Freitag, Januar 14, 2011

the decemberists - the king is dead (2011)

schraffierende gitarren, ein hohelied und du denkst gleich an den könig, den toten. ist es wohl, ist es wehe? harmoniegesang, die mundharmonika erhöht die dynamik, das dichte soundgewand tut ihr übriges. wäre nicht meloys stimme, verfehlte man die band unter garantie. zu stoisch die rhythmik, zu verwechselbar das gezügelte tempo, die atmende bridge mit spannungspause, das gekünstelte flair, süßlich aufsteigend wie von einer in grünes papier gewickelten seife. „don't carry it all“ ist vorüber und du hoffst, die truppe erholt sich flott von diesem müden schrecken. und doch funkelt die gitarre in „calamity song“ ungenügsam und forciert tatsächlich r.e.m. like (peter buck sei dank). wer „document“ mochte, wird „the king is dead“ nicht mögen können. zu geschönt, zu solide, zu erfahren, zu sehr auf wirkung gebolzt, „aaaahuuu“ refrains inklusive. jegliche idee einer veränderung gegenüber dem guten, besseren vorgänger wurde umgesetzt. songdrill, mainstreamisierung, abtauchen ins sauertöpfische, kopie einer kopie. selbst die geklonte version bekommt keinen biss zustande. „rise to me“ wirkt dann schon entwaffnend, wenn die slide wimmert und sich ganz countryesker verfügbarkeit hingibt. jetzt noch selbst den anschluss finden. nur über die melodie, der es wiederum an originalität mangelt, gelingt es nicht. ein coveralbum vielleicht? ach, und diese lustbarkeit nehmen wir gleich mit in den nächsten track, wunderbar, „rox in the box“ hüpft und ist agil wie ältere mädchen in den besten line dance lokalen des mittleren westens. hast du sie noch alle? das sind the decemberists! hier wird europäische folklore im zaumzeug amerikanischer souveränität zur schau getragen. hier wird die „january hymn“ dargebracht, als hätte man erwartungsfrohes bildungsbürgertum als gegenüber. und keine rotte tanzwütiger, herzfreier weitbrustatmer, treue gefolgsleute, die ihre toleranzschienen endgültig abgelehnt hatten. mit „the crane's wife“ und „the hazard of love“ gab es in den vergangenen jahren einiges zu schlucken. und hier verlässt sich eine band auf genre immanent altgedientes und kommt dennoch immer wieder aus der spur. „down by the water“ ist der erste track, der anschluss findet, nicht umsonst scheint es nun, war er auch frühzeitig erstes signal einer sich signifikant verändert zeigenden band. endlich etwas energie, endlich lustbarkeit, endlich das ganze outfit, die truppe ist doch groß genug. „all arise!“ ist dann ein schnell ermüdender stomp und colin meloys gesang bekommt seine grenzen aufgezeigt. darf er sich nicht ins metaphysische versteigen und erhält die sporen des bodenständigen, verliert er glanz und glorie. einen schlechteren track sollte man von der portlander band nicht finden können. was hatten sie mit diesem album nur vor? es erschlägt in seiner mittelmäßigkeit. auch die „june hymn“ hat spärlich dosierten zauber, der emotionale angang ergibt sich aus dem zwiegesang (gillian welch muss man bei allen sieben songs, in denen sie mitwirkt, zurückhaltung attestieren, so wirkt sie denn auch mehr als background- denn als mitsängerin) und einer sehnsucht gefederten melodie. doch die dylan formel, möchte man hineinrufen, funktioniert nur bei den wenigsten. der folk steht the decemberist, doch er gelang am schönsten, wenn man gemeinsam in den satt gelben feldern stand und mit der sense weit ausholte. „this is why we fight“ sucht nach jener größe und muss sich einer popseligkeit erwehren, die auch bands in den letzten zügen weniger gut zu gesicht steht. „dear avery“ ist geschmackvoll (ähnlich erfolgreich wie 'interessant' bei der beurteilung eines mahls) in seiner mixtur aus popschmeichler und country grower. furchtbar! ein fan auf der flucht. *** für einen letzten blick zurück. die tracks im einzelnen: don't carry it all *** - ***1/2 / calamity song *** / rise to me ***1/2 / rox in the box *** / january hymn *** / down by the water ***1/2 / all arise! **1/2 / june hymn ***1/2 / this is why we fight *** / dear avery **1/2
"the king is dead" erscheint am 17.01.11 via capitol / rough trade.

2 Kommentare:

Oliver Peel hat gesagt…

Herrlicher Verriss, macht Spaß das zu lesen! The Decemberists hatten ja schon immer eine käsige Note.

E. hat gesagt…

ooooohh! nö, so nich, bütte! käsig! nee. ich weiß zwar, was du meinst. kann aber nicht ganz folgen.