«in der kunst macht man keine dummen scherze.»
wohlig richten wir uns dort ein, wo die stimmungen nicht kippen. ein mindestmaß an harmonie halten wir nicht nur für unabdingbar, sondern für ein grundrecht. schmerz darf nur sekunden andauern, danach rufen wir nach linderung. überall sind wir von analgetika und sedativa und hypnotika umgeben. die berührung des seins mit uns selbst ist eine nicht zu akzeptierende tangierung. wer nicht außen vor bleiben kann, hat verloren. rabe bringen uns schmerzen aufs neue bei. das unmittelbare hinlangen ohne zärtelnden "leiwand"-"bussi bussi"-"ösi"-auffang haut zunächst mal ordentlich vor den latz. doch wer sich ein wenig mit dem ansatz und den prämissen des alpenländischen labels totally wired records vertraut gemacht hat, den wird wenig verwundern, dass die frühen ansätze, dass die ersten knotenpunkte manch bereits veröffentlichter band, wir nennen in kenntnis dot dash, clemens band denk, kristy and the kraks und bruch, dort zusammenkommen, wo früher eben rabe darüber stand. bernhard (keys/voc), clemens (dr/voc), kathi (guit/voc), matthias (guit/voc), philipp (bass/voc) (und später auch als gast thomas (vocs: psycho mafia)) schufen vor zig jahren mal eine sehr persönliche langspielplatte namens "take it easy", deren inoffizieller status ein solcher bleiben soll. dass zu jenen zeiten aufnahmen unveröffentlicht blieben, klar, dass sie nun doch noch ans tageslicht gelangen, spricht für sich. mit "kippenberger poster" wird nicht nur (ein wenig) des künstlers martin kippenberger gedacht, der in eben jenem wien, von wo aus mittlerweile die versammelte musikerschar agiert, eines wenig rührenden alkohol induzierten, viel zu frühen todes starb, sondern vielmehr noch der tatsache, dass es einer rückbesinnung bedarf auf fast vergessene werte. die echtheit von ausdrucksschmerz etwa, kunst um des (über-) lebenwillens auszuüben, die nase in den eiskalten wind zu hängen, die gitarren staubig zu überreissen, die orgel steif quengelnd zu malträtieren, das schlagwerk polternd, krachend in stellung zu bringen und das allesamt in einer wirkungstreuen haudraufattitüde. werte! versteckspiele können andere. kippenberger hätte sich vor freude ins hemd gemacht.
«ich gehe in den birkenwald, denn meine pillen wirken bald.»
"mein kippenberger poster" beklemmt im agitschreien, zwischen egomanischer erregung und politischem grundzweifel verhilft sich der hörer mit stampfendem fuß. "psycho mafia" unterschwellt. giftig, herb und unter alarm gestellt. "holiday" bewegt sich in melodie, angestachelt von einer linkischen orgel erbrechen sich zweifel in brüskiertem gesang. "revolte" bratzt ungeschlacht, aus dem nosieklawitter trotzt der stimmenfang. mit unter zwei minuten werden grenzwerte noch lange nicht erreicht.
die vinylsingle kommt in einem feinen pappschuber mit siebdruck nebst eines satzes postkarten. erhältlich über die label- webseite bzw. bandcamp.
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