an keinen ausfall kann ich mich erinnern. an kein album, das meinem mittlerweile polierten wertekodex nicht standhalten würde. auf so hohem niveau zu agieren, birgt gefahren. doch wer nicht hochmütig ist, braucht sich vor einem fall nicht zu fürchten. yo la tengo spielen sich verteufelt leichtfüssig durch die jahrzehnte und nehmen immer mehr fans auf ihre reise mit. die gründe hierfür sind schnell auszumachen. melodienreichtum, der sich gern ins mitpfeifbare verliert, tolerante beats, die das machbare ausloten, aber immer unweit des verstiegenen grasen, dazu der mut, grenzen zu verrücken. und wenn es eben sein muss, werden orgien ausgerufen, zu denen alle eingeladen sind. dann werden die wüstesten partys gefeiert. unzweifelhaft, dass die festen bande innerhalb des trios, einer der wichtigsten gründe ist für den exquisiten output. georgia hubley und ira kaplan, das in ringelpulli eingelullte ehepaar, das sich die vocals teilt wie vermutlich auch die frühstückseier, dazu der basser james mcnew, der bei aller gemütlichkeit ausstrahlenden ruhe, mehr drive im hintern hat, als viele der jungspunde, die jedes jahr aufs neue bühnen entern, um als hype gefeiert zu werden und baldigst in der versenkung zu verschwinden. mißtrauen ist bei yo la tengo nicht gefragt, sie spielen mit offenen karten. der mindere einsatz von electronica ist der ausstaffierung und dem kunstanspruch geschuldet. im umgang wird nicht geschludert und dezent an den reglern (nach-) gearbeitet. ich erinnere mich an ein konzert in den früheren neunzigern, bei dem es genügte, eine taste mit tape abzukleben, um einen dauerton zu erzeugen, der die einzige konstante bei dem nachfolgend gespielten song war. yo la tengo sind innovativ, mutig und ganz bei sich.
1. Here To Fall: einschwinger, nachebbend, schwereres geschütz aus dem background, segelnde steichanimation, dicker beat, schepperndes gewerk, grützelndes keyboard, "i'm hear to fall with you", als hätte es nach "i am not afraid of you and i will beat your ass" keine schier endlos geglaubte pause gegeben, *****
2. Avalon Or Someone Very Similar: erinnert an die zeit von "may without you", da solch sonnige songspritzer ein ganzes album in grelles gelb tauchen konnten, georgia haucht, wie es einer dame ihres alters gerade noch zusteht, ansonsten: alles gewinnend, die orgel, der beat, der umschwung in den refrain, ganz zu schweigen von der yo la tengo bridge, die so galant keine andere band hinbekommt, ****1/2
3. By Two's: die elektrophase anschneidend, der beat verzögert, ein soundkleid umwabert den statischen ton, georgia singt angemessen sparsam, auf viereinhalb minuten statik geniessen, ****
4. Nothing To Hide: noisig dengelnde gitarren, rücksichtslos vorwärts dreschend, die melodie legt sofort lahm, der gesang im duo, im refrain stösst die orgel hinzu und baldigst darf ira sein saiteninstrument lumpen, tengo in reinkultur, spätestens hier kommt der fan in mir durch: *****
5. Periodically Double Or Triple: orgiastischer groove, gibt es so was überhaupt?, hooked and bassed, das vielleicht?, die orgel enthusiasmiert, angeschlagen wie im halbschlaf bzw. als müsse man sich zwischenzeitlich darauf abstützen, der beat steif gedroschen, der bass on the line, iras gesang weniger theatralisch denn nah bei sich, ****
6. If It s True: läufiger bass und großtönerharmonie auf der hammond, dazu das ehepaar im sixties singsang, trompeten und streicher garnieren das rührselige stück, wer hier nicht schmunzeln muss, ****
7. I'm On My Way: neue töne, so kam nie ein ylt song daher, soulig, rumba rhythmik, iras stimme ganz zahm, lieblich verstiegen mit einer unmenge finesse, die spitze perkussion, die glitzernde gitarre, die muntere orgel = ****
8. When It s Dark: georgia singt wieder und sie ist einfach das zugpferd für diese unmutigen und doch so herz angreifenden melodien, balance im schütteren rhythmus, im gemeinsam intonierten refrain, und ich schwelge, wenn sie nur ein wenig die stimme anhebt, ****
9. All Your Secrets: ira in kopfstimme, ein wunderschönes thema auf der präsenten orgel, die darf schimmerig zittern, das schlagwerk exakt, entrückte romantik, aus wenig so viel gemacht, *****
10. More Stars Than There Are In Heaven: orgelspur, wabernd, anhebend, wie ein nachtlied wärme webend, kräuselnde gitarre, gesang der beiden verheirateten, zunehmend mäandernd, andauernd, genügend zeit, um sich einzurichten, ***1/2-****
11. The Fireside: eine improvisation im hall, die gitarre schnellt vor, lässt die töne ergeben ziehen, im hintergrund ein stilles funkeln wie das leuchten über arktischen himmeln, nach gut sieben minuten ein erstes singen von ira kaplan, ein zweites thema ab minute neun, meine ich, ****
12. And The Glitter Is Gone: gut sortiertes noisegewitter, live wird sich kaplan enorm einen zusammenschrubben, ich freu mich drauf, die hierarchien sind dabei klar verteilt: diffizile pianoklänge, straffes drumming, crushiger background, die zwitschernde gitarre als geschoss und gegenwärtiges, bestimmendes element zugleich, ****
arithemtisch ein mit 4,4 zu bewertendes album, gefühlt sind es *****. denn der band aus hoboken gelingt, woran viele epigonen immer wieder scheitern: sich neu erfinden, ohne die eigenen wurzeln aus den augen zu verlieren, verzicht auf experimente, ohne innovation außer acht zu lassen, überraschen, ohne wert- und identitätsverlust. "popular songs" ist ein album mit hits und der integrierten aufforderung zu genauerem hinhören.
