Donnerstag, Dezember 01, 2016

neue töne (1695): martha rose


hier kommen ein paar dinge zusammen, die als türöffner dienen. also, bei mir. wie auch immer man das bewertet, aber darum gehts hier doch. oder? mir gefällt etwas und ich reiche es weiter. martha rose hat eine stimme, die gern mal zu kippen droht, die nicht zwingend einen harmonischen melodienverlauf sucht, die aneckt, mal keckernd klingt, mal in kleindmädchenhaftigkeit den kopf schüttelt. und dann sind da diese mäandernden liedverläufe, gefüttert von einer musikalie, die sich nie allzu ernst nimmt. so entstehen popkleinode mit wiedererkennungswert.
etwa wenn in "mean" das tempo gedrosselt wird, die stolpernde gitarre jäh abricht, um in einer momentaufnahme einer sinnlichen note den platz zu räumen. in "can't not say" dominiert dann schon wieder ein stoischer rhythmus, an dem sich die junge künstlerin zu reiben scheint. die orgel jammert, das schlagwerk hämmert und martha..., martha singt mit glockenrockschwung. "spit" steht symptomatisch für den lofi-charakter ihrer musik, sparsamkeit und minimalistik prägen das soundbild, etwas synthie, ein lichter beat, dazu der verträumte singsang, der sich in den seichten hall legt. und "kiss mee" erzählt etwa von der "naiven romantik", mit der die britin ihre musik auch selbst umschreibt.

martha rose kommt ursprünglich aus brighton, hat aber längst in berlin ihren platz gefunden. der weg dorthin ist ein ungewöhnlicher. denn die inspiration kam ihr durch niemand geringeren als günther grass. seine "blechtrommel" eröffnete eine weite, der rose in eben jener deutschen literatur nachspüren wollte. der umzug nach berlin war folgerichtig, der casio kam hinzu und so galt es, die eigenen literarischen ambitionen mit den musikalischen möglichkeiten zu verbinden. "spit" ist das debüt der an emotionen reichen künstlerin. es wurde von thomas zehnle aufgenommen, das mastering übernahm ralv milberg.
das veröffentlichende label treibender teppich records hat eine auflage von 500 langspielplatten avisiert, wir empfehlen den kauf.



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