die dritten im bunde des freitäglichen vorabendlichen sets waren the moon invaders. den belgiern oblag es in die abenddämmerung zu spielen, einem der schönsten festivalaugenblicke, wenn das rund in sanfte melancholie getaucht wird. doch damit hatte die ska- rocksteady- early reggae- combo so gar nichts am hut. im gegenteil bliesen die neun jungs von beginn an jegliche andeutung von sanftem tagesausklang weg. vorangetrieben von den amerikanern matthew und thomas hardison an den mikros, die ihre songs gern in new orleans manier eintexteten, hob die band zu einem fulminanten auftritt an. die dreierpackung gebläse am rechten flügel aus david loos am sax, manghi murinni an der posaune und cédric manche an der trompete feierten die viel zu selten gehörten stile aus der ferne, die sofort und ohne viel zutun in der menge widerhall fanden. alles, was zwei beine hatte, tanzte oder bewegte zumindest den hintern.
komplettiert durch sergio f. raimundo an den keys, mike bridoux an der gitarre und nicolas léonard am schlagzeug entwickelte die kombo einen sog, dem man willentlich nicht entkommen konnte. der reggae anschlag und schon kopfnickte man, der im beat verhangene gesang und der schwung übertrug sich auf die hüften, spätestens, wenn die blechbläser einstiegen war man ganzkörper unter strom. vielleicht waren the moon invaders ein tatsächlich außergewöhnlicher act für das orange blossom, sie waren aber ein passgenauer. denn wo vorher zurückgenommenes und introspektives regierten, nahm die lebensfreude die insignien der macht in die hand. zurecht, wenn man einem leben frönen will, das sich beider pole bedient. und so jubelte von der bühne ein chor des festes und der lebensfreude, ob im wiegen der reggaenummer "congo square" oder im wiederbeleben der herrlichen coverversion von "all i have to do is dream" oder aber im stomp von "rocking chair". ein überraschendes wie belebendes konzert!
setlist: i believe / just a po'boy / pick up the pieces / different strokes for different / baby, i know / right on / rebel with wallet / dream dream / rockin' chair / bet your bottom dollar / consciousness / congo square / big bar boo / lude / why? / creole crime / got a love / sweet tater pie / keep my love / katrina
setlist: i believe / just a po'boy / pick up the pieces / different strokes for different / baby, i know / right on / rebel with wallet / dream dream / rockin' chair / bet your bottom dollar / consciousness / congo square / big bar boo / lude / why? / creole crime / got a love / sweet tater pie / keep my love / katrina
the moon invaders - bet your bottom dollar
die nacht stand ganz im zeichen des großen gefühls. the miserable rich hatten auf dem obs 13 gezeigt, wie kammerfolk auf großer bühne funktionieren kann. doch die ausrichtung der truppe um den charismatischen sänger james de malplaquet hat sich etwas gewandelt. ein kraftvolleres soundbild beherrscht die szenerie. die zusätzliche power eines schlagzeugs tut ihr übriges. der finesse ihrer kompositionen kommt man nicht mehr so schnell auf die schliche. so entstehen dichtere kapitel eines erzählwerks aus liebesdingen und geistergeschichten, "hätzshmätz- things" und zwischentexten, die dem frontmann selbst auf deutsch leicht von der zunge gehen.
