es ist ein sagenhafter genuss. der euphorie treu ummantele ich dennoch wissentlich das neue album scott matthews mit einer güldenen banderole, überziehe es mit einem streif aus zuckerwatte und zücke das spray mit glitzer, um es deftigst einzunebeln.
ist es das werk, das uns durchs jahr bringt? das wie ein haltegriff über dem rutschigen badewannengrund manifest unserer harrt? damit es uns gelingt, mit frostig-steifem gebein der agonie zu entfliehen? die uns einerseits befiel, weil wir nicht zu glauben wagten, unter diesen monden noch derart beleuchtet zu werden, die uns andererseits röchelnd schwinden ließ, weil das befangensein unter matthews fittichen eines ist, dem alles innewohnt. tod und verzweiflung, leben und hoffnung. und wir nicht ein noch aus wussten? himmel!
zerrissen, wie sich matthew auf dem aufwendigen cover darstellen ließ, gespalten hier, multiple dort, als hätte sich an ihm eine schere in menschengestalt vergangen, fühlt man sich, wenn die letzten töne von "there is an ocean that divides and with my longing i can charge it with a voltage thats so violent to cross it could mean death" verklungen sind. gewinnt man nun dabei oder verliert man gar? und macht das etwas aus? wenn der gegenüber blank zieht, ohne einzufordern, wenn der seele ungebundenheit so schillernd glänzt, dargeboten wie eine hostie zum abendmahl? dankend, die hände offen aneinander gelegt, fast möchte man auf die knie sinken, unverbrämt und schweigend, gesegnet und demütig nimmt man entgegen. denn wer gibt noch und gibt selbstlos und gibt heute und stösst dabei freizügig die garben vom heuwagen, um daraufhin fröhlich weiter zu ziehen? im überschwang, glücklich, ja. bin ich. und zugleich ausgezehrt der dargebrachten innerlichkeit wegen, angefüllt mit gepriesenem und dem mut des anderen. werde ich teilhaft oder nur selbst auf kurs gebracht?
1. Every Traveled Road: ein verrauschter, zögerlicher beginn, als käme matthew von einer weiten reise und wolle den hörer nicht überraschen; nur wird abschied unvermittelt thematisiert und scott setzt zu bekannten stärken an: ausdrucksstarkem, variablem gesang, garniert mit schillernden zutaten: cello, background chor, reduzierter gitarre und mild klimperndem klavier, wir sind drin,
2. For Dick: das piano nimmt den faden auf und der sänger pirscht sich spürbar öffnend zum sagenhaften refrain, "so put me to pasture / send me to slaughter / harden your heart to the truth / put me to pasture / send me to slaughter / now that i'm past tense to you" weben die violinen, die tastatur wird kraftvoll, rhythmisch bedient, der erste strahlende höhepunkt, eine melodie von magischer schönheit, ein karges, angemessenes und zugleich überaus dienliches arrangement,
3. Ornament: befreiend das herzige banjo und ein entspanntes "lalalaa" aus matthews mund, die reue und überwindung der sünden wollen gefeiert werden, trompeten tragen nicht zu dick auf,
4. White Horse: der appetithappen hatte die schwermütige einführung des albums bereits gefeiert, doch der song verliert nichts von seiner kraft, die sich aus dem entrückten, zum teil isolierten gesang matthews und der getragen stimmung, zugleich bitte und klage, speist, gänsehautmomente,
5. Dog: gitarre, mandoline, klavier und die alles überstrahlende stimme matthews, die geziemt ergänzung durch holly miranda findet, "what's my name?" ruft matthew, gurrt im background verweht wie mirandas gesang mild entschwebt, und dennoch: "this fire burns the same / we just no longer talk",
6. Community: ein optimistischer shuffle, akkordeon, gitarre, ukulele und piano umspielen den fast schon munteren scott, aufatmen,
7. There is an ocean that divides: der titeltrack, bei dem marisol limon martinez und chie tanaka, ornamentiert von kalimba und piano, den ellenlangen namen des albums flüstern, zu singen waren die zeilen nicht, ein künstlerischer befreiungsschlag, bei dem auch der rest der dichtung zum weinen anrührt,
8. German: elegisch, edel fast, abschied und dank, ein song schließlich in vollem ornat, helle pianoline, cello, horn und scotts aufstieg im begleitcorso des chors (u.a. kevine devine),
9. Thistle: leichtfüssig und geradezu freudestrahlend, schließlich erholsam trompeten sich scott und co. aus den tiefen der befangenheit, (vielleicht) zurück ins für und wider, ohne schlagseite,
10. Wolverine: harp und cello reissen am gerüst des songs, scott kittet mit dem mut der verzweiflung, dass er sich schließlich im hintergrund engeln gleich zur hilfe kommt, schürt hoffnung,
11. Friends and Foes: der kreis schließt sich, dem hoffnungsfrohen, das dieses album vermittelt, zwackt der großartige scott noch ein stückchen ab, um es dem hörer zu überreichen: "sing and celebrate changing from the darkest of moments to light / in the darkest of oceans there's light", dafür langt eine pianospur und untrüglich selbstsicherer gesang, danke!
