Dienstag, Dezember 20, 2016

neue töne (1703): maxim ananyev


photo by alexandra perova

musik für ein scheidendes jahr? oder eher für ein beginnendes? die entscheidung lag dieser tage auf der waage. sie schlug aus. maxim ananyev sucht eine musikalische schnittstelle zwischen gitarrenmusik und ambienter elektronik und findet eine ganz eigene mixtur, die sich vorerst namenlos verdient macht. auf seinem neuen album "communication", einer acht nummern umfassenden kompilation, bestechen zunächst die flächigen sounds, die sich gern von pianoeinsprengseln ergänzen lassen. doch alsbald drängen sich die elektrische gitarre oder eine mandoline hinzu. das beiwerk wird konsequent in den komplementärraum gedrängt. tracks wie "river" bleiben vorerst fast vollständig für sich. ein flinkes saitenspiel erhält lediglich klangergänzungen und glänzt wie eine frisch geschälte orange in einem vollständig weißen raum. erst in der folge fügen sich mehr und mehr elektronische habseligkeiten bei. die präzise ausgeführten songs sind eine wohltat. ihr werden und vergehen ist teil des erlebnisprozesses, die schichten werden angelegt und wieder genommen, das chaotische wird geordnet. 
längst hätte das album auch anders ausfallen können, weiß ananyev später. nachdem er sein album mehrfach gehört hatte, gibt er zu, dass bestimme passagen vollkommen gegensätzlich zueinander gefügt werden könnten, texturen komplett neu verhandelt werden könnten, einiges, das in den hintergrund gedrängt war, vielleicht direkter angespielt sein sollte. doch dem austausch, um den es dem musiker aus st. petersburg geht, ist es immanent, dass es momente der improvisation gibt, dass die gefühle zeitweilig die szenerie beherrschen, dass situationen entscheiden.


max ananyev ist in russland mit seinen arbeiten kein unbekannter. er hat unter dem moniker tree bosier gearbeitet, war in verschiedensten genres daheim, vom garage bis hin zum dreampop. vielleicht aber hat er nun mit diesem album seinem losen dasein einen ruhepol verpasst. die intensive auseinandersetzung mit der natur und ihren gebährden, die sich nicht zuletzt in der namensgebung der einzelnen tracks wiederfindet, die aber auch der tonalen formensprache entsprechen mag, geben mehr als zeichen. die originalität ist hier kein selbstzweck.
das album erschien ende november auf dem britischen preserved sound, das auch schon für veröffentlichungen von endless melancholy, ancient colours oder western skies motel verantwortlich zeichnete.

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