wer sich nach prudence teacup umsieht, wird auf einen komplexen charakter treffen. die junge dame, die im richtigen leben unter alfra martini firmiert, wird als kabarettsängerin beschrieben oder als songstress oder als chanteuse. der bezeichnungen vielfach kuliminiert doch das gesamte repertoire in einer person und hernach in ihr debutalbum "where all the little songs go when they die". es entstand innerhalb eines jahres und fand seinen ausgangspunkt im heimischen schlafzimmer zu brooklyn. dass es bei der erstellung der lieder erst einmal gar nicht um ein zu fertigendes album ging, bleibt eine randnotiz, aber erwähnenswert. weil der umstand aufzeigt, dass der drang zum lied ein individueller war und kein kommerzieller. so ist auch der titel des werkes zu verstehen, wonach fertige songs auf die festplatte verbannt wurden. und gäbe es nicht ein paar zugewandte freunde, die die hohe wertigkeit ihrer arbeit zu schätzen wussten, würde uns dieses album vielleicht vorenthalten bleiben. das wäre misslich!
mit ihrem debut, das auf all hands electric erschien, nähert sich alfra martini klassischen alben, die die idee eines songzyklus integrieren. kleine schnippsel, die zueinander stehen, ideen, denen zwar die volle reife fehlt, die aber, vor dem vergessen gerettet, bindeglieder sein müssen. zudem ist die klangliche ausarbeitung der songs eine freude. expressionismus, der sich in der primitiv gerupften gitarre wiederspiegelt oder im schichten von perkussiven elementen oder im ungeraden gesang. dramaturgie als bewusstes stilmittel bis hin zur pastoralen aufarbeitung. natürlich bleibt vieles lofi, angesichts der produktionsbedingungen kein wunder. dennoch beherrscht der charme das werk. ein charme, der zulässt, dass ein konstantes statisches summen jedem song unterlegt ist, weil die junge dame geradwegs ins das computer mikro singt. so dringen geräusche ans ohr des hörers, die an feldaufnahmen aus den 30igern erinneren. ein folk der jetztzeit mit der weisung ins letzte jahrtausend. als das hervorstechendste merkmal hat jedoch die stimme von prudence teacup zu gelten. sie scheut weder experimente noch den einklang, sie trifft den blues wie den jazz, lässt an kate bush erinnern ebenso wie an jule neigel und hat doch eine eigene ästhetische note. dafür spricht auch ihr debut, das es als auf 250 stück limitiertes vinyl gibt. die cd fassung ist lediglich auf cdr gepresst.
prudence teacup - in thar jar7 (from: "where all the little songs go when they die", 2010)prudence teacup - little lamb (from: "where all the little songs go when they die", 2010)
prudence teacup - the devil's lullaby (from: "two lullabies", 2007)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen