternal death:


unglaublich, dass sich dieser sympathische vierer noch nicht in mehr herzen gespielt, gesummt, gezwitschert hat, mit "bruises" hören wir in einen ersten track aus dem kommenden album "a thousand half-truths" hinein, das am 03. februar auf fika recordings erscheint: making marks:


artig beenden wir diese runde mit dem new yorker folkpop künstler ian mcguiness, der seine debüt ep "the postcard" demnächst vorstellen wird, "reverie" ist ein erster eindruck daraus, alles andere ab 25. märz: side saddle:


lucky dragons
27/01/14 Koeln (DE), Stadtgarten
28/01/14 Wien (AT), VIERTELNEUN Gallery
30/01/14 Leipzig (DE), Schauspiel Leipzig
31/01/14 Berlin (DE), CTM Festival
01/02/14 Berlin (DE), Transmediale Festival

ein (p)fund mp3 (462)

"salad days" heißt der neuling, welcher am 01. april (captured tracks) erscheinen wird, der protagonist lässt es gewaltig soundmäandern, noch im letzten jahr war er albenbreit aktiv und auf hiesigen bühnen unterwegs, freuen wir uns auf neues von: mac demarco:


die athener veröffentlichten im januar ihre neue selbstbetitelte ep auf inner ear records, die vier tracks nehmen sowohl moderne songmuster auf, unterlegen sie aber den gesetzten wert der altvorderen, passt: melt mountain:


auf sacred bones records wird anfang februar ihr erste single erscheinen, die etwas später im jahr in ein neues album übergehen soll, doch zunächst die kurze mit impulsen und melbourner electronic: prolife:


hinter dem projekt steckt jef maarawi, allerdings hat er aus der solonummer ein banddingens gemacht und legt nun mit "one part of a whole ship" das debütalbum vor, erscheint auch auf dem rührigen inner ear records, siehe oben: egg hell:


schicker moniker, mit dem adam howard da antritt, er hat schon einen sacki voll eps veröffentlicht, die erste auf mint 400 records, dort wird im februar auch sein elf tracks umfassendes debüt erscheinen: "birds... fly south!": the duke of norfolk:

geht auch anders, die fuzzrocker bieten die ballade "wildfires" auf, um auf ihr neues album innocence" aufmerksam zu machen, wir berichteten bereits über den thrill jockey release vom 27. januar, demnächst auch auf den heisigen bühnen: pontiak:

Dienstag, Januar 21, 2014

glotzt nicht so romantisch (551): illute


vor mehr als drei jahren zwang uns das album "immer kommt anders als du denkst" von illute zu einer längeren tirade, in etwa: "die hingehauchten texturen, die schwerelosen begleiter, das lyrisch gemeine, das dank seines erzählenden charakters funktioniert. keine verquere logik, keine sinnfreien aufzählungen, keine versuche in sprachlicher abnormität, die lediglich dem dünkel gezollt sind. nein, beschreibungen, die alltagstauglichkeit bewiesen haben, wenn liebe bedrückt und zu nahe rückt, wenn beziehungskoller ein ventil benötigen. texte, fern jeglicher pennälerromantik, abseits billiger anstrengungen, dagegen: worte im fluss, und nicht nur gebilligt, weil sie zueinander gehören." vermutlich wird es mit dem in bälde erscheinenden werk "so wie die dinge um uns stehen", für das auch wieder der wiener produzent nefzger verantwortlich zeichnet, nicht anders. "mein matrose" ist ein erster bebildeter ausflug zum am 14. märz auf timezone erscheinenden neuen album der berliner illustratorin ute kneisel.



15.03.14 Berlin / Release Konzert / PANDA Theater
20.03.14 Hannover / Feinkost Lampe
07.06.14 Lübeck / Tonfink
11.06.14 Hildesheim / tba
13.06.14 Berlin / corbo
14.06.14 Kiel / wald&wiesen festival
04.09.14 Augsburg / die Metzgerei
05.09.14 Fürth / badstraße
6.09.14 Stuttgart / galao

Montag, Januar 20, 2014

eingestreut (604): the hidden cameras (tour, verlose)


es ist saubere 5,5 jahre her, dass ich mich über einen besuch von the hidden cameras in traunstein freute. seit dem ist meine auf die banddiscographie ausgerichtete sammlung deutlich komplettierter und wesentlich beschwingter. doch zuvorderst stand ein liveerlebnis der besonderen art. zutraulich-befeuernd, lässig-vital, athletisch-beschwingt. wir schrieben dazu folgenden text:

