Mittwoch, Oktober 20, 2010

the daredevil christopher wright – in deference to a broken back (2010)

was man wissen will. im vorfeld. während dessen. nach dem genuss. vielleicht nie. ein biografisches detail. hinweise auf die produktion. genre. stil. instrumentarium. discographie. das album im kontext. alles quark? auch wenn ich hier schreiben würde, dass sich mit the daredevil christopher wright eine dreiköpfige band gefunden hat, die den folkrock rettet? auch wenn ich schreibe, dass das trio wunderliche typen birgt? gibts da draußen niemanden, der wissen will, womit sich dies bestätigen ließe? eventuell verrate ich es auch, aber erst auf nachfrage. nur so viel. joe und jason sunde und jesse edgington kommen aus demselben eau claire in wisconsin, welches buchstäblich mit bon iver und seinem vorstand justin vernon verschmolz, nachdem die truppe feste erfolge feierte. justin war es auch, und das ist nur einer seiner unbestreitbaren vorteilhaften charakterzüge, der die tracks dieses ersten ausgewachsenen albums namens „in deference to a broken back“ abmischte. darauf lässt sich schließlich musik finden, die zwischen dem karomusternen folk von the decemberists und jenem englischer provenienz der rockmusikalischen frühzeit oszilliert.

die truppe arbeitet dabei auf erfrischende weise heiter und zugleich diszipliniert, reif und bei aller straightness wundersam luftig. trotz lyrischer ingredienzien, die alles andere als spritzig sind, lässt the daredevil christopher wright sich jedoch nicht gefangen nehmen von momenten des tiefsinns, der bewussten auseinandersetzung mit des lebens eintönigkeit und seiner vielfachen fallstricke. immer wieder überzeugen auf dem 11track werk ambitionierte arrangements. lieder, wie frisch vertäutes segeltuch am mast , munter flatternd, fest verzurrt und doch den winden übergeben. melodien, wie eileboten, möwen im gischtregen gefangen, sturmtrotzer, in des nächtens wallung stellung haltend, sanfte streicher, die die lust an der ausfahrt unterstreichen. und wer bergbilder braucht, der schafft sich leichterdings selbst welche. denn mit dieser musik, die variabel jeden song neu aufzubereiten weiß, lässt sich das ganz einfach bewerkstelligen. nimm „the east cost“, das kopfstimmige, seele balsamierende nacheröffnungsstück mit glockenspiel, harmoniegesang und der rhythmik des geschlossenen kreises (mit streichern, einer filigranen akustischen, rasseln, handclaps, flöte und einer bridge aus jethro tull, ccr und pentangle). oder greif zu „acceptable loss“, das muntere reigen aus klimperndem klavier, feilbietendem akkordeon und schlagwerken zaubert und in rummelplatzromantik endet. oder das sixties inspirierte und beatverstauchte „a conversation about cancer“ oder das bassbehauptete „bury you alive“, springfedern und selbstvergessen gesungen. fortan nimmt das album immer mehr an fahrt auf. die rockgeister, sollten sie etwas geschlummert haben, sind geweckt. „we’re not friends“ wirft gitarren in die szenerie, das aufbegehren an hochtönern. „clouds“ bietet gar raum für kraftpolterndes sechs- saiten- handwerk, während „war stories“ in anmut zu versinken droht. den rock ‚n’ roll entdeckt „a near death experience at sea“ für sich, der bandname findet sich vollständig im vorletzten tracktitel wieder und „stewardess“, das lied über traumberufe beendet dieses blendende auftaktwerk einer band, der es gelingt, juvenile energie zu kanalisieren. also, wenig versprengtes, viel mehr geerdetes, dem die flügelchen nur ein wenig gestutzt wurden. „“in deference to a broken back“ erscheint am 29. oktober via almost musique / affairs of the heart /indigo; erblickte im mai letzten jahres auf amble down records das licht der welt (wir berichteten im märz '09 über das klasse label, klick). muss man mehr wissen?
the daredevil christopher wright - the east coast

1 Kommentar:

Oliver Peel hat gesagt…

Schöner Bericht! Schade, daß ich die Jungs bei ihren kürzlichen Konzerten in Paris verpasst habe.