es war ein grandioser auftritt, den the wave pictures am sonntagabend im rosenheimer club 'hole' hinlegten. dank der bemühungen des heimischens bebop plattenladens fanden die londoner drei in die oberbayerische idylle. der langgezogene club, sonst heimat für techno- und tanzverliebte, funktionierte schnell um zu einer hausgemachten sessionbühne, auf der sich david tattersall und kollegen alsbald zuhause fühlten. zwar fand vor ihnen stehend gerade mal ein handvoll besucher platz, dafür versammelten sich rechts der bühne deutlich mehr zuschauer, die sich in das schlauchgewölbe drängten. ungewöhnliche verhältnisse, die the wave pictures offenbar mit einer ganz gewöhnlichen sause beantworteten. nichts verhieß, dass die band über die strenge schlug und nichts weiter als das tat, was sie sonst auch immer tut. verbindlich musizieren. das ist wohl das entscheidende merkmal: verbindlichkeit. nimmer müde, dem gegenüber das zuteil werden zu lassen, was er erwarten konnte, wofür er bereit war zu zahlen. dass sich dann der abend aber alsbald so gestaltete, dass über das normale maß hinaus gearbeitet wurde, lag dann wohl eher an der sich zunehmend entspannenden beziehung zwischen publikum und den drei ausnahmekönnern.
den dreien steht unumwunden david tattersall vor, der neben dem gesang eine ungemein agile e-gitarre mitbringt. auf ihr ist er zu allem in der lage, was uns an unmöglichkeiten einfällt. stakkati, träumerische mutmaßungen, ausuferndes gegniedel, das sich nie in langeweile zerfasert, rhythmisches anklopfen, das immer auch ein wenig mehr will, traumhafte harmonien, legendäre melodien. es schien, als würde die rauchgeschwängerte luft anfangen zu glitzern, wenn david aus der hohlen hand anfing zu brillieren. wie leicht und gefügig seine finger über die saiten flitzten, und wie wenig sich die musikalische verwegenheit in seinem antlitz widerspiegelte. im gegenteil blieb er verhalten und in sich ruhend. sein ungeöltes organ besang ein ums andere mal das trauliche leben eines fleißig tourenden und vor allem eines umsichtig beobachtenden. dessen geschichten nicht munterer sein können als der rest der band ist. introvertierter, aber nicht wenig auftrumpfend: der bassist francie rozyczki. seinen bemühungen ist es zu verdanken, dass jederzeit der groove stimmte. konnten die kollegen noch so ausbrechen, franic sorgte für stabilität und eine sichere beheimatung im soundgebilde. jederzeit herr der lange rang er sich dennoch ebenfalls immer mal wieder ein i-tüpfelchen ab, eine klangliche besonderheit, so riss er die saiten im bündel an sich und traktierte sie mit seinem plektrum oder aber schmiegte sich ganz gegenteilig in den melodienbogen und trug mit sanfter harmonie selbst zum mitsingen bei. überhaupt: mitsingen! rosenheim sang an diesem abend, und wenn es nur die gassenhauer waren, oder aber auch die lou reed cover, die an diesem eigentlich traurigen anlass intoniert wurden, erhielten vielfaches stimmvolumen.
bereichernd sicher, dass the wave pictures aus einem riesigen arsenal schöpfen können.
unberechenbar dagegen: johnny helm, der, wie er sich selbst nennt, "sitzriese" an den drums. wenn er den bühnenrand betritt, und dies durften wir an diesem abend zweimal geniessen, und etwa "the rev gary davis" intonierte, hellte selbst der dunkle laden auf. mit weit aufgerissenem mund, den körper in schlenkerbewegungen verhangen, mal nah am mikro stehend, mal frei in den saal brüllend, war es ein überraschender wie einnehmender auftritt. nur getoppt von tattersall, wenn er einem solo auf seiner roten gitarre einbeinig hüpfend über die bühne folgte. zwei zugaben beendeten diesen hervorragenden abend.
man muss für münchen nicht viel mehr ergänzen, was nicht bereits für rosenheim galt. auch hier war im satt gefüllten strom die stimmung allerbestens. die drei jungs wurden von der ersten minute an gefeiert und zurecht immer wieder auch zwischendurch durch stürmischen beifall, durch gejohle und gepfeife, durch mitsingen und frenetisches klatschen bejubelt. die leichten variationen in der setlist förderten die aufmerksamkeit, änderten aber nichts an der genialität dieser truppe. die launigen alltagsbeobachtungen in ein kleid aus melodie und kraftstrotzenden arrangements gewandet, changierend zwischen den polen pop und rock 'n' roll, unterwandert von vielfachem, wie blues und beat und immer etwas karibischem. dann zwirbelte david die saiten auf und ließ tonperle für tonperle fallen, damit sie hernach zusammen durch das rund kollern konnten und den füssen beine machten, auf dass bewegung unter die menschen kam. abwechslungsreich folgte auf eine ruhige nummer ein sack voll flotterer lieder, dann erschien erneut johnny vor der ausgelassenen masse, später wechselten david und franic die instrumente, zum abschluss gab es gar in der zweiten zugabe ein acapella vorgetragenes ständchen.
lieblinge auszumachen wäre, als würde man sich zwischen seinen kindern entscheiden müssen. "stay here and take care of the chickens" wurde zum launigen schunkler, "now you are pregnant" oder "sleepy eye" mit johnny helm am mikro zu erhabenen momenten, "little surprise" etwa von "beer in the breakers", dazu die vielen guten neuen songs vom aktuellen album "city forgiveness", das geschliffene "all my friends", da sich david bereits im ersten song schier verausgabte und seiner elektrischen alles abverlangte, das erfrischende "before this day" oder das windige "chestnut"... wer die band noch erleben wollte, hält sich an nachfolgende tourdaten.
30.10. Zürich - Helsinki
01.11. Bern - Café Kairo
02.11. Freiburg - White Rabbit
03.11. Bärenbach - Shorty's
04.11. Colmar (F) - Libellule Café
05.11. Esslingen - Komma
06.11. Offenbach - Hafen 2 (NEW VENUE!)
07.11. Wetzlar - Franzis
08.11. Köln - Die hängenden Gärten von Ehrenfeld (19 Uhr)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen