über melissa rodenbeek und hiram lucke habe ich in diesem blog schon mehrfach worte verloren. das gleiche paar existiert als band seit 2003 und hat seit jenen tagen einiges an musikalischem material abgeworfen, auf das ich mich immer wieder gern stürzte. unter ihrem firmennamen the harvey girls, im übrigen nach kellnerinnen benannt, die entlang der at&sf railways im späten 19. bis mitte des 20. jahrhunderts bedienten, entstand musik, die zwischen popsensation und klangexperiment changiert, die sich der sofortigen beschreibung und schubladisierung entzieht, die mehr ist als bloßes ohrenfutter. hier verkannten sich leben, hier sucht das vitale nach nicht nur einem ventil, hier liegen gründe für vielerlei facetten. wer den beiden lofi und d.i.y. entgegen brüllt, wird nicht verkloppt und ausgeschieden, nein, er erhält ein ruhekissen zum abregen und einen vortrag über das werden, über das wohl und wehe. selbst würden die beiden sich als zwitter aus shangri-las und prince paul produktion bezeichnen. gern lassen sie sich aber auch von neuen fundamentalen genrebezeichnungen überraschen.
sie haben ihre alben über die eigene webseite vertrieben und über netlabel wie imaginary albums oder spoilt victorian child. mittlerweile sind sie bei circle into square angekommen, bei dem sie auch aktive mitgestalter sind. im jahr 2010 veröffentlichten sie dort das bis dahin beste album ihrer karriere "i've been watching a lot of horror movies lately", die dazugehörige klienicum rezension findet sich hier.
mit "sidereal time" legen die beiden nun endlich nach, am 09. oktober wird das neue full length auf cirlce into square erscheinen. der opener "moonrise" geriert sich vertraut, sengend, wabernd, gesänge, die sich in den klangschwaden behaupten, ein einziges kollektives innehalten oder vielmehr eröffnen, mit an bord benoît pioulard. "ft. worth, 1963" hält eine ähnliche stimmung, wird jedoch durch ein griffiges klavier stabilisiert. die geschichte eines mädchen und ihres pferdes wird erzählt, und von augenblicken, in denen man seinen sinnen nicht traut, nicht trauen kann. fast schon sinfonisch wird ein klangteppich ausgebreitet, auf den sich die eindrücke schwer niederlegen. mit "between the stars" sucht das duo einen neuen ausdruck, changierend zwischen kinderlied und einer afrikanischen stammeshymne. belebtes drumming, eine leiernde melodica, etwas klingelndes, etwas glöckelndes. in der strophe dominiert hirams stimme, im refrain suchen sich die partner. "here is a darkness between the stars holding your absence." wir hätten es nicht mit the harvey girls zu tun, wenn nicht gerade nach einem solchen song ein uneindeutiges gefühl zurückbliebe. die emotion bejaht und der kopf ruft "ausblende!". "superman keeps slipping" oder "picher, nowata" schrubbeln, schwurbeln, balzen. erneut erweisen sich the harvey girls als ausbund an kreativität in sachen songkonstruktion, arrangement und harmonienlehre. man wollte titel springen, um der hoffnung ausdruck zu verleihen, dass auch am ende dieses albums gleichsam gutes zu finden ist. ist es. "here's to hoping your heroes are real" und "crows in grass" zeigen sich von einer 20 dollar nylonstring guitar inspiriert und werden ergänzt um banjo (josh millard) und saz, einem türkischen saiteninstrument (cord amato). darüber hinaus kommen auf dem wohlklingenden album streicher, hörner, sägen, pianos und glockenspiele zum einsatz, neben den gebundenen gesangsharmonien. überraschungsreich und doch ausgeglichen, in eine form gegossener ausbund an ideen und mut.
tracklist: 1 moonrise / 2 ft. worth, 1963 / 3 between the stars / 4 superman keeps slipping. / 5 picher, nowata / 6 here's to hoping your heroes are real / 7 she rode flying horses / 8 crows in grass / 9 sun dogs
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