die meinungen zu "there is an ocean that divides..." sind einhellig: matthews zweites full length sei abwechslungsreicher und von verschiedenen stilen durchwoben. doch selbst wenn der australier zu swingen wagt, wird er immer wieder nur auf sich zurückgeworfen. er kann nicht aus seiner haut und sein gesang bleibt ein klagender und deshalb auch immer wagemutiger. scott wirkt wacher, weniger in sich gebunden. wenngleich sich seine attraktivität natürlich aus der tiefen emotionalität speist. nur zeigt sich, dass die plattform auf der sie sich breitet, stabiler ist. so gelingt ihm das unglaubliche, mit dem rettungsseil um den hüften, durchlaufend die starken hände des am ufer stehenden und gewappneten knappen, springt er in die fluten aus unbill, qual und widrigkeit. und wird ihrer herr. selten ein moment, der wankelmut verrät. selten zweifel, der dem gefühl vorsteht. dank auch unstrittiger begleiter (neben den bereits genannten sind spencer cobrin an der gitarre, eugene lemcio am bass und clara kennedy am cello zu erwähnen) entstand etwas zeitloses. *****
ist es das werk, das uns durchs jahr bringt? das wie ein haltegriff über dem rutschigen badewannengrund manifest unserer harrt? damit es uns gelingt, mit frostig-steifem gebein der agonie zu entfliehen? die uns einerseits befiel, weil wir nicht zu glauben wagten, unter diesen monden noch derart beleuchtet zu werden, die uns andererseits röchelnd schwinden ließ, weil das befangensein unter matthews fittichen eines ist, dem alles innewohnt. tod und verzweiflung, leben und hoffnung. und wir nicht ein noch aus wussten? himmel!
zerrissen, wie sich matthew auf dem aufwendigen cover darstellen ließ, gespalten hier, multiple dort, als hätte sich an ihm eine schere in menschengestalt vergangen, fühlt man sich, wenn die letzten töne von "there is an ocean that divides and with my longing i can charge it with a voltage thats so violent to cross it could mean death" verklungen sind. gewinnt man nun dabei oder verliert man gar? und macht das etwas aus? wenn der gegenüber blank zieht, ohne einzufordern, wenn der seele ungebundenheit so schillernd glänzt, dargeboten wie eine hostie zum abendmahl? dankend, die hände offen aneinander gelegt, fast möchte man auf die knie sinken, unverbrämt und schweigend, gesegnet und demütig nimmt man entgegen. denn wer gibt noch und gibt selbstlos und gibt heute und stösst dabei freizügig die garben vom heuwagen, um daraufhin fröhlich weiter zu ziehen? im überschwang, glücklich, ja. bin ich. und zugleich ausgezehrt der dargebrachten innerlichkeit wegen, angefüllt mit gepriesenem und dem mut des anderen. werde ich teilhaft oder nur selbst auf kurs gebracht?