yo la tengo - periodically double or triple1. Here To Fall: einschwinger, nachebbend, schwereres geschütz aus dem background, segelnde steichanimation, dicker beat, schepperndes gewerk, grützelndes keyboard, "i'm hear to fall with you", als hätte es nach "i am not afraid of you and i will beat your ass" keine schier endlos geglaubte pause gegeben, *****
2. Avalon Or Someone Very Similar: erinnert an die zeit von "may without you", da solch sonnige songspritzer ein ganzes album in grelles gelb tauchen konnten, georgia haucht, wie es einer dame ihres alters gerade noch zusteht, ansonsten: alles gewinnend, die orgel, der beat, der umschwung in den refrain, ganz zu schweigen von der yo la tengo bridge, die so galant keine andere band hinbekommt, ****1/2
3. By Two's: die elektrophase anschneidend, der beat verzögert, ein soundkleid umwabert den statischen ton, georgia singt angemessen sparsam, auf viereinhalb minuten statik geniessen, ****
4. Nothing To Hide: noisig dengelnde gitarren, rücksichtslos vorwärts dreschend, die melodie legt sofort lahm, der gesang im duo, im refrain stösst die orgel hinzu und baldigst darf ira sein saiteninstrument lumpen, tengo in reinkultur, spätestens hier kommt der fan in mir durch: *****
5. Periodically Double Or Triple: orgiastischer groove, gibt es so was überhaupt?, hooked and bassed, das vielleicht?, die orgel enthusiasmiert, angeschlagen wie im halbschlaf bzw. als müsse man sich zwischenzeitlich darauf abstützen, der beat steif gedroschen, der bass on the line, iras gesang weniger theatralisch denn nah bei sich, ****
6. If It s True: läufiger bass und großtönerharmonie auf der hammond, dazu das ehepaar im sixties singsang, trompeten und streicher garnieren das rührselige stück, wer hier nicht schmunzeln muss, ****
7. I'm On My Way: neue töne, so kam nie ein ylt song daher, soulig, rumba rhythmik, iras stimme ganz zahm, lieblich verstiegen mit einer unmenge finesse, die spitze perkussion, die glitzernde gitarre, die muntere orgel = ****
8. When It s Dark: georgia singt wieder und sie ist einfach das zugpferd für diese unmutigen und doch so herz angreifenden melodien, balance im schütteren rhythmus, im gemeinsam intonierten refrain, und ich schwelge, wenn sie nur ein wenig die stimme anhebt, ****
9. All Your Secrets: ira in kopfstimme, ein wunderschönes thema auf der präsenten orgel, die darf schimmerig zittern, das schlagwerk exakt, entrückte romantik, aus wenig so viel gemacht, *****
10. More Stars Than There Are In Heaven: orgelspur, wabernd, anhebend, wie ein nachtlied wärme webend, kräuselnde gitarre, gesang der beiden verheirateten, zunehmend mäandernd, andauernd, genügend zeit, um sich einzurichten, ***1/2-****
11. The Fireside: eine improvisation im hall, die gitarre schnellt vor, lässt die töne ergeben ziehen, im hintergrund ein stilles funkeln wie das leuchten über arktischen himmeln, nach gut sieben minuten ein erstes singen von ira kaplan, ein zweites thema ab minute neun, meine ich, ****
12. And The Glitter Is Gone: gut sortiertes noisegewitter, live wird sich kaplan enorm einen zusammenschrubben, ich freu mich drauf, die hierarchien sind dabei klar verteilt: diffizile pianoklänge, straffes drumming, crushiger background, die zwitschernde gitarre als geschoss und gegenwärtiges, bestimmendes element zugleich, ****
arithemtisch ein mit 4,4 zu bewertendes album, gefühlt sind es *****. denn der band aus hoboken gelingt, woran viele epigonen immer wieder scheitern: sich neu erfinden, ohne die eigenen wurzeln aus den augen zu verlieren, verzicht auf experimente, ohne innovation außer acht zu lassen, überraschen, ohne wert- und identitätsverlust. "popular songs" ist ein album mit hits und der integrierten aufforderung zu genauerem hinhören.
yo la tengo - here to fall
10. Nov. 2009 20:00 Forum Bielefeld
19. Nov. 2009 20:00 Markthalle Hamburg
22. Nov. 2009 20:00 Zakk Dusseldorf
23. Nov. 2009 20:00 Postbahnhof Berlin
26. Nov. 2009 20:00 Arena Vienna
30. Nov. 2009 20:00 Bataclan Paris
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