Donnerstag, Mai 31, 2012

konzert: orange blossom special 16, teil 6

der sonntag strahlemann war schon früh wach. die weser floss freudig neuen ufern entgegen. der festivalbesucher durfte sich an einem mittäglichen überraschungsgast ergötzen und wusste doch recht bald, dass sich dahinter nur chris eckman verstecken konnte, der als feste größe auf dem obs zu zählen ist.

mit the frictions führte er die jungs auf die bühne, mit denen er seit 2006 zusammenarbeitet, an der gitarre bernard kogovšek, am bass tomi popit und an den drums luka salehar. gemeinsam zelebrierten sie einen kraftvollen tagesauftakt mit rock 'n' roll, der sich allzugern aus geschliffenen gitarrenfahrten speiste. immer wieder mäanderten die elektrischen durch das sonnenheiße mittagsrund. doch dem schweiß entgegen bewegte sich schon früh die begeisterte masse. eckman erhält hier jedes jahr aufs neue, egal mit welcher kombo er antritt, den gebührenden empfang. "last resort" ist so ein gerät, das sich nicht verharmlosen lässt, die gitarren gierten und drängten das schwere drumming in den hintergrund. diese musik ist auf das wesentliche reduziert, sie entblösst den grundcharakter. "halogen sky", das debutwerk dieser band, wurde komplett zitiert, neben dem erwähnten "last resort" u.a. auch mit "cut & run", mit "road", diesem angegangenen, auf gegniedel angesetzten alternative- süppchen, und dem so wunderbar ins ohr gehenden "new caledonia". ergänzt wurde der 7tracker um das bejahrte "the stopping off place" und um den "revolution blues", eine neil young reminiszenz, die nicht von ungefähr teil des programms war, da der sound von the frictions durchaus erinnerungen an crazy horse zulässt. eine runde sache wars.
setlist: cut & run / last resort / road / undertow / new caledonia / stopping off place / killing of a chinese bookie / ghost rider / revolution blues

mit kevin hamann aka clickclickdecker kam kein alibi- deutschsprachiger auf die bühne, sondern einer, der der heimatlichen sprache das abringt, was man eben nicht alle tage zu hören bekommt. seine geschichten sind genaue beobachtungen, im brennpunkt das eigene ich und der zuweilen abgestrafte gegenüber. da darf es schon mal derb werden, ohne verbalinjurien zu benutzen. das ist eben eine kunst. an seiner seite oliver stangl. zuspruch holten sie sich schnell ab, verspieler wurden überspielt, gelacht wurde viel. das vergeht einem schon mal bei einem song wie "immerhin beabsichtigt", das widerum erfreulich im lemonheads klassiker "outdoor type" endete. die harmonisierenden stimmen der beiden künstlern wehten wie selbstverständlich über den glitterhouse garten und fesselten wohl auch die, die sich erst wenig versprachen. dass mit "schutzraum" tatsächlich ein song von befreundeten musikern (peer) zum highlight avancierte, schmerzt den songwriter ein wenig selbst, wie er angibt. nun, was den hamann allerdings und vor allem ausmacht, ist, dass man ihm abnimmt, wovon er singt. das klingt nicht nur glaubhaft, sondern hat eine tief empfundene und durchlittene dimension. das drama ist in gewisser weise aufgearbeitet und doch aus dem blick zurück nicht ohne zweifel. das macht sympathisch. hier fliessen die worte nicht um ihrer selbst willen, sondern um den richtigen ausdruck zu jagen. feiner, erinnerungswürdiger auftritt.

auch viel erwarten durfte man sich von nive nielsen & the deer children. ihr album "nive sings!" hatten wir an anderer stelle bereits bejubelt. und so enttäuschte die grönländerin auch nicht und wartete mit einigen pretiosen aus diesem überaus ansprechenden debut auf. die sympathische inuit wirkte auf den ersten blick etwas schüchtern und scheu und doch wies sie während des soundchecks die mitarbeiter mit klaren ansagen an, worum sie sich sorgen machte oder was sie gern umgesetzt gesehen hätte. "faust dick hinter den ohren", fiel mir dazu ein. mit all ihrem charme saß sie denn auf einem hocker, mit überschlagenen beinen, vor ihrem aufnahmebereiten publikum und fesselte es von der ersten note an. schon ein song wie "room" bannt. lediglich von einer knallroten ukulele in die gänge gebracht, wogte die stimme nives wie ein papierschiffchen auf offener see. und der verliebte refrain erst, "this is a room full of you", yeah! wer wollte da nicht folgen? oder der folkschunkler "good for you", da nive samten hauchte und sich nach und nach die instrumentale meisterschaft ihrer mitstreiter um sie herum aufbaute. die mit schweren schlegeln geschlagenen trommeln, das cello gewerk, der standup bass, die e-gitarre... die bunte mischung menschen auf der bühne spielte sich in einen flow und nahm das auditorium im flug. allen voran die immer wieder vergnüglich lachende und sichtlich bewegte nive.

room by nivenielsen

den nachmittag beendete schließlich the travelling band aus dem uk. die wild anzuschauende truppe machte den frieden mit allen jenen, die ein wenig auf halbwegs klassischen folk gehofft hatten. den, mit einer prise pop und durch aus rockistischen einflüssen, boten die leidenschaftlichen fünf. da sang die hammond, da kreisten die gitarren und vor allem harmonierten die gesänge. immer wieder fielen die stimmen übereinander und breiteten sich wohlig aus. die freude war bald auf beiden seiten. auch das publikum fand gefallen an dieser temporeichen wie zugleich befriedeten veranstaltung. das ging tatsächlich zusammen. hervorzuheben ist natürlich ein herausragender track wie "sundial", der sich so wunderbar drehte und verschwendete, der einem sofort ins blut ging. oder "battlescars", der zunächst an der akustischen hibbelte und hüpfte, der sich alsbald aber zum gleißenden stomp entwickelte. oder "hitchiker", den die band inmitten des publikums zu spielen wagte. dabei drehten die jungs noch eine runde und verschwanden schließlich im orbit. the travelling band gaben dem sonntag eine besondere textur der lebensfreude und harmonie, der festivalgedanke wurde hier mit bunten blumen bemalt. vergleiche mit genre ähnlichen bands sind übrigens müßig, dafür ist das ensemble unverwechslbar und ganz eigen und deshalb allemal eine empfehlung wert.
setlist: one dime blues / fairweather friends / only waiting / screaming is something / horizon me & you / battlescars / weary beaten road / sundial / magnetic anywhere / sweet city / hitchhiker

so, einen gibts noch, the fog joggers, the flying eyes und spain fordern ihre plätze ein...

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