mal wieder arg skeptisch gewesen. allein schon die nachricht, dass kathryn williams bei one little indian untergekommen sein soll, gereichte zu einem gequälten lächeln. zu oberflächlich. meine persönliche behandlung der thematik. und "two" in den ohren, die kollaboration mit neill maccoll aus 2008. zu schluffig, zu sehr auf schönklang getrimmt war mir das bis dahin letzte lebenszeichen der in liverpool geborenen songwriterin. "the quickening" erscheint am 22. februar auf eben jenem label, auf dem sich zuletzt kill it kid oder official secrets act ein zuhause holten, wo sich asobi seksu, björk, rose kemp oder dan sartain um die besten plätze streiten. passt das? passt. die bestechenden argumente sind in diesem fall die akustische präsenz von sparsamkeit, die ausgewogenheit im arrangement, die dezente kraft kathryns stimme, die diversität in den klangbildern, die zur spontanität erzogenen musikanten. denn an den vier tagen, die für die live- aufnahmen zur verfügung standen, galt, neben der maxime nicht mehr als drei lieder täglich in angriff zu nehmen, die regel: keiner hört die songs vorher. so: "Says Kathryn 'When I listen to the songs now, I can see that room in Wales, remember what each take felt like, with my heart in my mouth, wanting to get to the end without a fuck up'." entstanden ist das achte werk williams im norden wales unter der federführung von bryan derwen. es hat eine einzigartige, eigentümlich heitere und doch subtile, melancholische stimmung. die atmung des werkes ist frei, es ist ungebunden und doch so persönlich wie man sich in eine erfundene figur hinein interpretieren kann, um ihrer selbst zu sein.
1.) "50 white lines": ein song über die langen fahrten während einer tour, hinter der gitarre, dem glockenspiel und dem akkordeon zählt eine männliche stimme die vorbeiziehenden lichter, eine fabelhafte melodie, ein ohrwurm, gefasst vorgetragen von kathryn, geschrieben mit unterstützung von david scott, einem langjährigen begleiter und gitarristen,
2.) "just a feeling": präsentiert eine jugendliche sängerin, deren stimme wärme und distanz zugleich ausstrahlt, das soundbild ist von einer gezogenen quetsche im hintergrund abgedeckt, vorne dominieren die flinke sechssaitige und das frevelfreie gesangsorgan, ein schwebendes ding dieses lied, wie es fragt: "what if love is just a feeling?",
3.) "winter is sharp": gemahnt an traditionellen english folk, mitsamt ukulele und leier, akkordeon und dem würdevoll getragenen gesang, der durch den backgroundchor verstärkung findet, das treiben nimmt lauf auf und befeuert sich bis zum fast überbordenden ende,
4.) "wanting & waiting": ein träumerisches, erneut melodiös anschmiegsames lied über die flucht vor dem job hin zu den romantischen stunden des abends und der nacht, zur liebe, stolz und ungebrochen erzählt es mit unterstützung von banjo und piano von der verzehrenden zuversicht, kathryn: großartig!,
5.) "black oil": ein anderthalb minütiger zwischenschritt, einmal die stimme im hall erheben, zu leuchtend gelben blumen und vögeln "head to toe in black oil", lasset der interpretation freien lauf,
6.) "just leave": perkussion auf notwendig reduziert, piano, gitarre, wenig was als soundgewebe im wege steht, aber das dräuende ist da und dazu die schwelende trennungschwere: "just leave, just leave, just leave", einer der schönsten tracks des albums, anspieltipp,
7.) "smoke": "It’s a little world of rules I couldn’t write down but I work to them and around them, and I know my way around that world,’ says Kathryn of her song writing itself, ‘I’m forever scared that the way of making the songs will leave me. But in the end, that is part of what drives me."; sagt kathryn und singt schließlich wieder über eine beziehung: "holding you is like holding smoke…, i kiss and i blow and you float out of sight.",
8.) "cream of the crop": der zweite song, den kathryn mit david scott schrieb, lebt von einer aufgeräumten barjazz atmosphäre und der getäuschten bierflaschen perkussion, die von einer kühlen williams flankiert wird,
9.) "there are keys": ein atmosphärisch dichterer sound, ein vertrautes thema, die liebe, die unsicherheit ob ihrer sicherheit, zaghaftes betreten der aus tönen gewebten oberfläche,
10.) "noble guesses": auf kathryn williams muss man sich schon einlassen, sie hat eine wenig prägnante, dafür aber weiche, formbare und vertrauenswürdige stimme, wie die einer großen schwester, und wenn sie dann über lücken im periodensystem oder über jene singt, die in einem fotoalbum auszumachen sind, aus dem polaroids herausgenommen wurden, folgt man unvermittelt,
11.) "little lesson": hier hatten nev clay und simon edwards ihre finger mit im spiel, ein song, der mich mehr als andere an ricke lee jones gemahnen lässt, die stimmliche ähnlichkeit wird durch ihren vergleichbaren umgang ergänzt, zwar arbeitet kathryn weniger nasal als es die amerikanische kollegin tut, aber das halten der töne und ihre bearbeitung im abgang sind vertraut,
12.) "up north": piano, indirekte perkussion, flötengleiches, ein schunkler, eine belegte ballade, der refrain geht ans eingeweide.