"dass joel gibb eine zeitlang in berlin lebte, hört man. denn seine aussprache und der reichtum an deutschen vokabeln ist gut. sollten sich die zuhörer und zuseher mehr richtig bühne bewegen, sagte er: "bitte, etwas näher spazieren!". eine verschwitzte stunde später fragt er gar, ob traunstein bereit zum ausflippen wäre und hakt nach: "wirklich, seid Ihr bereit?". traunstein war bereit. wenngleich es auf vielen seiten ein zögern gab. zunächst waren die ca. 100 traunsteiner, daruntern vereinzelte besucher aus salzburg und extra aus münchen angereiste, skeptisch und ließen sich von den sechs menschen auf der viel zu kleinen bühne nur zum kopfnicken und fuß- rhythmus-schlagen anregen. doch nachdem man näher zueinander gerückt war, die musiker um joel gibb und er höchselbst immer wieder die bühnengrenze richtig auditorium überschritten hatten, gab es für die crowd kein halten mehr. gehüpft wurde, unverdrossen getanzt und die animierten armbewegungen wurden nachgewunken, -geschwenkt.
wer glaubte, dass es sich um einen irrtum handelte, dass die band aus toronto, die vor allem mit ihrem auftritt im olympiastadion zum abschiedsspiel des dauerverletzten und angeblichen indie-musik-fetischisten scholl für furore sorgten, wirklich in traunstein auflaufen würde, hatte sich schwer getäuscht. der kleine club "metropolitain", unscheinbar in einer bahnhofnahen seitenstraße liegend, hatte laut tourmanager the hidden cameras angefordert und die waren bereit für einen ausflug in die bajuwarische provinz. wer von den anwesenden im vorhinein gewußt hatte, mit wem er es zu tun bekommen sollte, war sicher an einer hand abzuzählen. genauso herrschte vermutlich unwissenheit darüber, dass sich die band seit vielen jahren aktiv in der lesben- und schwulenszene zeigt und vielerorts dem queerpop zugeordnet wird (sie selbst nannten es gern auch gay church folk). davon abgesehen, würde sich heute mittag manches junge ding an den kopf schlagen, wenn es wüsste, dass der verschwitzte kerl von gestern nacht lieber mit jungs in die falle schlüpft als mit mädels.
dass das widerum an diesem abend keine rolle spielte, ist einer in entwicklung befindlichen band zu verdanken, die weniger offensiv mit ihren idealen, wünschen, vorstellungen und meinungen umgeht.
gestern mit am start: jens aus münchen am bass, meist unscheinbar im hintergrund stehend, sorgte er auch für backgroundgesang und wildes rufen, das zwischendurch immer wieder nottat, um textliche avancen zu unterstützen. markus, ebenfalls aus münchen, das küken der band, bediente die drums, sehr sehr versiert steuerte er durch das anspruchsvolle, sich vor allem immer wieder durch tempiwechsel auszeichnende programm. jamie mccarthy, der "platterte" violinist, war neben dem sänger gibb der auffälligste. er verliert sich unmittelbar in der musik und musste obacht geben, dass er mit seinem bogen im wilden tanz niemanden aufspießte. sehr virtuos sein spiel, sehr freundlich seine gesten, wie überhaupt der kontakt der band intra- und interpersonell beispiellos war. ivan spielte das cello, ein junger, hübscher kerl, der sein gerät, groß wie es war, auch hochriss, um die wilden bewegungen seiner kollegen mitzugehen. ein kraftakt allenthalben, aber auch ein zeichen für den starken zusammenhalt der sechs. laura barrett wurde vermisst. sie bedient sonst das keyboard. für sie eingesprungen: ein junger wiener, der spindeldürre, mit matrosenhut bemützte, verdichtete den sound, der anfangs sehr nach electropop klang, sich zunehmend aber etwas entzweite, um einen folkigeren charakter anzunehmen.
mit "awoo" an früher prominenter stelle wurde zügig ein hit zum besten gegeben. aber auf das in 2006 veröffentlichte album gleichen namens verließ sich the hidden cameras nicht. alle vier longplayer kamen zu gehör. ob highlights wie "golden streams" oder "smells like happiness" vom 03er "the smell of our own" über "high upon the churchground" (das herrlich mit "macht kaputt, was Euch kaputt macht" verschmolzen wurde) und "the international m.m.a. the mild mannered army" vom debut "ecce homo" bis zu "music is my boyfriend" von "mississauga goddam" von 2004 sowie "death of a tune" und dem sagenhaften, die zugabe abschließenden "lollipop" vom album "awoo".
das insgesamt fast zweistündige konzert versüsste einen schönen abend, eine belebte nacht und ließ die rückfahrt kürzer erscheinen, als die langwierige anreise verhieß. wer auch immer in traunstein und umgebung am 06.09./07.09. eine kneipe besuchte, den heimischen fernseher bewachte oder vor dem computer nach partnern suchte, hatte ein ausgezeichnetes konzert verpasst."