1. Every Traveled Road: ein verrauschter, zögerlicher beginn, als käme matthew von einer weiten reise und wolle den hörer nicht überraschen; nur wird abschied unvermittelt thematisiert und scott setzt zu bekannten stärken an: ausdrucksstarkem, variablem gesang, garniert mit schillernden zutaten: cello, background chor, reduzierter gitarre und mild klimperndem klavier, wir sind drin,
2. For Dick: das piano nimmt den faden auf und der sänger pirscht sich spürbar öffnend zum sagenhaften refrain, "so put me to pasture / send me to slaughter / harden your heart to the truth / put me to pasture / send me to slaughter / now that i'm past tense to you" weben die violinen, die tastatur wird kraftvoll, rhythmisch bedient, der erste strahlende höhepunkt, eine melodie von magischer schönheit, ein karges, angemessenes und zugleich überaus dienliches arrangement,
3. Ornament: befreiend das herzige banjo und ein entspanntes "lalalaa" aus matthews mund, die reue und überwindung der sünden wollen gefeiert werden, trompeten tragen nicht zu dick auf,
4. White Horse: der appetithappen hatte die schwermütige einführung des albums bereits gefeiert, doch der song verliert nichts von seiner kraft, die sich aus dem entrückten, zum teil isolierten gesang matthews und der getragen stimmung, zugleich bitte und klage, speist, gänsehautmomente,
5. Dog: gitarre, mandoline, klavier und die alles überstrahlende stimme matthews, die geziemt ergänzung durch holly miranda findet, "what's my name?" ruft matthew, gurrt im background verweht wie mirandas gesang mild entschwebt, und dennoch: "this fire burns the same / we just no longer talk",
6. Community: ein optimistischer shuffle, akkordeon, gitarre, ukulele und piano umspielen den fast schon munteren scott, aufatmen,
7. There is an ocean that divides: der titeltrack, bei dem marisol limon martinez und chie tanaka, ornamentiert von kalimba und piano, den ellenlangen namen des albums flüstern, zu singen waren die zeilen nicht, ein künstlerischer befreiungsschlag, bei dem auch der rest der dichtung zum weinen anrührt,
8. German: elegisch, edel fast, abschied und dank, ein song schließlich in vollem ornat, helle pianoline, cello, horn und scotts aufstieg im begleitcorso des chors (u.a. kevine devine),
9. Thistle: leichtfüssig und geradezu freudestrahlend, schließlich erholsam trompeten sich scott und co. aus den tiefen der befangenheit, (vielleicht) zurück ins für und wider, ohne schlagseite,
10. Wolverine: harp und cello reissen am gerüst des songs, scott kittet mit dem mut der verzweiflung, dass er sich schließlich im hintergrund engeln gleich zur hilfe kommt, schürt hoffnung,
11. Friends and Foes: der kreis schließt sich, dem hoffnungsfrohen, das dieses album vermittelt, zwackt der großartige scott noch ein stückchen ab, um es dem hörer zu überreichen: "sing and celebrate changing from the darkest of moments to light / in the darkest of oceans there's light", dafür langt eine pianospur und untrüglich selbstsicherer gesang, danke!
die meinungen zu "there is an ocean that divides..." sind einhellig: matthews zweites full length sei abwechslungsreicher und von verschiedenen stilen durchwoben. doch selbst wenn der australier zu swingen wagt, wird er immer wieder nur auf sich zurückgeworfen. er kann nicht aus seiner haut und sein gesang bleibt ein klagender und deshalb auch immer wagemutiger. scott wirkt wacher, weniger in sich gebunden. wenngleich sich seine attraktivität natürlich aus der tiefen emotionalität speist. nur zeigt sich, dass die plattform auf der sie sich breitet, stabiler ist. so gelingt ihm das unglaubliche, mit dem rettungsseil um den hüften, durchlaufend die starken hände des am ufer stehenden und gewappneten knappen, springt er in die fluten aus unbill, qual und widrigkeit. und wird ihrer herr. selten ein moment, der wankelmut verrät. selten zweifel, der dem gefühl vorsteht. dank auch unstrittiger begleiter (neben den bereits genannten sind spencer cobrin an der gitarre, eugene lemcio am bass und clara kennedy am cello zu erwähnen) entstand etwas zeitloses. *****
02.05. München – Musikexpress Klub @ 59:1
06.05. A-Wien - WUK
09.05. A-Ebensee - Kino Ebensee
11.05. Stuttgart - Schocken
30.05. Köln - Kulturkirche
31.05. Frankfurt - Mousonturm
01.06. München - Theatron Pfingstfestival
02.06. Berlin - Passionskirche
2 Kommentare:
Sehr schöner Text, Eike, der mir plausibel macht, ohne die Platte bisher gehört zu haben, warum sich Scott bei Dir auf den Thron setzt. Das Debüt hinterließ mich noch zwiespältig; sollte mich "Ocean" nun auch so rückhaltlos begeistern?
...und jetzt kannst Du Dich wohl auch endlich an Antony wagen... ;)
danke, dennis! ich hoffe sehr, dass es dich auch begeistert! / antony ist schon mal aus dem cellophan geschlüpft...
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