konzerte sind immer auch rahmenbedingungen. wenn diese passen, ignoriert man sie oder behandelt sie gerade mal beiläufig, wenn man zurückschaut. wenn sie sich allerdings als querschläger entpuppen, diese bedingungen, dann will man das auch gern genauer beleuchtet haben. nun ist man sicherlich, so wie wir im gestrigen fall, etwas milder gestimmt, wenn man in eine noch nicht eroberte location kommt. das strom, unweit der poccistraße, nah am kresiverwaltungsreferat, der wiesn und dem a-amt, liegt nicht so übel, wie es die unterführung zunächst glauben machen will, über die ganz sicher so manches verkehrsmittel rumpelt. doch davon war wenig zu hören, die musik stand im ehemaligen stromlinienclub im vordergrund. und dies in vielfacher ausführung. denn bevor die von uns präferierten buke and gase antreten durften, machte austin lucas im zweigeteilten raum lärm. ich glotzte hin und wieder rüber, obwohl ich laut eintrittskarte nur für ein konzert an diesem abend eingeladen war, und fand das sehr ansprechend, bluesrock der alten schule mit verve.die band schepperte so laut, dass man in dem abstellraum gleichen ambiente, in dem wir uns befanden, um auf die beiden brooklyner musiker zu warten, alles prima mitbekam. warum gleichzeitig noch musik vom band eingespielt wurde, war völlig unverständlich und ließ mich zunehmend reizbar werden. diese art von stereosound kann ich nun überhaupt nicht leiden.
doch die klagen fanden ein jähes ende mit dem erscheinen von arone dyer und aron sanchez.über die beiden habe ich im klienicum ein ums andere mal referiert, zuletzt um ihr aktuelles album "general dome" abzufeiern. erläutert hatten wir darüber hinaus die besonderheiten dieses ungewöhnlichen duos: die notwendigen hinweise auf die selbst gefertigten instrumente, die einen so ungewöhnlichen sound kreieren, der gitarre- bass- hybrid, bedient von flinken männlichen händen, die in aller erforderlichen größen über das brett huschen, die sechssaitige bariton ukulele, auf der sich reisserisch melodien greifen lassen, dazu die fußbediente drum, die schellen am knöchel, die stampfend oder klopfend in gang gebracht werden.
herauskommt eine so prägnant anders klingende klangkonstruktion, dass man sich schnell vereinnahmt sieht. der charakter ist fast aggressiv, vorwärts pushend, athletisch, tänzelnd, federnd, behende. polythythmen umzingeln, harmonien durchkreuzen und die schwere der gase befeuert. konzentriert und perfekt aufeinander abgestimmt, glänzen die beiden protagonisten mit einem zur bewegung animierenden spiel. sie selbst, vor allem arone, sitzen kaum still. gerade die in schwarz gewandete musikerin tänzelt gerade zu auf ihrem kleinen stuhl, beackert dabei die buke, die mal blechern klingt, mal saitenbelastet schnarrt, immer hochtönend die führung übernimmt. nebenher klappern die kleinen glöckchen am beschuhten fuss. immer hält arone augenkontakt mit ihrem partner. aron ist der ruhigere, introvertierte part. doch seine arbeit hat dominanz. der kraftvolle einsatz schiebt und treibt die kompositionen ins rampenlicht. ungeheuerlich ist die wucht, mit der die dicken stahlseite raumgreifend klänge produzieren. die meisterschaft von buke and gase liegt in der beherrschung dieses ungewöhnlichen soundmixes. er sehnt sich nach dem blues des frühen zwanzigsten jahrhunderts, nach altväterfolk und nach dem tweepop und erhält regulierung und kontrolle in allen erdenklichen ausprägungen. nicht zuletzt weil arone eine stimme darüber setzt, die markerschütternd nach weihe ruft. dieses hell geprägte organ ist schrill, anschmiegsam, fordernd, agil und nicht zuletzt aushängeschild dieser band. die begeistert die rund dreißig köpfe große runde mit songs natürlich vornehmlich vom aktuellen album, aber auch mit ausflügen in die noch kurze schaffensperiode. allein der einstieg mit dem opener "houdini crush" sowie dessen nachfolger "hiccup" vereinnahmt. das sofortige wiedererkennen macht die runde und die kundigen anwesenden kopfnicken sich in das weitläufige set. "houdini crush" bringt auf den punkt, was die beiden können. hooks und harmonienreichtum, die kunst an der bassgitarre, die den drive produziert und die mächtigkeit, die geschliffene lust an der kleinen ukulele, der garstig frohlockende gesang. ein stück für die ewigkeit.
die augen von arone leuchten und sie spähen das publikum aus. sie suchen kontakt und finden partner. manche hier singen mit, alle anderen leuchten zurück. "hiccup" ist ein stampfer und kollernder bär. dumpfes rollen neben munteren hüpfer. versteht das noch einer? das erste album "riposte" und die ep "function falls" werden mit einer handvoll songs gestreift, die in sachen intensität und spielfreude in keiner weise nachstehen. hier wurde ein genre erfunden und immer wieder neu belebt. mit "hard times" folgt alsbald einer meiner lieblinge, da arone hier die gesamte bandbreite ihrer gesanglichen fähigkeiten aufzeigt, weil hier die buke brennt, ohne aufzugehen. dieses hinhalten, auf den höhepunkt zusteuern reisst auch live mit. es gäbe noch so viel zu erzählen, allein die fingerfertigkeit der beiden würde bände füllen. jedem einzelnen song liegt ein ungewöhnliches konzept zugrunde, dass es lohnen würde, ihm auf den grund zu gehen. aber es bleibt in jedem fall die erinnerung an aufregende 80 minuten.
klagen über das strom? war da was? ja, da war was. nicht nur der ungewöhnliche zeitplan, das halbwegs parallele abfeiern von bands, nein, auch die in gang kommende visionsparty war zu beklagen. denn durch die provisorische trennwand hämmerten noch während des buke and gase konzerts die ersten songs. es war eine farce und ein nicht wieder gut zu machender faux pas. natürlich lächelten die beiden darüber hinweg, was sollten sie auch machen? aber manch bissigen kommentar konnten sie sich nicht ersparen. zum glück waren ihre regler eh schon auf volle pulle gedreht, so dass man während der songs keine störung empfand. dennoch kann ich die rücksichtslosigkeit und die ignoranz der clubbetreiber nur auf das schärfste verurteilen. so geht man weder mit den auftretenden noch mit seinen gästen um. fünf! setzen!
eine zugabe aus zwei tracks beendete den auftritt, nach dem sich arone und aron den aufgeregten
fragen ihrer fans übergaben.
setlist: houdini crush / hiccup / your face left before you / medulla oblongata / misshapping introduction / fussrate / fite / outt! / hard times / in the company of fish / general dome / my best andre shot / split like a lip / sleeps get your ghost / cyclopean / tending the talk
buke and gase - hiccup by brassland
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