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Samstag, Dezember 31, 2011

listenterror: beste alben 2011, 1 - 10


*****
1. matana roberts – coin coin chapter one: gens de couleur libres
"konzeptionell wie musikalisch auf der höhe der zeit, ein ausbund an formeller wie tonaler schönheit, voller weisheit und emotionaler tiefe" (quelle)


**** - ****1/2
2. bill callahan – apocalypse


3. david thomas broughton – outbreeding

4. mary hampton - folly

****
5. pj harvey – let england shake
6. heypenny – a jillion kicks
heypenny haben mit "a jillion kicks" wegweisendes entworfen. ihnen gelingt es, der folkisierung mit geschwollener brust entgegen zu treten und aus dem chaos der ideen einen eigenen kleinen kosmos zu entwerfen. im wagnis wachsen sie über sich hinaus und zeitigen einen zugleich überbordenden, wie den hörer fesselnden ausbund an kreativität. ein album, das bestand haben wird, weil es der langeweile mit offenen armen entgegentritt (sie umarmt und zerquetscht). (quelle)

7. howth – s/t
"das potential, das den beiden musikern zur verfügung steht, ist in der breite wie qualitativ ausgereizt. beispielgebend hier das sehnsüchtige in bester simon & garfunkel manier intonierte "the cold wind blows". sensibel, emotional, nie ins kitschige abdriftend, im gegenteil voluminös und zugleich frei atmend ausstaffiert. "wight lights" ist ungezügelter schmeichler mit backgroundgesang und flankierendem aufgebot, "david" giebt sich zunächst pastoral, entspringt dieser stimmung allerdings flott klatschend. diese spontanität, ursprünglichkeit, jugendlichkeit, der trotz der adoleszenz heben dieses werk hervor. "timeless squares" glänzt wieder mit diesem endsixties singer songwriter style. das geht so angenehm, so wesensecht ins ohr, dass man sich gar nicht des ohrwurmes erwehrt. wer hier noch von lofi spricht, dem entgeht die klangliche reife, die songwriterische größe, die kreativität in sachen arrangement, instrumentenbeherrschung und gemeinsamen aufspiels. hier trifft die klasse eines liedermachers, der das am stadtleben gebrochensein auszudrücken weiß, auf die präzision eines hellhörigen produzenten und multiinstrumentalisten." (quelle)

8. thurston moore – demolished thoughts
9. meg baird – seasons on earth
"melodische schlenker, "even rain" hat eine festgezurrte schleife, harmoniejuchzer, "share" wuchtet sich ans herz, erinnerungen, "the finder"spielt mit bekanntem, "seasons on earth" hat viel erstaunliches zu bieten. es ist ein album, das zum entdecken geradezu einlädt. es täuscht oberfläche an und hat darunter eine kleine, neue welt zu bieten. das zwanglose und atmosphärisch ausgereifte konzept gründet sich in seiner konsequenz." (quelle)

10. june tabor - ashore

Freitag, Dezember 30, 2011

neue töne (1084): joasihno / koria kitten riot

zwischen den jahren. ein eigenartiger terminus. es gibt keine zeit, die zwischen 2011 und 2012 passte und doch befinden wir uns in einer art grauzone. das alte jahr ist noch nicht zu ende, obwohl es sich so anfühlt, das neue hat noch nicht begonnen. wie die blaue stunde, meine liebste tageszeit. alles schläft, der tag erwacht und ich bin dabei. zwischen den jahren also ist zeit für versäumnisse und ausblicke. dafür begeben wir uns heuer auf kyr records, ein münchner label der besonderen art. wenige, aber besondere musikalische leckerbissen, still und mit fleiß promotet und auf eine art und weise präsentiert, dass man der charmeoffensive verfallen muss.
mit christoph beck aka joasihno haben sie wohl eines der größten talente der stadt am start. sein debutalbum "we say: oh well" erschien im mai und gehört zu meinen persönlichen versäumnissen. denn es findet sich weder in einer der "neue töne" notizen, noch konnte ich es im listenterror aufführen. dabei liegt mir das außergewöhnliche werk bereits geraume zeit vor, es hangelte sich durch die gedanken, initiierte ersten schreibfluß, ließ in der erinnerung lächeln und trieb wie ein kleines boot sicher auf hohen wellen. im vordergrund stehen melodien, die sich wie gute freunde aufdrängen. sie schälen sich aus denkbar verschiedensten klangkompositionen und bemächtigen sich deiner aufs subtilste. listig und behände. kaum hast du dich versehen, trällerst du die eine oder andere line. die sich an einer gitarrenfigur entlang schiebt, an pianotupfern schubbert, am elektrosound saugt, dem beat seinen stempel aufdrängt. alles betulich und in einer ruhe, die dem juvenilen projekt eigentlich konträr gegenüber stehen sollte. dabei ist es gelassenheit, berechtigtes ausruhen auf den möglichkeiten, ein verlassen auf das eigene können. electropop oder folktronic, wie auch immer man es heißen mag, die musik des fleißigen oberbayern, der zuletzt ein video für 13&god bastelte und auf tour mit the notwist geht, klingt unangestrengt und spottet dabei dem aufwand, der betrieben worden sein muss, um all die muster auszubreiten, die in ihrer feinheit und finesse wunder glauben machen. ich will es nicht versäumt haben, in 2011 darauf aufmerksam gemacht zu haben!
joasihno - excited

joasihno - von (radio edit) by kyr records

so, und nun noch der ausblick. der gelingt uns mit koria kitten riot, dem frisch gesignten act auf kyr records. dabei handelt es sich um den jungen antti reikko aus finnland, der seinen mittlerweile zweiten longplayer "the lows & the highs" auch in deutschsprachigen landen veröffentlicht sehen will. das rundum gelungene werk erschien im november via solmu records in der heimat und wird anfang märz auch in deutschland, der schweiz und österreich herausgebracht. zwischen singer/songwriter und großmut changierend, streicher kommen genauso zum einsatz wie piano und perkussive streicheleinheiten, erklingt ein anlehnungsbedürftiger gesang, samten, warm und männlich. schön, die brausemomente, da die musik fahrt aufnimmt und antti trotzdem kaum die stimme erheben muss, oder auch der popreigen, der sich befriedet über das gesamte album legt. die kleinen elektronischen torheiten würzen aufregend und gelingen, weil das fundament gründlich bereitet ist. ich will 2011 nicht beenden, ohne Euch nicht bereits jetzt auf ""the lows and the highs" aufmerksam gemacht zu haben!

