Donnerstag, Januar 31, 2013

neue töne (1235): //cae-sur-a//

 es fühlt sich an wie der unmittelbare griff in die vergangenheit. das haptische erlebnis neben der freude an ausgefallener optik. um viele jahre zurückversetzt öffnet man die zuweilen störrischen verpackungen und entnimmt ihnen kassetten. ein terminus, der neuerlich unterstreicht, dass man sich außerhalb der wirklichkeit befindet. den nerdcharakter solcher tonträgerexemplare betonen die abgründigen labels, die fanatischen fans, die oft eigenwillige musik. doch was wie eine zeitreise klingt, ist fester bestandteil der aktuellen musikszene. und wer sich etwas darauf einbildet, auch nur ein wenig über derzeitiges musikgeschehen informiert zu sein, der kommt um die kleinen plastikdinger nicht herum. denn sie versammeln strömungen und tendenzen, die sich ansonsten weder auf cd noch auf vinyl oder gar digital finden lassen. mit jen marquart und cory e. card treffen wir auf zwei labelbetreiber, die unter dem stichwort //cae-sur-a// arbeiten, und die sowohl kassetten als auch vinyl an den mann zu bringen gewillt sind. sie wiegen die kleine unternehmung seit 2011 liebevoll in den armen und ihre philosophie beschreiben sie mit folgenden worten: "we seek to release a unique blend of high quality artists on cassette and vinyl, ranging stylistically but connected aesthetically..."


wir möchten einige releases unter die lupe nehmen und Euch damit letztlich das gesamte label ans herz legen.
bei loud and sad treffen wir auf nathan mclaughlin und joe houpert. ihre aktuelle veröffentlichung heißt "false intimacy" und zerlegt einen scheinbar stringenten sound in einzelteile, eine klaviernote, ein verzerrtes rauschen, schraffuren über einem bild, in fetzen bleiben die schönen momente zurück, der release erscheint in einer handgefertigten papierbox, sehr schick, auf 100 stück limitiert.

loud & sad - example 4 by //cae-sur-a//

schweren zauber entfachen dagegen die beiden rochester bewohner joe tunis und r.nuuja aka tuurd. ihre letzte gemeinsame arbeit hört auf "uusi tuuli" und verbreitet angst und schrecken. jawohl. brettharte gitarren sorgen für die gebotene düsternis, der schweinegrunzende gesang ergänzt die wilde orgie, die an metallener perkussion genickbricht. wenn Euch das befremdlich erscheint, ich könnte es verstehen.

tuurd - russian frankenstien by //cae-sur-a//

"blue noise" kommt uns dagegen sehr viel beschaulicher. soundflächen, die jedoch alles andere als besinnlichkeit reproduzieren. auf dem planen sims enstehen weite welten, in deren schlund man zu sehen glaubt. es wähnt sich schönes, man ahnt den schrecken, es ist ein beständiges schwanken. was musik auszulösen vermag, weiß ansonsten nur das leben selbst zu beschreiben. hier nun mit drowning the virgin silence, mir die liebste der drei veröffentlichungen, die wir Euch heute vorstellen wollten.

drowning the virgin silence - desolate expanse by //cae-sur-a//

Mittwoch, Januar 30, 2013

glotzt nicht so romantisch (437): yo la tengo

haha, da setzen wir doch gern noch einen auf die aktuelle glotzt nicht so romantisch reihe drauf. unsere lieblinge von yo la tengo hauen zu ihrem aktuellen album "fade" (seit 14. januar via matador) ein erstes video heraus: "i'll be around" wurde herzlich/herrlich ins bild gesetzt. wer da nicht mindestens schmunzeln muss...

glotzt nicht so romantisch (436): die heiterkeit / niagara / arpen & the volunteers / marika hackman

das nachfolgende video ist frisch erstellt, wenngleich der abgebildete songs bereits aus dem vergangenen jahr stamm, "hauptquartier" findet sich auf dem auf nein gelassenheit erschienenen "herz aus gold": die heiterkeit:



das italienische duo schickt ein vorabvideo auf die reise, es gilt das album "otto" anzupreisen, welches am 26. märz auf monotreme records veröffentlicht wird, spaß und freude mit genreuntreue und vielen schmucken bildern: niagara:
niagara - seal by monotreme records
 


die erinnerung ist sofort präsent, denn "crossroads" spielte man bereits in unserem wohnzimmer, nun wird es ab 01. märz auch auf "monday" zu hören sein, analogsoul wird für den release des leipzigers und seiner freiwilligen verantwortlich zeichnen, dicker klienicum- empfehlungsstempel: arpen and the volunteers:



wenn man sie nur mal live erwischen würde, erst jüngst hatte sie sich mit wirklich tollen coversongs bemerkbar gemacht, nun richtet sie ein neues minialbum ein, "that iron taste" wird am 25. februar auf dirty hit erscheinen, einen vorgeschmack bekommt Ihr hier und heute: marika hackman:

Dienstag, Januar 29, 2013

eingestreut (473): windmill


fast klingen die vorabtracks, als wären die letzten jahre nicht ins land gegangen. viele erinnerungen an "puddly city racing lights", dem ersten album von windmill, werden wach, da man so unvorbereitet auf dieses rostige organ des herrn matthew thomas dillon stieß, auf diese lockere electronica, dieses jugend getunkte etwas, das sich einer genrebezeichnung entzog. electrofolk  mit einer satten prise pop, weil es dem londoner stets gelang, melodien für millionen zu zaubern. "above duffle farm" wird sein neuer longplayer heißen und ab 01. märz via bandcamp zu erwerben sein (die ersten fünfzig bekommen neben der downloadversion eine handgefertigte cdr obenauf). und er enthält garantiert zwei hits, zwei ohrwürmer, denn sie sind bereits freigeschaltet und schlingern durch den äther. erneut gelang windmill erinnerungswürdiges, garantiert auch für Euch. satte arrangements, die doch vor dem überborden gefeit zu sein scheinen, mit trompeten und einem leuchten im herzen, mit harmoniegesängen und flächig gestrichenen, wild schlingernden sonnen, die das haupt des jungen prinzen umkreisen.