kathryn williams hat mich mit einem so beweglichen und doch gleichzeitig stillstand übenden werk überrascht, dass ich mich zum loben hinreissen lassen muss. denn sie setzt bei "the quickening" auf die richtigen pferde. ihre stimme, die ganz in die nähe des hörerohres gerückt wurde, die melodienvielfalt, die nicht aufwirft und falten schägt, sondern die unterm saum mit eingenäht wurde und dem ganzen halt und stabilität verleiht, die ornamentierung, die so wohldosiert und harmonisiert funktioniert, die gelassenheit und zuversicht, die solch ein album ausstrahlen kann. ihre erste arbeit für one little indian muss man als gelungen bezeichnen. und wenn sich das label daran macht, die archive der mittdreißigern zu öffnen, kann man auf so einige perlen hoffen. zudem soll es demnächst ein album mit kinderliedern von ihr geben und ein erstes zeichen ihres nebenprojektes the ish inventors. für "the quickening" gibt es sehr gute *** - ***1/2.
2.) "just a feeling": präsentiert eine jugendliche sängerin, deren stimme wärme und distanz zugleich ausstrahlt, das soundbild ist von einer gezogenen quetsche im hintergrund abgedeckt, vorne dominieren die flinke sechssaitige und das frevelfreie gesangsorgan, ein schwebendes ding dieses lied, wie es fragt: "what if love is just a feeling?",
3.) "winter is sharp": gemahnt an traditionellen english folk, mitsamt ukulele und leier, akkordeon und dem würdevoll getragenen gesang, der durch den backgroundchor verstärkung findet, das treiben nimmt lauf auf und befeuert sich bis zum fast überbordenden ende,
4.) "wanting & waiting": ein träumerisches, erneut melodiös anschmiegsames lied über die flucht vor dem job hin zu den romantischen stunden des abends und der nacht, zur liebe, stolz und ungebrochen erzählt es mit unterstützung von banjo und piano von der verzehrenden zuversicht, kathryn: großartig!,
5.) "black oil": ein anderthalb minütiger zwischenschritt, einmal die stimme im hall erheben, zu leuchtend gelben blumen und vögeln "head to toe in black oil", lasset der interpretation freien lauf,
6.) "just leave": perkussion auf notwendig reduziert, piano, gitarre, wenig was als soundgewebe im wege steht, aber das dräuende ist da und dazu die schwelende trennungschwere: "just leave, just leave, just leave", einer der schönsten tracks des albums, anspieltipp,
7.) "smoke": "It’s a little world of rules I couldn’t write down but I work to them and around them, and I know my way around that world,’ says Kathryn of her song writing itself, ‘I’m forever scared that the way of making the songs will leave me. But in the end, that is part of what drives me."; sagt kathryn und singt schließlich wieder über eine beziehung: "holding you is like holding smoke…, i kiss and i blow and you float out of sight.",
8.) "cream of the crop": der zweite song, den kathryn mit david scott schrieb, lebt von einer aufgeräumten barjazz atmosphäre und der getäuschten bierflaschen perkussion, die von einer kühlen williams flankiert wird,
9.) "there are keys": ein atmosphärisch dichterer sound, ein vertrautes thema, die liebe, die unsicherheit ob ihrer sicherheit, zaghaftes betreten der aus tönen gewebten oberfläche,
10.) "noble guesses": auf kathryn williams muss man sich schon einlassen, sie hat eine wenig prägnante, dafür aber weiche, formbare und vertrauenswürdige stimme, wie die einer großen schwester, und wenn sie dann über lücken im periodensystem oder über jene singt, die in einem fotoalbum auszumachen sind, aus dem polaroids herausgenommen wurden, folgt man unvermittelt,
11.) "little lesson": hier hatten nev clay und simon edwards ihre finger mit im spiel, ein song, der mich mehr als andere an ricke lee jones gemahnen lässt, die stimmliche ähnlichkeit wird durch ihren vergleichbaren umgang ergänzt, zwar arbeitet kathryn weniger nasal als es die amerikanische kollegin tut, aber das halten der töne und ihre bearbeitung im abgang sind vertraut,
12.) "up north": piano, indirekte perkussion, flötengleiches, ein schunkler, eine belegte ballade, der refrain geht ans eingeweide.
kathryn williams hat mich mit einem so beweglichen und doch gleichzeitig stillstand übenden werk überrascht, dass ich mich zum loben hinreissen lassen muss. denn sie setzt bei "the quickening" auf die richtigen pferde. ihre stimme, die ganz in die nähe des hörerohres gerückt wurde, die melodienvielfalt, die nicht aufwirft und falten schägt, sondern die unterm saum mit eingenäht wurde und dem ganzen halt und stabilität verleiht, die ornamentierung, die so wohldosiert und harmonisiert funktioniert, die gelassenheit und zuversicht, die solch ein album ausstrahlen kann. ihre erste arbeit für one little indian muss man als gelungen bezeichnen. und wenn sich das label daran macht, die archive der mittdreißigern zu öffnen, kann man auf so einige perlen hoffen. zudem soll es demnächst ein album mit kinderliedern von ihr geben und ein erstes zeichen ihres nebenprojektes the ish inventors. für "the quickening" gibt es sehr gute *** - ***1/2.
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