listenterror: beste alben 2011, 11 - 20


****
11. metal mountains – golden trees
"helens gesang dominiert und wird zugleich heimgesucht von den filigranen gitarrentunes des p.g. six, den violinenanwandlungen samaras und der gemeinsam gegossenen liquiden bis schwerflüssigen suppe. die psychedelische grenzenlosigkeit und die gebundenheit des folkrocks finden bei metal mountains eine gemeinsame tür, durch die es sich behände schlüpfen lässt." (quelle)

12. liz green – o, devotion!
13. peaking lights – 936
14. bonnie 'prince' billy – wolfroy goes to town
15. matt bauer – the jessamine county book of the living
16. bill wells & aidan moffat – everything's getting older
"hier wird nicht sillstand geübt, wie die klassiker orientierten meinen, hier wird für die moderne ein neues kleid gestrickt. die zutaten sind hiphop lastig und mit drum 'n' bass anleihen versehen, sind swing und soul und der stete blues derer, die etwas zurückgelassen haben. der bartreue jazz, klobig wie die zuckerrübe, das salsa infizierte schlagwerk, unreine elemente eines aus versatzstücken erstellten ganzen. dass das funktioniert, beweisen die beiden tausendsassa über zwölf tracks. " (quelle)

17. megafaun - s/t
18. flare acoustic arts league – big top/encore
"der glamour hängt wie zufällig im haar, die bereitschaft zur geste hält auf halbem wege inne, die magie ergibt sich aus der verstiegenheit, aus der innigen verschränkung aller beteiligten. die melodien sind rund und rollen ohne wiederholtes antreiben." (quelle)

19. tim hecker – ravedeath 1972
20. julia holter - tragedy
julias neoklassik ruht nicht aus und sucht nach immer wieder sich selbst negierenden ausdrücken. narration neben perkussionsgewittern. synthieschwof neben liebfrauenwucht. verhaltene schräglage neben offensiver kunde." (quelle)

Donnerstag, Dezember 29, 2011

listenterror: beste alben 2011, 21 - 40


****
21. small sur - tones
"tones" wird sich in meinen jahrescharts sehr weit vorn platzieren. es ist ein album der genügsamkeit und dabei so reichlich ausschenkend. die gefühlsgemengelage, in die es mich bringt, entsteht erst nach dem hörvergnügen. das album reisst löcher. es verwundet. und wenn du nach heilsamen suchst, legst du es wieder auf." (quelle)

22. wooden peak – lumen
"den elektroakustischen traditionen nicht gänzlich abhold, suchen jonas wolter und sebastian bode nach eigenen adern, um förderliches nass zu schöpfen. die strukturelle feinheit, das atmosphärische massnehmen aus löcher stopfen und innehalten, kreiert ein schaubild der transparenz, unter dem die flinken notengebilde szenerien formen." (quelle)

23. grouper – a/a
24. gillian welch – the harrow & the harvest
25. the sandwitches – mrs. jones' cookies
26. eternal tapestry – beyond the 4th door
"der deepe bass, die konstituierende perkussion sorgen für bodenhaftung, während sich an den dicken tauen die geschundenen gitarren weiden, die saxophonen klänge zerren und der gemeinsame space psychsound rüttelt. in aller gelassenheit wird hier zu werke gegangen, das bewußtsein geschult und das wissen um den erfolg in einem morgen gesichert. blues fäden scheuen nicht vor dem licht zurück, wie das helle glitzern eines saitensprungs minutenlang erregung fördert. die sonne gleißend, die augen durch die hand geschützt. durch die finger blitzen farbenfrohe muster. ein kaleidoscope bunter würfe, schematischer wiederholungen, unbekannter einschlüsse." (quelle)

27. noveller – glacial glow
"seit mai kann man sich also auch mit "glacial glow" beschäftigen und darf einen release erwarten, der die looppedale und die finessabholer genauso häufig anfragt, wie er auf die sanften läufe setzt und so in einer klangschau kulminiert, die nachfedert. der drone mahlstrom in "blue" zum beispiel, der von einem gitarren entlehnten beat begleitet wird und dem die schwere dank eines fein strukturierten melodischen fadens genommen wird. ergänzungen finden sich mittels lichter soundeskapaden." (quelle)

28. hertta lussu ässä – s/t

***1/2 - ****
29. woods – sun and shade
30. savaging spires – s/t
31. tune-yards – whokill
32. scott matthew – gallantry's favorite son
"die transportierende musik ist frei von abenteuern und doch mehr als nur ein treu ergebenes mittel zum zweck. scott nutzt die ukukele nur noch bei vier liedern, verlässt sich auf seine mitstreiter, die mit pianotupfern, cellowärme, violinesegen und harfenmustern sowie perkussiver standhaftigkeit und gitarren- und bass- läufen für die notwendige befriedung sorgen." (quelle)

33. should – like a fire without sound
34. king creosote & jon hopkins – diamond mine
35. vanish valley – get good
"vielleicht klingt "get good" hoffnungsfroher, aufgeräumter, am ende ist es schlüssiger, gebundener, zielgerichteter. weniger die suche als die preisgabe von erkenntnissen steht im vordergrund. "stuck in l.a." schiebt und rockt und ruft geradezu heraus, dass sich jeder ort zum leben eignet, wenn man sich ein wenig öffnet, auf die menschen zugeht und sich zu binden wagt. es scheppert und die gitarren sensen, während der sänger, erneut mit weiblicher begleitung, seiner freude ausdruck verleiht." (quelle)