Montag, Januar 28, 2013

ein (p)fund mp3 (424)

grooviges mal ganz an den anfang gesetzt, also, macht Euch locker mit dem ersten vorabtrack namens "don't kill bugs" aus der "hill rise" ep , die für den 25. märz geplant ist  (auf once upon a time), meinungen zu: crash and the coots:
crash and the coots - don't kill bugs by crash and the coots
 
der zweite des april ist ganz fest eingeplant für "cruise your illusion", den erstling im vollformat des gangigen vierers aus den staaten, der so wenig aufhebens von sich macht (sucht mal nach infos...), fat possum unterstützt die frisch gesignten: milk music:
milk music - i've got a wild feeling by life or death pr

spendabel zeigt sich carpark records, da mittlerweile die dritte vorabsingle zum debüt full length "velvet changes" (05. februar) herausgeht, "native america" soll also auch hörer ziehen, wie die beiden vorgängertracks, klappt das mit dreamigem?: dog bite:
dog bite - native america by carpark records

auch jared putnam legt noch einmal nach, mit dem folgenden track möchte der zuvor viele jahre mit the conversation tourende auf sein solo debütalbum "music for film" aufmerksam machen, das am 12. februar auf dead letter records erscheinen wird, überrascht sein: the march divide:
the march divide - pick me up by fanaticpro

einen ausschnitt aus "the space between people and things" dürfen wir vorab hören, nna tapes, das am 05. märz veröffentlichen wird, lässt sich freiwillig in die karten gucken resp. in den experimentalrelease des northamptonshires hineinlauschen: anthony child:
anthony child - the space between people and things (side a excerpt) by nna tapes

don giovanni records wird mit "cerulean salt" ebenfalls am 05. märz nachlegen, es handelt sich dabei um den release der birminghamerin katie crutchfield, die im letzten jahr mit "american weekend" auffiel, antesten leider nur mit einem älteren track möglich (bis auf diese bescheuerte youtube variante, klick): waxahatchee:
waxahatchee - grass stain by don giovanni records

auf seiner facebook seite subsumiert der aus sopot stammende musiker tobiasz biliński seine taten unter 'popfolk-ish electroacoustic lofi-ish satanknowswhat", wir holen uns appetit bei der ersten single aus dem am 15. april erscheinenden album "whose blood" und definieren dann das genre neu: coldair:
sign by coldair

ja, ja, aus kluster wurde cluster und schließlich eine erneute reinkarnation, stabil zumindest seit 2011 haben hans-joachim roedelius und omnen bock drei alben geschaffen, die nun um "lauschen" ergänzt werden sollen, welches mit armin metz live aufgenommen wurde, es erschien am 25. januar auf bureau b: qluster:
qluster - klio by bureau b

sie gehören ja von jeher zu den guten und behalten auch im sechzehnten jahr die hohe qualität bei - matinée recordings, nun erschien anfang januar die "pretty decent swimmers" 10" eines sagenhaft beständigen vierers aus dänemark: northern portrait:
northern portrait - bon voyage! by matinée recordings

asthmatic kitty hat seine webpräsenz überarbeitet, und schaut nun aus wie alle anderen, nicht so schön, allerdings sagt das nichts über das sagenhafte niveau des labels aus, "invisible life" erscheint wohl im frühjahr: helado negro:
helado negro - dance ghost by asthmatickitty


und "the false alarms" bereits am 19. märz, hier wie dort eingeläutet durch geschmäcklerische vorschauen, oder wie seht Ihr das?: fol chen:
fol chen - 200 words by asthmatickitty

die einladung zu diesem projekt sollte man vielleicht annehmen, wenn man sich gewahr wird, dass douglas mccombs bereits für tom ze oder yo la tengo oder will oldham oder calexico aktiv war, während er zudem als mitglied bei tortoise, eleventh dream day oder pullman unter vertrag stand, mit dieser unternehmung hier (auf thrill jockey gibt es "brokeback and the black rock" seit 22. januar) vom solodingens zu einer vierkombo: brokeback:
brokeback - the wire, the rag and the payoff by thrill jockey records

auf inner ocean reciords wird "at the first meeting" seit dem 25. januar hochgehalten, kennenlernen könnt Ihr diese zwei tracks umfassende aufnahme via bandcamp oder über das label selbst, "dorothy", meine ich, müsste das folgende album des jungen ausnahmekünstlers heißen: sima kim:

Sonntag, Januar 27, 2013

zu gehör getragen (166)

villagers – {awayland} (2013) 
> die hälfte des albums ist große kunst aus feinstem songwriting und handwerk, der rest allerdings ist dröge und langweilend, 2,5-3/5 

torres – s/t (2013) 
> die debütfaszination der nashvillerin liegt in einer rauen solo (-band-) erstfassung ihrer songs, etwas hall, viel emotion, und dennoch hält sie nicht lang an, 2,5-3/5 

yo la tengo – fade (2013) 
> da ist wieder ganz viel neues drin und doch sind es am ende die schwunzler und mundler und schlungler, die dir ins ohr kriechen, yeah, 4/5 

l.pierre – the island come true (2013) 
> aidan moffat bei jenem, bei dem ich ihm etwas weniger gern folge, geschichten basteln, puzzle erstellen, es ist wahrlich schwer zu folgen, 2,5-3/5

eingestreut (472): sophia duccini


ein paar schritte sind es nur durch diese welt. mit dem finger über die tastatur geflitzt und ein treffen ist arrangiert, gedanken ausgetauscht. die verlockende tiefe der anderen. macht ihres seins. sophia duccini hat bislang eine ep herausgebracht, die erschreckend unterbewertet blieb, denn sie drang kaum in die öffentlichkeit. dabei hat die junge dame aus der gegend um seattle alles, was gewisse gemeinden ansprechen könnte. stimme, songwriterisches talent, orientierung in der musikgeschichte und vor allem emotion. "inherited" wird baldigst einen nachfolger erhalten, "in the nature" erscheint am 25. mai. bis dahin vertreiben wir uns mit einigen älteren tracks und ergötzen uns an einem ganz aktuellen video, das tatsächlich erst vor einigen tagen aufgenommen wurde und einen gänzlich neuen song enthält. während sie dort die shruti box betätigt, tut sie sich ansonsten auch an banjo, mandoline oder harmonica gütlich, lehnt sich bei nick drake oder lisa hannigan an. in ihrer heimat hat sie bereits einige spelunken und abgründige location kennengelernt. man kann sagen, dass sie gerade ihre lehrjahre absolviert. demnächst möchte sie eine größere tour antreten und hat dafür eine "mitmach"- kampagne losgetreten, klick.

