Montag, September 26, 2011

konzert: laura stevenson & the cans, 24.09.11

meine wie stets die liebste begleitung meinte beim anschließenden bummel über das trottoir der kleinststadt: "mensch, was für eine süsse!", und ich gab ihr unumwunden recht. so einigte sich ein liebespaar auf eine gemeinsame formel, die es nicht gefährden kann. denn mit laura stevenson trafen wir eine zwar unabhängige und doch gerade erst flügge gewordene musikerin, die nicht nur dank ihrer tiefen augen und der freudig erregten art, sich dem leben mitzuteilen, begeisterte, sondern und vor allem wegen ihrer musik. einer ausdrucksstarken, gebundenen form des folkpops, der sich anleihen sucht beim indierock, beim alt. country und im genre des singer/songwriter. dass sich die junge frau aus new york einen namen machen konnte, verdankt sie eindeutigen alleinstellungsmerkmalen. zuvorderst einer stimme, wie ich sie live lange nicht dergestalt gehört habe. so wach, so unverkrampft agil, so fest, so jugendlich stürmisch, so gewachsen und konzentriert.

mehrmals musste sich laura vom mikrofon wegbewegen, um nicht zu laut zu werden, sie hätte den abend locker ohne verstärkung bestreiten können. diese kraft, diese verschwenderische energie! brillant, wie sie in den höhen fest und sicher die töne hielt, aufregend, wie sie dem einzelnen song eine eigene färbung verpasste, erschöpfend, wie sie durch die lesarten stapfte, ekstatisch, was sie in mir auslöste. nun, zum anderen eine den stilen untreue musik, die sich dank einer ausgezeichneten band satt und zugleich filigran aufzustellen wusste. hier das akkordeon, dort die gestrichene e-gitarre, hier das polternde schlagwerk, dort der reife bass. eine art unverwechselbarkeit entsteht dort, wo sich viele bereits versucht haben.

die kulturschranne zu dachau hatte geladen, eine recht frisch eingeweihte institution der ambitionierten stadt vor den toren münchens. im fein ausgeleuchteten altstadtteil, in dem sich lädchen und wohlschmeckerlokationen die klinke in die hand geben, findet sich neben der st. jakobskirche in der ehemaligen martkhalle die neueste attraktion in sachen kultur. das gehobene niveau äußert sich unmissverständlich, ambiente und gäste fixieren einen stil abseits von stehkonzertkultur. so suchen auch wir uns einen platz an tischen, die auf mahlzeiten vorbereitet sind, weniger auf den genuss von tonaler kunst. doch wir irren, wenn wir erste anzeichen negativ deuten wollten. die gebannte aufmerksamkeit zielt nur auf laura stevenson. wenngleich sich das publikum, zumeist die dreißig schrammend oder deutlich darüber, zunächst leicht reserviert zeigt, es lässt seiner begeisterung ob des traumhaften vortrags von laura und kollegen freien lauf. neben der sympathischen frontfrau, die die zwangspausen zum stimmen ihrer wunderschönen fender telecaster nutzte, um deutschbrocken und launige sprüche loszuwerden, überzeugten alle vier begleitmusiker von the cans. mike campbell wippte stets im basslauf und erzeugte dichte, in abhängigkeit zum gedrosselten schlagwerk (denn dave garwacke musste etwas die luft herausnehmen) stehende salven. immer wieder sah sich laura nach ihrem drummer um, ob er nun nicht doch etwas zu heftig in die felle kloppen würde. rechts neben ihr, viel geruhsamer, der gitarrist peter naddeo, der mit nerdbrille bewaffnete sorgte für die ziselierten momente, wenn ein song nach glanz verlangte. zum schluss holte er gar den bottleneck heraus. schließlich, man nahm ihn durchaus wahr, obwohl er fast das gesamte konzert über die augen verschloss, ergänzte alex billig die band um sein akkordeonspiel, das sich vortrefflich in das aufgeräumte soundbild integrierte.

die setlist war ausgesucht, wenn nicht gar ausgezeichnet. auszüge gab es sowohl aus dem erstling als auch aus dem aktuellen album "sit resist", welches im klienicum in ausführlicher beschau hier vorkommt. highlights? ohne ende. "master of art" zum beispiel, da laura zum ersten mal an diesem abend die stimme so richtig ausfuhr und man erahnen konnte, was in diesem kleinen geschöpf alles so stecken könnte. oder der start mit dem auch das album beginnenden "halloween pts. 1&2", da lauras gesang so wundervoll mäandert und ein erstes gurren und surren und säumen hörbar wird. oder das bezaubernd liebliche "the healthy one", da man aufspringen wollte, um lustig mitzutanzen. man, hätte das rund geglotzt. ich hab mich gezügelt. oder "holy ghost", das uns laura solo darbot. da hätte ich mit einstimmen wollen. oder auch in den blues von "caretaker". oder das hook verliebte "8-08", oder oder oder. kauft die alben, hört selber und seid begeistert von einem jungen talent. mein dank geht an nikita und tobias, sie wissen warum.
setlist: halloween pts. 1&2 / caretaker / the pretty one / holy ghost / the healthy one / master of art / web (?) / a shine to it / i see dark / nervous rex / bell + whistles / beets untitled / 8-08
laura stevenson & the cans - master of art

26.09.2011 Erfurt (DE), Franz Mehlhose
27.09.2011 Prague (CZ), Potrva
28.09.2011 Kosice (SK), Tabacka
29.09.2011 Graz (AT), Forum Stadtpark
30.09.2011 Celje (SI), Kino Metropol
01.10.2011 Vienna (AT), Haus der Musik

2 Kommentare:

Gudrun hat gesagt…

Ich habe die Band in Dresden Anfang September im Rahmen des Sound of Bronkow Festivals gesehen und hätte dieses positive Erlebnis auch gern so gut ausgedrückt beschrieben... Ja, die Truppe ist live und hautnah der Hit, oder? Meine Befürchtung beim Blick auf das Auftrittsprogramm war - die haben sich zu viel vorgenommen. Unser Konzert war ja das zweite in Deutschland (und auch das zweite an dem Tag...). Aber wenn die Energie nun 3 Wochen später immer noch so da ist, dann haben die einfach so viel Energie, das durchzuziehen... Schön! Und Danke für den schönen Bericht aus Dachau.

E. hat gesagt…

sie hatten sehr viel spaß, wirkten eher gelassen denn gestresst oder gar erschöpft. am folgenden tag ging es zudem noch aufs oktoberfest, wobei laura bedenken hatte, ob sie dorthin passen würde, sie trinkt kein bier und ist vegetariarin...

danke für deine rückmeldung!