der sonntag begann mit einer überrasschung. fast schon traditionell. dass es sich in diesem jahr um the great crusades handeln würde, munkelte man bereits im vorfeld. nicht nur dass sich die truppe gerade auf tour befand, war ein indiz dafür. wer die augen offen behielt, konnte der sympathischen band gar bereits am samstag über die füsse stolpern. kurz aus dem versteck hervorlugend, vertrat sich der vierer vor dem glitterpalast etwas die beine. umso lockerer und entspannter zeigte sich der vierer auf der von der mittagssonne beheizten bühne. von anfang war klar, hier würde nicht lange gefackelt. mit "vandalia" und "sometimes on sundays" gab es zunächst zwei songs vom neuen album "thieves of chicago". von hinten knüppelte waidwund der drummer, im stehen. der bass und die gitarren zwangen die melodien in form. mit griffig angerauter stimme stiess brian krumm die pamphleten gleichen texte heraus.
der bewegungsfreudige frontmann nahm die bühne in beschlag und zog die blicke der vielfach anwesenden auf sich. die unbeschlagene art der amerikaner kam natürlich an, denn hier trafen schließlich altbekannte aufeinander. bei klassikern wie "sons & daughters" sang man gemeinsam oder blies ein kräftiges "feels so good" aus dem gleichnamigen song in die wabernden lüfte. feste werden gefeiert, so wie sie fallen. krumm ließ es sich denn auch nicht nehmen, den kleinen absperrzaun zu entern, um die nähe zum publikum zu suchen. sichtlich gefährlich schwankend, behielt er dennoch dank unterstützender hände die kontrolle. natrülich ging alles gut. es war sonntag mittag, die sonne brannte, die zuschauer waren entspannt und neugierig, die band froh, wieder hier am start sein zu dürfen.
der frühe nachmittag erwies sich bereits häufig als die beste zeit für die etwas stilleren auftritte. während die zuhörer noch darum kämpfen, langsam und allmählich in den tag zu kommen und die geister der vergangenen nacht zu bekämfen, lüften bands wie rue royal in geheimer misson die bockenden und trotzig sprotzelnden hirnwerke ihrer zuhörerschaft. da liegt der bedacht mehr auf stetigkeit und konsequenz als auf zeichensetzung und überhöhung. und wenn das ehepaar etwas besonders gut kann, dann sich mit genügsamkeit und ausdauer in die herzen zu singen, sich in den köpfen einnisten und zwanglos auszubreiten. die beturnschuhten künstler wichen für ihr set nicht von der stelle, waren sie doch gezwungen per fußpedal für den richtigen rhythmus zu sorgen.
daneben steuerte brookln dekker per gitarre die gewichtigkeit und ruth dekker via keyboard und kleinerer rhythmusinstrumente das verzücken bei. ihre stimmen vereinigten sich daneben zu einem chor der harmonie. wer aber glaubt, dass die musik wagnisfrei wäre, der irrt. auf dem arm von brookln sind viele dünne streifen in regelmäßigen abständen zueinander tätowiert, in allen farben, man meinte aus der ferne, die spektralfarben des regenbogens abgebildet zu sehen. von hell zu dunkel, vom leuchtenden blau zum gewaltigen violett. so ringen auch die lieder von rue royal mit glück und pein, mit trauer und hoffnung. dass schließlich die liebe siegt, hat seinen ursprung vermutlich in der vertrauten verblindlichkeit der beiden. sie singen wie zwei passgenaue schuhe miteinander gehen, sie musizieren im gleichschritt ohne dem gleichmaß ehre zu erweisen, sie performen unaufgeregt, doch nie auf eine art, bei der sie ihre zuhörer verlören. sinniglichkeit ohne schmus, herzlichkeit ohne distanzlosigkeit, professionalität ohne penetranz, alles auf ein rechtes maß geschraubt. das wurde angenommen. sehr sogar. die begeisterung des pubklikums brachten so manches lächeln auf die gesichter der beider briten.
tanzende haxen all überall. auf der bühne wie auf der grünen wiese. nicht zufassen, dass sich bei der brütenden hitze menschen in bewegung brachten. doch der auftritt von keston cobblers' club war wahrlich inspirierend, animierend, motivierend. nicht nur die attraktive und aufmunternde frontfrau, auch der rest der freundlichen und jungen truppe zeigte von anfang an höchste begeisterung für das handwerk und der damit einhergehenden aufgabe zu unterhalten. und das wollten und taten sie. rhythmisch befeuert, garniert mit den klangtaten aus ihrem diversen instrumentarium stampften und polterten sie (im wohlmeinensten sinne) durch ihr set. traulich akzentuiert und sehr bewusst ausrufezeichen setzend, spielte die band mit tempowechsel, verschlagenheit im beat und immer wieder mit neuer befeuerung, so dass nicht nur durch die band ein ruck ging, sondern sich auch mehr und mehr festivalbesucher aufgefordert sahen, am tanzvergnügen teilzuhaben.so wurde es ein gegenseitiges anheizen und abfeiern. die ständige interaktion von der bühne ins auditorium sorgte mehr und mehr für aufkeimenden tanzmut.
akkordeon, tuba, tamburin, trompete, gitarren, keyboard und diverse perkussionsinstrumente griffen ins vergnügen ein und erhöhten immer wieder die schlagzahl. im gemeinsamen harmoniegesang trat die band nur zögerlich wieder von der bühne. ein gefeierter und nicht zu vergessender auftritt.
dem sollten noch einige folgen, denen wir im letzten teil dieses berichts tribut zollen wollen.
4 Kommentare:
Irgendwie sehr passend, dass ich Deinen Bericht vom Sonntag lese, während ich noch sehr traurig bin, dass die Keston Cobblers heute nicht bei mir spielen, wie es eigentlich abgemacht war. Das Wetter ist wie für ein Konzert mit diesen Tanzmäusen gemacht... Lieben Dank für die Berichte (alle)!
schön, dass die great crusades wenigstens in beverungen ein ihnen gebührendes publikum hatten. in das konzert vor ein paar wochen in münchen haben sich gerade mal geschätzte dreißig leute verirrt, und das bei einem eintrittspreis von 10 eur und einer mehr als brauchbaren vorband. die combo hatr sich am ende des konzerts von jedem besucher persönlich per handschlag verabschiedet (ernsthaft!).
bilder von diesem denkbaren abend unter www.gerhardemmerkunst.wordpress.com
viele grüße,
gerhard
was kam denn den cobblers' dazwischen, gudrun?
@gerhard: danke für die rückmeldung. in münchen habe ich die crusades ja auch verpasst (wir waren gar vorher in verhandlung wegen eines hauskonzerts...). aber die band lohnt immer.
Vom Keston Cobblers' Club hätte ich gerne mehr gesehen/gehört. Leider mussten wir wg. der Wetterverhältnisse vom Gelände 'fliehen'...
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