die interaktion ist stimmig, irgendwo zwischen entertainment und untergejubeltem affront. de malplaquet darf das. genauso wie man seinen exaltierten gesang auszuhalten gewillt ist, weil er in seiner lieblichkeit den stolz und die arrogante geste verdrängt. wunderschön und fast schon aufregend ist es, sich in den taumel von beispielsweise "ringing the changes" zu begeben. die streicher rangen nach luft, das piano zückte die belebtere note, im fahlen rhythmus drehten sich die sterne und die nie um akzente ringen müssende stimme walzert lustvoll und publikumsverliebt. die melodiösen verzwickungen, die harmonischen vertracktheiten, die verflochtenheit manch arrangements bezeugten die musikalischen qualitäten der britischen band, die belebtheit neu zu definieren weiß. das still bewachte "true love", rudernd, wie um sich aus verschüttung zu befreien. die stimme grast die oberfläche bereits ab, während die instrumente folgen. das wässrige "honesty", das sich stetig steigernde "laid up in a lavender", das den geisterschlurf theatralisch ausbreitet, "imperial lines", das dem sänger jegliche projektionsfläche für seine rändererprobte stimme lieferte. höhepunkte waren sicher der dauerbrenner "on a certain night" und das jimmy somerville cover "i feel love". zum abschied gab es "pisshead", natürlich, und des sängers tausendfaches "vielen, vielen, vielenvielenvielen danken"!
true love by the miserable rich
was dem freitag sein de malplaquet war, war dem samstag sein scott matthew. der new yorker barde sprang aushilfsweise ein und brachte ausschließlich coversongs zum besten. ob ihm das nun leichter fiel, als auf die eigenen werke zurückzugreifen, ist schwer zu beantworten. denn auch hier ist sein vortrag der des in sich gekehrten, sparsamst changierend zwischen den polen schmerz und liebesdünkel, ganz auf die sache konzentriert. wenn er denn nicht gerade ansagen kreiert, herumalbert, gackert und an der weinpulle nippelt. sein aufgeräumtes wesen, das in den songpausen so munter drauflos lebendigt, steht im krassen gegensatz zu vortrag und verstiegenheit seines musikalischen ausdrucks. cover vortragen kann jeder, der eine klampfe tragen kann. so wie es scott tut, ist es einmalig. ab der ersten sekunde wird man mit gefühl bombardiert, wie er die lieder zu seinen eigenen macht und sie zugleich als das zu nehmen weiß, was sie sind. einakter unserer aller leben, zeugnisse von menschen, die einen ausdrucks suchten, etwas universelles fanden und denen es somit gelang, etwas in uns zum klingen zu bringen. hier liegt die stärke des scott matthew. einerseits lebhaft und fast kindlich, andererseits verinnerlicht und vom sentiment erschlagen. wie er plauderstündchen übte, sich an anzüglichkeiten erfreute und noch mehr über die reaktionen lachte, das war einfach göttlich, herzerfrischend. irgendwie drängte das gesamte gebahren selbst neil youngs "harvest moon" in den hintergrund. und ob er nun whitney houston interpretierte oder bob dylan, ob morrissey oder paul simon, ob rhianna oder es auf die sex pistols abzielte, es war mehr als nur amusement. es war eine lehrstunde. scott matthew ist der hohepriester für verloren geglaubtes, für die einträgliche kombination aus laut und leise, lustig und ernst, aus hoch und tief, aus licht und schatten. er war ein gewinn für das obs 16, mehr als nur ein ersatz für amanda rogers, der aus persönlichen gründen ihren auftritt versagte.
demnächst mehr.
demnächst mehr.
4 Kommentare:
hmmm, den scottie als interpreten von fremdwerken hätte ich auch gerne gesehen/gehört. war von euch wer am pfingstmontag bei billy bragg im ampere vertreten?
Du bist zu schnell - ich komme mit dem Lesen gar nicht hinterher. Wunderbar, wie immer...
"I Feel Love" war natürlich von Donna Summer bzw. Giorgio Moroder. Passend dazu Scotts Whitney Hoston Cover am nächsten Vormittag. Es passte einfach ales so schön zusammen...
@anonym1: nein, hatte bragg im blick, war dann aber zu erledigt, um mich am montag noch nach münchen zu begeben.
@cool: danke, viel spaß beim lesen und erinnern...
anonym2: ja, klar, da hast du recht. der cover- gedanke kam mir aber vor allem wegen des gestus herrn de malplaquets und der bezog sich eindeutig auf somerville.
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