another year by sophia duccini

breathe by sophia duccini
 

Samstag, Januar 26, 2013

neue töne (1234): petula


verrisse schreibe ich nicht. dafür ist mir die zeit zu schade. die will genutzt sein für das, was ich zu empfehlen habe. doch auch mein wankelmut wurde nur selten unter die lupe genommen. dieses beissen in die oberhaut, wenn die falte zwischen den zähnen hindurchflutscht, wenn der schmerz kurz anreisst und so schnell, wie er kam, auch wieder verschwindet. die erinnerung zaubert ein lächeln. wegen der absurdität, wegen des kurzen aufschreis, wegen der anderen lacher. so höre ich manchmal musik. als wenn mein hund nach mir schnappte. er tut dies mit freude. er will sich unterhalten. er will nähe. spielen. ein wenig hoffieren. aber auch ein wenig chef im ring sein. mich erobern. bezaubern. freund sein. treu sein. eine partnerschaft eingehen, sie bereichern und sie befruchten. nichts anderes tut musik. und gute wird hie und da auch ein wenig weh tun müssen. weil sie etwas in uns zum klingen bringt, was wir bewusst versteckten. weil sie neues terrain bereitet, auf das wir uns nicht trauen wollten. weil sie uns manchmal heimatlos macht. und weil sie gleichzeitig in der lage ist, uns wieder zurückzuführen.

wissenswertes über... petula... ist der moniker von sebastian cleemann. cleemann hatte vor „don’t forget me, petula! don’t forget everything, petula!“, dem album um das es hier in gewisser weise geht, bereits ein weiteres aufgenommen, zudem anderes gewerk wie splitscheibchen und internetreleases. cleemann ist berliner. er spielte bei kate mosh und sndmt. cleemann ist mitbegründer von sinnbus. abgehakt.

raumzerschneider. raumfüller. die helltönende e-gitarre, vollmundig im klang, und der gestochene gesang. gepaart zu einer festen einheit, die in der gegenseitigen ergänzung machtvoll aus den boxen drückt. was sich zunächst artifiziell geriert, einsprengsel unterschiedlichster natur, loops, diffizile perkussion, wird zu einer willentlichen popkomponente, die sich von einer ohrwurmtauglichen melodie unterminiert sieht. fragmentarisches beleben, unterkühltes abebben. wirkungen. treffer. cleemann gelingt, nicht zuletzt mit unterstützung seines aufnahme sideparts oliver stangl (clickclickdecker, missouri), ein album, bei dem immer der wahnwitz um die ecke lugt, das dich jedoch immer wieder einfängt, weil, die charme grinsende maske übergezogen, immer wieder eine attraktion gelingt. das drumming fegt die zweifel weg, die gitarre storniert die fragezeichen und die harmonien sind wurmstichig, wie sie das misstrauen bearbeiten. und wenn es hakt und klemmt und sich maßlos zu den seiten wendet, dann folgt garantiert ein einflüsterer. wegweiser. wir sprechen über eine griffige kunst, identifizierbar, der elenden zauberei enthoben. stück für stück nur der eigenen magie erlegen. ernsthaft. immer den blick auf ein ziel gerichtet. zweifel löschend. vertrauen schindend. zu sich. den mitstreitern. einsteigen lassen, mitnehmen wollen. den hörer. wer tagträumen nachhängen kann, wird auch petula erliegen können. einer musik, die widerparts zu launigen freunden macht. die aktuelle strömungen genauso aufzunehmen, wie sie sich der klassischen muster zu vergewissern weiß. highlights sind gewiss die gesangseinlagen, der mut zum strittigen, die lust am reisserischen. kunstgriffe. momente aufragender schönheit. hingeworfener kitsch, den es zu erkennen gilt: samples, titel. was dem vergessen übergeben ward, wurde hier auf einer ganz persönlichen eben herübergerettet.

der schmerz ist eine kunde. eine nachricht. sie dringt von außen ein. sie signalisiert einen zustand. einen uneindeutigen zustand, der der definition bedarf. 

petulas "don`t forget me, petula! don`t forget everything, petula!" erschien am 18.01.2013 auf dia records.