36. rauelsson with peter broderick – réplica
37. ignatz – i hate this city
38. kurt vile – smoke ring for my halo
39. alina simone – make your own danger
"eine frau, die am abhang tänzelt. der man alles abnimmt, den unbill, die freude. das neue album gleicht einem parforceritt. die andeutungen, die düsteren ahnungen, die beschwörungen. die musik ist im besten sinne eklektizistisch. stilverwandtes lehnt sich an den zuweilen rockigen auftritt. spitzfindiges neben unbelassenem, rauem. im freien raum ertönt alinas stimme, verlassen und nur begleitet von perkussiver singularität." (quelle)

40. fleet foxes – helplessness blues

Mittwoch, Dezember 28, 2011

listenterror: beste alben 2011, 41 - 60


***1/2 - ****
41. natural snow buildings – waves of the random sea
42. kammerflimmer kollektief - teufelskamin
43. snailhouse – sentimental gentleman
"noten, die sich anpinnen lassen, melodien, die zur reife abhängen dürfen, harmonien, aufgeschoben. und so macht dieses album glauben, dass das gehörte jahre überdauert haben muss, um uns nun in seiner gebundenheit, seiner stringenz, seiner malerischen schönheit auf eine reise mitzunehmen, die eben diese geschichte zu erzählen hat:..." (quelle)

44. golden kanine – o woe!
"in 2011 klingen golden kanine dräuender, erwachsener und dann auch dringlicher. alles, was eine folkunart ist und ihnen zueigen war, haben sie abgelegt. die konzentriertheit, das mutig zusammenfassende, das originäre gebinde steht ihnen wie eine neue haut." (quelle)

45. low – c'mon
46. bon iver - s/t
47. evangelista – in animal tongue
48. halma – dissolved solids
"mir gefallen die herbstenen farben, das warme licht, das durch das album flutet, breit und gewichtig, als wüsste es um seine magische wirkung. die musik ist organisch und hat trotzdem ein jenseitiges fluidum. und: alles bleibt auch für ein neuerliches hören offen." (quelle)

49. 22 pistepirkko – lime green delorean
"22 pistepirkko sind lebendiger denn je, ihr musikalisches gefährt speist sich aus hunderten einspritzpumpen, so dass sich immer wieder eine neue brisante, rasante mischung ergibt. so liegt der wagen stets sicher, aber bewegungsfreudig auf der straße. und genau so wie der delorean ein seltenes stück metall ist, so sind die drei finnen an rarheit nicht zu überbieten, in ihrem land, in ihrem geschäft, in der gesamten szenerie." (quelle)

50. secret cities – strange hearts
"die musik des dreiers ist erfrischend, euphorisch, rhythmus betont und in genau richtigem maße elektronisch durchflutet. sehr melodieverliebt konzentriert sich der sound auf ein stimmiges, zuweilen breites drumherum. der verweis auf phil spector kommt da schließlich nicht von ungefähr." (quelle)

51. the tree ring – generous shadows
52. david dondero – a pre-existing condition
53. pickering pick – tiger balm
"das fragile fingerpicking täuscht über das drängen nicht hinweg, das sich in sams stimme mit sentiment mischt, mit herzenswärme, mit glaubhaftigkeit. der schmelz seines gesangs hat sich des kitsches längst entledigt. die haut gilt es zu retten, da ist kein platz für posen." (quelle)

***1/2
54. trembling bells – the constant pageant
55. orion rigel dommisse - chickens
56. alela diane & wild divine - s/t
"alela diane & wild divine" hat mir die liebelei nicht verlitten. jedoch wirft die unbestritten harmlose musikalie einen langen schatten. nur, und das ist vielmehr als die meisten alben dieser tage mitbringen, glänzt alela dianes gesangsvortrag. blendet, so dass im flimmern manch instrumentaler schnitzer verschwindet." (quelle)

57. julianna barwick – the magic place
58. gareth davis & machinefabriek – grower
59. oh no oh my – people problems
"mit jedem neuen track beginnt ein abenteuer in sachen instrumentaler ein- und genretrechnischer ausrichtung. von gesetzter singer- / songwriter note bis hin zum hymnischen lustschrei bekommst du alles serviert, wonach die hungrige seele giert. schwelgerische orgelsounds an vibratorrhythmik und hallgesang ("walking into me") oder lässige schlurfattitüde mit anschließender die- jugend- hol- ich- hinterm- ofen- vor- angriffshaltung ("you were right") oder balladesker schubjauler ("again again") oder glissandierender edelstoff an discobeat und fliehendem gesang ("i don't know") oder lieblingsliedaspirant dank streichern und empathischer phrasierung ("so i took you") und doch viel zu jähem ende oder eels- epigonie mit "brains" oder folkschluchzer oder oder oder." (quelle)

60. moon duo - mazes

Dienstag, Dezember 27, 2011

listenterror: beste alben 2011, 61 - 80


***1/2
61. jozef van wissem – the joy that never ends
"musik, die bereinigt wirkt von unbill, unnützem, schlechtem, die klarheit bietet und cinematographische weite. musik, die von unnötigem befreit, jeglichen specks entbunden aufs nackte fleisch reduziert wurde, läutert und entbindet den hörer. von der welt." (quelle)

62. angela aux - whatever you guess it's not
"denn die zwölf vereinigten tracks bilden eine einheit des ver- rückten zueinanders. die diversität in stil, mach- und lesart macht glauben, dass hier immer wieder ein anderer künstler am werk gewesen sein muss. und so giert man nach begriffen, an denen man seinen anker lichten kann, um heimathafen nah zu stranden. für lofitronic spricht das gerüst, in den ausläufern hakt die formel. dem weirdfolk fehlt das gespenstige und spinnerte. als singer / songwriter kann sich der kerl nicht verstehen, dieser art von nacktheit flieht er. mit indietronic, und das genremuster ist natürlich unklar wie alle anderen, fände sich vielleicht ein mäßiges haltetau. die konzeptuelle ausrichtung mag konstanten beinhalten, die tracks sind ausgefeilt und können für sich stehend jederzeit hiparaden sprengen." (quelle)

