Donnerstag, Dezember 29, 2016

in eigener sache (98): top 10 blogposts 2016

eine hübsche idee, die ich geklaut habe. also, selbst einmal zu schauen, was die schönsten inhalte im vergangenen jahr waren, um sie aneinandergereiht zu präsentieren. wenn Euch das gefällt, freue ich mich über kommentare, über eigene bestenlisten, überhaupt über feedback zum musikalischen jahr 2015, abgebildet im klienicum.


10.) nightbird: ein post gleich aus den anfängen des jahres. im januar kam uns das debüt der in finnland beheimateten jungen singer / songwriterin unter die finger, das bewies, das die nächste generation an begabten künstlern längst nachgewachsen ist: "ihre musik ist fast zart, jedoch mit einer inneren stärke versehen, die der fragilität eine festigkeit verleiht, ausdruck findend in einer stimme, wie sie nur wenigen verliehen wird. vielleicht offeriert sich hier eine alte seele, die sich nicht nur in einer person und ihrem gebahren, in ihrem sein, in ihrer von widerspruch freien persönlichkeit zeigt, sondern in eben diesem gesang. fest, seetauglich, an stellen brüchig, die einer einwandfreien betonung nicht bedürfen. an den rändern abgeschabt, mit einer patina bedeckt und doch irgendwie glänzend." den rest gibt es hier.


09.) skeletons: aber im gegensatz zu oben benannter künstler bewiesen diese musiker eben auch, dass altgediente kreativ und wandlungsfähig bleiben können, auch wenn sie bereits album nummer neun vorlegten: "das neue werk, mit "am i home?" überschrieben, macht genau dies zum thema. heimatsuche, der umgang mit den uns umgebenden werten, das gefühl von heimat. die einfachen losungen zählen hier nicht. musik, die eine antwort geben soll. und die ist diffizil, aber nie diffus. der klare klangkörper, der sich nach allen seiten ausweitet, der sich verweigert, der narrt und widerspricht. es gibt wenig konstanten im aufspiel der bis zu einem dutzend anwachsenden künstlerschar. doch die einträgliche mixtur aus jazzkomponenten und artrockvorstössen, den brillanten rockeinlagen und den kapitalen kammermusikalischen rückzügen findet schnell einen abnehmer. im wandel ruht die anpassung, in der überbordenden vielfalt die suche nach dem einfachsten ausdruck." einiges mehr hier.


08.) joan shelley: hier war es die musik im einklang mit der atmosphäre, ein besonderes ständchen, das uns als außergewöhnlich in erinnerung blieb: "dieses aufgeräumte, zugängliche und doch etwas scheue wesen gelangt erst in ihren lieder ganz zu sich, meint man. die am losen band geführte stimme, die von allen seiten begehbar ist, gönnt sich ein schwanken hier, ein zittern dort und wirkt dennoch wie eine feste in der brandung. das mag an den themen liegen, die sie besingt. der blick auf die heimat und ihre menschen. das ist einfach und ehrlich und geht zu herzen, weil man sich nie vorgeführt fühlt. der zuschauer fungiert nicht als projektionsfläche, sondern ist unmittelbarer ansprechpartner. so gelingt es die stille des raums durch tiefe zu potenzieren. und so hängt man an den lippen der künstlerin und während sie "stay on my shore" intoniert, flattert das herz und die gänsehaut ist echt, wie sie schauern macht. der song ist eine einzige sehnsucht, ein halt, ein bann, diese eine stelle, diese harmonie, man wollte sie festhalten. während der kongeniale partner nathan salsburg die saiten springen lässt, als würde man den quell des wassers direkt berühren können, greift joan in gerade zu lichte höhen. das zusammentun des duos ist erfrischend, auf zeit tauglich gebunden und für eine ewigkeit bestimmt." neugier? klick.