petula - marry me by diarecords

Freitag, Januar 25, 2013

neue töne (1233): robin bacior


die stimme! himmel, ich rufe himmel an. lustvoll, kräftig und doch auch etwas dröig, als wäre sie ein paar jahre zum reifen niedergelegt worden. angeschlagen, angekickt und doch jederzeit für die großen noten bereit. wach! und sie greint, sie giftet, sie schmeichelt, sie spricht mut zu. sie verschmilzt mit der geschlagenen gitarre, den warmen streichermustern, mit dem der musik innewohnenden rhythmus. einklang. von unten  kann sie ansetzen, den bass gestochen, ein wenig wirbel, ein wenig aufspritzendes wasser. dem hörer trocknet der speichel. strudel, bäche zu strömen, fälle, mutproben. allein "shapes and seasons" wäre es wert, über robin bacior zu schreiben. dieser track treibt ihre meisterschaft auf die spitze. das piano forciert, tritt die versteckte melodie ins freie, die sängerein greift zu und flötet sie wie ein engel in die höhe. zur sichtbarkeit hin. unverschämt schön. art folk wird zu pop, das undurchdringbare wird licht und offen und zur einladung. robin koloriert und koaliert wie keine zweite mit cello (dan bindschedler) und drums (josh bess) und den klavieresken parts. im letzten jahr erschien das debüt "rest our wings". robin bacior hat es auf ihrem eigenen label consonants & vowels veröffentlicht. mit der ep "i left you, still in love" kehrt die in portland lebende zurück. sie wird ab 01. februar über ihre bandcamp seite erwerben sein.
in der tiefe hat robin ganz viel von alela diane, arbeitet aber deutlich weniger und lässt es laufen. wenn es zeit ist mut aufzunehmen, die kurve zu kratzen, erinnert sie zuweilen an chan marshall, hat aber jederzeit das heft in der hand und entspinnt nicht. und so entwickelt sich im verlauf des hörens eine ganz eigene textur, ein ganz eigener geschmack, ein ganz eigener blick auf die junge dame und ihr tun. der gesang ist so voll und gebunden, er trifft mit einer ungeahnten wucht. nicht zuletzt ist die ep eine aufarbeitung schwerer zeiten, die bacior durchgemacht hat. so ist sie froh, dass 2012 geschichte ist, welches ihr eine schwere krankheit und den umzug aus new york heraus brachte, das ihr musikalisch wenig auf den weg half. rückendeckung hat sie. die jahrelange beschäftigung mit der großen plattensammlung ihrer eltern, die ihr auch die erste gitarre schenkten, nachdem ihnen die tochter vergewissert hatte, sie auch adäquat zu nutzen, und nicht zuletzt die ausbildung an einem ganzen arsenal an instrumenten. eine starke persönlichkeit. ihr werdet es hören. und sie wird alle widrigkeiten überwinden. hier noch unser artikel aus dem september 2011, eine ähnliche schwärmerei.

Donnerstag, Januar 24, 2013

neue töne (1232): herrek


es gibt bands, auf die kann sich (gerade) die bloggergemeinde gut einigen. kaum ist die (promo-) email ins postfach geflattert, und man kann davon ausgehen, dass innerhalb von zehn minuten rund einhundert leutchen den selben text lesen, finden sich die ersten abrisse in den tagebüchern der musikwahnsinnigen. das pusht zwar gewaltig, hat aber selten substanz. denn wie soll sich ein text auszeichnen, der einen gegenstand beschreibt, den man nur einen augenblick lang kennt resp. betrachtet hat? das ist, als würde man einer hübschen frau vorgestellt, einigt sich auf heirat und kann im nächsten moment ausführen, wie sich die nächsten zwanzig jahre gestalten werden. manchmal hoffe ich dann auf mehr zurückhaltung. für die künstler. denn sie haben sorgfalt verdient, wenn über sie im öffentlichen raum geschrieben und diskutiert wird. für mich. denn mit der blendenden nachricht möchte ich auch nur selten an mich halten. und dennoch: wollen wenigstens die meisten worte abgewogen werden. natürlich, es ist auch hier nur mein ganz persönliches ausdrucksmedium. aber seis drum, einige werde es lesen und manchem faden folgen, der gesponnen wurde.
also, ich werde mich auch zukünftig nicht unter druck setzen lassen. sondern sondieren, auswählen, zupacken, beäugen und einen artikel abliefern. auch auf die "gefahr" hin, der letzte in einer losen reihe zu sein. auch auf die gefahr hin, dass mich am ende nur noch jene lesen, die durch zufall auf den künstler aufmerksam wurden.


wer in einer missionarsfamilie aufgewachsen ist, deren temporärer heimathafen kaisah auf papua neuguinea war, der wird lange zeit bilder in sich tragen, immer wieder neu von gefühlen und erinnerungen übermannt werden, die an stärke, an wucht nicht abnehmen wollen. zurückgeworfen in die andere welt, werden vergleiche zum alltag gehören und die auseinandersetzung mit dem richtigen und dem falschen. und kategorien werden zu wandelbaren objekten. gerrit van der scheer hatte bereits erste schritte in bands wie bonne aparte oder adept oder luik getätig, aber erst mit herrek (... steht übrigens für die indonesische übersetzung des vornamens von van der scheer) gelang es ihm, seine emotionen, die seiner vergangenheit anhängen, zu kanalisieren. so muss das album "waktu dulu" als eine art aufarbeitung seiner kindheit in kaisah verstanden werden. nicht umsonst zieren videoaufnahmen, die zwanzig jahre alt sind, die szenerie der bewegten bilder zum track "rain". bereits vor vier jahren hatte der junge mann mit den aufnahmen zum album begonnen. aber es gestaltete sich schwierig, die ideen auch mit einer band umgesetzt zu sehen. die persönliche bindung brach sich ihren weg und stand zuweilen im weg, wenn die transkription nicht zu gelingen schien.
die welt dreht und dreht sich. man ist in gewisser weise nie im abseits. selbst als einziger weißer unter den einheimischen. die rolle ist klar, weil man in ihr aufgewachsen ist. man stellt sie als kind nicht in frage. die welt dreht und dreht sich. nur die erinnerungen mischen sich mit werten, moralischen vorstellungen, ansprüchen.
die musik von herrek ist fast so knorrig, wie sich die ahnung gestaltet, dass sich leben auf der einen seite der welt fortführen lassen, wenn man auf der anderen heimisch geworden ist. ruhige passagen, die an sytnhesizerwolken kleben, von kluger perkussion bevölkert werden, vom steten gesang van der scheers. maßvoll, als wollte man nun grenzen akzeptieren, schieben sich die songs ins bild, ins gemüt, in die regionen, die sich durch langanhaltende haftung auszeichnen. klangverschieben, die stimme verkopft, eine grasende gitarre. matter glanz. der rhythmus heimisch. leicht stampfend. emotion allerorten, wenngleich sich der sänger so zögerlich wie möglich gibt. es ist eine bewegung, die aus der tiefe kommt. kein stilisierter käse, sondern gefördertes gut. wer sich einmal hineingedacht hat, wird sich der kraft dieses releases kaum mehr entziehen können. die cinematographischen welten des longplayers werden unterstützt durch das grün triefende artwork. in aller gebotenen ruhe mißt die kamera die wälder, die wasser, die himmel ab. es ist ein friedliches beieinander. van der scheer hat eine aufmerksame band, die jedem tröpflein, das vom urwaldstamm rinnt, nachgeht.
sind herrek nun eine band, auf die man sich schnell oder nicht so schnell einigen kann? ich weiß es nicht. schau aber mal gleich im netz nach.
die sieben tracks von "waktu dulu" werden ab 15. februar auf cd, vinyl und digital via snowstar vertrieben.

