der samstag wendete sich langsam dem abend zu, und mit kill it kid stand ein britischer vierer in den programmheften, auf den sich so mancher festivalbesucher gefreut hatte. doch auch hier kassierte das obs eine absage, wobei die gründe wohl triftiger ausfielen als bei frau rogers. (ähm, war john peel da?)
in die bresche sprang eine junge schweizer band namens navel, die sicher nur die wenigsten auf dem schirm hatten. wer zudem an navelorangen erinnert wird, dem sei gesagt, die allegorie passt. die vier burschen strotzten vor enthusiasmus, und glaubte man den einleitenden worten rembert stiewes, so musste es sich um eine sehr schmackhafte (rockige) frucht handeln. dass diese im kern eine weitere frucht enthielt, darauf kam man im ersten augenblick nicht. die schweizer bratzten ordentlich voran, jedoch war zunächst nur großgestigkeit erkennbar. sänger jari altermatt posierte, dass es sämtlichen rockheroen zur ehre gereichte. der zweite gitarrist ließ dagegen keinerlei minenspiel zu und wirkte schwer unterkühlt. nur dem bassisten und dem drummer konnte man von anfang an attestieren, konzentriert bei der sache zu sein.
nachdem die ersten ansagen auch nicht wirklich zündeten, wurde ein wenig an den allüren gefeilt und das konzert entwickelte sich zunehmend zu einer mehr als brauchbaren veranstaltung. die gründe des vierers liegen in der wütenden kombination aus alt. rock und blues und sie beherrschen sie, wenn sie selbst zu ihrer kernfrucht durchbrechen. das drumming ist hochpotent, zuweilen aggressiv, aber stets befeuernd und gleißend, der bass ist eine sache für sich, hart, aber brillant im anschlag, es war eine freude, dem burschen bei der arbeit zuzusehen, von rechts gab es stromstösse und sehr feine läufe aus der e-gitarre und dem sänger musste zugestanden werden, dass er sein geschäft ausgezeichnet versteht. (abseits jeder pose) singt er mit festem, bewegungsreichem organ und kann der bandeigenen komposition genauso seinen stempel aufdrücken wie einem motörhead cover. beispiel gebend soll "black days" erwähnt werden, dass in seiner hochzeit gitarrenströme, hochleistungssport hinter der schießbude nebst treibendem bass zusammenführte und mehr als saftig klang. die innere frucht ward erobert!
der kenner schnalzte bereits vorab mit der zunge, den neuling erwischte es unmittelbarer. die briten von erland & the carnival hatten ihr publikum in kürze im griff. alt und jung schien entzückt von der angriffslaune des fünfers. freilich war dieses vorwärts ein besonderes und unterschied sich enorm vom jenem ihrer vorgänger. denn es hing an einem ausgesponnenen klangbild, das sich ergab aus den singulären leistungen der leidenschaftlichen musiker. der hervorragende gitarrist simon tong mit herrlichen läufen und glitzernden einlagen, die wie tauben aus der hochzeitsgesellschaft aufstiegen oder der am bühnenrand hockende drummer david nock, der auf sein instrument einhieb als gäbe es kein morgen mehr und dabei so akzentuierte wirkte, dass es vielmehr erstaunlich war, dass ihm sein kit nicht um die ohren flog. oder der bursche am synthie-, elektro- (gaben-) tisch,, der nicht nur klaviereske harmonien beisteuerte, sondern sich auch um sonore beiklänge bemühte.
der differenzierte sound, der sich eben aus den klar herauszuschälenden einzelklängen ergab, wurde ergänzt um die heilsame stimme erland coopers, die immer wieder mal an jim morrison erinnerte, wenn er sich denn taumeln ließ. wie etwa beim opener "emmeline", das hook beladene lied war mehr als nur eine einladung für die gäste dieses konzerts. es riss mit und uns an diese begeisterungwillige truppe. sie verband überaus geschickt ein melancholisches, anheimelndes element mit den momenten energiegeladenheit und explosivität. folkloristisches gemischt mit electroeinsprengseln und einem geradeaus orientierten rock, das war irre und verhalf ihnen zum status der heimlichen lieblinge des obs 16. nicht zuletzt anteil hatten daran songs wie das launige "this night", das so lustvoll rumpelte und dem das piano beine machte, das drumming feuer unterm hintern und dem cooper mit stolz in der stimme den rest gab. oder "nightingale" mit sanfter note, psychverwehungen und einem kraftvollen kommen. oder das wundertütige "map of an englishman, das in sich die qualitäten eines dancefloorknallers genauso trägt wie die chance zur indiehymne. die jungs hatten die volle aufmerksamkeit und konnten sich über zu wenig applaus garantiert nicht beschweren. gut, dass wir sie wieder zurück auf die bühne bekamen! (wie hieß eigentlich das gerät, mit dem erland fiepsige geräusche erzeugte und viel zu schnell für meine kamera hantierte - siehe foto...?)