mit "age" erscheint am 24. januar auf evil evil das mittlerweile sechste studioalbum der band und es soll natürlich auch live präsentiert werden. nachstehend die konzertdaten der nächsten zeit. wir verlosen für die münchner veranstaltung am freitag, den 26.01. in der milla zwei gästelistenplätze! bitte meldet Euch´mit namen und dem wunsch nach den tickets unter der emailadresse klienicum at yahoo dot de. das los entscheidet donnerstag mittag, die gewinner erhalten benachrichtigung per email.



25-Jan-14 AUT Vienna - FM4 Birthday Party
26-Jan-14 GER Munich - Milla
28-Jan-14 FRA Paris - La Flèche d'Or
29-Jan-14 GBR London - Bush Hall
31-Jan-14 SUI Zurich - Rockwoche Festival
03-Feb-14 GER Berlin - HAU 1

eingestreut (603): childbirth


gänzlich jeglicher kompromisse abhold schleudern uns childbirth ihre punkversionen um die ohren. markerschütterndes kennzeichen nummero eins ist sicher julia shapiros stimme, die uns bereits durch chastity belt bekannt sein dürfte. als aufmerksamer klienicum- leser weiß man um die gunst, die jenem wunderbaren frauen- musik- projekt von unserer seite entgegengebracht wird. zu julia gesellen sich bree mckenna (bass, vocals) und stacy peck (drums, cool mom), die wiederum bei tacocat bzw. pony time nebenbeschäftigt sind. mit "it's a girl" legt der dreier einen abräumer vor, der zehn pretiosen bereithält, eines flinker, unaufgeräumter und aggressiver als das andere. "crossbitch" etwa flieht wie ein davonstürmendes pferd mit wehendem schweif. "cowling at the moon" lebt nicht nur von den straffen gitarren und dem derben drumming, nein, vor allem vom sonor steifen gesang, der im abgang eine ganz eigene note besitz. die beschreibung klemm ich mir.
das seattler helpf yourself records veröffentlichte die kassette am 07. januar (bandcamp hier), zupacken!

Sonntag, Januar 19, 2014

neue töne (1377): nic scribner


namen bring ich ständig durcheinander, bezüge bekomme ich oft nicht hin. auch wenn ich hier im klienicum oft genug mit solchen jongliere, fehlt mir oft der richtige weg auf der großen popmusiklandkarte. eine alte idee ist es, alle hier genannten bands und künstler auf einem plan einzuzeichnen, so dass neben der geografischen zugehörigkeit auch die verbindungen untereinander abzulesen wären. ein irres und kaum zu bewältigendes projekt.

mit nic sribner zumindest könnte man ja mal anfangen. wir würden das fähnchen, das ihn symbolisiert, auf dem feld montreal befestigen und eine fette querstrebe zum label constellation records verlaufen lassen. dort hatte er bereits mit clues veröffentlicht. zudem verdingte er sich bei der band how sad und kollaborierte mit künstlern wie maica mia, neil holyoak und james irwin, außerdem mit the moment, elfin saddle und your highness. also, ein paar fäden mehr gesponnen. nun aber konzentriert sich scribner auf sich selbst, lässt ein solotreppchen auf diese karrierestufen folgen. sein einstieg soll mit der debüt ep "wroclaw" gelingen (zum namen für das album kam der künstler übrigens, weil er sich zu der zeit, als er an der musik für die ep saß, mit der polnischen stadt beschäftigte, u.a. fasziniert von der wuwa bzw. dem design der k 67 kioske). und das wird was. denn die vier tracks sind alles andere als versuche oder zwischenstücke. wundervoll unverkrampftes material präsentiert sich da. reif, zu ende gedacht und auf den punkt musiziert. neben den nadelstich feinen harmonien glänzen arrangements, die sich knorrig geben wie ein alter opa, aber dabei genauso rührend sind, wie es gute großväter eben sind. bei der produktion unterstützt wurde scribner von ben borden von solar year.