herrek - tiger eyes by snowstar
 

Mittwoch, Januar 23, 2013

neue töne (1231): jon brooks


ein stau. die autos horten sich und es findet sich nur schwerlich eine möglichkeit, die straße zu verlassen. endlich, es ist bereits spät, dunkel, der fahrer ist müde, erwischt er eine lücke und nimmt reißaus. die karte muss studiert werden, um keine irrige route zu wählen. klarheit verschafft, weiter gehts. es liegen noch etliche stunden fahrt vor dem reisenden. dann, plötzlich, schwärze. ein dorf rollt zwar vorbei, dennoch unbeleuchtet. gesäumt von alten, knorrigen bäumen, eine gespenstische szenerie, die vom spärlichen autoscheinwerfer in schatten geworfen wird. imagination. inspiration. allein dieser bilder wegen regt sich im geiste des künstlers so einiges. kreise schließen sich. denn schließlich wartet bereits eine handvoll lieder auf eine heimat. eine passende idee, innerhalb von sekunden gesponnen. so oder ähnlich erzählt jon brooks die geschichte zu "shapwick", seinem album, benannt nach eben jenem kleinen dorf aus obiger erzählung, welches im frühjahr des letzten jahres bereits auf clay pipe music erschienen war. doch die auf nur einhundert stück limitierte ausgabe war so schnell weg, wie es eben üblicherweise auf dem formschönen label vor sich geht. dem vielfachen wunsch nach einer neuen, vor allem einer vinylausgabe wurde nun rechnung getragen, gefolgt. am 25. februar erscheint sie, und nun auch in einer auflagenstärkeren version, 500 stück wurden gepresst.
um den kosmos dieses jon brooks zu erfassen, bräuchte es etwas zusätzliche zeit. neben seinen soloreleases, die sich teilweise hier versammelt sehen, taucht er über das qualifizierte label ghost box auch unter dem moniker the advisory circle auf, und er schreibt nicht zuletzt den blog cafe kaput rund um (seine) musik. hört mal in diese treffliche musik, die sich mit electronica nur unzureichend beschrieben sieht. sie hat etwas klassisch anmutendes, trifft das lied und sucht doch immer auch "nur" die form. für stunden auf der landstraße genau das richtige. wenn zeit keine rolle spielt und sich die geschwindigkeit dem gedankenspiel anpasst. guten weg.

jon brooks - please drive carefully by selftitledmag

Dienstag, Januar 22, 2013

glotzt nicht so romantisch (435): incan abraham / pony time / club 8 / the cave singers

es ist der sound dieser tage, leicht verhallt, hymnisch geschlossen, die männliche stimme verkopft geschlagen, auch der in new york lebende musiker sticht in diese riesige lücke, ergänzend zum video ist die "springhouse" 10", im november auf jaxart erschienen, zu empfehlen: incan abraham:



neulich erst hatte ich sie im (p)fund, nun ergänzen wir um bewegte bilder für "geordie", ein track aus dem am 19. februar erscheinenden album "go find your own" der beiden seattler garagenrocker: pony time:



schon eine weile her, dass man etwas von den schweden gehört hat, nun aber haben sie wohl vor, dem 2010er album "the people's record" nachfolge zu verschaffen, immerhin gibt es einen ersten neuen song mit dem schönen titel "kill kill kill", das video unterstreicht die botschaft: club 8:



das stammtrio aus pete quirk, derek fudesco und marty lund hat die runde um morgan henderson (blood brothers, fleet foxes) erweitert, er bedient den bass und unterstützte die truppe auch beim anfang märz erscheinenden album "naomi" (jagjaguwar), hier ein livemitschnitt: the cave singers:

Montag, Januar 21, 2013

ein (p)fund mp3 (423)

er stammt aus dallas, ist aber in der welt zuhause, nicht zuletzt weil jeff ryan als drummer u.a. schon st. vincent, the war on drugs oder die baptist generals unterstützte, nun tritt er solo in erscheinung, die "we were here " ep erscheint am 26. februar via simulacra records: myopic:
myopic - jura by fanaticpro

mit "wooden ball" steht ein neuer, sechzehn tracks umfassender release von sarah smith und zach philips aus brattleboro auf dem plan, nna tapes zeichnet für die auf den 05. märz terminierte veröffentlichung verantwortlich: blanche blanche blanche:
blanche blanche blanche - rich man by nna tapes

"small batch" heißt der aufzuzeigende release, der als ep ab 19. märz zu haben sein wird, protagonisten sind fran gibson und stephen o’neil, ein australisches duo, das zum letzten mal vor elf jahren von sich reden machte: the cannanes:
the cannanes - bumper by fanaticpro

er darf sich offiziell south by southwest artist 2013 nennen, zudem wird er in bälde (april) sein neues album "letters from the lost" vorstellen dürfen, manchmal kann auch ich mit dieser americana- folkrock- suppe, hört bitte auch mal rein bei: jay nash:
jay nash - sailor by effective immediatelypr

uns oliver hat es bereits geraume zeit gewusst, sie kann es, schon das debüt schlug bei der kritikergilde prompt ein, lediglich ein paar kleingeister zögerten noch, nun steht ein neues werk ins haus, "home" wird am 22. februar auf normoton erscheinen: karo:
karo - the great depression by normoton

der londoner fünfer hat gerade mal sein erstes headliner konzert absolviert, steckt also noch in den kinderschuhen, für den 25. februar ist die debütsingle avisiert, eine doppel a-seite soll herausgebracht werden, mit dabei "upon the north" und "the southern wild": eliza and the bear:
the southern wild by eliza and the bear