setlist: emmeline / derby ram / carnival / map of an englishman / arabian sea / was you ever see / trouble in mind / everytime / the tempest / nightingale / this night / gentle gwen / one morning fair / you don't have to be lonely / the sweeter the girl the harder i fall / whistling (?) / stack o lee / love is a killing thing
setlist: emmeline / derby ram / carnival / map of an englishman / arabian sea / was you ever see / trouble in mind / everytime / the tempest / nightingale / this night / gentle gwen / one morning fair / you don't have to be lonely / the sweeter the girl the harder i fall / whistling (?) / stack o lee / love is a killing thing
mein persönliches typisches zeichen eines festivaltagendes sind die schmerzenden fußsohlen. auch heuer brannten sie pünktlich zur nacht höllisch. das stehen wurde nach für nach zur qual. die umbauten für immanu el zogen sich etwas in die länge, da der kronleuchter umgehangen werden musste. ein video stand auf dem plan und benötigte deshalb einen ungehinderten flimmerweg. ich wechselte von rechts auf links, von links auf rechts und hoffte auf unterhaltsames, um wenigstens für etwas mehr als eine stunde den schmerz vergessen zu machen. um es vorweg zu nehmen, es gelang den fünf schweden auf geradezu fulminante weise. während über die leinwand wellen in slowmotion rauschten, schiffe kreuzten und die sonne in den schillernsten farben im meer versank, zelebrierten immanu el ihren sinfonischen postrock, der auf eine weise ergriffenheit erzeugte, wie ich es kaum für möglich hielt.
der samstagsentschluss zu gehen stand fest, da hielten wir mit den göteborgern am hier und jetzt fest. aus der satten, manischen schlagwerkromantik heraus und einem bass, der wirkpfeile abschoss, entstanden eindrucksvolle plattformen, auf den sich die gitarrenströme in- und umeinander verbinden konnten, einem rausch gleich wogten die tonalen massen und hielten doch an der gängelleine des piano aus. und als wäre es nicht genug, thronte über allem der elegische gesang von claes und per strängberg. die beiden blondschöpfe griffen mit ihren hellen stimmen nach herz und seele. der dichte sound machte vergessen und schließlich empfand man kaum noch unterschiede zwischen den instrumentalfahrten und konnte sich mit blick auf die eindrucksvollen videoeinlagen fallen lassen. schmerzen in den füssen? keine ahnung, hinterher vielleicht wieder. aber das aufgewühltsein nach dieser in die dunkelheit gestellten performance war enorm. für eine nachbetrachtung oder um ein wenig dieser schreiberei folgen zu wollen, sind titel wie "skagerak", "into waters", "to an oceans" usw. zu empfehlen, die sich auf dem aktuellen album "in passage" wiederfinden lassen. großes kino, im wahrsten sinne des wortes, denn wer kann so eindrucksvoll zugleich schweren seegang und die flaute des windes nachzeichnen. irre!
skagerak by immanu el
der sonntag folgt...
4 Kommentare:
Auf Erland & the Carnival konnten sich alle einigen. Die Konsens-Band dieses OBS - aber war ja auch toll! Und ja, Simon Tong -> The Verve, jetzt weiß ich auch woher ich den kannte...
in seiner vita darf man the good, the bad & the queen nicht vergessen, zu teilen blur, gorillaz... produzententätigkeit, eigenes label, rühriger bursche.
grandios viel Spaß schien er aber nicht zu haben...
doch doch, er war konzentriert.
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