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Mittwoch, Dezember 21, 2011

neue töne (1083): chelsea wolfe

dieses jahr zu beenden, ohne auf chelsea wolfe eingegangen zu sein, wäre, als würde ich den kindern weihnachten vorenthalten. die auseinandersetzung mit dem rauen doomfolk der in kalifornien beheimateten musikerin gleicht einem erweckungserlebnis. die schwere rhythmik des doom metal, die verankerung im stoizismus des blues, die geworfenen taue hinüber zum fragilen folkgerüst aus wimmernden synthiesüchten nebst der blendenden vokalakrobatik wolfes ergeben ein soundbild einer vemeintlich schiefen romatik. kleidsam für die gestalten der nacht. doch das wie in schwebe gehaltene mysterium ist nur ein schwach bewegliches fluidum, das die stütze bildet für gedankenschwere lyrics, die sich auf dem neuen album "ποκάλυψις" ("apokalypse"), auf pendu sound erschienen, geradezu idealistisch um die endzeit, um die enthüllung von dingen, um das offenlegen und entdecken drehen. im gegensatz zum vorgängerwerk "the grime and the glow" eine optimistische ausrichtung, denn das debut suchte noch die auseinandersetzung mit dem alltäglichen leben widerzuspiegeln, einer realität, in der es durchaus erhellendes gibt, um dem schrecken, der in ihr wohnt, etwas entgegen zu setzen.
mit ca. neun jahren begann chelsea erste soundspielereien im studio ihres vaters. doch erst sehr spät teilte sie die ergebnisse ihrer zurückgezogenheit. inspiriert von der arbeit mit einer performancetruppe, mit der sie einige zeit tourte und in den abstrusesten locations ( u.a. alte kernkraftwerke) auftratt, nahm sie erste songs auf, die schließlich zu "the grime and the glow" kulminierten, ihrem erstling. die songs wurden auf einem tascam 8 track fixiert und stehen vor allem atmoshärisch dem nachfolgenden tonträger entgegen. hier noch viel offener und lichtdurchtfluteter, an manchen stellen akustisch anmutend.
erinnerungen an rose kemp werden wach, doch wolfe agiert weniger stampfend und seltener so kompromisslos. ihre klangbild ist dafür klaustrophobischer, die dem hörer begegnende enge ist unmittelbarer, verfänglicher. wenngleich der gesang der schwärze entrückt ist, umweben ihn die eisigen klänge der nacht. so steht man geschunden zwischen den stühlen und wankt zwischen den elementen, den glissandierenden gitarren, den hier dramatisch polternden, dort wüst scheppernden drums, den sirenengleichen synthieschwingungen, dem aufregten schleifen von eisen. während in "to the forest, towards the sea" am ende des albums die kälte explodiert, sucht der früher angesetzte song "tracks (tall bodies)" versöhnung im warmen reigen von betörendem gesang, bleichem drumming und besonnenen gitarren. der grieche nutzt das wort apokalypse auch für offenbarung. zwei seiten einer medaille, die einander bedingen. das dem horror genre entlehnte hauchen und stille schreien des openers gleitet hinüber in den anschmiegsamen beginn von "mer", dem vermeintlich stärksten track des albums, einem lied, das sich in der waage zu halten sucht. das unten stehende video zeigt es in einer ausgezeichneten liveversion, die die latente hinwendung zur hypnose glänzend einfängt. "demons" ist giftiger düsterrocker, "movie screen" verhuschter abgesang im deepen bluesgewand, "the wasteland" echoisiertes verhängnis. weiteres mehr ist zu erwarten auf einem weniger inszenierten, als vielmehr leidenschaftlichen album einer künstlerin, deren blick man scheuen mag, die man aber gewiss im auge behalten sollte.

chelsea wolfe - mer by pendu

chelsea wolfe - advice & vices by pendu

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