mit "fuse and a spark" dürfen wir in die erste single aus dem kommenden debütalbum des vierer aus trondheim hören, "gold celeste" wird auf dem norwegischen indielabel riot factory erscheinen, mal hören, was die nordländer so drauf haben: angelica's elegy:
angelica's elegy - fuse and a spark by riot factory

die ankündigungen preisen sie als eine schnittmenge aus wilco und iron and wine, für eine junge american/folkpop kapelle aus stuttgart eine menge vorschusslorbeeren, hören wir, ob die sechs halten, was andere versprechen, ihr debütalbum hört auf den bandnamen und erscheint am 08. februar: yasmine tourist:
yasmine tourist - blue moon by goldrausch records berlin


sie haben just in diesem moment ein neues album vorzulegen, zumindest ist alles im kasten, so dass southern records "these factory days" im märz veröffentlichen kann, es müsste, wenn ich richtig gezählt habe, das sechste album der band sein, die kürzlich erst zu einem vierer aufgestockt wurde: tartufi:
tartufi - edgar lovelace by tartufi

sind luke beetham (bass, vocals) und stacy peck (drums) so possierlich, wie ihr bandname klingen mag?, überprüft es, ab 19. februar ist das album "go find your own" (per se records) der beiden seattler zu haben, die vorabsingle bei uns: pony time:
pony time - what if you caught me by per se records

die single erschien bereits am 14. januar und weist in richtung der am 14. februar auf songcrafter music zu veröffentlichenden zweiten ep "the sudden stop" des kopenhagener singer / songwriters: esben svane:
esben svane - the sudden stop by songcrafter music

besondere beachtung bitte sehr für dieses reissue von "sos jfk", welches am heutigen 21. januar von fire records neuaufgelegt wurde, bereits 2003 hatten die beiden protagonisten josephine foster und andy bar das einzige schmuckstück ihres gemeinsamen karriereabschnitts auf den weg gebracht: the children's hour:
childrens hour - kindness of strangers by fire records 

in zusammenarbeit von fire records und bo weavil konnte auch diese neuauflage auf den weg gebracht werden, es handelt sich um das doppelalbum "eyes rind as if beggars", "a sprawling collection of fragile melodies, abrasive improvisations and ethereal voices", wie der promotext für die aufnahmen der wellingtoner band lautet: the garbage and the flowers:
the garbage & the flowers - carousel by fire records

Sonntag, Januar 20, 2013

neue töne (1230): bird people / leveret


ein flagellanter drone, dem die bewegung not tut. durchwirkt mit stringklängen, die banjocharakter tragen und eine rhythmische folge beleihen. eingebettete hochlandeindrücke, orgel-, flötenhaftes mit sehnsuchtsbelegter stimmung und dem drang zur vereinsamung. "modrahnit" kreiselt, es schwingt die gefahr von hypnose mit, etwas bedrängendes und gefahr lüsternes. der dem track den namen gebende begriff steht ergo für die "nacht der mütter", einem ereignis, das am heutigen weihnachtsabend stattfand, wenn die angelsächsischen heiden ein opfer brachten. was aus dem sechsten jahrhundert herüberweht, ist schattenhaft und doch auch ein danksagend gebendes gedenken: die söhne ehren ihre mütter und deren schmerzen. 
zu finden ist der song auf der split veröffentlichung von bird people, der auch für "modrahnit" verantwortlich zeichnet, und dem manchesterianer leveret. zu bird people ist in aller gebotenen kürze auszuführen, dass sich dahinter der labeleigner vom für diesen release verantwortlich zeichnenden feathered coyote records u. rois versteckt, der die unternehmung als ein offenes projekt versteht, "teilweise auch als reaktion auf meine frustration mit fixen bandbesetzungen.", wie er in einem gespräch andeutet. er führt weiter aus: "dementsprechend gab es auch schon viele besetzungen, im moment spiel ich hauptsächlich als solo-projekt, wir waren aber auch schon 5, 6 leute auf der bühne. ich hab mich auch entschieden, bird people bewußt als überbegriff für meine musikalischen aktivitäten zu nehmen, daher gibt es auch stilistisch sehr unterschiedliche sachen. manche veröffentlichen waren eher song-orientiert, im moment ist es hauptsächlich instrumental und recht drone-lastig." bird people entstamme der navajo-mythologie. doch die vorstellung vom vogelmenschen ließe sich auch in anderen kulturen finden. "für mich hat das auch viel mit der vorstellung von vögeln als wanderer zwischen den welten und begleitern von seelen zu tun. ich versuche sozusagen mit bird people transzendentale momente im alltäglichen zu entdecken und musikalisch zu verstärken. für mich ist es bei dem projekt sehr wichtig, anpassungsfähig an alle situationen zu sein, sei es größe der besetzung, akustische voraussetzungen des auftrittsortes etc. - dinge, die recht frustrierend sein können, wenn man einer fixen vorstellung folgt.", gibt rois abschließend an. er belegt mit bird people die letzten drei plätze der kassettenveröffentlichung, die derer insgesamt sieben aufführt.
leveret kennen die aufmerksamen leser dieses blogs bereit, denn hinter dem moniker versteckt sich alecs von obsidian pond, über dessen letztes release wir erst kürzlich berichteten. er fügt naturalistisch anmutende klangexperimente bei, die sich allzu gern an glöckchen und schellen abmühen, flöten einbinden und nach grünen wiesen duften, auf denen sich nordamerikanische ureinwohner nach erfolgreicher jagd zur mittagspause niederlegen. strapaziertes metall transkribiert die gleißende sonne. die frischen winde umspülen die atmosphärisch atmende runde. in gewisser weise passen die aufnahmen der beiden künstler aufs vortrefflichste zusammen. klangräume, ausstaffiert mit den phantasien zweier menschen, die emotionen und vorstellungen und ganz persönliche weissagungen in klang übersetzen. hören geht vor, deshalb sind beispiele angehängt.
kaufen könnt Ihr den release hier.