"berlin story" startet mit einem luftigen beat und einer hervorgeschranzten melodie, scribners stimme fügt sich natürlich, weil nicht weniger rau, ein. die schleifen und mutmachenden schwinger sind es, die den song alsbald lebendig machen. lebenslust und vitalität federn mit. auch der gesang wird umgänglicher, bekommt etwas vertraut schlagereskes, ohne gar schwülstig zu werden. bei minute 2:30 hebe ich ab. wunderschön. "i loved the room" beginnt bereits einnehmend, der übergang der beiden songs ist mehr als einträglich. der refrain erinnert mich an einen veritablen hit, helft mir. hinfort gleitend mit einem exquisiten refrain. "you remind me" klopft sich ein, ist zunächst schwer zu fassen. aber der bass geleitet, der singsang verführt. "holding a bomb" schließt die ende november erschienene ep ab, die hier zur (weiter-) empfehlung abzuholen ist.

Samstag, Januar 18, 2014

neue töne (1376): robin allender


robin allender veröffentlicht seit 2006 und seit ungefähr jenen tagen verfolgen wir ihn auch. zunächst die arbeiten auf dreamboat records unter eigener flagge, später mit der the allender band, hier entstanden ep und album, hernach der langspieler mit three cornered-moon und die zunehmenden kollaborationen bzw. unterstützungsleistungen, die er für kollegen absolvierte. so reiste der brite unter anderem mit gravenhurst durch die lande und ist seit langer zeit festes bandmitglied bei yann tiersen. die bühne teilte er zudem mit rozi plain, rm hubbert und david thomas broughton. zuletzt trat er wieder unter eigenem name auf, 2012 mit der "spirit's sleep ep" und nun erneut ganz frisch mit "foxes in the foyer", einem sieben tracks umfassenden kompendium, das am 20. januar veröffentlicht wird. 

erscheinen wird es auf scissor tail records. allender hatte vermutlich selbst keine zeit, es auf seinem dreamboat records an den mann zu bringen. an freiraum wird es ihm sicher mangeln, denn nur zugern haben ihn weitaus mehr prominentere kollegen an seiner seite. er wird nicht nur als erstklassiger handwerker verstanden, sondern immer auch als mensch, der ein kollektiv bereichert. bestätigung könnte man aktuell sicher bei felix (kranky) oder bei the revival hour oder bei azalea city finden. mit "foxes in the foyer" legt allender ein gitarrenorientiertes werk vor, dass neben der elektrischen die akustische zu rate mit, selten ein piano. songs wie "bude" zeigen allendersche machart aus. das lustvolle stromern, die brillante kehrtwende, immer an den melodiösen rahmen haltend. schlicht, aber kontrastiert und erinnerungswürdig. die meisterschaft vollendet sich in des hörers kopf. die bedeckt klingende sechssaitige zwirbelt dort weiterhin fort. instrumentals im tagesausklang. flächige wesen, die sich bedacht bewegen und nur zögerlich vom fleck kommen, als wollten sie sich vergewissern, dass der begleiter auch folgen kann.

robin allender im klienicum:
- august 2007: debütalbum
- januar 2008: allender band konstituiert sich
- februar 2009: "outer dark" erscheint
- april 2012: vorbereitung auf ep "spirit sleep"
- oktober 2012: ep "spirit sleep"

Freitag, Januar 17, 2014

neue töne (1375): keel her


im dezember des jahres 2012 war es, als wir ein erstes mal mit keel her flirteten, das klang so: "sie hat von so unterschiedlichen seiten wie mtv oder r. stevie moore lob für ihre arbeit erhalten. das hört sich von vornherein nach kontroverse an. immerhin hat es sich gelohnt, den schritt raus aus dem schlafzimmer zu wagen und mit hilfe von james levitt an der gitarre und andrew barnes an den drums die erste, die zweite single gar (critical heights) rauszuhauen. rose keeler-schäffeler und ihre jungs fungieren unter keel her und lobpreisen das "riot grrrl" und trotzdem klingt ihre musik alles andere als rückwärts gewandt. das label spricht von lofi fuzzpop und wir widersprechen nicht. da kommt was in bewegung! ein debütwerk ist in der mache, zuvor darf man sich an "prize catch" und der am 04. dezember erschienenen "riot grrrl" ep gütlich tun. wer zudem in den bandcamp account schaut, wird vor überraschungen nicht gefeit sein. frühe oder nebulöse nebenprojekte, allesamt spannend und inspirierend."
dass sich die spekulationen auf ein debütalbum als zunächst nur eben bloße spekulationen erwiesen, konnte man damals noch nicht ahnen. nun, mehr als ein jahr später, ist es aber endlich so weit. für den 10. februar ist das selbstbetitelte werk angekündigt. es wird auf dem londoner label critical heights erscheinen, 18 tracks enthalten und illustre gästeparts wie den von r. stevie moore oder hot sugar. unten stehend zwei songs, die bereits auf kurzzeittonträgern enthalten waren, aber nun einer neuerlichen auflage harren. klasse musik.
tracklist: 1. intro / 2. go / 3. you think you're so rock and roll / 4. in my head / 5. riot girl / 6. total control / 7. (i hate it) when you look at me / 8. don't look at me / 9. i'd be your slave (r.stevie moore remix) / 10. only geeks come bearing gifs / 11. overtime / 12. wanna fuck? / 13. pussywhipped / 14. women lost in thought / 15. whatever (hot sugar remix) / 16. black hole / 17. missing time / 18. roswell

