Dienstag, März 27, 2012

konzert: frameworks festival, 25.03.12

das frameworks festival münchen bleibt mir in gewisser weise nicht gewogen. am drumherum, dem lineup, der hervorragenden location, an allem gibt es nichts zu rütteln. nur ich komme nicht auf die beine, um die auf jeweils drei tage angesetzte veranstaltung nahtlos verfolgen zu können. waren im letzten jahr zeitprobleme grund genug, um nur einen abend im mug zu verbringen, so hat man mich heuer schwer angeschlagen gesehen und mit halber kraft den samstag mitnehmen. der hatte es jedoch in sich. schon auf dem papier machte sich magie breit. eingeladen waren der aus lüneburg stammende andreas otto, der seit ca. 2001 unter dem moniker springintgut musik macht, dazu sylvain chauveau, der tausendsassa der französischen musikszene, sowie die beiden in berlin beheimateten masayoshi fujita & jan jelinek.

gestartet wurde mit springintgut, der mit einem cello antrat und einigen elektronischen gerätschaften. am boden aufgeklebte sensoren verschafften ihm zusätzlich die möglichkeit, mit dem bogen seines instruments eine audiosoftware zu steuern. das ergebnis war eine mehr als aufregende performance, in der neben den warmen streichertönen beats, klicker- und klacker- töne, verzerrungen und eine vielzahl aufgezogener texturen eine hauptrolle spielten. das besonnene vorgehen des musikers, der ganz in ruhe den bogen mal über das cello, dann wieder durch den scheinbar leeren raum schob, stand im gegensatz zur bewegenden musik, die ihm gelang. aufbrausendes gegen stillstand, momente des innehaltens, verschiebungen, tonale stapel, die es zu entschichten galt. der aufmerksame zuhörer konnte sich leicht in dem angebot verirren. doch ein anstoss, eine leichte bewegung konnte ihn zurückholen in diese unbekannte welt, in der man anlehnung suchte im cellospiel, in zumeist kurzen fahrten, die in sicherheit wogen, die jedoch treu vereinnahmt wurden von sich wiederholenden pattern, von griffiger, wenngleich gegenzüge aufweisender elektronik. etwas ballettöses hatte sein auftritt schon, die körperliche bewegtheit unterschied sich wie die musikalie vom gewöhnlichen. doch wem der einstieg gelangt, der konnte gut folgen und trieb mit den ungewöhnlichen mustern und färbungen in seine ganz eigene welt. das instrument, also die gesamtheit aus cello und elektronischen hilfsmitteln nennt otto übrigens fello. eine von ihm kreierte verbindung aus tradition und moderne. sehr gelungen.



deutlich schwerer machte es einem da schon sylvain chauveau. der hornbebrillte und in einen etwas zu klein geratenen, roten hoody gewandete zog nicht gerade vom leder. eher unterwies er das überaus aufmerksame publikum, das erst ca. in der hälfte des konzerts in scharen das weite suchte, in minimalistik. die saiten der quergelegten akustischen gitarre wurden mit tonabnehmern beschwert, und nur zögerlich wurde man einem tonalen ereignis gewahr. unklar blieb bis zuletzt, ob man nun der entstehung von musik beiwohnte oder gar schon dem eigentlichen erzeugnis. ob das am ende nun wirklich wichtig war, kann ich auch heute nicht beantworten. denn die auf wenige momente beschränktheit, das so auf das mindeste reduzierte zog alles andere als in bann. hier ein laut, dort ein sanftes trommeln, gar ein paar zeilen, die chauveau sang, ein fiepen. es entstand weder ein motiv, noch eine textur, kein handlungsleitfaden, der einem den zugang erleichtert hätte. ein schauspiel eher war es, wie sich der künstler zwischen seinen gerätschaften hin und her bewegte und seiner betriebsamkeit letztlich - ganz ohne bewertung - nichts adäquates entsprang. die irritation war groß. der unmut schwoll an, ohne dass er sich erbrach. viele der anwesenden verliessen das kellergewölbe und ließen den musiker und die neugierigen zurück. in wenigen momenten kurz vor ende des ca. halbstündigen auftritts traf man auf bekannte größen, wie etwa verfremdeten gesang, ahnungen von gitarre und getrommel. übersetzt hat es keiner, und an diesem abend fehlte mir definitiv die abstraktionsfähigkeit. ich kenne den in belgien lebenden franzosen auch in anderen zusammenhängen und bleibe dabei, er ist ein großer seiner zunft.

sylvain chauveau - from stone to cloud by _type

den abschluss des samstags bildeten masayoshi fujita & jan jelinek. mit wenig forschung findet man heraus, dass ersterer auch unter dem pseudonym el fog aktiv ist, zweiterer nutzt u.a. den titel farben, um in solo auf sich aufmerksam zu machen. beide sind lange im geschäft, vor allem jelinek hat seit den neunziger einiges an tonträgern fabriziert. aber auch live sollte man der beiden immer wieder gewahr werden können. was für ein genuss das sein kann, bewiesen sie an diesem abend. hier der aus japan stammende vibraphonist, dort der elektrotüftler und soundgestalter. hier der bewusste einsatz von schlegeln und bögen, dort das flinke drehen an potentiometern. die grundierung war zunächst aufgabe jelineks, der sich um strukturen aus der welt der clicks and cuts bemühte, schraffuren, verzerrungen und mehrdeutige themen. darüber dengelte fujita zunächst zögerlich, behalf sich bald mit streichinstrumenten entlehnten hilfsmitteln und später mit gebetstrommeln, spielzeug und allerhand anderem gewerk, um den musikalischen furor zu unterstreichen. was am ende barst, wurde sorgsam aufgebaut, strukturiert und in gemeinsam geführter sprache entwickelt. den dreh hatte man als zuhörer recht flott heraus und genoss das ansinnen bereits in seiner entstehung. insofern machten es die beiden ein wenig leichter als ihr zuvor agierender kollege. der vergleich hinkt natürlich, weil die ansätze und ziele verschiedene sind.
das frameworks hat für mich an diesem einen abend erneut unterstrichen, dass es das richtige tut. nämlich wenig bekannte, dafür umso strittigere musik an ein interessiertes, neugieriges publikum zu bringen. der kulturförderung sei dank für die hohe finanzielle unterstützung, die dem publikum einen kostenfreien zugang ermöglicht. umsonst ist das nicht. leider habe ich am freitag u.a. to rococo rot, am sonntag bspw. nils frahm verpasst. bis zum nächsten jahr, hoffentlich. der hohe zuspruch sollte aber einer neuauflage auftrieb verleihen.

2 Kommentare:

Oliver Peel hat gesagt…

Kompliment vorab: die Qualität deiner Fotos ist deutlich besser geworden! Schön!

E. hat gesagt…

da hat sich in den vergangenen paar jahren, glaube ich, nicht viel getan. die kamera ist die selbe, eine, der es leider an einem vernünftigen bildstabilisator mangelt und die arge probleme hat, gegen schlechte lichtbedingungen anzugehen. eine neue wäre vernünftig, aber da setzt ein familienvater andere prioritäten. ich will auch nicht konzertfotograf werden, nur einen eindruck verschaffen.