63. wooden shjips – west
64. tenniscoats – tokinouta
65. seapony – go with me
66. hauschka – salon des amateur
67. israel nash gripka – barn doors & concrete floors
68. the great park – now wash your hands
"eine elegische phantasie, ein drapierter reigen, ein gekonnter streich. hier baut erfahrung auf wissen, auf können." (quelle)

69. emily arin – patch of land
"sie schreibt excellente lieder, hat ein gespür für die unvergesslichen momente, singt nuancenreich und mit spürbarer emotion und authenzität, pickt ihre gitarre wie gott sein wolkenschwert am ersten tag geschwungen haben muss, und zudem hat sie begleiter, die für ausgewogene, ornamentierende, nie blümerante arrangements sorgen." (quelle)

70. tape - revelations
71. the bony king of nowhere – eleonore
72. chelsea wolfe - apokalypse
"doch wolfe agiert weniger stampfend und seltener so kompromisslos. ihre klangbild ist dafür klaustrophobischer, die dem hörer begegnende enge ist unmittelbarer, verfänglicher. wenngleich der gesang der schwärze entrückt ist, umweben ihn die eisigen klänge der nacht." (quelle)

73. jennifer castle – castlemusic
74. loch lomond – little me will start a storm
75. wire – red barked tree
76. emperor x – western teleport
"so gehen die gitarre- und piano- forcierten und von elektronika und perkussiven spitzfindigkeiten begleiteten lieder zunächst schlüssig und weitgehend hinderungsfrei ins ohr. doch kleine widerhaken setzen an, um der erinnerung vorschub zu leisten. zeilen bleiben zurück, interpretationsfetzen, ein anliegen." (quelle)

77. the bats – free all the monsters
"erwartet haben wir melancholischen janglepop, geboten hat uns die neuseeländische institution melancholischen janglepop, infektiös!" (quelle)

78. jocie adams - bed of notions
79. six organs of admittance – asleep on the floodplain
80. aethenor - en form for blå

Montag, Dezember 26, 2011

listenterror: beste alben 2011, 81 - 100

die besten alben des jahres 2011 stehen auch im klienicum pünktlich auf dem plan. wir nähern uns nach und nach dem 31. dezember, an dem die zehn werke gekürt werden, die unserer bescheidenen meinung nach die essenz des musikgeschehens in den vergangenen zwölf monaten waren oder sind. denn sie vergehen und schimmeln nicht und werden uns auch in der nächsten zeit begleiten. der vielen worte gab es heuer ausreichend, deshalb werden die listen lediglich um einige anmerkungen ergänzt, entnommen den posts im klienicum, zitate, die der einordnung dienen sollen. in den folgenden tagen gibt es den rest:


***1/2
81. korey dane – loomer
"das 12 track werk ist ein kleines wunderding voll ausgesuchter entspanntheit, voll traumwandlerischer melodien, die, wie sie da in schwebe gewebt wurden, anhänglich wie tanzende muster vor den augen sind, wenn du zu lang in die sonne geschaut hast. hier eine slide, dort ein vergessenes klavier, ein rauschen, ein hauch retro und die lieder winden sich wie von allein in deine gehörgänge, als hätten sie sich dort schon vor jahrzehnten eingenistet." (quelle)

82. old lost john – bringing down the sky
83. the skull defekts – peer amid
84. cloud nothings – s/t
85. tiny ruins – some were meant for sea
"die junge hollie fullbrook habe ich schon eine weile im visier. vor allem ihres gesanges wegen. der ist so vollmundig und zugleich rückwärtig. als würden die töne in einer abgründigen tiefe entstehen und erst spät zu uns herauf koltern, als würden sie unterwegs einer reibung unterliegen, die sie zudem machen was sie sind, gewirkte und belassene kunde." (quelle)

86. uncle bengine & the restraining orders – comes in nines
"doch zuvorderst steht enthusiasmus und jede menge alt. country power. die flirrt durch den saal wie eine frisch gespannte säge. eine slide, eine elektrische, ein schepperndes gewerk, es braucht manchmal nicht mehr." (quelle)

87. the cave singers – no witch
"so gelingt den in seattle beheimateten eine fundamentierung, die ihren bisherigen alben abging. darauf aufbauend nutzt die band alle freiheiten. etwa, wenn sie wie in "outer realms" schwelende gesänge gegen bongos setzt, wütende gitarrenspuren einschiessen läßt und konzentriert ihre geschichte zu ende erzählt. kein soundkleister, keine wände, hinter denen details hervorlugen müssten. kein speck. und dennoch offeriert sich ein klangabenteuer dank differenzierter ausleuchtung des gesamten bildes, das the cave singers für jeden song mit neuer leinwand beziehen." (quelle)

88. the low anthem – smart flesh 89. rachel goodrich - s/t
"der verteufelte mix aus vaudeville, swing und jazz, folk und rock macht wirklich gute laune. dazu zu steppen ist das mindeste. der varianetenreichtum ist enorm, mal flüstert sie dir ins ohr, dann bricht sie beängstigend energisch ins gemüt, mal gibt sie sich locker flockig flagellant, dann wieder lasziv und unnahbar." (quelle)

90. la sera – s/t 91. monogold – the softest glow 92. stranded horse – humbling tides
"mittelalterliche folklore, chanson bis hin zur ausgereiften gitarrentechnik lassen sich vermengt finden. die homogenität des ergebnisses ist tambours originalität geschuldet, einem auf den ersten blick wagnis freien unterfangen, auf den zweiten aber sublime experimentfreudigkeit preis gebend." (quelle)

93. yuck – s/t
"erfrischend unzickig, juvenil entschlossen, voller power und gefühl, neu erfunden ist hier gar nichts, aber wer hat das auch erwartet?" (quelle)

94. the hands of the wrong people – proportions
95. the high llamas – talahomi way

96. brilliant colors – again and again
97. dan mangan – oh fortune
98. david wax museum – everything is saved