Donnerstag, Januar 16, 2014

eingestreut (602): caténine


hat doch eher einen weiblichen einschlag, aber unter caténine müssen wir uns einen burschen denken, der auf den namen dylan connor hört und in boston beheimatet ist. der junge kerl hat in seinem appartement ein kleines studio eingerichtet und startet von dort aus mit seiner musik in die welt. das von ihm aktuell beanspruchte label february records schreibt, dass "caténine channels the jangly pop of the field mice, the synth-heavy work of the wake and new order, and the textural depth of disintegration-era the cure." hört sich doch nach einer mehr als spannenden mischung an. wenn die musik auf eine livebühne gehievt werden soll, erhält dylan connor unterstützung von brian bartus, andrew kapinos und kiana saroce. bislang gibt es unter dem genannten moniker eine selbstbetitelte kassettenveröffentlichung sowie eine splitsingle mit funeral advantage.
der aktuelle song "in your ruin" soll, so heißt es bei den labelmenschen, auf einen neuen longplayer vorbereiten. lässt angesichts der schmusigen konserve auf einiges hoffen. ich mag den diebischen groove, der durch die softe oberfläche dringt. der gesang, etwas distinguiert, belebt die statischen elemente, bringt sie zumindest ins pendeln. auch frühere aufnahmen kommen auf ähnliche weise zum klingen. nachhören, bitte.

Mittwoch, Januar 15, 2014

neue töne (1374): farallons


rund um san francisco musik zu machen, bedeutet auch immer, sich mit seinen vorfahren im geiste auseinanderzusetzen. bzw., sich so schnell wie möglich von vorbildern zu lösen, um nicht gefahr zu laufen, als bloßes plagiat zu gelten. ob das den farallons gelungen ist, diese vermutung muss noch bewiesen werden, denn dafür sind sie mit der "outer sun sets" ep erst kürzlich der jungfräulichkeit entstiegen. mit 'dream surf' wurde ihnen ein genre zugeschoben, dass so fremd nicht klingen mag, wenn man der westküste nahe ist. doch gleichzeitig setzt man auf analoge instrumente, gesangsharmonien und auf geschlossene arrangements, so dass sich ein eigenes soundbild begründen ließe. nun, hervorgegangen sind farallons aus der idee eines mannes, nämlich andrew brennans, der seine muse aubrey in seinem appartement am ocean beach selbst geschriebene lieder singen ließ. für eine komplexere umsetzung bedurfte es schließlich noch einer raumgreifenderen band, die man alsbald um sich scharrte. neben andrew brennan, verantwortlich für gitarre und gesang und aubrey trinnaman (gesang und sythesizer), spielen auf scott fetzer (guitar, vocals), blake henderson (bass) und justin wiener (drums).

mit dieser truppe und der unterstützung von jeremy harris (katey johansing, ever isles u.a.), ezra lipp (hogs of change, sean hayes) und nick aives (the range of light wilderness) wurde das lang gehegte und vielfach bearbeitete material von andrew schließlich auf tonband gebannt. blake henderson, auch bekannt von taught me, fungierte dabei als koproduzent. die ep erschien im letzten sommer und so klingt sie auch. freundlich, zugänglich, mit gängelnd spritzigen gitarrenformationen, mit uhuuu- gesängen und einem schlagwerk das in vorfreude poltert, als stünde eine hochzeit bevor. die melodien sind ausgelassen und zuweilen traumhaft schgön ausformuliert. die band hat es zudem drauf, ihre arrangements deutlich abzurunden, ohne ihnen den drall und die power zu nehmen. die fünf tracks wurden auf kassette gebannt und in einer auflage von 100 stück an den mann gebracht. im wahrsten sinne des wortes, sie sind ausverkauf. auf der bandcamp seite kann man aber sowohl anhören als auch downloaden. have fun.

