Dienstag, Dezember 02, 2014

neue töne (1465): bruch


photo by david visnjic

in die tanzlokale hat man mich nur zögerlich gebracht. für techno war ich lang zu alt, alles, was davor gegeben war, war mir zu zeiten zu süßlich. hätte ich bruch zur hand gehabt, hätte ich an einer dancefloor karriere gearbeitet. hätte hätte fahrrad.... hier stimmt der beat, zur not wird er mittels sirene in seine einzelteile zerlegt, um neu an die kette gelegt wieder auf den hörer losgelassen zu werden. dazu intoniert ein frisch in die stirn gescheitelter falco- elvis- verschnitt in versätzen. keine spur von nebulöser ölung, im gegenteil ist das konzept durchschaubar und genau deshalb in meinen ohren erfolgreich. quietschesynthie, pulsierende rhythmik, verzerrter gesang, rock 'n' roll mit greinemiene und tiefem lächeln im ausfallschritt. fühlt sich an, als würde man einen dieser einträglichen österreichischen humorstreifen in viel zu schnell sehen.

in schrillheit und aller notwendigen grellheit an keiner stelle ein zu viel. die belebung erfährt sich aus sich selbst und stellt sich selbstbewußter denn je der rezeption. federnd das vorwärts, wie der vermeintliche wiegegang des fordernden protagonisten, der sich von oben herab beugt, um dem hörer ins gehör zu greinen. spacesounds becircen das rund, hall ausgeschlagen der klangraum, verteufelt einfach, nein verteufelt kraftvoll, handlich, fleischig, bissig. die triebfeder ist der garaus. attitüde vor plattitüde. agitation vor imagination. neo punk 'n' noise. aggressive steife. kontrollierter griff. blind geschlagene musik, die sich sicher geführt weiß. 

bruch ist zunächst philipp hanich, kreativer kopf und zugleich akteur in der front. sein eindruck deckt sich mit vermessenheit. seine agilität preist den gestus. und doch verkommt hier musik alles andere als zu einem kasperletheater. die energetische fiebrigkeit und der zur schau geführte aplomb stellen nur formensprache dar, sind eine lesart für die übersetzung in eine kollektivleistung. zu der tragen, und wir befinden uns dabei in den tiefen des wiener totally wired records umfelds, anna pü (voc, keys), dino spiluttini (git.), sebastian ploier (b) und jonas geise (dr) bei. mit "my name should be trouble" legte die truppe aus dem fernen nachbarland im oktober einen neuen 12tracker vor.

referenzkontrolle geziemt sich nicht. die verweisevielfalt gängelt die akteure. new wave romantik rackert sich unter dem diktat des proklamierenden ab: "walking paradox", tanzdrill mit "wrap me up", ein formidabler hit unter "take me home vienna" kaum versteckt, kühler synthiepop an "the devil on my back", hallgetauchte erinnerung "trouble", offene worte neben "that's what love is". "my name should be trouble" ist tonale verfänglichkeit, eine zitatewerkstatt, ein gewitter an coverideen und vor allem ein erneut großartiger release aus der heimlichen pophauptstadt europas, zu dem ich meine müden beine in bewegung bringen werde.

trackist: 1. sugary 04:31 / 2. walking paradox 03:46 / 3. wrap me up 03:09 / 4. chemicals 02:42 / 5. rr 02:26 / 6. take me home vienna 04:03 / 7. attention addicts 03:17 / 8. the devil on my back 03:51 / 9. trouble 03:52 / 10. like i am 02:29 / 11. that´s what love is 03:54 / 12. panik möchte ich singen 3:17

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