es fühlt sich an wie der unmittelbare griff in die vergangenheit. das haptische erlebnis neben der freude an ausgefallener optik. um viele jahre zurückversetzt öffnet man die zuweilen störrischen verpackungen und entnimmt ihnen kassetten. ein terminus, der neuerlich unterstreicht, dass man sich außerhalb der wirklichkeit befindet. den nerdcharakter solcher tonträgerexemplare betonen die abgründigen labels, die fanatischen fans, die oft eigenwillige musik. doch was wie eine zeitreise klingt, ist fester bestandteil der aktuellen musikszene. und wer sich etwas darauf einbildet, auch nur ein wenig über derzeitiges musikgeschehen informiert zu sein, der kommt um die kleinen plastikdinger nicht herum. denn sie versammeln strömungen und tendenzen, die sich ansonsten weder auf cd noch auf vinyl oder gar digital finden lassen. mit jen marquart und cory e. card treffen wir auf zwei labelbetreiber, die unter dem stichwort //cae-sur-a// arbeiten, und die sowohl kassetten als auch vinyl an den mann zu bringen gewillt sind. sie wiegen die kleine unternehmung seit 2011 liebevoll in den armen und ihre philosophie beschreiben sie mit folgenden worten: "we seek to release a unique blend
of high quality artists on cassette and vinyl, ranging stylistically but
connected aesthetically..."
wir möchten einige releases unter die lupe nehmen und Euch damit letztlich das gesamte label ans herz legen.
bei loud and sad treffen wir auf nathan mclaughlin und joe houpert. ihre aktuelle veröffentlichung heißt "false intimacy" und zerlegt einen scheinbar stringenten sound in einzelteile, eine klaviernote, ein verzerrtes rauschen, schraffuren über einem bild, in fetzen bleiben die schönen momente zurück, der release erscheint in einer handgefertigten papierbox, sehr schick, auf 100 stück limitiert.
loud & sad - example 4 by //cae-sur-a//
schweren zauber entfachen dagegen die beiden rochester bewohner joe tunis und r.nuuja aka tuurd. ihre letzte gemeinsame arbeit hört auf "uusi tuuli" und verbreitet angst und schrecken. jawohl. brettharte gitarren sorgen für die gebotene düsternis, der schweinegrunzende gesang ergänzt die wilde orgie, die an metallener perkussion genickbricht. wenn Euch das befremdlich erscheint, ich könnte es verstehen.
tuurd - russian frankenstien by //cae-sur-a//
"blue noise" kommt uns dagegen sehr viel beschaulicher. soundflächen, die jedoch alles andere als besinnlichkeit reproduzieren. auf dem planen sims enstehen weite welten, in deren schlund man zu sehen glaubt. es wähnt sich schönes, man ahnt den schrecken, es ist ein beständiges schwanken. was musik auszulösen vermag, weiß ansonsten nur das leben selbst zu beschreiben. hier nun mit drowning the virgin silence, mir die liebste der drei veröffentlichungen, die wir Euch heute vorstellen wollten.
drowning the virgin silence - desolate expanse by //cae-sur-a//