bird people - sonargöltr by feathered coyote records

leveret - myrrh by feathered coyote records

Samstag, Januar 19, 2013

eingestreut (471): the kitchen collective


"the getaway" sinnt auf spannung, anspannung, drängt auf eindruck. soundeskapade, gesang solo, gesang in harmonie zu zweit. an- und wieder abschwellendes. doch wem oder was man hier auch immer hoffiert, es hat klasse. ist kreativ, gebunden, auf den punkt und mit viel liebe vorgetragen. der appetizer ist der dritte track des kommenden releases von the kitchen collective. da möchte man schon neugierig sein, wie der opener klingen mag. knalleffekt oder sämig braves? mmh. anna meyr (vocals, guitars, percussion), miro denck (vocals, guitars, percussion, mandolin) und sven lutz (synths, guitars, percussion) bearbeiten nicht unbedingt eine lücke, aber im zirkeln um ihren eigenen kosmos driften sie nach und nach auch auf größere umlaufbahnen. so viel ist gewiss, wenngleich die soundbeispiele noch recht mager sind, quantitativ versteht sich. a thousand oaks records wird das debut der noch jungen truppe veröffentlichen, die den winter 2010 als gründungszeit benennt, als anna und miro miteinander zu musizieren begannen. wenig später trat lutz in die runde und komplettierte das ensemble, welches nun am 01. februar 2013 "camp gould sentinel mountains" erscheinen lassen will. wir drücken die daumen für ein gelungenes durchstarten! 
tracklist: 1. it's fall again / a far-off desire / the getaway / to the end of the world / antarctica / falling deeper / i don't care / roasted coffee / you don't smile when it hurts / i miss you


eingestreut (470): cath and phil tyler


sehr, sehr schöne nachrichten gibt es aus dem hause cath & phil tyler zu vermelden. eine neue ep steht an. sechs tracks soll sie umfassen und als vinylrelease via lancashire and somerset bzw. als cd auf folk police recordings erscheinen. leider steht noch kein veröffentlichungstermin fest, auch auf nachfrage wollte man sich nicht auf das frühjahr festlegen. der erste bekannt gewordene track hat die berührende klasse, die man von den beiden croonern kennt. vier der sechs lieder werden mit gesang, zwei instrumental sein. wer mehr über die beiden nordenglandbewohner wissen will, kann sich an meinem artikel aus dem september 2010 gütlich tun. nur so viel im zitat: "sie gehen an die quellen, geben eigene versionen wieder, unter wahrung der authenzität. zu den alten texten kommt häufig neue musik, je nach übertragungsweg. phil ist banjo- und gitarrespieler. das banjo bietet rückhalt für die strapazierfähigen melodien. seiner gitarre gelingen die sprünge, das muntere auf und ab. und cath ist eine sängerin (stellenweise fiddlerin), deren stimme unvermittelt verzaubert. so entsteht moderner und zugleich gänzlich karger folk. das minimalistische schält die qualitäten heraus und fordert zugleich den hörer in besonderer weise. ich liebe diese konzentrierten momente."
ergänzend für die kurze notiz sei angefügt, dass phil tyler demnächst ein solo banjo album herausbringen wird, dabei wird ihn rif mountain unterstützen. vorfreude galore.

cath and phil tyler - bonnie george campbell by folk police recordings

Freitag, Januar 18, 2013

neue töne (1229): vorschau orange blossom special 17, teil 2


es ist an der zeit, sich weiteren kandidaten zu nähern, die die poleposition beim orange blossom special nummero 17 belegen wollen. denn da es keinen headliner gab, gibt und geben wird, wird der kampf um die gunst der hörer und zuseher nur umso größer. denn selektiert wird in gewisser weise schon, ganz privat, ganz subjektiv. so entstehen unmittelbar nach bekanntgabe der teilnehmenden musiker eigene kategorien im sinne von: die muss ich unbedingt sehen, auf jene bin ich neugierig, die kenne ich schon, bei jenen gehe ich zum chinesen. nee, schmarrn. die letzte wahlmöglichkeit gibt es natürlich nicht. denn der großmeister des obs- booking, rembert stiewe, wählt mit spitzem finger aus, so dass wer eine band verpasst, dies noch jahre später beklagt, weil er sich der lobeshymnen ob des vortrefflichen auftritts eben genau jener kapelle nicht erwehren kann. so mir geschehen mit orph im vergangenen jahr. ja, alle bands haben ihren platz. und werden am ende danach beurteilt, was sie zu leisten in der lage waren. gute hoffnungen können sich im jahr 2013 so einige machen, sowohl auf eine prominente vorab- erwähnung, als auch auf eine mehr als positive nachbetrachtung. und dies behaupten wir nicht nur, weil sie, die künstler, gerade in unseren knappen wertehorizont passen, nicht etwa, weil sie größere publikumsmengen ansprechen, sondern lediglich, weil sie gute musik spielen!

in der ersten vorschau hatten wir deshalb bereits caroline keating, blaudzun, the fabulous penetrators und daniel norgren im auge. doch der volltreffer nicht genug, haben die glitterhouse menschen weiter die rosinen aus dem teig gepickt. denn wer ißt schon gern den boden, wenn sich ihm die beeren entgegen strecken. lasst uns also weiterziehen und aufmerksam machen auf bis dato gebuchte acts.


die evening hymns hatte ich im verregneten mai des jahres 2011 gesehen und mir imponierte so einiges: "die klangerzeugnisse hatten magischen charakter und trugen, so dass man sich mit seinem ganz persönlichen phantasieross auf die reise begeben konnte. der unerschöpfliche melodienreichtum bonettas, der auf dem album barock verziert gereicht wird, überraschte live und in der dargebotenen reduktion noch viel mehr. jedes lied perlte sich von den saiten und ward empfangen wie kühler sekt nach einer durststrecke. abseits von mitsingqualitäten trugen die songs dank ausschweifender linienführung und einer verstiegenheit, die ausdruck fanden im sich windenden singer, der sich zuweilen wie ein gequälter gerierte. seine körpersprache erzählte regelmäßig den rest der geschichte. "dead dear", "broken rifle", "lanterns", "mtn. song" oder ein tim hardin cover, den aufmerksamen zuhörern entging kein detail der vertrauten und doch so fremden worte aus dem mund eines wachen sängers, der das stimmen seiner gitarre immer wieder gern zur konversation nutzte. ob über die neu entdeckte biersorte oder die fehlerbehaftete technische ausrüstung, stets bewies er humor und charme. zum ende hin intonierte bonetta noch einige lieder in solo, dank looptechnik vollmund und kraftvoll. tosender applaus war die folge." an diesem abend fiel mir sylvie smith leider wegen eines mauervorsprungs nicht in den blick. auf der obs bühne werde ich, werden wir sie erspähen können, nebst des kopfes, der zum bandleader jonas bonetta gehört, und jenen der zwei zusätzlich angesagten mitmusiker. ein highlight wirds, Ihr werdet sehen.

