
mit dem sprung in die ersten, dem drone abgewendeten tonalen ergüsse des trios ging auch die bühnenbeleuchtung an und der blick ins rund wurde wesentlich erquicklicher. denn zu der ungewohnten dunkelheit fügte sich die bemalung der drei akteure, mittels schwärze dunkelten sie ihre gesichter ab. und so saßen uns zunächst auf distanzierte weise künstler gegenüber, die fortan aber alles taten, um diese distanz zu überwinden. bei mir erreichten sie dies in kürze. das jazz ensemble artige zusammenspiel, die ansätze von improvisation und das zugleich hoch konzentrierte agieren nahmen mich sofort gefangen. die soundcollagen, das nebeneinander, mosaiksteinchen leuchten, von gitarrenspuren nebst elektronika, von shruti box fahrten und rhtythmischer aktion, von bass abstraktionen bis hin zu aumüllers angedeuteten gesangseinlagen, die überlagerungen, ergänzungen und stimulationen passten perfekt zu- und neben- und übereinander. immer neue reigen wurden entworfen, aus der soundbox entwich staffage, denen weber die zügel anlegte, wobei er immer wieder begleitend seiner e-gitarre töne abrang. weniger melodie, denn klangfarbe. weniger kleister, denn aquarellierende beigabe. wollte man von einer beatfraktion sprechen, müsste man aumüllers tun an der ungewöhnlichen kleinorgel bemühen. das stete hin und her des blasebalgs, statisch und doch individuellen sound verströmend, bildete eine weitere grundlage des klangbild von kammerflimmer kollektief.
am beeindruckensten schließlich der exponierte part von johannes frisch am bass. jede ecke seines instruments musste er erkundet haben, denn an allen stellen des geschundenen holzes ließen sich töne erarbeiten. zugleich war frisch es auch, der die improvisation suchte, das experiment, der der stille konkurrenz machte, indem er sie dissonant zerschnitt. sein bogen pfiff ein ums andere mal über und unter die saiten. er bearbeitete sie aber auch mit kleinen klöppeln, steckte diese zwischen die saiten und ließen sie federnd hinabgleiten. klopfte den korpus des instruments ab und erbrachte eine gegenwartsleistung, eine erdung, die jedoch mit den keckernden, schraffierenden tönen des bogens konkurrierten. ein eindringliches wie stimmungsvolles schauspiel. ein hörgenuss.
ein urteil, das für alle drei musiker galt, für ihre soundzauberei, die so reich an mustern und formaten war, dass man immer wieder neu erstaunt zurückblieb, was ihnen mit den doch recht beschränkten mitteln, derer sie sich bedienten, gelang. von songstruktur bis hin zu ambienten exzessen, von rhythmischer hypnose bis zu elegantem, fein zerfasertem kollektivaufspiel.
was sich auf tonträger breit und fast orchestral anhört, wird live zu einer direkte ansprache, zu einer direkten kommunikation mit dem zuhörer, wird eine collage aus anmut und konzentration. selten sah man ein solches beieinander unter den zuhörern. als rückte man zusammen, gefesselt, gebunden an den musikalischen ausdruck. hervorheben möchte ich "in transition", da sich das spiel der karlsruher band so grandios verdichtete, das kein fitzelchen papier mehr zwischen die noten passte. neben aktuellen stücken vom album "wildling" (2010, auf staubgold) brachten die drei auch pretiosen vergangener werke zu gehör. thomas weber verweigerte die herausgabe der setlist spitzbübisch und verwies auf sparsamen umgang mit ressourcen. dennoch gaben sie zwei zugabe. so viel für die chronik.nicht verpassen: 14.01.2011 Jazzit, AT - Salzburg / 15.01.2011 Lentos, AT - Linz / 11.02.2011 Kunstverein, D - Friedrichshafen / 10.03.2011 LUX AETERNA @ Berghain, D - Berlin / 11.03.2011 Beatpol, D - Dresden
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