Dienstag, Januar 14, 2014

konzert: innen: welt. festival 2014, teil 2


um die rückschau zum abschluss zu bringen, braucht es noch nachweise zweier bands und den einen oder anderen gedanken. zum beispiel jenen, dass ich mich mittlerweile recht alt unter dem konzertgängervolk fühle. das gros der angetretenen hatte an diesem abend vermutlich das alter meiner großen tochter. auch wenn uns die eigene umtriebigkeit noch frisch hält, sind die anzeichen zunehmender vermoderung nicht zu übersehen. dagegen wird juvenilität und vitalität gesetzt, dass es nur so kracht. vorteile hat das aber für mich auch. ich muss mich nicht mehr positionieren, mich nicht in szene setzen, nicht mehr balzen, darf ganz für mich sein. es bleibt das anrecht der jugend, sich zu identifizieren. was einem alles so durch den kopf geht, während man vornehmlich der musik lauscht.




und was für welcher! kurz vor dem ende dieses abends trat his clancyness an. dem klang des namens im pluralis majestatis nach schon eine besondere figur, erwies sich jonathan clancy dann als tatsächlich der geborene selbstdarsteller. etwas pfauenhaftes ging von ihm aus, das gepaart mit der attitüde eines rockstars eine muntere mischung ergab. wie er sich allein den kaugummi aus dem mund fingerte, um ihn dann schnipsend in die hintere ecke der bühne zu befördern, war einfach nur göttlich mitanzusehen. eine halbe drehung und er verschwand neben das auftrittsgeviert, um die gitarren zu holen. also, irgendwo zwischen distinguiert und routiniert. dass er nicht nur eine figur, sondern auch ein begnadeter musiker ist, bewies er kurze zeit später. der hallversetzte, leicht schlierige sound entliess ein proportioniertes, fleischiges, lebendiges klangbild, aus dem heraus sich clancy produzierte. mit schmiss und verve, mit energiegeladener gestik, mit einem grimm im blick und mit feuer in den augen. unterstützt von synthiesounds und ambienter umkurvung (giulia mazza hinter der orgelklaviatur), von einem bass (die junge emanuela drei), der den schwung des feurigen schlagwerks (jacopo borazzo) direkt ins publikum transportierte, von einem zusammenspiel, das wie aus einem guss erschien. weil es keine lücken und damit keinen grund zum klagen ließ. fuzzstürme blieben zwar aus, aber diese schneidige note, das ekstatische zittern, die psychverbrämung des materials, all das verfehlte seine wirkung nicht. mir schien das publikum zu diesem zeitpunkt gebannter denn je. vor allem die feinsinnigkeit und melodiösität des materials, die bei all der redundanz und verblümtheit nie verloren gingen, überzeugten nicht nur mich. interaktion im eigentlichen sinne zwischen dem künstler und seiner kundschaft blieb zwar weitgehend aus, es gab zum beispiel den hinweis auf eine frühere begegnung mit dem kafe kult und dem charakter dieses besonderen ortes, aber der kontakt war längst hergestellt und sollte bis zum ende des feinen auftritts nicht reissen. mich dräute stets die erinnerung, die mahnung an lou reed, wenn ich die augen schloss und clancy nur zuhörte. dieses sonore einerlei seines gesangs mit den kleinen nuanciertheiten, die mageren wendungen und hervorhebungen. und ja, auch klanglich sind sie sich durchaus ähnlich. hier wird erbe geschultert und in eine neue zukunft getragen. recht so, his clancyness.







die stunde war bereits so weit vorgerückt, dass man den neuen tag begrüßen durfte. tellavision, die junge, blonde hamburgerin, tat dies auf ihre weise. sie werkelte beflissen und unauffällig an ihren gerätschaften und ließ geraume zeit nicht erkennen, ob man bereits einem auftritt beiwohnte oder noch den vorbereitungen dazu. immer wieder fielen ihr die haare ins gesicht, das störrische geflecht stand alsbald zu allen seiten und karikierte bildhaft den start ins programm. fee ronja kürten steckt hinter dem soloprojekt, die kunststudentin erprobt die mannigfaltigkeit von sounds und identifiziert alsbald einen eigenen klangkosmos. angesengte gitarrentöne werden geloopt, dazu ein fetzen gesang, ergänzt um weitere liveprägungen und etwas drumming. lose momente, die zunächst für sich stehen, aber durch treue hand aufeinander zu geführt werden. am anfang des konzerts findet man sich nur schwer zurecht, noch möchte nicht zusammen passen, was offenbar bezüge hat. das publikum wird unruhiger, lauter. unbeeeindruckt davon tellavision, die konzentriert ihren geübten handläufen folgt. so agiert sie zwischen ihren maschinen, mit umgehängter gitarre, ungezähmter mähne, mit der grandezza einer großen. mal hier an knöpfen drehend, mal dort regler schiebend, selbst zu ihren füssen agierend, so dass sie auch dem aufmerksamen aus dem bild gerät. doch wir müssen hier von einem faszinosum sprechen. der unruhe abhold bewährt sich die musik, die sich in folge als etwas ganzheitliches prägen lässt. texturen, signaturen, minimales, verschrägt zu einem gekonnten komponierten bild. wie landschaften, die im zug an einem vorüber ziehen, deren schönheit man erst gewahr wird, wenn sie bereits vergangen sind. dann schält sich aus der erinnerung das tonale etwas zu etwas eigenem. lange trägt die exaltierte stimme fort, da bewegen wir uns schon in anderen sphären.