07.) micro pop week düsseldorf: ein sich nun seit einigen jahren wiederholendes ereignis, das in der beständigkeit nicht nach bestätigung, sondern immer nach neuer befeuerung sucht: "man müsste eigentlich immer und immer wieder erklären, was die micro pop week ist, warum es sie gibt, warum es sich vor allem lohnt, sich dafür zu interessieren, sich dafür zu engagieren bzw. an ihr teilzunehmen, sie zu besuchen. eine woche lang wird seit drei jahren jährlich der mikro-musik-szene eine plattform geboten, die unabhängige labels und künstler nutzen können, um sich einer breiteren öffentlichkeit vorzustellen. es etabliert sich zunehmend eine zusammenkunft von gleichgesinnten, die es dabei nicht versäumt, sich auch deutlich nach außen zu positionieren, zu präsentieren. die veranstalter verteilen die aufgaben während der woche auf viele schultern, bieten in der gesamten stadt unterschiedlichstes programm, bestehend aus filmen, konzerten und ausstellungen, und zielen am abschlusstag mit labelmesse, workshops, podiumsdiskussionen und abschlusskonzerten noch einmal ganz genau auf ihr publikum. den interessierten musikfreund, der abseits der ausgetretenen pfade spannende neue projekte entdecken möchte." hier und hier wird nachlese betrieben.


06.) orange blossom special festival 2016: ja, auch in der x-ten wiederholung nutzt sich dieses ereignis nicht ab und kann in einem jahresrückblick einfach nicht fehlen: "wie man es auch dreht und wendet, ob kurze oder lange anfahrt, nur wer sich bewegt, kommt in den genuss eines erlebnisses. die welt offenbart sich nicht von der couch aus und sie kommt auch nicht zu dir. es muss nur ein stückchen sein, und es ist keine frage der distanz, aber du musst ihr entgegen gehen. und manchmal ist diese welt und das, was du von hier haben möchtest, reduziert auf einen ort und eine zeit. dann knipst man den rest aus und reduziert sich auf diese winzige parzelle daseinsglück. hier genannt: "obs an, welt aus". zum 20. mal jährte sich heuer das kleine, feine festival inmitten des weserbergländischen, das gelände eingeschmiegt in eine idylle, von der man vorher nichts geahnt haben wollte, betrieben von menschen, die ernst machen, wo andere nur antäuschen. und so bekommen die dinge einen wert, eine wesenheit. eine ernsthaftigkeit, die sich eben jenen momenten verspricht, von denen man zehren kann. auf der langen oder weniger langen heimfahrt, das kommende jahr über bis zum nächsten festival, weit darüber hinaus, wenn aus vielen kleineren erinnerungen ein ansehnliches paket aus bildern, begegnungen und erlebnissen wird. welche man dann entgegenstellen kann, wenn man entgegenstellen muss. weil der alltag nagt, sich leben unfair zeigt, wenn einiges in schieflage gerät. dann weiß man um diesen einen ort, die verlässliche zeit und die rührigen menschen. dann muss man sich nur noch in bewegung setzen." alles zum 20. obs hier.


05.) hauskonzert mit austin miller / the moonband: eines der schönsten konzerte in den heimischen vier wänden wurde vom amerikaner und seinen kongenialen münchner musikerkollegen in 2016 absolviert: "es ist der klangrahmen, den austin miller zu entwickeln in der lage ist. akustische gitarre und die raumfördernde stimme bilden eine symbiose, bilden einen pakt, der sich ausbreitet und willentlich vom publikum unterzeichnet wird. was anderenorts kompakt und gedrungen klingen mag, wird hier zu einer sich öffnenden blase, dass man die türen, die fenster aufreissen wollte, um ihrem streben nach größe nachzukommen. es sind die worte, die aneinandergereihten strophen, es sind die dringlichen refrains, es ist das narrative und zugleich reich bebilderte und es ist dieser ganz eigene sound. mächtig, ohne zu erdrücken, aber eins mit dieser person, die die augen verschließt, sich immer ein wenig anhebt, um der durchziehenden luft freiheit zu gewähren, um den tönen namen zu verleihen, dass auch sie sich emporrecken mögen, sich zeigen, anerkennung finden. die gebannte stille, eine brandende ruhe, die austin miller da stiftete. inmitten des lichtermeers und temporär aufsteigendem nebel und von warmwangigen zuschauern aufmerksam verfolgt." der ganze euphorische rest: klick.


