zunächst – und dieser zustand hielt an – meinte ich, dass es kaum einen schlechteren auftaktsong gäbe als “the big surprise”. die etlichen wiederholungen des verteufelt guten neuen albums „yonder is the clock“ belehrten mich aber eines besseren. die dezente, fast schon grazile einführung, weil sacht, fast schon sparsam, mit betonung auf stimme, gedimmtes schlagwerk und eine perlende, im background gehaltene gitarre, schulten die aufmerksamkeit zwar nicht auf einen neubeginn oder paradigmenwechsel hin - im gegenteil, denn die bros. machen letztlich dort weiter, wo sie ihren uramerikanischen folk - rock ‚n’ roll von jeher ansetzten - sondern schlicht auf ein nachfolgewerk. hielte man mit fiddel, akkordeon, klimperndem klavier, festem rhythmusgefüge und krakelendem gesang einzug, knüpfte also an bekanntes an, verflöge flugs die besinnung auf die aktuelle scheibe. der unterschied mag minimal sein, aber die ausrichtung von „yonder is the clock“ ("Titled with a phrase drawn from the pages of Mark Twain, ...", wie das label team love schreibt.) ist diffiziler und weniger leicht zu fassen, als es vielleicht bei „tonight at the arizona“ oder „the felice brothers“ gelang. die stimmungen und damit die deutungen der tracks unter- und zueinander sind unausgewogener als gewohnt, gleichzeitig steigert dieser umstand neben der aufmerksamkeit den überraschungseffekt.
dreizehn songs haben es auf das album geschafft und man möchte sich zügeln, sie zusammenfassend einem genre zuzuordnen, mit einer fussnote zu versehen. vielem würde man nicht gerecht. der abwechslungsreichtum der felice brothers ist enorm. man kann ihnen nicht das ungehobelte nehmen, aber eben so wenig das sentiment. ein „sailor song“ verlangt nach sehnsucht und fernweh, nach der unvereinbarkeit von dem da draußen und der heimat, aber er will ebenso rau gefeiert sein, weil das zerschellen am schweren stein der erkenntnis nur im schrei zu ertragen ist. bei den bros. klingt das aber immer, als hielten sich zig hände umfasst, als könnte man sein schicksal nur geteilt beklagen. das schlechteste ist das wohl nicht. so wird das feierliche durch die feierlaune ersetzt und begräbnisse als schier endlose feste vorstellbar. „the easy end“ also, wie es in „katie dear“ heißt.
dreizehn songs haben es auf das album geschafft und man möchte sich zügeln, sie zusammenfassend einem genre zuzuordnen, mit einer fussnote zu versehen. vielem würde man nicht gerecht. der abwechslungsreichtum der felice brothers ist enorm. man kann ihnen nicht das ungehobelte nehmen, aber eben so wenig das sentiment. ein „sailor song“ verlangt nach sehnsucht und fernweh, nach der unvereinbarkeit von dem da draußen und der heimat, aber er will ebenso rau gefeiert sein, weil das zerschellen am schweren stein der erkenntnis nur im schrei zu ertragen ist. bei den bros. klingt das aber immer, als hielten sich zig hände umfasst, als könnte man sein schicksal nur geteilt beklagen. das schlechteste ist das wohl nicht. so wird das feierliche durch die feierlaune ersetzt und begräbnisse als schier endlose feste vorstellbar. „the easy end“ also, wie es in „katie dear“ heißt.
doch bevor die ersten tränen rollen, beissen sich die jungs im folkrock fest und hauhen mit „run chicken run“ auf die pauke. ein stomp, ein blues und jubelgesang, eine humorige attacke auf das leben und seine unübersehbaren stolpersteine. dann rollt die unternehmung. doch sie wären nicht the felice brothers, wenn die alte karre, auf der sie unterwegs sind, nicht ein paar macken aufweiste. es ruckelt im sediment, der rhythmus ungezügelt, holpernd und im augenblicklichen innehalten das zelebrieren des notstands. im untergang ein lächeln.
ich liebe die brüder dafür und für ihren freien auftritt. er verständigt sich nicht, sondern ist. er ist nicht verstellt und lässt sich nicht beleumunden. er ist getrieben von prallem leben, tiefen atemzügen, einem wachen blick und dem wissen um einen weiten horizont. das heimatverbundene ist grenzenlos, die liebe ungebunden und das miteinander unbeliebig.
„the yonder is the clock“ grast die nahtstelle zwischen den polen überschwang und gemütsbewegung ab, schärfer waren die grenzen auf vorgängeralben wohl nicht umrissen. wer darauf setzt, nicht zu sehr in schwingungen versetzt zu werden, greife nach einem anderen album. wer seine emotionalen grabenkämpfe nicht allein ausfechten will, ist bei the felice brothers an der richtigen adresse. ****1/2
the felice brothers - run chicken run
ich liebe die brüder dafür und für ihren freien auftritt. er verständigt sich nicht, sondern ist. er ist nicht verstellt und lässt sich nicht beleumunden. er ist getrieben von prallem leben, tiefen atemzügen, einem wachen blick und dem wissen um einen weiten horizont. das heimatverbundene ist grenzenlos, die liebe ungebunden und das miteinander unbeliebig.
„the yonder is the clock“ grast die nahtstelle zwischen den polen überschwang und gemütsbewegung ab, schärfer waren die grenzen auf vorgängeralben wohl nicht umrissen. wer darauf setzt, nicht zu sehr in schwingungen versetzt zu werden, greife nach einem anderen album. wer seine emotionalen grabenkämpfe nicht allein ausfechten will, ist bei the felice brothers an der richtigen adresse. ****1/2
3 Kommentare:
Wow, tolle und sehr sehr treffende Rezension, Eike. Jetzt traue ich mich ja kaum an meine. ;)
The Big Surprise halte ich übrigens für einen atemberaubenden, ja, fast perfekten Einstieg. Hat mich sofort eingenommen. Das Unausgewogene, Wechselhafte machte erst später Sinn.
ja, ich kam dem nur sehr spät auf die spur. hat aber auch was mit konzentriertem hören zu tun. vorher hatte ich wohl geglaubt, das album mit links erobern zu könne. dem war nicht so.
Und genau das ist wohl auch gut so. Ich war auch erst etwas irritiert und fremdelte ein wenig auf hohem Niveau... mittlerweile denke ich aber, dass diese etwas abseitige Dramaturgie mehr Spannung und Reiz birgt, als es folgerichtig aufgereihte Songperlen täten.
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