während im inneren der kultbaracke noch zum tanz aufgelegt wurde, begaben wir uns mit einem sammelsurium an pfeifbaren melodien auf die heimreise. zu bereden gab es viel, nachzulauschen eine menge und zu erinnern auch heute noch. geschafft haben das die künstler, aber vielmehr noch die organisatoren. ihnen sei unser herzlicher dank geschuldet. bis zum nächsten mal!

konzert: innen: welt. festival 2014


bei großveranstaltungen neige ich nicht zur krittelei. zu viele unwägbarkeiten, zu viele unwahrscheinlichkeiten, zu viele zufälle, die ein gut organisiertes event durcheinander geraten lassen können. die basis ist entscheidend, die grundlage, das fundament, auf dem man die gerüste seines engagements aufbaut. und die sind wohlgelitten, wenn man an die kumpanei der innen.außen.raum mannschaft denkt. junge münchner, die im ehrenamt aufzugehen scheinen, planen, führen durch und werten aus. in aller selbständigkeit und selbstverständlichkeit und vor allem in einer art und weise, die gewese und bohei außen vorlässt. sehr sympathisch, geerdet und dennoch mit viel, viel anspruch. der setzt sich bekanntlich durch, beharrlichkeit, die zum ziele führt. mit der vierten ausgabe des innen:welt festivals erfährt man nicht zuletzt etwas von der hingabe zum projekt, der liebe zur musik, der glaubhaftigkeit des unternehmens und vor allem der geübten hand der organisatoren. es war eine rundum gelungene veranstaltung, die da am samstag, dem 11. januar 2014, durch die flure des kafe kult in oberföhring rauschte. neben den erstklassigen acts fielen vor allem die interessierten und begeisterungsfähigen zuschauer auf. offenbar hatte sich auch hier die spreu vom weizen getrennt. das musste man in vorjahren schon anders erleben. weniger eventhopper als affinicados des außergewöhnlichen musikalischen ausdrucks fanden nun zugang zum früh ausverkauften festival. auch ein erfolg. ein großer.
wenn ich einen verbesserungsvorschlag unterbreiten müsste, bäte ich um eine zweite bar. die tüchtigen mitarbeiter hinter dem einen tresen gaben ihr bestes, waren zuweilen aber mit dem ansturm überfordert. meine trockenzeiten wusste ich aber bestens in unterhaltungen oder besonderer aufmerksamkeit den künstlern gegenüber zu erschlagen. mein kopf dankte es mir spätestens am nächsten morgen. so hat das beklagte eine auch sein gutes gehabt.



ein wenig hatten wir vom früh begonnenen programm verpasst, so stiegen wir mit cat stash aus regensburg ein. das duo spielte im kleineren veranstaltungsraum, dem cafe, auf. eine besetzung aus gitarre/gesang und schlagzeugarbeit. jenes war kein trommelschmeicheln, kein bezirzen oder besonnenes beschlagen, kein finessieren oder perkussieren. hier wurde getrieben, angeheizt, zur not vorwärts gepeitscht. stets auf der höhe, um die richtungswechsel mitzutragen oder einzuleiten. melanie an den drums wirkte dabei hinter ihrer kleinen trommelgarde weniger wie ein drummingungeheuer als eine schlagzeuglady, die aber allen hoffnungsträgern schnell den garaus machte, indem sie betonte, dass knutschen heute nicht mehr möglich wäre, und sprach zudem die empfehlung aus, man möge doch das von ihr mit herpes verseuchte mikro nach dem auftritt verbrennen. sicher ist sicher. humor am rande einer vorstellung, die nicht weniger ungeschlacht sein könnte. da tat sich andreas hervor, der sänger und gitarrist, der seinen liedern zunder gab, sie mit einem ordentlichen drive versorgte und sie mit einer angekickten stimme versah, die manchmal ganz zart und leise tönte, oder die er anderenorts wieder, mit verve versehen, über die schwierigen noten lockte. die paarung an sich stellt nichts ungewöhnliches dar, aber die verquickung von folk- mit rockelementen hat ein besonderes. als tönten die pole, leicht verrückt, in pulsierender nähe. eine verständigung auf augenhöhe, die man hier mit leidenschaft versehen gerne sah. lieblingssong: "among you mammals".




talking to turtles auftritt wurde zu einem ganz besonderen highlight. vielleicht weil die erwartungen beider seiten nicht so hoch waren. hier das publikum, das mit einem neuen headliner zurecht kommen musste, nachdem sehr kurzfristig eine absage zu verdauen war. dort die band, die erst zwei tage zuvor von ihrer einladung erfuhr. claudia und florian mutmaßten zudem eingeschränkte begeisterungsfähigkeit beim münchner auditorium, nicht von ungefähr. so mancher künstler konnte in der bajuwarischen hauptstadt davon berichten, gegen eine stumme mauer aus mauen gesichtern und trägen leibern aufgelaufen zu sein. doch diesmal war alles anders. nicht nur dass sich die anwesenden zu den oft leisen liedern selbst still verhielten, auch den nachfolgend gebenden apllaus ließen sie gewaltig branden. so fanden sich die beiden protagonisten flink in ihre neue münchner rolle ein. nämlich abzuheben, sich gehen zu lassen, den wunderbaren songs freien lauf zu gewähren. hier wird die gitarre angeschlagen, dort das tastenwerk bewegt, hier wird angesungen, dort fortgetragen. hier erzählt, dort gesummt. miniaturen, die von pausen getragen, alltägliches bebildern und zu etwas besonderem machen. in der interaktion der künstler besticht die vertrautheit, die mehr und mehr zu zugewandtheit wird. das terrain ist erobert, das publikum eingenommen. jetzt darf es auch vitaler werden, geschrammelt, geklopft und gebalkt. denn leisetreter sind die beiden nun wirklich nicht. auch wenn es scheinbar auf jede note, jeden ton ankommt. ausformuliertes, in der bedachtheit zum kleinod gezüchtet. harmonien, die wie eine wärmende hand unter den pullover kriechen. wärme macht sich breit. die einen entkleiden sich, die anderen öffnen die herzen. was sie in 2014 fabrizieren wollen, davon haben talking to turtles noch nichts verraten, was in der vergangenheit bereits gelang, daran durften alle teilnehmenden im wahrsten sinne teilhaben. bis zum abschließenden "beam me up scotty", welches man zumindest in teilen gemeinsam sang.  

(hier befanden sich ein paar feine schnappschnüsse der nachstehend beleuchteten band zelf. sie bat darum, die fotos vom blog zu nehmen. es wäre cool, schreiben sie, wenn man mitentscheiden kann, wer von wem welche bilder ins netz stellt. klasse, gell? ist mir auch noch nicht passiert. hoffe nach wie vor, dass die truppe mehr zuspruch erhält. bin gespannt, wie sie dann das netz nach unliebsamen fotos durchforsten wird bzw. jeweils versucht, berechtigung zur veröffentlichung zu geben.)

die erst seit kurzem gemeinsam aufspielende berliner band zelf stellte dagegen ihr licht immer wieder zu sehr unter den scheffel. denn das vortrefflich aufeinander eingestimmte quartett brachte alles mit, was der abend brauchte. in dicken schichten ausgelegte power, die nicht nur blind nach vorne stobte, sondern die bei den zügeln gepackt, die beherrscht wurde. was sich postrockig gerierte, erwies sich als leidenschaftliche und wohl austarierte musikalie. neben einer sich schwer zu beherrschenden rhyhtmusfraktion aus bass und schießbude glänzten der gitarrist mit glitzerblitzen und eine sängerin (lisa von billerbeck), die bei aller zur schau gestellten schüchternheit ins mikro arbeitete wie eine routinierte. die melange aus diesen versatzstücken ergab ein allen erschütterungen trotzendes gerüst, durch das feine linien gezogen wurden, auf denen memorable melodien tanzten. vorgetragen mit einer mutigen 90iger attitüde und dem charme des hauptstädtischen untergrundes. dazu passten ganz natürlich jene missgeschicke, die sich gern zur nervosität gesellen. erst zerhieb es den stuhl des schlagzeugers, so dass er während des konzerts beurlaubt und durch einen neuen ersetzt werden musste. dann konnte der leadgitarre kein störungsfreier ton mehr entrinnen, weil ein anschluss sponn. abschließend wollte die gemeinschaft die band gern zu einer zugabe einladen. der vierer konnte dem leider nicht nachkommen, weil alle lieder gespielt waren. eigentlich ein sehr schöner zustand. des auftritts wird man sich auch so gern erinnern. die sich drehende welt, innerhalb der stillstand geübt wird, das hat was. echt.