99. eric & magill – all those i know


***-***1/2
100. heidi spencer – under streetlight glow
"und so gelingt das album auf eine weise, wie sie sich mir nur selten ergibt, untergejubelt, zeche prellend und dabei breit grinsend. understatement auf seine schönste art. immer ist spencers einsatz zwingend. und agil und weise und voller wärme." (quelle)

Sonntag, Dezember 25, 2011

listenterror: beste songs 2011

das ist jährlich wohl die herausforderung schlechthin! das zusammenstellen meiner lieblingssongs eines musikjahrs scheitert immer wieder aufs neuerliche daran, dass ich über den zwölfmonatszyklus hinweg einfach zu wenig disziplin zeige. die bräuchte es nämlich für ein sorgfältiges erstellen einer übersicht, die alle auffälligen songs beinhaltet und sie schließlich der eigenen wertschätzung gemäß platziert. so verzichte ich heuer auf ränge und führe jene songs auf, die mich auf ihre weise ein stück in 2011 begleiteten. vollständigkeit kann kein ziel sein. zumal ich zum beispiel matana roberts einsatz für die musikwelt in dieser kategorie unberücksichtigt lasse, weil ihr album "coin coin chapter one: gens de couleur libres" als ganzes für sich steht. auch "luis" von liz green wird in der nachfolgenden auflistung fehlen, weil ich weder eine mp3 noch ein halbwegs gutes video zum track fand. dabei liebe ich dieses lied über alles. fünfzehn perlen, kleinode, diamanten, wie auch immer, lediglich eine kleine auswahl; ich hoffe, für Euch ist auch das eine oder andere dabei.

david thomas broughton - ain't got no sole (outbreeding)

david thomas broughton - ain't got no sole

mary hampton - the man behind the rhododendron (folly)

mary hampton - the man behind the rhododendron

the sandwitches - lightfoot (mrs. jones' cookies)

the sandwitches - lightfoot

liz green - displacement song (o, devotion!)

liz green - displacement song

bill callahan - riding for the feeling (apocalypse)

bill callahan - riding for the feeling


mud muhaka - yes (yes my friend but what is)

mud muhaka - yes

meg baird - the finder (seasons on earth)

meg baird - the finder

howth - needles and pins (s/t)

howth - needles and pins

heidi spencer - alibi (under streetlight glow)

heidi spencer - alibi

david thomas broughton - perfect louse (outbreeding)

david thomas broughton - perfect louse

heypenny - purple street (a jillion kicks)

heypenny - purple street

sun wizard - world's got a handle (positively 4th avenue)

sun wizard - world's got a handle

loch lomond - earth has moved again (little me will start a storm)

loch lomond - earth has moved again

low - try to sleep (c'mon)

low - try to sleep

korey dane - mother father (loomer)

korey dane - mother father

Samstag, Dezember 24, 2011

glotzt nicht so romantisch (273): me and my drummer

im januar die single, im mai das album (sinnbus). me and my drummer sind gerade sehr fleißig. "you're a runner" bekommt Ihr am 20.01., zur einstimmung das nachfolgende video, welches im studio gedreht wurde. die tourdaten für den anfang des kommenden jahres stehen ebenso fest, siehe unten. dann könnt Ihr charlotte brandi und matze pröllochs im vorprogramm von einar stray sehen und für Euch entdecken.



04.01.2012 - Hamburg, Zentrale im Thalia Theater
05.01.2012 - Rostock, MS Stubnitz
06.01.2012 - Leipzig, UT Connewitz
07.01.2012 - Erfurt, Franz Mehlhose
08.01.2012 - Bayreuth, Glashaus
10.01.2012 - Nürnberg, Neues Museum
11.01.2012 - Magdeburg, Projekt 7
12.01.2012 - Hannover, Feinkostlampe
13.01.2012 - Köln, Theater @ Die Wohngemeinschaft
14.01.2012 - Haldern, Haldern Pop Bar
16.01.2012 - Göttingen, Apex
17.01.2012 - Dresden, Societaetstheater
18.01.2012 - Chemnitz, Weltecho
19.01.2012 - Graz, Postgarage
21.01.2012 - Berlin, HBC
19.02.2012 - Bochum, Urban Urtyp @ Christuskirche Bochum
21.02.2012 - Potsdam, Waschhaus

ein (p)fund mp3 (375): merry christmas

liebe menschen! das klienicum wünscht Euch ein besinnliches wie fröhliches weihnachtsfest! wir hoffen, Ihr umgebt Euch in den kommenden tagen mit herzenswarmen menschen und verlebt eine friedliche und reiche zeit. dies sei im besten aller sinne gemeint, voll an emotionen und natürlich auch mit guter musik. und weil wir Euch das gesamte jahr über zur seite standen, wollen wir es auch in dieser, hochheiligen zeit tun. wir präsentieren, wie in den vergangenen jahren, einige besondere titel zum fest. sie stehen in krassem gegensatz zu den geleckten "last christmas" fetzen, halten dafür aber das versprechen, dass weihnachten etwas besonderes ist und bleibt, abseits der geschenkeschlachten, kaufräusche und der regelmäßigen streitereien und nachträglichen umtauschaktionen. mehr gibt es übrigens hier.
jeremy porter & the tucos - christmas dance
the bell beat - december 25 1967
flatfoot - li river burial
fur department - song for tim wieland
woodman - christmas with you
a lady never tells - greyhound bus on christmas day
the paincakes - santa (liks goin' down chimneys)
sunil sawani - these people aren't your friends, santa (claus)
lettercamp - you're a mean one mr grinch
dr. daddy - christmas last year
timmy tumble - trapped in the chimney
daniel - the night will come