asleep in the pews by evening hymns


es ist natürlich recht einfach, auf ein paar ältere berichte zu verweisen, aber letztlich die anschaulichste variante, um gute bands zu preisen, so auch bezüglich DER (he, und ich schreibe wirklich selten in großbuchstaben?!) besten liveband (amerikas): "mit slim cessna's auto club galt es kurz vor der dämmerung eine band zu feiern, die sich zwischen rockabilly, gothic und alternative country verorten lässt. die mischung daraus ist so rasant wie belebend, aufgedreht und in sensationeller geschwindigkeit wieder herunter gespult. zu sechst boten die jungs aus denver, colorado eine mitreissende show ab. zuvorderst seien die sideparts erwähnt. bass und schlagwerk arbeiteten nicht nur konstant am steten beat, sondern setzten durchaus bemerkenswerte akzente, vor allem der standup bass drängelte sich immer wieder in den vordergrund. eine orgel, deren bedienung man von weiter hinten leider nicht sehen konnte, dengelte hervorragend harmonien in die suppe des wüsten ensembles. am rechten flügel agierte schließlich noch der gitarrist mit seiner zweiflügeligen, die etwas anachronistisch anmutete, aber nicht reizarm war. die allerdings auffälligsten figuren in dieser inszenierung waren die beiden prediger slim cessna und munly munly, die wie zwei muntere häschen, um im bild des festivals zu bleiben, die bühne besprangen. zuweilen sah man sie am bühnenrand sitzen oder sich mit diversen kindern auf der bühne tummeln." so gesehen auf dem letzten orange blossom. die jungs werden diesmal wohl auch etwas zum anfassen im gepäck haben, nämlich die beim glitterhouse erscheinende best of "a young and old european's introduction to...". das wird ein fest. ein fest, das fällt, wie man es mitnehmen muss, wenn feste fallen.

slim cessna's auto club - cheyenne

 
bei der nachfolgenden band musste ich auch erst einmal schlucken. zunächst kannte ich sie nicht, dann konnte ich sie nicht einmal aussprechen. nun, the desoto caucus stammen aus dänemark, was so einiges entschuldigt. letztlich aber muss ich zu kreuze kriechen, denn die jungs hätte man schon mal im fokus haben können. sind sie doch die wackeren mitstreiter eines herren namens howe gelb. klaro? darüber hinaus lassen und ließen sie sich für mark lanegan und isobel campbell oder kurt wagner oder scout niblett oder nive nielsen engagieren. ihr neues album "offramp rodeo", das letztlich zeuge ganz eigener arbeit und nicht ergebnis einer eher untergeordneten rolle ist, wird am 08. märz via glitterhouse unters volk gebracht. den griffigen, geradezu fleischigen sound werdet Ihr lieben. er schabt Euch die kruste von der haut und hinterlegt subcutan einige erinnerungsstücke. kreischende orgelsause und surrendes gitarrenbeil und abgehangener gesangsstyle. blümerant sind maximal die hemdchen, die die vier evtl. zu ehren alter americana helden tragen werden. ich wünsche sie mir zum späten abend. bitte.




da bin ich doch wohl selber schuld. nachdem ich auf das stichwort "r 'n' b" eher allergisch reagiere, habe ich den jungen burschen nick waterhouse beflissentlich übersehen (umso mehr mitbekommen, wie er mit seinem 2012 debütalbum "time's all gone" ordentlich durch die decke ging). nun steht er baldigst auf der obs bühne und mir fallen keine vernünftigen fünf sätze zu dem amerikaner ein. also, stürzen wir uns erst einmal auf die fakten: er ist jung, gerade mal 1986 geboren. kalifornien bereitete ihm eine weitgehend behütete kindheit in den armen eines feuerwehrmanns und einer verkäuferin. mit zwölf begann er sich an der gitarre zu versuchen. und was schließlich andere im punk und rock 'n' roll fanden, fand waterhouse im rhythm and blues. infos am rande: er liebt die elvis- songschreiber leiber and stoller, elvis dagegen eine spur weniger. in seiner jugend war er der einzige in seinem umfeld der hemden mit kragen, bundfaltenhosen und schuhe aus leder bevorzugte. die prügel steckte er auch alleine ein. die blues brothers inspirierten ihn zum tragen von anzügen. dass nick mit dem obs das einzige festival bespaßen wird, machen wir mal am hausbooker rembert fest. und selbst ich, r 'n' b- verächter, werde wohl kräftigst mit dem allerwertesten wackeln, wenn nick und co. deftig und doch akzentuiert das rund rocken werden. denn eines ist sicher, trocken bleibt am ende nichts. so elegant wie der bursche daherkommt, so satt und unempfindlich keult er sich durch seine groovigen songs. ein bienchen für diesen deal! (hier zusätzlich eine fast 24 minuten währende session auf kexp.)

time's all gone (live in san francisco) by nick waterhouse 

bevor wir uns bereits mit der nächsten ausgabe der vorschau beschäftigen, kloppen wir hier ans ende noch fix die neuigkeit des tages. das obs- rund, das vielbeschworene, wird um ein paar meter erweitert. was das bedeutet, dürfte klar sein, gell? yes, ein paar leutchen mehr dürfen dabei sein! passt also obacht, entweder auf der festivalseite oder auf der ihrer facebook seite solltet Ihr alles zum erweiterten vorverkauf erfahren. ab denn! und: bleiben!