04.) david thomas broughton: er hat für das album des jahres gesorgt und darf deshalb auch an dieser stelle nicht unerwähnt bleiben: "kehlig verschlossen, pastoral entschlossen, sich der welt spendend, hingebungsvoll und in einer fülle, der die sparsamkeit aus gitarre und gesang nie das wasser reichte. in die höhen, wie geweiht, im grunde beheimatet und sicher. flink den angeschlagenen saiten folgend, die melodie gefeiert. der opener von "crippling lack" nährt unser wissen um david thomas broughton als einen der erstaunlichsten alt. folk künstler dieser zeit. obwohl er aus ihr herausfällt. diese stimme, die sich sicherer in den zwanziger jahren des vergangenen jahrhunderts platzieren ließe, das wissen, das sie trägt, profund und sichtbar. und doch ist der engländer im hier und heute verankert, sein umgang mit den techniken des looping und sampling unterstützen eine ahnung von zukunft. ein pfeifen und zwitschern goutiert etwa das gemächliche schreiten im track zwei "beasts". doch schon mit "words of art" wird eine nächste stufe erklommen, da sich der sprechgesang von aidan moffat addiert. die kongenialen partner ergänzen sich komplementär, während sich das toy-artige geklimper darunter mischt, als wäre es das natürlichste an untermalung, was denkbar wäre." einige worte mehr hier.


03.) balcerowiak/dauck: das muss man schon noch mal deutlich machen, ist doch in diesem jahr ein song über unseren wohnort komponiert worden, und zwar von einem unserer gäste, dazu gabs ein ganzes album drumherum: "greift man sich den opener "ampfing" heraus, wir dürfen uns zurecht geehrt fühlen, erarbeitet sich unter dem leichten wabernden drone eine pianonote das recht auf gehör, nicht weniger als von einer orgel gequert nebst diverser kleinlaute inkl. einiger angespitzter gitarrensaiten. nach für nach fügt sich ein bild, das zuweilen anschwellt und anhebt, eine breite geruhsamkeit, der später etwas perkussion angeboten wird. über fast acht minuten folgt man einem zirkulieren, entmustert die strukturen und versucht auf die lichtung dieser soundmalerei zu gelangen. die anmut ist nie wider den hörer. "nine" ist noch schwieriger zu entschlüsseln, weil weniger geformt, denn durch erruptionen erschüttert. gekrängtes, angedeutetes, flüchtiges, schneidendes, das sich zwischen die dominierenden klaviermomente legt." hier ist der rest hinterlegt: klick.


02.) lokomoko: eine der entdeckungen des jahres war diese hamburger kapelle, von der in zukunft noch mehr zu hören und zu sehen sein wird: "more love" klingt einfach, ist ein schlachtruf der entsetzten, mausert sich jedoch aus der knochigen beatperspektive zu einem synthieschunkler, aus dessen tiefe eine stimme stösst, die so wenig eine geschlechterfalle besitzt wie strafende härte, auf die jäh zu stossen man jeden moment erwartet. denkste, grindiges hallweichen, geschnippstes und aufgebügelter soundspaß. "your nose", die flip, unterwandert mit einer hellschichtigen gitarre das formidable gefühl von sicherheit, ein schlingern unterm blechernen schlagwerk." hier hier!


01.) léonore boulanger: ein tolles album auf einem verwegen label, hier die französin, dort die deutschen kollaborateure, so sollte es öfter mal laufen, die nummer taucht auch in den albencharts auf, klar: "man spürt, man sieht die künstler quasi ständig in aktion vor dem inneren auge. chansoneskes, wie es unter pittoreskem klopfen zu eigen gemacht wird, abseits tirilieren die flöten, als wäre die ausweglosigkeit des banalen nur durch feinklang zu beantworten. dabei ist "tornade" noch eine der einträglichsten nummern. nicht zu vergleichen mit dem knochigen "tourner", das der nordafrikanischen einflüsse frönt und sich dennoch nicht vereinnahmen lässt. weil es aus der zierde keine schau macht, sondern im fürderhin blank zieht. überhaupt diese seelentreue, der mut für die kleinsten momente, wie sprache, die sich über jahre entwickelt hat und auf das notwendige beschränkt wurde. hier ist kein ton zu viel. dabei wirken die elemente wie alte vertraute und sind dennoch erst via abstraktion zu händeln. dem hörer ist eine aufgabe gestellt." alles hier!

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