Freitag, Februar 01, 2013

neue töne (1236): motorama


es hat sich was getan im ehemaligen zarenreich. so viel ist klar. die namen der bands mehren sich, die auch mit gehaltvoller musik über den ural oder vorgelagert, über die russische grenzen schwappen. nicht, dies sei an dieser stelle wirklich betont, dass es vordem keine positive kunde in sachen indipendent output gegeben hätte, nur nahm ihn keiner wahr. die strukturen sind mittlerweile deutlich durchlässiger, das örtliche und überörtliche business transparenter und die nutzung aller kommunikationswege selbstverständlicher. am ende wird es vielleicht (zur zeit) immer motorama sein, auf die man sich am leichtesten einigt.

die intonation ist stark akzentuiert, gestochen fast, mit etwas grat überm ausdruck. währenddessen leiern die gitarren in einem ganz eigenen singsang die sekunden. das drumming ist entscheidungsunfreudig zwischen polterig marschierend und basslastig fahrig. dem sound wird eine neblige suppe zugemutet, durch die er sich wie eine müde alte dame schiebt. vladislav parshin (guitar, voice), airin marchenko (bass, keyboard, voice), maksim polivanoc (guitar, keyboard), alexander norets (keyboard, voice) und roman belenky (drums) könnten so ausgestattet bald jeden club im diesseits und im jenseits bespielt haben. eine tapferkeit, die sich schon ungeschoren vor jahren offerierte. doch die unverblümtheit, mit der sich der fünfer aus rostow am don, klassischer stilmittel des dreampop, des shoegazer, des noiserock bedient, läßt am ende auf ein aus der not kreiertes genre namens postpunk schließen. weniger düster ist dagegen ihr auftritt mit "calendar", dem zweitling nach "alps", dem unbedarften, selbst aufgelegten debüt.

wer aus rostow kommt, hat zumindest eine ahnung von mächtigkeit. die millionenmetropole gilt als tor zum kaukasus und ist zugleich eine der größten europäischen städte russlands. die hauptstadt liegt weiter weg als garmisch von flensburg und vielleicht zeichnet sich hier ab, warum motorama einzigartig in ihrer entwicklung, in ihrem da-sein scheinen. etwas unabhängigkeit, ohne dass man dem vorwurf der vororttrotteligkeit oder gar weltfremdheit ausgesetzt wäre. weit genug vom vermeintlichen epizentrum entfernt, um den eigenen maßstäben genügen zu können, nah genug, um vom zauber der restlichen welt naschen zu dürfen. als joy division epigonen umgibt sie dennoch der zauber des exotischen. bald aber werden sie nur noch als das wahrgenommen, was sie sind, eine mutige band aus russland.

treibend, fordernd, lustvoll. dabei bedacht auf kontinuität und sparsamkeit. die attitüde ist durchweg lässig, gleichwohl ist der angang alles andere als unprofessionell. vielmehr glänzt ein wenig schweiß über der musikalie, so wie er fließt, wenn sich der coole im club nur wenig bewegen möchte und doch gegen den treibenden beat nicht an kann. etwas zittriges, unbestimmtes, subversives liegt "calendar" inne. die songs gehen sämig ineinander über. stillstand bedeutet verlust. bedenke ein leck im auf dem cover abgebildeten boot.
freut Euch auf das diamantene "image", auf das hibbelig hymnische "white light", das rasante "to the south", auf das besinnlich schwelgerische "rose in the vase", das bedächtig angeschlagene "in your arms", das verwöhnerische "young river", das juvenil pendelnde "sometimes", das düster geschichtete und von heller glanztat durchzogene "two stones", das forcierte "scars", das gesprengte "during the years".

talitres zeichnet für den release verantwortlich, der bereits in 2012 gezeichnet wurde. die deutschland veröffentlicht wird mit dem 01. februar und einigen konzerten gefeiert.

25.02. PARIS / La Maroquinerie
04.03.OBERHAUSEN / Druckluft
05.03. ESSLINGEN / Komma
06.03. WIESBADEN / Schlachthof
07.03. DRESDEN / Ostpol
08.03. BERLIN / About Blank
09.03. HAMBURG / Molotow

motorama - white light by talitres

4 Kommentare:

Oliver Peel hat gesagt…
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E. hat gesagt…
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Oliver Peel hat gesagt…
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E. hat gesagt…
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