Sonntag, Januar 23, 2011

neue töne (922): we are the lilies

tolle geschichte, magische geschichte. david sztanke von tahiti boy & the palmtree family weilte in 2008 zur promotion seines ersten full lengths "good children go to heaven" in paris, u.a. bei einem lokalen radiosender. die interviewende journalistin fragte den musiker nach beispielen für empfehlenswerte alben. kurzerhand fischte der tahiti boy ein os mutantes werk heraus. darauf hin frohlockte seine gegenüber und erzählte, dass ein guter freund demnächst die tochter des frontmanns heiraten würde. sie bat david darum, das album mitnehmen zu dürfen und es sergio dias vorzustellen. knapp eine woche später erhielt david eine mail von sergio. darin zeigte dieser sich so von der scheibe angetan, dass er zugleich vorschlug, dass man gemeinsam musik machen müsste. wer hatte nicht alles davon geträumt, mit dem tropicália heroen musizieren zu dürfen? nun, david wurde diese ehre zuteil. über monate tauschte man sich via internet aus, schickte ideen hin und her und bastelte ein gemeinsames album in der phantasie. bis wohl sergio die nase voll hatte und zur realisierung aufrief. er flog nach paris und stand unvermittelt dem zwanzig jahre jüngeren musikerkollegen gegenüber. in fünf tagen schrieb man das album, brachte gar fünfzehn tracks aufs papier. in weiteren vier tagen nahm man gemeinsam mit the palmtree family auf. zudem fanden sich mit iggy pop und jane birkin zwei schlagkräftige zupferde für eine wilde rocknummer, "why", sowie eine ballade, "marie". der rest des am ende 11track starken albums ist ebenso erstklassig. schon der opener haut mächtig rein, indem hier hymnisch aufbereitet und doch ziseliert instrumentiert wird. dank kugeliger perkussion, scheppernder rasseln und vielkehligem harmoniegesang gelingt ein anziehender opener. das folgende "meninas" gemahnt an steely dan und hat dabei eine schimmerige brasilnote, die sogleich von "over my head" über bord geworfen wird, um glitzerndem softpop platz zu machen. das geht hervorragend zusammen. später eine ecke hippiealarm, dann synthiepop mit fiftiesgesängen und die mehr als beachtenswerten beiträge der beiden gäste. ein flitzendes banjo in "jean et jeanne", eine schizophrene hammond in "o mar" und schließlich der fast zwölfminüter "o bahia" am ende, der hypnotisch brasilerinnerung hervorruft. ein rundes wie einnehmendes, ein graziles wie handfestes album, das nicht nur tropicália fans gefallen sollte. we are the lilies singen im übrigen in englisch, französisch und portugiesisch.
“we are the lilies” erschien am 14.01.11 via third side records / cooperative music.

2 Kommentare:

Oliver Peel hat gesagt…

Wie ich sehe findest du immer mehr Gefallen an französischer Popmusik.Sehr schön. Vor ein paar Wochen Angil & The Hiddentracks, kürzlich Stranded Horse, nun diese spannende Geschichte. Den Tahiti Boy und seine Palmtree Family hatte ich ja bereits viermal auf dem Konzerttagebuch (guck für die genauen Links bitte im Archiv nach), hier die Daten:


Tahiti Boy And The Palmtree Family, Paris, 20.01.09
Tahiti Boy And The Palmtree Family, Paris, 05.11.08
Tahiti Boy And The Palmtree Family, Paris, 18.09.08
Tahiti Boy And The Palmtree Family, Paris, 25.02.08

E. hat gesagt…

danke für die nacharbeit!
franzosen? immer wieder gern.