Freitag, Dezember 23, 2011

zu gehör getragen (152)

angel olsen – strange cacti ep (2010)
> bereitwillig jeder tonart freund zu sein, jedem gefühl einen namen zu geben und dabei lustwandelnd und echt, 4-4,5/5

king creosote & jon hopkins – diamond mine (2011)
> ein kuscheliges etwas, saumselig, romantisch, ziseliert anmutig, in szene gesetzt wie ein mit patina belegtes schaubild, 3,5-4/5

liz green – o devotion! (2011)
> kaum neues im köcher und doch kann man liz immer wieder neu entdecken in ihrem blues- folk- chanson- jazz- storytelling dickicht, 4/5

ed askew – imperfiction (2011)
> die wiederauflage der 1984er veröffentlichtung (kassette) hat einen knarzigen charme aus verspieltheit und weisheit, 3,5-4/5

glotzt nicht so romantisch (272): angel olsen

auf angel olsen hätte man gewiss bereits im letzten jahr aufmerksam werden können. schließlich hatte sie da ihre beiden kassetten "strange cacti" (bathetic, im frühjahr dieses jahres auf vinyl wiederveröffentlicht) und "lady of the waterpark" (love lion) herausgebracht. doch dank gut funktionierender mundpropaganda waren die beiden releases flott ausverkauft und ein gewisser teil interessierter enthusiasten guckte in die röhre bzw. bekam von dieser dame erst gar nichts mit. so brauchte ich auch den tip von d. aus b., um der jungen dame mit der faszinierenden stimme gewahr zu werden. dieses organ ist wohl weniger dem gesang im herkömmlichen sinne verschrieben, als vielmehr der proklamation, des quengelnden ausstosses, des nuschelnden eklats. schmerz verbunden, roh, weinerlich, echt. natürlich kann sie singen, engelsgleich, doch die beweislast liegt stets bei ihr und sie sucht sich den zeitpunkt aus, da hell und klar in die notizbücher geschrieben werden darf. sie singt, seit sie denken an, hatte nie unterricht und nahm die zuletzt veröffentlichten songs in ihrer küche mit einer auf die schnelle zusammengestellten garagenband auf.
mit bonnie 'prince' billy arbeitete sie nicht nur auf oder besser für einen tonträger zusammen, sie unterstützt ihn auch live. auch hierzu ein beweis in bewegten bildern. ich habe Euch einige, wie ich meine, überzeugende videos herausgesucht, um der jungen dame aus chicago, die an neuen aufnahmen arbeitet, fix zu verfallen.
angel olsen - creator, destroyer











Donnerstag, Dezember 22, 2011

glotzt nicht so romantisch (271): tape.tv

der internetsender tape.tv rief dazu auf, sich aus seinem riesigen arsenal zu bedienen, um die zehn besten musikvideos des jahres 2011 zu benennen, die der kanal in den vergangenen 365 tagen ausgestrahlt hatte. abseits meiner absoluten persönlichen favoriten bin ich leichterdings fündig geworden und konnte das knappe dutzend ohne probleme identifizieren. ich hoffe, dass auch für Euch etwas dabei ist, wenn es von golden kanine über illute hin zu parfum brutal geht: einfach den unten stehenden player laufen lassen. um sich einen überblick über die gesamte aktion des senders zu verschaffen, geht bitte hier her. zu sehen werdet Ihr neben den top 10 der internen tape.tv auswertung auch die aufstellung der lieblingsvideos von ca. 40 musikblogs bekommen, aufgestellt in einer top twenty. irre, wa?

eingestreut (353): azure blue

jedes ding will seinen namen haben und so firmiert tobias isaksson unter dem moniker azure blue. passt bestens in die jahreszeit. wobei schwedischer pop einen eh durchs ganze jahr bringen kann, ob sommer, ob winter. und so schickt sich der irene und laurel music mann, die bisherigen projekte isakssons, an, uns mit einer gänzlich neuen attraktion zu wärmen. nicht zuletzt der hinweis im moniker auf dennis wilsons "pacific ocean blue" muss als vorzeichen gedeutet werden, in welche richtung der songschreiber dachte. er wollte "a mature aor record", landete aber schließlich bei new wave und new romantic anleihen. seine persönlichen referenzen, die auch bei der erstellung des albums "rule of thirds" eine rolle spielten, sind die narrativen kräfte von ernest hemingway, klas östergren und grant mclennan. am ende muss man von wohlfühlpop reden, der sich durch lichte transparenz einen namen macht. matinée recordings veröffentlichte ende des sommers und wir verweisen nun auf ein verträumtes liederbündel, das sich anfühlt wie, um beim obigen bild zu bleiben, eine vollkommen entspannte fahrt auf dem meer, bei der man sich nur treiben lässt, um auf dem deck zu dösen. den verbrannten pelz am abend lassen wir mal außen vor, denn noch weiß ich nicht, ob auf das album noch etwas kommt: ein schwerer kopf, ein durchlöchertes herz. vielleicht. tobias' sanfte stimme, die synthiewellen, der leichte beat, keine hinweise, auf weite, sichtbar, die auf ein übel deuteten. dass es das noch gibt!
azure blue - the catcher in the rye
azure blue - little confusions

