Dienstag, Oktober 21, 2014

neue töne (1447): the gentle lurch


ein klares bild ist gezeichnet. artwork und inhalt koinzidieren. instrumente wie organe aus dem klangleib seziert. das federnd beatende grundschlagwerk, die becken fetzend, das munter angeschlagene piano, die freigeistige gitarre und dazwischen, darüber, darunter gesang, so mutig, so konzentriert, so mittendrin und doch singulär und originär verkauft. eine stimme wie tausende und doch von freundlichkeit benetzt, womit sich auch den schwierigsten themen begegnen lässt. das männliche aquivalent trifft smog, trifft tindersticks, trifft mich. schleifend in der rotunde, runde für runde, bis der stahl weicht. es gibt keine gewähr, freilich, aber das glück zwischen den wäschestangen ist immer jung. die erinnerung fest: gewonnene spiele, der frust des temporären garaus, das junge leben der noch jüngeren mütter. unter beobachtung. das sein. das tun. und immer eine ahnung von allem. das leben atmet sich schwer ins glück. nur in den nöten freilich fällt es sich leichter.

in der musik von the gentle lurch findet sich eine passion zur ergründung von mauervorsprüngen und hinterhofschönheiten, zum deatil, findet sich eine vernunft zur machbarkeit und zugleich ein hang zur koketterie, doch den absprung zu (ver-) suchen, finden sich mehr transparente als diffus wirkende momente, für klarheit zahlt man in der regel einen angemessenen preis, findet sich harmonie, die nicht in den clinch will, findet sich mehr. 
es ist ein karges, wenngleich statisch mit achtsamkeit ausgestattetes gerüst, das die feinen songlinien begleitet. gegründet auf feinstem gespür für momente, für stimmungen. hier kann losgelassen werden, ohne dass man sich der spuren vergewissern müsste. brotkrumen säumen den weg.

wenngleich jedes lied eine eigene charakterisierung offenbart, ist der longplayer von einer unnachahmlichen stringenz gekennzeichnet. sie ruht im steten willen zur unscheinbaren kunstfertigung. jeder note wird ein wille abgerungen, teil des ganzen sein zu wollen. harte arbeit, die in ihrer ungezwungenheit erst so schön klingen kann. lob gab es allerorten für "workingman's lurch", dem dritten album der dresdner band the gentle lurch. zurecht. nur die genrebezeichnung klang meist etwas holprig. vielleicht entzieht man sich dem stilechaos aber auch lieber. wenn zwischen countryeskem und folk geswitcht wird, lässt man die anteile an gospel oder americana außer acht, zeigt sich ungerecht gegenüber dem pop. letztlich marginalien im kontext einer viel zu wachen musik.

cornelia mothes, frank heim, lars hiller, ronny wunderwald und timo lippold sind the gentle lurch. "workingman's lurch" erschien am 25. juli auf k&f records.



21.10. Dresden / Societaetstheater

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