Samstag, Oktober 23, 2010

azure ray - drawing down the moon (2010)

azure ray sind orenda fink und maria taylor. drei alben und eine ep stehen auf ihrer habenseite ("s/t" 2001, "burn & shiver" 2002, "hold on love" 2003). im soll das (noch) frische. denn es harrt seiner beurteilung. "drawing down the moon" steht wieder unter den vorzeichen elektronik folk und eric bachmann. der betreiber von warm records und selbst großartige musiker unterstützte die beiden mittlerweile zur vollen blüte gereiften damen in vollem umfang. seinen produktionen gelingt es, spannungsmomente aufzubauen, in denen sich die zarten und harmoniegereiften gesänge orendas und marias voll entfalten können. über die jahre muss man von einer reicheren ornamentierung reden, von einem mehr an klarheit, wie es sich darstellt, wenn man seinen weg gefunden zu haben meint. ist das so? launig die erste begegnung der beiden, da die eine fand, dass die andere gut ihr instrument bediene. und prompt musizierte man drauf los. bereits die ersten ergüsse erregten die gemüter, positiv. abwerbungsversuchen hielten sie zunächst stand, doch saddle creek ließ sich nicht so leicht abwimmeln. orenda und maria, bis dahin warm records jünger, gaben nach. bis ihre azure ray karriere ins stocken geriet. in den vergangenen sieben jahren trieben sie so ihre sologeschäfte und anderweitigen projekte voran. zwei/drei (orenda, art in manila) bzw. vier alben (maria) durften in der zwischenzeit ins persönliche kerbholz geritzt werden. erfolge feierten sie damit in den kenntnisreichen indiegemeinden, der ganz große durchbruch gelang nicht. ob er je anvisiert war, bleibt offen. doch die grazilität, dieses innehalten für die ewigkeit, das fließende und gereinigte, all die klarheit, die aus den azure ray tonträgern zu tropfen scheint, ist eben auch nicht für die breite masse gedacht. es scheint unvorstellbar, die musik von orenda und maria innerhalb der schalen grenzen des formatradions auftauchen zu hören. auch "drawing down the moon" wird dieses schicksal vorbehalten bleiben. gut so. denn dieses album könnte vorschnell abgeurteilt sein, als esoterisch verschusselt, larmoyant und innovationsfeige. dabei ist es feingliedrig, feinsinnig, anmutig. die emotionale tiefe und vor allem reife spricht aus jedem dieser zwölf tracks. ganz zu schweigen von der sorgsamen, bedachten und die protagonisten geradezu verehrenden produktion. mich entzückt die liebliche gitarre in "make your heart", die geschlagene rassel, das streichermeer, der verwobene background aus agiler perkussion und zwiegesang, das flehentlich versöhnende von "silver sorrow" (die melodie ist himmlisch) oder die an die ohrmuschel herangeführten stimmen in "signs in the leaves". und so geht es hinfort, dieses album. mit seinen vielfachen lauschigen plätzen, wie bäume mit großen kronen im sommer, unter denen sich kühler schatten finden läßt. und so dauert dieses album denn auch an. weil es sich breitet, ganz ohne hast note für note abspult. ich genieße den hingehauchten vortrag von "love and permanence", da der beat elektronisch das synthiewabern begleitet. ich tauche unter im forcierten ritt von "shouldn't have loved" aus stringbewehrter eleganz und schlagwerkelnder kühle. ich lasse mich an die hand nehmen von den schwestern im geiste, wenn sie "wake up, sleepyhead" sirenengleich zelebrieren. es bleibt zu konstatieren, dass das projekt azure ray in bewegung ist. kein schritt zu seite, einer nach vorn. modern und originär.


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