Mittwoch, Dezember 21, 2011

neue töne (1083): chelsea wolfe

dieses jahr zu beenden, ohne auf chelsea wolfe eingegangen zu sein, wäre, als würde ich den kindern weihnachten vorenthalten. die auseinandersetzung mit dem rauen doomfolk der in kalifornien beheimateten musikerin gleicht einem erweckungserlebnis. die schwere rhythmik des doom metal, die verankerung im stoizismus des blues, die geworfenen taue hinüber zum fragilen folkgerüst aus wimmernden synthiesüchten nebst der blendenden vokalakrobatik wolfes ergeben ein soundbild einer vemeintlich schiefen romatik. kleidsam für die gestalten der nacht. doch das wie in schwebe gehaltene mysterium ist nur ein schwach bewegliches fluidum, das die stütze bildet für gedankenschwere lyrics, die sich auf dem neuen album "ποκάλυψις" ("apokalypse"), auf pendu sound erschienen, geradezu idealistisch um die endzeit, um die enthüllung von dingen, um das offenlegen und entdecken drehen. im gegensatz zum vorgängerwerk "the grime and the glow" eine optimistische ausrichtung, denn das debut suchte noch die auseinandersetzung mit dem alltäglichen leben widerzuspiegeln, einer realität, in der es durchaus erhellendes gibt, um dem schrecken, der in ihr wohnt, etwas entgegen zu setzen.
mit ca. neun jahren begann chelsea erste soundspielereien im studio ihres vaters. doch erst sehr spät teilte sie die ergebnisse ihrer zurückgezogenheit. inspiriert von der arbeit mit einer performancetruppe, mit der sie einige zeit tourte und in den abstrusesten locations ( u.a. alte kernkraftwerke) auftratt, nahm sie erste songs auf, die schließlich zu "the grime and the glow" kulminierten, ihrem erstling. die songs wurden auf einem tascam 8 track fixiert und stehen vor allem atmoshärisch dem nachfolgenden tonträger entgegen. hier noch viel offener und lichtdurchtfluteter, an manchen stellen akustisch anmutend.
erinnerungen an rose kemp werden wach, doch wolfe agiert weniger stampfend und seltener so kompromisslos. ihre klangbild ist dafür klaustrophobischer, die dem hörer begegnende enge ist unmittelbarer, verfänglicher. wenngleich der gesang der schwärze entrückt ist, umweben ihn die eisigen klänge der nacht. so steht man geschunden zwischen den stühlen und wankt zwischen den elementen, den glissandierenden gitarren, den hier dramatisch polternden, dort wüst scheppernden drums, den sirenengleichen synthieschwingungen, dem aufregten schleifen von eisen. während in "to the forest, towards the sea" am ende des albums die kälte explodiert, sucht der früher angesetzte song "tracks (tall bodies)" versöhnung im warmen reigen von betörendem gesang, bleichem drumming und besonnenen gitarren. der grieche nutzt das wort apokalypse auch für offenbarung. zwei seiten einer medaille, die einander bedingen. das dem horror genre entlehnte hauchen und stille schreien des openers gleitet hinüber in den anschmiegsamen beginn von "mer", dem vermeintlich stärksten track des albums, einem lied, das sich in der waage zu halten sucht. das unten stehende video zeigt es in einer ausgezeichneten liveversion, die die latente hinwendung zur hypnose glänzend einfängt. "demons" ist giftiger düsterrocker, "movie screen" verhuschter abgesang im deepen bluesgewand, "the wasteland" echoisiertes verhängnis. weiteres mehr ist zu erwarten auf einem weniger inszenierten, als vielmehr leidenschaftlichen album einer künstlerin, deren blick man scheuen mag, die man aber gewiss im auge behalten sollte.

chelsea wolfe - mer by pendu

chelsea wolfe - advice & vices by pendu

Dienstag, Dezember 20, 2011

zu gehör getragen (151)

dan mangan – oh fortune (2011)
> im ritt durch die eigene musikalische neubewertung fielen ihm die zwingenden ideen vom durchaus agilen gaul, schade und dennoch: 3,5/5

rue royale – guide to an escape (2011)
> sehr gefälliger folkpop, dem immer mal wieder der rechte aufreger abgeht, aber der rote lässt sich am abend dazu prima schwenken, 3/5

alamo race track – unicorn loves deer (2011)
> immer wieder das gefühl vermittelnd, noch nicht ganz ausgereift, nicht ganz fertig zu sein, weit von der klasse des debuts entfernt, 3/5

king creosote – thrawn (2011)
> eines der vielen werk kenny andersons, die man nicht unbeachtet lassen sollte, zum teil verblüffende ideen an song und arrangement, 3,5/5

neue töne (1082): emperor x

für ihn sicher ein ritterschlag, aber noise pop saboteur genannt zu werden, gefällt vermutlich nicht jedem. bei c.r. matheny aka emperor x aber sollte sich der groll sparsam halten. er lotet schließlich grenzen aus und wird es gewohnt sein, dass nicht alles bei allen widerspruchslos ankommt. frühe meinungsmacher sind aber immerhin tiny mix tapes oder pitchfork, die seine ersten lofi speedfolk alben abfeierten. kapriziöse brillanz wird ihm unterstellt, er sei eine mischung aus daniel johnston und dan deacon, seine songs seien catchy und mit lyrics unterlegt, die das herzchen anschlagen. er war gern gesehener gast in gallerien, bücherläden, universitäten, collegeradios usw., teilte aber die bühne auch schon mit sebadoh, nada surf, casiotone for the painfully alone oder john vanderslice, der ihn als "a serious genuis" bezeichnete, nachdem beide eine tour absolviert hatten. zudem machte sich matheny als produzent einen namen, u.a. sorgte er bei oxford collapse für den richtigen angang.
der new yorker fand es neulich erst wert über matheny zu berichten, als dieser mit einer feinen aktion fans zum graben anstachelte. denn er hatte einige tapes rund um den globus unter die erde gebracht und nun die gps koordinaten gepostet. lustig. mattheny lebt in los angeles, wo er auch sein letztes album "western teleport" schrieb, aufnahm, veröffentlichte. es erschien im frühherbst auf bar/none records. und ist ein weises album, dessen essenz es zu entdecken gilt. sie ist urteil und meinung, die einem nicht ins gesicht springt, sondern sich über songtitel, eine bildhafte sprache, die sich mosaiksteinchen bedient, um ein ganzes zu ergeben, und die passende musikalische untermalung erschliesst. die auseinandersetzung mit kulturellen und politischen einflüssen, mit der bedrängenden gegenwart, mit alltäglichen düsternissen findet auf einer tiefer gelegenen ebene statt. so gehen die gitarre- und piano- forcierten und von elektronika und perkussiven spitzfindigkeiten begleiteten lieder zunächst schlüssig und weitgehend hinderungsfrei ins ohr. doch kleine widerhaken setzen an, um der erinnerung vorschub zu leisten. zeilen bleiben zurück, interpretationsfetzen, ein anliegen. zum beispiel, antiislamistischen tendenzen in amerika entgegen zu treten, ängste zu nehmen, vertrauen zu schaffen, den anderen zu verstehen, nicht über einen kamm zu scheren. oder sich gegen umweltsünden stark zu machen. der themen gibt es für einen wie matheny viele, er ist ein unruhiger, stets beweglicher geist. er schreibt und nimmt an allen orten auf. so hat er stets einen rekorder im miniaturformat am mann, zudem ein kleines saiteninstrument und wenn ihm eine idee kommt, kann er schon mal zwanzig minuten in die einsamkeit einer toilette flüchten, um einem möglicherweise kommenden hit hinterher zu jagen. nicht zuletzt deshalb gibt es auf dem rechner des burschen einige hundert songs, die irgendwann einmal als versteckte datei auf seiner homepage auftauchen sollen oder als megaalbum, wer weiß.
chad ist ein überaus kreativer songwriter, ein guter wie engagierter sänger mit einer angeknarzten, mutmachenden, zugewandten stimme, er ist überaus intelligent, mutig und sucht stets die chance zur veröffentlichung. in den vergangenen jahren oszillierte er zwischen selfreleases und kleinen bis mittleren label, um seine lofitronic, die im gegensatz zur bezeichnung kraftvoll, diverse und stets glücklich verknüpft (in sich, innerhalb jedes größeren zusammenhangs (album?)) ist, an den mann zu bringen. daumen drücken für einen positiv verrückten, jungen philosphen.
ach ja, highlights auf "western teleport" sind ganz sicher das melodiöse "sig alert", das berührend anmutige "canada day", das flinke "defiance" und das energische "allahu akbar". nachfolgend habe ich Euch zum track aus dem neuen album einige ältere aufgeführt, zum vertraut machen mit mr. chad.
emperor x - erica western teleport (2011)
emperor x - signal meld (2010)
emperor x - go captain and pinlighter (2009)
emperor x - hallelujah (2008)
emperor x - addison aceh (2007)
emperor x - right to the rails (2005)
emperor x - exterminata beat (2004)
emperor x - the coursebook (1998)

Montag, Dezember 19, 2011

eingestreut (352): shelley short

so läufts manchmal. da wurde "then came the after" bereits am 11. november in australien veröffentlicht und die musikinteressierte welt schaut mit dem ofenrohr ins gebirge. während shelley shorts viertes album in down under auf flippin yeah erschien, wird es in europa via africantapes herausgebracht, vorgesehen ist hierfür der februar. aufgenommen wurde zwischen 2010 und 2011 im liophant studio mit alexis gideon und im studio von mike coykendall, beide in portland ansässig. geschrieben aber hat shelley die songs während zweier welttourneen, die sie einmal an der seite von m. ward und zum anderen an der von loudon wainwright III absolvierte. inhaltlich befüllt hat shelley das werk mit gedanken zu den freuden und düsternissen im zusammenhang mit menschlichen beziehungen und den mysterien des lebens. dargeboten das ganze mit einer außergewöhnlichen stimme. selten gehört, dass die verquickung von kindlichem anklang mit weiblichem timbre in einer person stattfindet. abgesehen vom exzellenten songwriting ist die darbietung rund und voll auf genuss geschaltet. an der seite von shelley darf sich zudem solch hervorragendes personal wie rachel blumberg (bright eyes) oder nate query von the decemberists austoben. gegenüber vorgängerwerken wie "a cave, a canoo" ist der sound etwas komplexer, zudem sorgen die live eingespielten aufnahmen für eine organische und dichtere atmosphäre, wenngleich immer shelley gesang ganz weit vorn an steht.
tracklist: 01. to carry / 02. right away / 03. plane / 04. steel / 05. the dark side / 06. caravan / 07. these walls / 08. june / 09. in the net / 10. electricity / 11. laugh the dust

shelley short - caravan by flippin yeah industries

shelley short - june by flippin yeah industries

neue töne (1081): dress rehearsal

eine kleinstadt in ontario. nicht viel mehr wird dort gehen, als wir es von einer stadt ähnlicher größe in hiesigen gefilden kennen. die brüder sean und kevin graham schnappen sich ein paar instrumente und werden musiker. ein ausweg. vor allem kevin beschäftigt sich mit dem songschreiben intensiver, während sean konzentriert an der ausarbeitung seines drumming arbeitet. eine highschool band lassen sie hinter und die erste truppe, in der die eigenen songs ausprobiert werden, wird tiger zebra getauft. doch auch sie ist nur ein meilenstein hin zu dress rehearsal, der nächsten stufe in ihrer karriere. eine längere zeit des erkundens im östlichen kanada und in südamerika liegt dazwischen, doch das ziel ist fest im blick. weiterhin musik machen, die besten songs schreiben, die die welt gehört hat. freunde werden um sich gescharrt, tiffany, die fantastische gesangsmelodien schreibt, mike langford, der in toronto produzent ist und den bass übernimmt, und so können schließlich die knapp 60 fertigen songs angegangen werden: sichten, aussortieren und einspielen. das debut "greens & honey" wird im sommer 2009 veröffentlicht. auf einer akustischen grundlage breiten sich lebendige gitarrenakkorde aus, die harmoniegesänge verweben sich mit dem fein austarierten schlagwerkeln. der bass bietet halt und so fühlt man sich bestens aufgehoben in dieser ganz eigenen musikalischen welt, die für sich vor allem den mann/frau gesang, die besonderen stimmen von tiffany und kevin beanspruchen kann.
damit die songs auch live funktionieren konnten, holte man sich mit paul vergeer und ryan watson zwei weitere musiker ins boot, für den bass und für die leadguitar. weiter gings im galopp. in diesem jahr schlossen zwei weitere veröffentlichungen auf. zunächst eine vier tracks umfassende ep, die ausschließlich cover enthält, von joanna newsom über beirut hin zu fionn regan und bon iver, nicht die schlechteste wahl. zudem wurden zwei neue tracks veröffentlicht, die in ihrer qualität eine neue stufe zündeten. sie sind bündiger, reifer und griffiger arrangiert. "river blue" ist ein satter ausritt an brennenden gitarren, wenngleich das akustische moment nicht außer acht gelassen wurde, "morning grey" gefällt sich an mundharmonika und einer etwas geruhsamen gangart. da kann man frohgemut in die zukunft blicken. hauptsache, die brüder vertragen sich.